Der Eurofighter Typhoon ist ein Mehrzweckjagdflugzeug, das von Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien in Gemeinschaftsproduktion entwickelt wurde. Es ist die erste serienmäßig gebaute Version der sogenannten 4. Generation von Kampfflugzeugen.
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Geschichte
Die vier europäischen Länder gründeten 1983 gemeinsam mit Frankreich ein Konsortium, das das Flugzeug entwickeln und bauen sollte (damals wurde das Flugzeug in Deutschland noch als "Jäger 90" bezeichnet, da es bereits in den 1990er Jahren in den Truppendienst kommen sollte). Frankreich stieg jedoch 1985 aufgrund unvereinbarer Leistungsanforderungen aus und ließ bei Dassault Aviation die äußerlich ähnliche Rafale entwickeln.
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Entwicklungsverträge beabsichtigten die vier Partnerländer, 765 Flugzeuge zu beschaffen, je 250 für Deutschland und Großbritannien, 165 für Italien und 100 für Spanien. Für die Entwicklung von Flugzeug und Triebwerk wurden diese Zahlen als Basis der jeweiligen nationalen Arbeitsanteile genommen.
Hersteller ist die Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, Halbergmoos
- 46% EADS ehemals 33% DASA (Deutschland) und 13% CASA (Spanien)
- 33% BAE SYSTEMS (Großbritannien)
- 21% Alenia Aeronautica (Italien).
Am 27. März 1994 startete der Prototyp DA1 mit Peter Weger in Manching zum Erstflug. Im Februar 2005 fanden in Schweden erste Einsatzprüfungen in kalten Wetterzonen statt.
Technik
Das Kampfflugzeug ist mit modernster Technik ausgestattet und stellt für Europa militärtechnisch den Anschluss an die USA her. Es ist einer der zurzeit modernsten Abfangjäger und Jagdbomber weltweit.
Die Höchstgeschwindigkeit bei Nachbrennereinsatz beträgt laut EADS Mach 2,0. Bei Supercruise, d. h. ohne Nachbrenner, ist ohne Außenlasten Mach 1,5, mit unter den Flügeln montierten Luft-Luft-Raketen Mach 1,2 möglich.
Seine Entenflügel verleihen dem Eurofighter eine sehr gute Manövrierfähigkeit bei geringer Geschwindigkeit. Er ist aerodynamisch absichtlich instabil konstruiert, so dass er eine hohe Wendigkeit erreicht, aber nur mit Hilfe von redundanten Flugkontrollcomputern geflogen werden kann. Die Steigleistung übertrifft die der General Dynamics F-16 um einiges. Im Gegensatz zu allen anderen Kampflugzeugen (inkl. der neueren F-22 und des JSF) behält der Eurofighter auch im Überschallbereich noch seine extreme Wendigkeit und kann alle Manöver fliegen: Das macht ihn bisher einzigartig. Dazu tragen die Entenflügel, die Leichtbauweise (70% Kohlefaserverbundwerkstoffe, 15% Metall) sowie das hohe Schub-/Gewichtsverhältnis einen großen Teil bei. Der Eurofigher ist der bisher einzige Jet, der in der Lage ist 9G-Manöver zu fliegen.
Der Eurofighter besitzt 13 Aufhängungen. Davon können drei für Zusatztanks benutzt werden. Zusätzlich verfügt der Eurofighter über ein IRST-System (Infrared Search & Tracking), mit dem er Feindflugzeuge bei gutem Wetter auf eine Entfernung von 50 km erfassen und verfolgen kann, ohne sein Radar einzusetzen. Eine neue Mensch-Maschine-Schnittstelle ermöglicht es dem Piloten, wichtige Funktionen durch Stimmbefehl auszuführen.
Die Ausstattung mit den IRIS-T-Raketen, dem AMSAR (Airborne Multi-Role Solid State Active Array Radar), sowie den künftigen MBDA Meteor Luft-Luft Langstreckenraketen machen den Eurofighter zu einem ekzellenten Abfangjäger. Die optionale, für die Abfangjägerversionen geplante Schubvektorsteuerung, ist verzichtbar, da er auch ohne sie alle derzeitigen Kampfjets an Wendigkeit übertrifft. Für Bodenangriffe wird er mit den neuen, deutsch-schwedischen Taurus-Marschflugkörpern ausgestattet.
Optional wird zum Eigenschutz des Eurofighters ein Selbstschutzsystem namens EuroDASS angeboten, das aus Raketenwarnern und Raketenabwehrmaßnahmen, Radarwarnern und diversen weiteren Gegenmaßnahmen ("counter measures") besteht.
Um die Kosten zu senken, wurden keine allzu hohen Anforderungen an die Stealtheigenschaften gestellt. Der Eurofighter ist dennoch nach den amerikanischen Lockheed F-22 (Raptor), F-117A und Northrop B-2 auch mit voller Bewaffnung das Flugzeug mit dem niedrigsten Radarquerschnitt. Er soll etwa 1/7 der Suchoi Su-27 oder 1/3 von McDonnell Douglas F/A-18 oder Dassault Rafale betragen bzw. rund 1/3 größer sein als der der F-22. Der Eurofighter ist auf Tarneigenschaften nicht in so hohem Maße angewiesen wie die F-22 oder der JSF, da er als einziger alle Manöver auch im Überschallbereich fliegen kann.
Das einsitzige Flugzeug ist mit Martin-Baker Mk.16A Schleudersitzen ausgerüstet.
Probleme und Kosten
Umstritten ist der Eurofighter in Deutschland vor allem, weil derzeit ein Verteidigungsfall unwahrscheinlich erscheint und außerdem nach Meinung der Kritiker die ca. 80 Mio. € pro Abfangjäger an anderen Stellen investiert werden sollten. Die durch den Eurofighter zu ersetzenden Kampfflugzeuge vom Typ F-4 Phantom sind jedoch deutlich überaltert. Auch die später zu ersetzenden Tornados der Luftwaffe gelten als überaltert. Diese sollen bis 2015 ebenfalls zum Teil (bei den JaBo-Geschwadern 31 und 33) durch den Typhoon ersetzt werden. Der stückzahlbedingte Preis liegt für Österreich bei ca. 63 Mio € "fly-away" Kosten (reines Flugzeug ohne Logistik, EuroDASS, MIDS) und ca. 100 Mio. € für das gesamte System; hingegen zahlt Deutschland laut BMVg 15,4 Mrd €, was einem Systempreis von ca. 85 Mio. € pro Flugzeug entspricht. Andererseits wurden mit Österreich Kompensationsgeschäfte vereinbart, die insgesamt sogar die Beschaffungskosten deutlich übersteigen.
Leistungsfähigkeit als Abfangjäger
Ende 2004 begegneten sich ein britischer Typhoon und zwei amerikanische McDonnell Douglas F-15E über britischem Luftraum (Lake District). In einem von den amerikanischen Piloten initiierten Scheingefecht konnte der Typhoon beide F-15 binnen kürzester Zeit ausmanövrieren und "abschießen". Zudem handelte es sich bei dem Eurofighter nur um eine zweisitzige Trainingsmaschine.
Bestellungen
- Großbritannien: 232 (Option auf weitere 60 Flugzeuge im Juli 2004 gestrichen)
- Deutschland: 180 (Kabinettsbeschluss vom 8. Oktober 1997)
- Italien: 121
- Spanien: 87
- Österreich: 18
In Großbritannien wird der Typhoon die Jaguar GR.3 und Tornado F.MK 3 ablösen, in Deutschland die F-4 Phantom sowie einen Teil der Tornados. Die geplante Lieferrate beträgt 15 Maschinen pro Jahr.
Die Unterzeichnung eines bereits ausgehandelten und parafierten Vertrags über 60 Flugzeuge (plus 30 Optionen) wurde von der griechischen Regierung aus Budgetgründen auf die Zeit nach den Olympischen Spielen 2004 verschoben. 2005 gab Griechenland dann bekannt, 30 Flugzeuge des amerikanischen Typs F-16 zu kaufen, womit der Eurofighter in Griechenland kaum mehr zum Zug kommen dürfte.
In Österreich wird der Eurofighter als Nachfolgemodell für den Saab Draken (Erstflug: 1955) zum Einsatz kommen. Die ersten EF2000-Typhoon-Maschinen werden für 2007 erwartet, alle 18 Flugzeuge werden in Zeltweg stationiert.
In Singapur unterlag der Eurofighter im April 2005 der amerikanischen McDonnell Douglas F-15T und der französischen Dassault Rafale in der Endauswahl für den Ersatz der Douglas A-4. Insbesondere die Produktionspläne konnten die von Singapur gestellten Anforderungen nicht erfüllen. Zudem wurde die mangelnde Flexibilität des Herstellerkonsortiums bei der Ausstattung des Eurofighters kritisiert.
Saudi-Arabien plant den Kauf von 48 Maschinen plus Optionen für 24 Maschinen als Ersatz für den Tornado.
Technische Daten
Eurofighter EF 2000 Typhoon: | |
Kenngröße | Daten |
---|---|
Länge | 15,96 m |
Höhe | 5,28 m |
Flügelspannweite | 10,95 m |
Antrieb | 2x Eurojet EJ200 mit je 60kN (6.120kp) ohne bzw. 90 kN (9.180kp) mit Nachbrenner |
Minimalgeschwindigkeit | 203 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 2.124 km/h in 11.000 m Höhe bei Horizontalflug (74.000 PS) |
Max. Standschub trocken | 2 x 60 kN / 2 x 13.490 lb / 2 x 6.118 kg |
Max. Standschub/Nachbrenner | 2 x 90 kN / 2 x 20.230 lb / 2 x 9.178 kg |
Dienstgipfelhöhe | 18.287 m |
Vom Start bis auf 35.000ft (10.670 m) und Mach 1.5 | weniger als 150 s (5 Sek. nach Lösen der Bremsen hebt der EF bereits ab) |
g-Limit | +9 / -3 |
Benötigte Start-/Landebahn | 300m/700 m |
Reichweite | Abfangjagd 1390 km, Luftraumpatrouille >1850 km, Bodenangriff (Tiefflug) 650 km |
Tankinhalt | 4.996 kg / 6.215 Liter |
Leergewicht | 11.150 kg (Einsitzer), 11.700 kg (Doppelsitzer) |
Wartungsaufwand pro Flugstunde | 9 Std. |
Max. Waffenlast | 6.500 kg |
Max. Waffenlast mit Überlast | 7.500 kg |
Max. Startgewicht | 20.800 kg |
Max. Startgewicht mit Überlast | 23.500 kg |
Bewaffnung
- Eine 27 mm Mauser BK-27-Bordkanone
- Am Rumpf können seitlich bis zu 4 AIM-120 AMRAAM Luft-Luft Mittelstreckenraketen oder 4 MBDA Meteor BVRAAM Luft-Luft Langstreckenraketen befördert werden.
- Zwischen Rumpf und den Flügeltanks ist jeweils eine weitere Waffenstation (z.B. für eine weitere BVRAAM oder auch Alarm-Rakete bzw. Penguin Antischiffrakete).
- Im Normalfall folgen nun die 1500 L Flügeltanks. Diese können auch weggelassen werden und als Waffenstation für Alarm-Raketen verwendet werden.
- Nach außen ist eine größere Unterflügelstation vorhanden für z.B. zwei AIM-132 ASRAAM oder eine Alarm bzw Penguin.
- Die äußerste Flügelstation ist für jeweils eine weitere AIM-132 ASRAAM.
- Die Eurofighter der Luftwaffe sollen anstatt mit AIM-132 ASRAAM- oder AIM-9 Sidewinder Raketen mit IRIS-T Raketen ausgestattet werden.
Europäische Lenkflugkörper haben die amerikanischen abgelöst. Im Vordergrund stehen hierbei der deutsch-schwedische Marschflugkörper Taurus und der britische Marschflugkörper Storm Shadow.
Siehe auch
Weblinks
- Fotos
- http://www.airpower.at/ sehr ausführliche Darstellung aller relevanten Fakten
- http://www.eurofighter.com (englisch)
- http://www.doppeladler.com/oebh/taifun.htm der Eurofighter in Österreich
- http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,3890344,00.html
- Eurofighter: Diskussion um Einhaltung des Liefertermins (Die Presse vom 25.Sept.2005)
- http://www.mtu.de/de/programme/militaerisch/ej200/index.html Informationen zum Triebwerk EJ200