Olot ist die Hauptstadt der Garrotxa, eines Verwaltungsbezirks (katalanisch: comarca) und einer Landschaft in den östlichen Vor-Pyrenäen; sie gehört zur Provinz Girona in Katalonien. Olot liegt 443 m ü. NN mitten in der herrlichen Vulkanlandschaft der Garrotxa in einer Ebene, die umgeben wird von den Gebirgsketten des Sant Valentí im Norden, der Aiguanegra im Osten, der Hochebene von Batet im Süden, der Marboleny im Südwesten und des Sant Valentí de la Pinya im Westen. Diese Ebene wird durchschnitten von dem Fluss Fluvià und dem kleinen Fluss von Riudaura. Olot und seine Umgebung sind speziell bekannt wegen der exzeptionellen Vulkanlandschaft. Die Generalitat (die katalanische Regierung in Barcelona) hat diese wohl bedeutendste Vulkanlandschaft der iberischen Halbinsel im Jahr 1982 zum Naturschutzpark, zum “Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa“ erklärt. Der Naturschutzpark umfasst ein Gebiet von 119 km². Einige der erloschenenen Vulkane liegen direkt auf dem Stadtgebiet von Olot (der Montolivet, der Montsacopa, die Garrinada und der Bisaroques). Die bekanntesten Vulkane sind der Santa Margarida (mit einer im Vulkankrater gelegenen Kapelle) und der Croscat. Bei Letzterem treten die geologischen Besonderheiten besonders klar zu Tage. Durch eine Eruption hat dieser Vulkan im buchstäblichen Sinn in Kegelschnittform seinen eigenen Schichtenaufbau freigelegt. Auch die Fageda d'en Jordà, ein riesiger, für die mediterrane Vegetation vollkommen unüblicher Buchenwald im nahen Umfeld der Stadt, zieht viele (vor allem innerspanische) Besucher an und ist in den Naturschutzpark integriert. Den besonderen Formenreichtum der Landschaft um Olot komplettieren die Boscos de la Moixina, das sind Wälder mit Sumpfgebieten.
Flagge | |
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Stadtwappen | |
Basisdaten | |
Staat: | Spanien |
Region: | Katalonien |
Provinz: | Girona |
Landkreis: | Garrotxa |
Fläche: | 29,1 km² |
Einwohner: | 30.304 (Stand 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 1.015 Einwohner je km² |
Höhe: | 443 m ü. NN |

Geschichte
Der Ort Olot wurde 872 n. Chr. zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde gewährt der fränkische König Karl der Kahle dem Kloster Sant Aniol d'Aguja die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes der Parroquia de Sant Esteve d'Olot, das zwischen dem Fluss Fluvià und dem kleinen Fluss von Riudaura gelegen ist. Diese Erlaubnis wurde im Rahmen der Reorganisation des Gebietes erteilt, nachdem die Franken das gesamte Gebiet um Girona zurückerobert hatten. Die Tatsache, dass die Äbte von Sant Aniol d'Aguja die Rechte für die landwirtschaftliche Nutzung der Gebiete um Olot beantragten, lässt vermuten, dass in diesem Gebiet eine aktive und produktive Bevölkerung ansässig war. Im selben Dokument wird die „alte“ Kirche Santa Maria erwähnt. Diese Kirche stand wohl dort, wo heute die große Kirche Santa Maria del Tura steht, die der Stadtpatronin von Olot gewidmet ist. Im Jahr 987 wird zum ersten Mal die Pfarrgemeinde Sant Esteve d'Olot erwähnt. Dieses Dokument handelt jedoch in der Hauptsache von einer benachbarten Pfarrgemeinde. Erst im Jahr 1116 wird anlässlich der Einweihung der neuen Kirche die Pfarrgemeinde explizit erwähnt.
Olot war nur für kurze Dauer unter der Herrschaft des Klosters Sant Aniol d'Aguja. Es ging in die Herrschaft der Grafen von Besalú über. Diese gaben es später an die Abtei Santa Maria de Ripoll weiter. Im Verbund mit zwei weiteren Schenkungen an diese Abtei (die Gräfin von Bas schenkte Sant Cristòfor de les Fonts - heute der Stadtteil Les Fonts - und die Herren von El Coll die Gemeinde von Sant Andreu) bildete sich dieses zusammenhängende Gebiet als geografisches und politisches Zentrum der Garrotxa heraus. Es entstand die Pabordia d'Olot, welche die Gesamtheit der von der Abtei abhängigen Güter in diesem Gebiet umfasste. Die drei aufgeführten Schenkungen bildeten bis ins Jahr 1973, als Batet nach Olot eingemeindet wurde, das eigentliche Gebiet der Stadt.
Um die Güter effektiv zu verwalten, hat der Abt von Ripoll ein Netz von Bürgermeistern und Stadthaltern zur Wahrung seiner Interessen eingesetzt. Diese Bediensteten lebten in Olot, wie z.B. der Oberbürgermeister von Olot im Herrschaftshaus Can Deu an der Plaça Palau. Der Bürgermeister für das Gebiet der Pfarrei Sant Esteve residierte im Haus La Rovira (aktuell: Mas Morató, Haus Morató, in der Straße Desemparats, 103). Im Gegensatz zu Olot wurde in Sant Esteve die Bürgermeisterfunktion von Generation zu Generation innerhalb einer Familie weitervererbt.
Um eine im Sinne der Abtei von Ripoll effektivere Verwaltung der Garrotxa zu ermöglichen, unterzeichnete der Abt Bernat de Peramola am 10. August 1206 Bauern, die dies wünschten, eine Siedlungsgenehmigung auf dem durch den Fluß Fluvià abgegrenzten Gebiet der Gemeinde Sant Esteve d'Olot . Diese Unterschrift ermöglichte in der Ebene von Olot die Entstehung eines dichten Bevölkerungskerns, der exakt dem heutigen Stadtkern von Olot entspricht. Seine Grenze verlief von der Plaça de Palau (bis 1427 der Hauptplatz der Stadt) über die Brücke von Santa Magdalena, entlang der Straße Valls Nous bis zur Kirche Santa Maria und schließlich wieder über die Straße Valls Vells zur 'Plaça de Palau . Um dieses definierte Gebiet besser kontrollieren und sichern zu können, ordnete der Abt Ramon Desbac den Bau einer Stadtmauer an. Diese Ummauerung war allerdings schon zuvor – ineffektiv und in wenig organisierter Weise – in Angriff genommen worden.
Die Entstehung dieses dichten Bevölkerungskernes in einer dünn besiedelten Gegend brachte eine soziale Differenzierung der Bevölkerung in zwei Gruppen mit sich:
- Die Einheimischen lebten innerhalb der Stadtmauer. Sie genossen für die Zeit große Freiheiten. Nahezu alle Handels- und Handwerksaktivitäten waren in diesem Bereich angesiedelt.
- Die zugezogenen Bauern, die auf den von der Abtei Ripoll abhängigen Gütern wirtschafteten, litten unter einem immer größer werdendem Steuerdruck.
Die städtischen Handwerker und Händler hatten sich zudem eine Institution geschaffen, die ihre Interessen gegenüber der Abtei von Ripoll wahren bzw. durchsetzen sollte. Diese sogenannte Universität von Olot ist sozusagen der Embryo des heutigen Rathauses. Der Abt versuchte anfangs die Macht dieser Institution zu begrenzen. Diese Universität erkämpfte sich jedoch zunehmend mehr Freiheiten und baute sich ein finanzielles Polster auf.
Während des Mittelalters war Olot der Zankapfel diverser juristischer Auseinandersetzungen der Abtei von Ripoll und der katalanisch-aragonesischen Krone. Letztere war stark an der Kontrolle der wirtschaftlich blühenden Stadt Olot interessiert. Gleichzeitig war die Universität von Olot daran interessiert, sich aus der Herrschaft der Abtei zu lösen. Diese gerichtlichen Auseinandersetzungen konnte letztendlich der Abt von Ripoll zu seinen Gunsten entscheiden. Olot und das Umland blieb unter seiner Herrschaft.
Zwei Ereignisse treten in der Geschichte Olots scharf in den Vordergrund:
- Die beiden Erdbeben von 1427 und 1428 zerstörten die Stadt und die Umgebung nahezu volständig. Diese Naturkatastrophen erzwangen eine provisorische Unterbringung der Bevölkerung in Hütten. In dieser Situation kam die Diskussion auf, ob man die zerstörte Stadt wieder aufbauen oder aber vor den Toren ein neues Olot errichten sollte. Die zweite Option setzte sich schlussendlich durch. Für den Neubau der Stadt wählten die Bürger den lehensfreien Grundbesitz der „Pia Almonia“, einer karitativen Organisation. Auf diese Art versuchten sich die „Olotins“ vollends der Lehnsherrschaft des Abtes zu entziehen. Sie erschlossen wohlgeordnet das genannte Gebiet netzförmig mit 5 Längs- und senkrecht dazu 9 Querstraßen, die alle zentriert um den Marktplatz angelegt wurden.
Der Bau der neuen Stadt ermöglichte die Integration der Pfarrgemeinde Sant Esteve einschließlich deren kirchlicher Gebäude in das Stadtgebiet. Der Abt setzte alles daran, dass die Olotins sich nicht seiner Herrschaft entziehen konnten. Letztendlich bezog König Alfons V von Aragon, der Großmütige (zugleich Alfons IV von Katalonien) Stellung in diesem Konflikt. Er genehmigte den Olotins, die Stadt auf dem Land der „Pia Almonia“ zu bauen, erlegte ihnen aber gleichzeitig die Verpflichtung auf, dem Abt von Ripoll als dem Herren des Gebietes, Treue zu schwören und seine feudalen Rechte zu respektieren. Die Vila Nova (neue Stadt) wurde im Stil der Städte der aufkommenden Renaissance errichtet. Die Vila Vella (alte Stadt) harrte noch bis Ende des 15. Jahrhunderts ihres Wiederaufbaus. Nachdem dieser dann erfolgt war, hatte sich die Fläche der Stadt bis zum 16. Jahrhundert praktisch verdoppelt. Dies kam auch in einem deutlichen Bevölkerungswachstum zum Ausdruck.
- Der katalanische Bürgerkrieg von 1462 – 1464 (Primera Guerra dels Remences, der erste Krieg der Schollenknechte) zwischen den Nobel-Herren (Großgrundbesitzern) und König Johann II und der diese Auseinandersetzung auslösende Sozialkonflikt um die leibeigenen Bauern haben die Garrotxa und deren Hauptstadt Olot stark in Mitleidenschaft gezogen. König Johann II konnte die rebellierenden Schollenknechte auf seine Seite ziehen. Olot selbt war seit 1462 in der Hand der aufständischen Knechte und wurde 1463 und 1464 von Kräften der Nobel-Herren eingenommen, geplündert und gebrandschatzt.
Diese beiden Ereignisse, die Erdbeben und der Bürgerkrieg, verursachten den schärfsten demografischen Einbruch in der Geschichte der Stadt.
Im frühen 16. Jahrhundert, nachdem Kriege und Naturkatastrophen vergessen sind, findet Olot zu einer normalen Stadtentwicklung zurück. Die Bevölkerung wächst und die Hauptgebäude der Stadt, wie z.B. die Hauptkirche Sant Esteve, müssen erweitert werden. In dieser Zeit entstand das Convent del Carme (Kloster), das zwischen der Vila nova (Neustadt) und der Vila vella (Altstadt) liegt. Dieser Gebäudkomplex besteht aus einer spätgotischen Kirche und einem Claustrum im Renaissance-Stil (sehr selten in Katalonien).
Die Entwicklung der Einwohnerzahl der Stadt Olot
Jahr | 1718 | 1787 | 1860 | 1900 | 1930 | 1960 | 1981 | 1991 | 1996 | 2001 | 2004 |
Einwohner | 2.627 | 9.146 | 10.262 | 7.938 | 11.615 | 17.185 | 24.892 | 26.713 | 27.482 | 28.060 | 30.304 |