Produktdesign
Die Dienstleistung Produktdesign, auch Industriedesign (engl: Industrial Design) genannt, befasst sich mit den Produkten, die uns umgeben. Dabei werden im allgemeinen zwei Produkt-Kategorien unterschieden: Konsum-, sowie Investitionsgüter. Für beide gilt: Der Designer bekommt von einem Hersteller den Auftrag, ein Produkt (neu) zu gestalten, oder er stellt sich selbst eine Aufgabe, deren Ergebnis er dann später einem Hersteller anbietet. Grundlegende Anforderung, die der Industrial Designer bei seiner Arbeit berücksichtigen muß, ist die Umsetzbarkeit seines Entwurfs in einen industriellen Fertigungsprozess. Er ist nicht Gestalter von Unikaten, sondern von Produkten, die in einer seriellen (Massen)-Produktion hergestellt werden.
Arbeitsgebiete
Konsumgüter
Unter den Bereich der Konsumgüter (Beispiele), d.h. Produkte des persönlichen Gebrauchs, fallen:
- Haushaltsgeräte (Kaffeemaschine, Mixer, Waschmaschine, Rasenmäher, elektrischer Rasierer, Leuchten)
- Werkzeuge (Nassrasierer, Schraubendreher, Zange, Besteck)
- Spielzeuge
- Fahrzeuge (PKW, Motorräder, Roller, Fahrräder)
- Möbel, siehe Möbel-Design
- (Kleidung), siehe Mode-Design
- (Schmuck), siehe Schmuck-Design
Investitionsgüter
- Produktionsmaschinen (Tischkreissäge, Fräse, Papierproduktionsmaschine)
- Medizintechnik
- Fahrzeuge (LKW, Omnibusse, Gabelstapler, Hubwagen, Schienenfahrzeuge, etc.) siehe Transportation Design
Methoden / Ablauf (Beispiel)
Anforderungsliste
Was soll das Produkt sein oder können?
Was sagt die Marktforschung zur Nachfrage? Wie groß, schwer, teuer, hell, durchsichtig, griffig, ..., darf / muss es (höchstens / mindestens) sein? Die Anforderungsliste (=Pflichtenheft) definiert alle zwingend (oder gewünscht) erforderlichen Produkteigenschaften, bzw. auch diejenigen, die vermieden werden sollen (z.B.: Brennbarkeit versus Sicherheit, Biegefähigkeit versus Stabilität). Damit ist der Produktnutzen genauestens definiert.
Darüber hinaus werden technische Vorgaben aus dem Bereich der Fertigung gemacht.
Zeichnung
Anhand von ersten Skizzen (Scribbles) und Zeichnungen sammelt der Designer Ideen, Varianten und Details zum Produkt. Aus diesem ersten Schritt wird in mehreren Stufen eine Auswahl getroffen und anschließend werden aussagekräftigere, detailliertere Darstellungen (Renderings) angefertigt.
Zwischenpräsentation
In Präsentationen werden die erstellten Varianten vorgestellt. Zusammen mit dem Hersteller konzentriert man sich auf einige wenige (je nach Wichtigkeit: 1-3) Varianten, die wiederum detailgetreuer gezeichnet werden, bzw. es wird ein (Computer-) Modell (auch Volumenmodell) angefertigt.
Rendering / CAD
Nach erneuter Auswahl, beschränkt auf die ausführbaren Varianten, folgt die Phase der Umsetzung. Um eine realistische Ansicht des Produkts zu erhalten, werden fotorealistische Renderings angefertigt, anhand derer man sich auf Farben, Oberflächen(strukturen), Details (Radien, Abstände, Größen, etc.) einigt. Der Designer hat dabei immer die beratende Funktion inne; er muss alle Vorschläge begründen können.
Modell
Sind alle Details geklärt, wird anschließend (meist) ein Funktions- oder Anschauungsmodell angefertigt. Damit kann man entweder die Nutzung durchspielen, oder nur simulieren, um die Formen und Konturen realitätsgetreu begutachten zu können (meist Schaumstoffmodelle in 1:2,5).
Prototyp
In der letzten Phase wird ein Prototyp hergestellt. Dieser wird benötigt, um die sichere Anwendung durch den Nutzer testen zu lassen, oder zu Werbezwecken auf Messen..
Analyseaspekte
Ein (Design)-Produkt läßt sich nach seinen Funktionen unterscheiden und analysieren:
- Praktische Funktionen (Funktionalität, Ergonomie, Sicherheit, Usability, Benutzerfreundlichkeit, Wartung/Pflege)
- Produktsprachliche Funktionen (sinnliche Funktionen)
- Formalästhetische Funktionen
- Zeichenhafte/semantische Funktionen
- Anzeichenfunktionen (haptische, olfaktorische und akustische Anzeichen)
- Symbolische Funktionen (soziale Aspekte, kulturelle/religiöse Aspekte, Status, Gruppenzwang, Zielgruppen)
- Ökologische Funktion (nachhaltige Entwicklung)
- Lebenszyklus (Haltbarkeit, technische Verfügbarkeit)
- Entsorgung
- Lebenszyklus (Haltbarkeit, technische Verfügbarkeit)
- Ökonomische Funktion
- Herstellungsaufwand/Komplexität
- Herstellungstechniken
- Anzahl der Fertigungsschritte
- Materialien
- Materialvielfalt (-komplexität)
- Transport-/Lageraufwand (Grösse, Stapel-/Faltbarkeit, Gewicht...)
- Herstellungsaufwand/Komplexität
Klassiker des Produktdesigns
Besondere Qualitäten der Ästhetik, der Benutzbarkeit und Funktionalität haben immer wieder zu Designobjekten geführt, die mitunter wie Ikonen verehrt werden. Landläufig werden diese Produkte deshalb oft auch »Designklassiker« genannt. Einige Beispiele:
- 1859: Sessel Nr. 14 von Michael Thonet
- 1903: Hill House Ladder Back Chair von Charles Rennie Mackintosh
- 1915: Coca-Cola-Flasche
- 1917: Red and Blue Chair von Gerrit Rietveld
- 1925: Sessel "Wassily" von Marcel Breuer
- 1926: Freischwinger von Mart Stam
- 1929: Sessel LC2 von Le Corbusier
- 1935: VW Käfer von Erwin Komenda
- 1936: Telefonapparat Modell 36 (W48) von Siemens & Halske
- 1955: Sessel 3107 von Arne Jacobsen
- 1955: Panton Chair von Verner Panton
- 1956: Phonotruhe SK 4 von Dieter Rams und Hans Gugelot für Braun GmbH
- 1959: TC-100 Stapelgeschirr von Hans Roericht (Ulm)
- 1963: Porsche 911
- 1964: Weltempfänger T 1000 von der Braun GmbH
- 1989: Zitronenpresse Juicy Salif von Philippe Starck
- 1994: Aeron-Sessel von Don Chadwick und Bill Stumpf für Hermann Miller
Siehe auch
Design, Designer, Liste bemerkenswerter Designer, Grafikdesign (= Kommunikationsdesign), Interaction Design, Informationsdesign, Gebrauchsanleitung
Weblinks
- Design-Auszeichnungen - Gutes Design
- Magazine
- Design-Institute