Vardan Vardanovich Kushnir (* 22. November 1969 oder 1970[1] in Armenien.[2], † 24. Juli 2005 in Moskau) war ein bekannter Spammer armenisch-jüdischer Abstammung der die Sprachschule American Language Center (ALC) in Russland sowie die Sophim Inc. in Florida betrieb und der an einen Großteil der russischsprechenden Internetgemeinde unaufgeforderter Emailwerbung gesendet (oder kurz sie "gespammed") hat. Kushnir wurde im Jahr 2005 durch Schläge auf den Kopf getötet.
Karriere
Zwischen 2001 und 2005 verschickte Kushnir seine Email-Werbung nach Schätzungen regelmäßig und unaufgefordert an bis zu 25 Millionen Emailnutzer je Sendung. Obwohl nur Moskoviten zu seiner "Zielgruppe" zählten, erreichten seine Emails unter anderem auch Nutzer in der Ukraine, den Vereinigten Staaten und Israel. Im Verlauf des Jahres 2004 ging die Zahl der durch ihn versandten Spam-Mails zurück, da ihm der Zugang zu öffentlichen Email-Systemen fast vollständig verwehrt wurde. Stattdessen setzte er nun vermehrt auf ICQ zur Verbreitung seiner Spam-Mails.
Sein Name als Verursacher von Spam-Mails wurde öffentlich bekannt und durch diverse Posts (u.a. auch inklusive weiterer persönlicher Daten) im Internet immer weiter verbreitet. Zahlreiche Betroffene versuchten sich zu rächen, indem sie Sex-Anzeigen oder Anzeigen für Immobilienschnäppchen unter Angabe der Telefonnummer seiner Sprachschule schalteten. Die Webseiten seiner Firma wurde außerdem zum Ziel von Denial-of-Service Angriffen durch Hacker.[3]
Der damalige russische Minister für Kommunikation Andrey Korotkov, der selbst persönlich massiv Spam-Emails von Kushnirs erhielt, nahm eine Sprachnachricht an Kushnir mit der Aufforderung auf, den massenhaften Emailversandt zu stoppen. Die Nachricht wurde von Golden Telecom, damals einem der größten russischen Internetdienstanbieter, verwendet, um per Computer wiederholend die Telefonnummer von ALC zu wählen und Korotkovs Nachricht abzuspielen.
Zwischen 2002 und 2005 versucht Kushnir und seine Firma über den Internetprovider RiNet einen Internetzugang zu bekommen, allerdings wurde dies von RiNet mehrfach abgelehnt. Schließlich erhielt er von einer kleinen Internetfirma einen Internetzugang. Es sollte erwähnt werden, dass Kushnir nie nachgewiesen werden konnte seinen eigenen oder den Internetzugang seiner Firma für den Versandt von Spam genutzt zu haben.
Ein Anwalt namens Anton Sergo reichte eine offizielle Beschwerde bei der russischen Antitrust-Behörde ein, die für die Überwachung der russischen Werbung zuständig ist. Kushnir ignorierte die Aufforderungen der Behörde auf Auskunft oder Erscheinen. Schließlich erschien er doch vor der Behörde und sagte aus er wüßte nicht, wer die Werbung in seinem Namen verschickt. Die Beschwerde wurde daraufhin abgewiesen.
Im April 2001 forderte der Staat von Kansas ihn und Michael Walker, den Mitinhaber der Firma Sophim Inc. auf, ihre Spam-Emailkampagnen für den Kauf von Sophim Inc. Aktien zu stoppen, da die Sophim Inc. zum Zeitpunkt der Werbeaktion noch nicht registriert war und weder Kushnir noch Walker als Börsenmakler lizenziert waren.[4]
Tod
Am Sonntag, 24. Juli 2005 (in einer Quelle wird der 27. Juli als Todestag angegeben[5]) wurde Kushir tot in seinem Apartment, das er mit seiner Mutter gemeinsam in Moskau bewohnte, aufgefunden.[2] Eine Autopsie zeigte, dass er in Folge mehrfacher Schläge auf den Kopf verstorben war. Die Polizei glaubte nicht an einen Zusammenhang mit Kushnirs Aktivitäten im Spamming-Bereich, sondern ging von einem Raubmord aus. Der Polizei zufolge wurde sein Apartment nach Wertgegenständen durchsucht und ausgeraubt. Laut Zeugenaussagen wurde er zuletzt beim Verlassen der bekannten Moskauer Szene-Bar Hungry Duck in Begleitung von drei Damen gesehen. Außerdem wurden in einem Trinkglas in der Wohnung Reste eines starken Schlafmittels nachgewiesen, was die Ermittler in ihrer Theorie zum Raubmord bestärkte. Im August 2005 berichtete russische Medien von der Verhaftung vier Verdächtiger im Zusammenhang mit der Ermordung von Kushnir. Die Vier behaupteten Kushnir hätte versucht sich an einer der Vier, einem 15-jährigen Mädchen, zu vergehen. Um sie zu schützten hätten sie Kushnir dann auf den Kopf geschlagen. [5]
Viele russischen Medien konnten ihre Freude über Kushnirs Tod kaum verbergen, da er viele Emailkonten des Landes massiv überlastet hatte. Unter Anderem seine Aktivitäten führten auch dazu, das viele ausländische Email-Server alle Mails, derern Ursprung in der Top-Level-Domain .ru lag, blockierten bzw. deren Annahme verweigerten, was es vielen Russen erschwerte mit dem Rest der Welt per Mail in Kontakt zu treten. Obwohl er selbstverständlich nicht der einzige Verursacher des russischen Spam-Problems war, verkörperte er die Ursache für viele Russen und Ausländern wie kein Anderer.
Einzelnachweise
- ↑ Anticopyright.ru-Wiki Eintrag zu Vardan Kushnir. Abgerufen am 11. Februar 2015.
- ↑ a b Mark Looy: The Sleazy Life and Nasty Death of Russia’s Spam King, Wired, March 2, 2006. Abgerufen am 11. Februar 2015
- ↑ Zu Tode geprügelt: Berüchtigter russischer Spammer ermordet, Der Spiegel. Abgerufen am 11. Februar 2015
- ↑ Sophim, Inc. Michael Orrin Walker Vardan Kushnir - Emergency Cease and Desist Order. Abgerufen am 13. Februar 2015.
- ↑ a b Russian Police Claim Biggest Spammer's Murder Solved, Armeniapedia: the online Armenia Encyclopedia, August 15, 2005. Abgerufen am 11. Februar 2015
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kushnir, Vardan |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Spammer armenischer Abstammung |
GEBURTSDATUM | 22. November 1969 |
GEBURTSORT | Armenien |
STERBEDATUM | 24. Juli 2005 |
STERBEORT | Moskau, Russland |