Gerd Semmer

deutscher Lyriker, Feuilletonist und Übersetzer
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Gerd Semmer (* 21. Dezember 1919 in Paderborn, † 12. November 1967 in Ratingen) Lyriker, Feuilletonist und Übersetzer; gilt als "Vater des deutschen Protestsongs".

Geboren 1919 in Paderborn als Sohn eines Schneiders musste er die Gymnasialzeit unterbrechen, um eine Schneiderlehre beim Vater zu absolvieren. 1943 Meisterprüfung in Weimar. Anschließend holte er das Abitur nach. Nach Meisterprüfung und Abitur war für Semmer der Weg frei, seinen kulturellen und politischen Interessen nachzugehen. 1943/44 und 1946 Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik in Wien, nach Kriegsende seit 1946 auch der Romanistik und Soziologie in Marburg. Beeinflussung durch Bertolt Brecht beginnt er eine Doktorarbeit über dessen frühe Stücke (1953 aufgegeben). Literarische Veröffentlichungen bleiben zunächst ungedruckt. Daneben Interesse am Puppenspiel: die Kasparmaske wird schon früh auch zum Vehikel, politische Kritik zu äußern. 1951 in Marburg Stelle als Dolmetscher in der dortigen Marokkaner-Kaserne. 1952-1956 Regieassistent und wissenschaftlicher Berater bei Erwin Piscator in Marburg und Gießen, Mitarbeit an zwei Büchner-Inszenierungen (Dantons Tod, Leonce und Lena). 1953, nach Gründung einer Familie, Umzug nach Düsseldorf. Arbeit als Redakteur für die humoristisch-satirische Zeitung Michel (Pseud.: Moritz Messer), in der bis 1957 seine satirischen Gedichte und Kurzprosa sowie Buchbesprechungen erscheinen. Daneben von 1954 bis 1956 Betreuung des Feuilletons der Deutschen Volkszeitung. Ab 1957 war er Kulturredakteur der Wochenzeitung Stimme des Friedens, die 1959 verboten wurde. Als Wegbereiter der deutschen Ostermärsche trug er wesentliche Ideen und Lieder bei.

:Abendlied zu Ostern

Geht nun heim, bewahrt den traum,
den wir alle hatten:
Erde gibt für viel raum,
so für mensch und tier und baum,
friede ist kein schatten.
Fürchtet nur das dunkel nicht,
das uns will umfangen.
Fällt die nacht auch schwarz und dicht,
ist ein kleines sternenlicht
dennoch aufgegangen.
Viele haben es erkannt,
die sich bruder nennen.
Und sie gehen hand in hand
brüderlich von land zu land,
keiner soll sie trennen.
Glaube, liebe, hoffnung sind
die erkennungszeichen,
wehen wie ein sanfter wind,
wo sich finsternis noch findt,
muss sie ihnen weichen.


Veröffentlichungen

  • 1959: Die Engel sind müde. Verse und andere Prosa aus dem Schlaraffenland
  • 1965: Widerworte. Gedichte und Chansons
  • 1967: Geschichten vom Herrn B. (gesammelte Brecht-Anekdoten, mit A. Müller)
  • 1979: Wir wollen dazu was sagen (Hg. von U. Achten)

Übersetzungen

  • 1957 Paul Tillard: Der Puppenspieler von Peking. Roman.
  • 1958 Ça ira! 50 Chansons, Chants, Couplets und Vaudevilles aus der Französischen Revolution 1789-1795.
  • 1964 George Brassens: Texte
  • 1965 Sergio Liberovici, Michele L. Straniero: Pueblo que canta. Lieder aus dem neuen spanischen Widerstand.

Schallplatten

  • 1962 Ça ira! Lieder der Französischen Revolution I und II (mit Dieter Süverkrüp)
  • 1962 Warnung, Rattengift ausgelegt! Kinder & Haustiere fern halten (mit Dieter Süverkrüp)
  • 1963 Ein Lied, drei, vier. Neue Chansons (mit Dieter Süverkrüp)
  • 1963 Ostersongs 62/63. Lieder zum Ostermarsch
  • 1964 Wir wollen dazu was sagen. Neue Lieder gegen die Bombe
  • 1965 Europäische Widerstandslieder gegen den Faschismus

Nachlaß, Handschriftliches

  • Akademie der Künste, Berlin. Werkmss. zu Gedichten, Liedern, Stücken, Prosa, Übersetzungen und publizistischen Arbeiten; Materialslg. zu Brecht; Tagebücher, Korrespondenz;

Sonstige Veröffentlichungen

  • in Deutsche Volkszeitungg. (nach 1953, Pseud. Moritz Messer; u.a. Moritz Messers Schmökerecke)
  • in Stimme des Friedens, Wochenzeitung (nach 1954)
  • 1966 in kürbiskern, Heft 4: Der kleine König – Der neue Michel, Düsseldorf, 1953ff.
  • 1970 Über Uwe Johnson. Hg. von R. Baumgart

Auszeichnungen

  • 1958: Tucholsky-Chanson-Preis der Zeitschrift konkret
  • 1960: Heinrich-Heine-Preis der DDR