Julius Evola

italienischer Kulturphilosoph
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Julius Baron Evola (* 19. Mai 1898 in Rom; † 11. Juni 1974 in Rom; eigentlich Giulio Cesare Baron Evola) war ein italienischer Philosoph, Esoteriker und einer der prominentesten Vertreter des Kulturpessimismus.


Leben und Ideen

Evola genoss eine strenge katholische Erziehung. Wenig später wandte er sich jedoch vom Katholizismus ab und den Idealen der heidnischen Antike zu. In seinem ersten diesem Themenkomplex gewidmetem Buch Heidnischer Imperialismus (1928, dt. 1933) plädiert er für einen hierarchisch aufgebauten organischem Führerstaat, einem sakralen Reich nach dem Vorbilde des antiken Römischen Reiches. Die zugrundeliegende Prämisse „Die Überlegenheit beruht nicht auf der Macht, sondern die Macht auf der Überlegenheit“ bezieht sich auf überweltliche, transzendentale Fähigkeiten, die die Regentschaft des Führers eines solchen Reiches, eines Priesterkönigs, legitimieren. Die dem Römischen Reich in Europa folgenden, sich mit fortschreitender Zeit immer stärker dem Materialismus zuneigenden Gesellschaftsordnungen bezeichnet Evola als involutiv, d.h. als vom kulturellen Niedergang gezeichnet und somit dem Untergang geweiht. Insbesondere die gesamte Moderne lehnt Evola ab, denn es fehle „das Sakrale der Antike“; er selbst versteht sich als Traditionalist im Sinne René Guénons, auf dessen Werke, wie etwa Die Krisis der Neuzeit (dt. 1950), Evola vielfach hinweist.

Als Hauptwerk Evolas gilt das 1934 erschienene Buch Revolte wider die moderne Welt, das die Nachteile (aus Evolas Sicht) insbesondere von Demokratien, aber auch von Kommunismus, Nationalsozialismus und italienischem Faschismus aufgreift und anprangert. Evola indes hat sich nie für Politik einnehmen lassen. Beispielsweise vertrat er ohne Rücksicht auf die wechselnden Vorlieben Mussolinis seine eigenen Positionen.

Ein wichtiger Begriff im Werk Evolas ist jener der „Rasse“, der aber ganz anders zu verstehen ist als in der anthropologischen Deutung des Nationalsozialismus. Einen Biologismus lehnte Evola immer ab; für ihn bedeutet „Rasse“ Kultur, Elite und Aristokratie im transzendentalen Sinne. Insbesondere Houston Stewart Chamberlains Auffassung zur Rasse wies Evola mit scharfen Worten zurück. Das auf Mussolinis Drängen hin veröffentlichte Werk Grundrisse der faschistischen Rassenlehre (1941, dt. 1943) wollte Evola als Kontraposition zur nationalsozialistischen Lehre verstanden wissen. Bemerkenswert ist, dass Evola die Begriffe Volk und Nation ablehnte. Das Volk widersprach seiner aristokratischen Einstellung, und die Nation lehnte er ab, weil sie aus der Französischen Revolution (1789), „dem Ursprung allen demokratischen Übels“, kam. Evola, der die deutsche Sprache in Perfektion beherrschte und Deutschland und dessen Geschichte als Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation von früher Jugend an bewunderte, lehnte daher auch den Nationalsozialismus ab. Er war ihm zudem zu modernistisch; die biologistische Ausrichtung war ihm zuwider, seine traditionalistischen Grundsätze sah er im Dritten Reich als verloren an. Gleichwohl sah er in den Überlegungen Heinrich Himmlers, einen Ordensstaat der SS einzurichten, etwas Bewundernswertes. Aber genau diese SS überwachte und behinderte ihn, wo sie nur konnte; sie sah in ihm den „reaktionären Römer“.

Im April 1951 wird Evola wegen „Verherrlichung des Faschismus“ und wegen „Bildung einer faschistischen Verschwörung“ verhaftet, in einem aufsehenerregenden Prozess jedoch freigesprochen.

Die Studentenbewegung um 1968 setzt sich mit Evolas Buch Cavalcare la tigre (1961; dt. Den Tiger reiten (1997)) auseinander; Evola selbst kritisierte die Oberflächlichkeit dieser Bewegung.

In den 1980er Jahren galt Evola unter rechtsextremen italienischen Terroristen der „Bewaffneten revolutionären Zellen“, die im Londoner Exil lebten, als ideologische Grundlage. Im letzten Jahrzehnt vereinnahmte insbesondere die Neue Rechte, die sich häufig auf die Weimarer Jungkonservativen beruft, Evola für sich.

Werke

Evola hat ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen. Es besteht aus 25 Büchern, 300 längeren Essays und über 1.000 Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätzen. Nur ein Teil davon ist ins Deutsche übersetzt worden, einige Aufsätze wurden original in deutscher Sprache geschrieben. Die umfangreichste Evola-Bibliographie stammt von Karlheinz Weißmann und ist dem untenstehenden Werk Menschen inmitten von Ruinen angehängt.

Übersetzungen in die deutsche Sprache (Auswahl)

  • Heidnischer Imperialismus. Leipzig, 1933.
  • Grundrisse der faschistischen Rassenlehre. Berlin, 1942.
  • Erhebung wider die moderne Welt. Stuttgart, 1935. [Neuübersetzung: Revolte gegen die moderne Welt. Interlaken: Ansata-Verlag, 1982.]
  • Menschen inmitten von Ruinen. Tübingen: Hohenrain, 1991.
  • Den Tiger reiten. Engerda: Arun-Verlag, 1997.
  • Metaphysik des Sexus. Stuttgart, 1962.
  • Magie als Wissenschaft vom Ich. 2 Bde. Interlaken, 1998.
  • Das Mysterium des Grals. [Aufsatzsammlung.] Schwarzenburg: AAGW, 1978.
  • Die Hermetische Tradition. Interlaken: Ansata-Verlag, 2001.
  • Der „Arbeiter“ im Denken Ernst Jüngers. übers. v. Anton D. Monaco u. Ursula Rockser. Mailand: Le Rune, 2003.
  • Tradition und Herrschaft: Aufsätze von 1932-1952. Schriften zur politischen Wissenschaft Bd. 8. Vorw. v. Martin Schwarz. Aschau i. Ch.: San Casciano, 2003.