Paul IV., bürgerlicher Name Gian Pietro Carafa (* 28. Juni 1476 in Capriglio; † 18. August 1559 in Rom), war Papst vom 23. Mai 1555 bis zu seinem Tod.
Klerikale Karriere
Sein Onkel und Mentor Oliviero Carafa verhalf ihm 1505 durch Verzicht zum Bischofsstuhl von Chieti. 1518 wurde Gian Pietro Carafa Erzbischof von Brindisi. Zwischen 1520 und 1525 hielt er sich in Rom auf, von wo er 1525 im Zusammenhang mit dem Sacco di Roma nach Venedig fliehen musste. Im Jahre 1524 gründete er zusammen mit Kajetan von Thiene den Orden der Theatiner. Papst Paul III. ernannte ihn im Jahre 1536 zum Kardinal und zum Mitglied der neugegründeten Kommission für eine allgemeine Kirchenreform. Ab 1542 leitete er die neuorganisierte römische Inquisition, wurde 1549 zum Erzbischof von Neapel und 1553 zum Dekan des Kardinalskollegiums.
Pontifikat
Im Jahre 1555 wurde er im Alter von 79 Jahren zum Papst gewählt. Bis dahin hatte er immer wieder von Reformen gesprochen. Nach der Wahl jedoch berieb er Nepotismus, indem er seinen einen Neffen Carlo Carafa, einem Condottiere, zum Kardinalsstaatsekretär und den anderen Neffen Giovanni Carafa, ein ebenso brutaler Abenteurer, zunächst zum Generalkapitän der Kirche und dann zum Herzog von Paliano machte.
Weltliche Politik
Nachdem Carafa bereits als Leiter der Inquisition unnachgiebige Härte gegen die italienischen Protestanten zeigte, legte er als Papst gegen den Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555 Protest ein. Dieser räumte jedem Landesherren ein, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen. Nachdem 1556 Kaiser Karl V. abdankte und daraufhin sein Bruder Ferdinand I. mit den Stimmen protestantischer Kurfürsten gewählt wurde, erklärte Paul IV. dies für ungültig.
Als Gegner der spanisch-habsburgischen Macht verlor Paul im Bündnis mitFrankreich den Krieg gegen Spanien und musste am 12. September 1557 nach der Besetzung des Kirchenstaates durch Herzog Alba von den Niederlanden die Bedingungen des Friedens von Cave-Palestrina akzeptieren. In der Frage der englischen Thronfolge versuchte er seinen Einfluss gegen die protestantische Elisabeth I. geltend zu machen.
Kirchenpolitik
Zur Stärkung der katholischen Kirche erweiterte Paul die Befugnisse der "heiligen Inquisition". Er leistete auch einen Schwur: Selbst wenn mein eigener Vater Häretiker wäre, würde ich das Holz zusammentragen, um ihn verbrennen zu lassen. Ebenso führte er in seiner antijüdischen Bulle Cum nimis absurdum für Juden die Pflicht ein, in Ghettos zu leben. Wenige Tage danach wurden in Ancona 24 aus Portugal geflohene Marane, also zwangsbekehrte Juden, verbrannt. Es war das einzige Massenverbrechen dieser Art in der italienischen Geschichte. Das suspendierte Konzil von Trient führte er nicht weiter, da er die Erneuerung der Kirche als eine Hauptaufgabe der päpstlichen Kurie und des Kollegiums der Kardinäle betrachtete. Als eine seiner letzten Handlungen setzte er 1559 eine Buchzensur durch Verbot missliebiger Schriften im Index librorum prohibitorum in Kraft.
Ereignisse nach seinem Tode
Nach seinem Tode feierten die Bürger Roms Freudenfeste und befreiten die Gefangenen der römischen Inquisition.
Zehn Tage nach seinem Tod ließ der Herzog von Paliano mit Billigung seines Bruder, des Kardinalstaatsekretärs, die schwangere Ehefrau des Herzogs ermorden. Unter dem neue Papst Pius IV. wurde ihnen der Prozess gemacht. Der Kardinalstaatsekretär wurde in der Engelsburg erwürgt und der Herzog enthauptet. Auch ihre Komplitzen starben mit ihnen.
Weblinks
- Paul IV.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Eintrag in der Catholic Encyclopedia, Robert Appleton Company, New York 1913.
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Personendaten | |
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NAME | Paul IV |
ALTERNATIVNAMEN | Gian Pietro Carafa |
KURZBESCHREIBUNG | Papst |
GEBURTSDATUM | 28. Juni 1476 |
GEBURTSORT | Capriglio |
STERBEDATUM | 18. August 1559 |
STERBEORT | Rom |