Mumbai

bevölkerungsreichste Stadt Indiens und Hauptstadt des indischen Bundesstaats Maharashtra
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Mumbai
Gateway of India, im Hintergrund das Luxushotel "Taj Mahal"
Basisdaten
Bundesstaat: Maharashtra
Fläche: 437,77 km²
Einwohner: 12.691.836 (2005)
Bevölkerungsdichte: 28.992 Einwohner/km²
Höhe: 11 m ü. NN
Telefonvorwahl: 022
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Kfz-Kennzeichen: MH-01 (Zentrum), MH-02
u. MH-03 (Außenbezirke)
Stadtgliederung: 6 Zonen, 24 Bezirke
Offizielle Website: www.mcgm.gov.in/
Politik
Bürgermeister Datta Dalvi

Mumbai (Marathi, मुम्बई , von Mumbadevi, Name einer lokalen Göttin, bis 1995 Bombay बम्बई) ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra in Indien und die wichtigste Hafenstadt des Subkontinents. Sie liegt auf einem schmalen Landstreifen, der von der sumpfigen Küste ins Arabische Meer hineinragt. Die Stadt ist das wirtschaftliche Zentrum Indiens und besitzt die größte Filmindustrie der Welt. Sie ist Verkehrsknoten, Kulturzentrum mit Universitäten, Theater, Museen und Galerien.

Karte Indiens mit Mumbai an der Westküste des Subkontinents

Mumbai ist die größte Stadt der Welt mit 12.691.836 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und die fünftgrößte Agglomeration der Welt mit 19.499.453 Einwohnern in der "Mumbai Metropolitan Region" (MMR), die auch die nördlichen Gebiete mit der Stadt Thane einschließt (Stand jeweils 1. Januar 2005). In Indien existiert allerdings keine Behörde zur Registrierung des Wohnsitzes von Personen, weswegen die angegebenen Einwohnerzahlen Hochrechnungen auf Basis der Volkszählungsergebnisse darstellen.

Zahlreiche Gebäude der Altstadt Mumbais sind in einer regionalen Abart des Historismus erbaut. Zwei Baudenkmäler der Stadt, der Chhatrapati Shivaji Terminus und die Höhle von Elephanta, stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Der Name der Stadt

Seit Beginn der Kolonialisierung Anfang des 16. Jahrhunderts war Mumbai als Bombay bekannt. Der Name Bombay leitet sich vermutlich von der portugiesischen Bezeichnung "Bom Bahia" (Gute Bucht) und der späteren Abwandlung "Bombaim" her.

Der Name Mumbai wird von der örtlichen Bevölkerung schon genauso lange verwendet und der regionalen Göttin Mumbadevi zugeschrieben. Am 4. Mai 1995 beschloss die Regierung Maharashtras, deren Hauptstadt Bombay seit 1. Mai 1960 ist, die Stadt in Mumbai umzubenennen.

Geografie

Geografische Lage

 
Satelliten-Aufnahme von Mumbai

Mumbai liegt an der Küste des Arabischen Meeres im Westen von Indien auf 18,96 Grad nördlicher Breite und 72,82 Grad östlicher Länge sowie im Durchschnitt elf Meter über dem Meeresspiegel.

Das 437,77 Quadratkilometer große Stadtgebiet erstreckt sich auf zwei der Küste vorgelagerten Inseln, die durch Brücken verbunden sind. Das Stadtzentrum von Mumbai befindet sich auf der 70 km² großen südlich gelegenen gleichnamigen Insel, die Außenbezirke von Mumbai und die Stadt Thane auf der 533 Quadratkilometer großen nördlich gelegenen Insel Salsette.

Beide Inseln sind voneinander und vom Festland nur durch schmale Meeresarme getrennt. Von einzelnen steilen Erhebungen bis zu 496 Meter abgesehen, sind sie sehr flach, Teile der Insel Mumbai liegen unter dem Meeresspiegel.

Östlich erstreckt sich der Konkan, ein bis zu 80 Kilometer langer ebener Küstenabschnitt, dahinter befindet sich das 1.600 Meter über der Tiefebene gelegene Hochplateau Westghats (auch Sahyadri). Die Verbindung nach Osten wird durch die sehr steilen Anstiege des Plateaus erschwert.

Stadtgliederung

Mumbai ist in sechs Zonen aufgeteilt. Diese gliedern sich in 24 Stadtbezirke (Wards). Den Zonen wurden Zahlen und den Stadtbezirken Buchstaben zugeordnet. Die Stadtbezirke sind noch in 221 Wahlbezirke unterteilt. Die folgende Tabelle zeigt die einzelnen Zonen mit den dazugehörigen Stadtbezirken.

Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 4 Zone 5 Zone 6
Ward A Ward F/North Ward H/East Ward P/North Ward L Ward N
Ward B Ward F/South Ward H/West Ward P/South Ward M/East Ward S
Ward C Ward G/North Ward K/East Ward R/North Ward M/West Ward T
Ward D Ward G/South Ward K/West Ward R/South    
Ward E     Ward R/Central    

Klima

Datei:Klima bombay.png
Klimadiagramm Mumbai (Bombay)

Die Stadt Mumbai befindet sich in der tropischen Klimazone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 26,7 Grad Celsius. Die Temperaturen sind wegen der Nähe zum Meer ausgeglichen und unterliegen keinen großen Schwankungen.

Der kühlste Monat ist der Januar mit durchschnittlich 23,9 Grad Celsius, der heißeste der Monat Mai mit 29,7 Grad Celsius im Monatsmittel.

Der Monsun beeinflusst das Klimageschehen stärker als die Temperatur. Er dauert normalerweise von Anfang Juni bis Ende September. Durchschnittlich 1.700 Millimeter, das sind 95 Prozent der jährlichen Niederschlagsmenge regnen in dieser Zeit ab. Die folgenden Monate Oktober und November sind ähnlich heiß wie die Monsunzeit, doch überwiegend niederschlagsfrei.

Mit Tagesmaxima von etwa 28 Grad Celsius sind die Monate Dezember bis Februar trocken und etwas weniger heiß als die Monate März bis Mai, wo Tagesmaxima um die 33 Grad Celsius und mehr bei zunehmender Luftfeuchtigkeit erreicht werden.

Geschichte

Ursprung

 
Die ehemaligen 7 Inseln Mumbais

Die heutige Insel Mumbai ist das Ergebnis intensiver Landgewinnungsmaßnahmen, die bis in die Gegenwart anhalten. Vor der Ankunft der Europäer bis in das 17. Jahrhundert hinein bestand das Gebiet aus sieben voneinander getrennten Inseln, von denen sich fünf (Bombay, Mahim, Mazagaon, Parel und Worli) kreisförmig um eine Lagune gruppierten, während die zwei kleinsten (Colaba und Old Woman's Island) den südlichen Fortsatz bildeten. Bis 1862 waren die größeren Projekte der Landgewinnung beendet und aus ehemals sieben kleineren entstand eine große Insel.

Auf eine frühe Besiedlung der Inselgruppe lassen archäologische Funde von Faustkeilen und anderen Steinwerkzeugen schließen. Drawidische Fischer (Kolis) bewohnten schon vor der arischen Einwanderung um das Jahr 1500 v. Chr. die Region. Erste Spuren hinterließen arische Siedler im 8. Jahrhundert v. Chr.

Während der nachfolgenden zwei Jahrtausende bis zur Ankunft der Europäer gehörte die heutige Region Mumbai verschiedenen Reichen an, unter anderem dem Maurya-Reich (bis 185 v. Chr.), dem Shatavahana-Reich (bis 220 n. Chr.) und dem Kshatrapa-Reich (bis etwa 300 n. Chr.). Anfang des 7. Jahrhunderts wurde das Land von den Chalukyas erobert, die nach einer jahrhundertelangen buddhistischen Periode den Hinduismus wieder in den Vordergrund stellten.

Ab dem 8. Jahrhundert siedelten Juden aus Jemen und Anhänger der Religion des Zarathustra aus Persien an der Westküste Indiens, die vor dem Ansturm der islamischen Eroberer dorthin geflüchtet waren. Bis Ende des 13. Jahrhunderts beherrschten verschiedene Dynastien zu unterschiedlichen Zeiten diesen eher unbedeutenden und abgelegenen Landstrich. Die Ortschaft Puri auf Elephanta Island war bis dahin die größte Siedlung in der Region.

Um 1300 bestand in der Gegend das legendäre selbständige Königreich unter König Bimbakyan. Er gilt als Gründer von Bombay, da er seinen Regierungssitz in die Stadt Mahikavati auf der Insel Mahim verlegte und dort Befestigungsanlagen baute. 1348 wird die Stadt von dem muslimischen Schah Murabak I. besetzt und als militärischer Außenposten in das Sultanat Gujarat eingegliedert.

Kolonialzeit

1533 erobern die Portugiesen die unmittelbar nördlich von Bombay gelegene Festung Bassein. Am 23. Dezember 1534 wird der Vertrag von Bassein unterzeichnet, wonach der Sultan Bahadur Schah von Gujarat dem König von Portugal die Inseln Bassein, Bombay, Karanja und Salsette übergab und vermachte. Die Schönheit und Vortrefflichkeit der Bucht veranlasste die Kolonisten ein Fort und Faktoreien zu errichten. Damit beginnt auf den Inseln Bombays die Ära europäischer Herrschaft, die über 400 Jahre bis zum 14. August 1947, dem Tag der Unabhängigkeit Indiens, andauern wird.

 
Bombay um 1888

1583 kamen die ersten englischen Kaufleute an die indische Westküste und 1612 errichtete die East India Company die erste feste Handelsniederlasung in der Hafenstadt Surat. 1626 griffen die Engländer Bombay an und verbrannten dort das portugiesische Herrenhaus. Am 23. Juni 1661 schließlich wurde der Hafen und die Insel Bombay durch einen Heiratsvertrag zwischen dem englischen König Karl II. und der Infantin Donna Katharina von Portugal an den König von England übergeben.

Die Stadt wurde im September 1668 der Britischen Ostindien-Kompagnie für jährlich zehn Pfund überlassen, 1686 verlegte die Gesellschaft ihren Haupthandelsstützpunkt von Surat hierher, von 1708 bis 1773 war Bombay deren Verwaltungssitz. 1777 gibt Rustomji Kashaspathi die erste Zeitung in Bombay heraus. 1835 wird die Stadt Bischofssitz, am 18. November 1852 die erste Eisenbahnlinie Asiens nach Thane eröffnet. 1857 ist die Universität von Bombay gegründet worden und 1864 wurde die Eisenbahn nach Ahmedabad, der zweitwichtigsten Textilstadt in Indien, eröffnet.

Die Vollendung der Eisenbahnstrecke zu den Baumwollfeldern des Dekkan fiel genau mit der US-amerikanischen Baumwollkrise nach dem Ende des Sezessionskrieges im Jahre 1865 zusammen, so dass ein mächtiger Baumwollboom ausbrach, der die Stadt zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt machte. Nach der Eröffnung des Sueskanals am 16. November 1869 und dem Bau riesiger Hafendocks wurde Bombays Einfluss auf die europäischen Märkte noch verstärkt.

In den folgenden Jahrzehnten haben die Briten, reiche Jains und Parsen mit gewaltigen Bauten ihre Spuren in der Innenstadt hinterlassen. Als wohlhabendste Stadt der Nation stand Bombay in der vordersten Front des Unabhängigkeitskampfes. Mahatma Gandhi (1869-1948) benutzte dort drei Jahrzehnte lang ein Haus, inzwischen ein Museum, um den Widerstand zu organisieren. Passenderweise verabschiedete die britische Kolonie das Zeitalter ihrer Herrschaft endgültig in Bombay: Im Februar 1948 marschierte das letzte Kontingent britischer Truppen durch das Gateway of India.

Nach der Unabhängigkeit

 
Kalbadevie Road um 1890

Bombay entwickelte sich nach der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien im Jahre 1947 zur Handels- und Kulturhauptstadt Indiens. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts verzehnfachte sich die Einwohnerzahl von 813.000 (1901) auf 8,2 Millionen (1981) und schon hatte die Infrastruktur Bombays angefangen, unter dem Druck der Überbevölkerung zu versagen.

Ein langandauernder und erbarmungloser Streik der Textilarbeiter im Jahre 1982 hatte Zehntausende von Fabrikarbeitern in die Armut getrieben. Der Zustrom von Landflüchtlingen riss nicht ab, die Zahl der Arbeitslosen und die Kriminalitätsrate stiegen immer mehr an. Die rechtsextreme Maharashtra-Partei „Shiv Sena“ gehörte zu den wenigen, die von der Verschärfung der Situation profitierten. Bal „the Sahib“ Thackery, laut Eigenaussage ein Bewunderer von Adolf Hitler, gründete die Partei 1966.

Die kompromisslose Haltung der „Shiv Sena“ fand bei den ärmeren und der unteren Mittelschicht angehörenden Menschen ein starkes Echo. 1984 kamen bei städtischen Unruhen 90 Menschen ums Leben, und 1985 als die „Shiv Sena“ bei den Stadtwahlen die „Kongress-Partei“ besiegte, flackerten die Kämpfe erneut auf. Bei den zwischen Dezember 1992 und Ende Januar 1993 die Stadt erschütternden Aufruhrwellen kamen nach offiziellen Angaben 784 Menschen ums Leben und etwa 5.000 wurden verletzt.

Gerade als Bombay im Begriff war zur Normalität zurückzukehren, erschütterten zehn Bombenexplosionen am 12. März 1993 das Zentrum der Stadt und töteten 317 Menschen. Es wird vermutet, dass Pakistan der Urheber der Explosionen war. Die Stadt hatte sich erstaunlich schnell von den Anschlägen erholt und der Durchschnittsbürger in den Jahren relativer Ruhe bis zu einem gewissen Grad ein Gefühl von Frieden und Sicherheit erlangt. Am 25. August 2003 zündeten militante Islamisten in Mumbai zwei Bomben, dabei werden 48 Menschen getötet und 150 verletzt.

Mumbai ist die europäischste der indischen Städte. Englische Kolonialbauten und neuindische Wolkenkratzer, das größte Geschäftsviertel im Land und westliche Kinos, daneben Tempel, Kirchen und Moscheen sind die Kontraste die die Stadt interessant machen. Mumbai ist wegen seiner riesigen Filmstudios auch bekannt als Bollywood (in Anlehnung an Hollywood).

Einwohnerentwicklung

 
Flora Fountain

Seit Beginn der britischen Kolonialisierung verzeichnete das ehemalige Bombay ein schnelles Bevölkerungswachstum. Von 10.000 im Jahre 1661 verzehnfachte sich die Einwohnerzahl bis 1764 auf 100.000. 1845 hatte die Stadt schon eine halbe Million Einwohner. Bei der ersten Volkszählung im Jahre 1864 waren es 817.000. In den 1860er und 1890er Jahren ging die Bevölkerungszahl bedingt durch Seuchen etwas zurück. 1911 überschritt Bombays Einwohnerzahl die Millionengrenze.

1950 sind die nahen und 1957 die weiter entfernt liegenden Vororte nach Bombay eingemeindet worden. Dadurch erhöhte sich die Einwohnerzahl weiter. Von 1911 bis 1991 hat sich diese noch mal verzehnfacht. In der eigentlichen Stadt ohne Vorortgürtel lebten über zehn Millionen Menschen. Im Jahre 2005 sind es 12,7 Millionen. Die Metropolregion Mumbai hat mit 19,5 Millionen eine ähnlich große Einwohnerzahl wie das dichtbesiedelte Nordrhein-Westfalen.

Die Bevölkerungsdichte in Mumbai erreicht Werte, die in keiner Agglomeration in Europa erzielt werden. In der Stadt leben 29.000 Menschen auf einem Quadratkilometer, in Berlin sind es zum Vergleich 3.800. Der Stadtteil Bhuleshwar erreicht mit etwa 400.000 Einwohnern pro Quadratkilometer den Spitzenwert und damit eine der höchsten Wohndichten der Welt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden im Jahre 2020 im Verdichtungsraum Mumbai 28,5 Millionen Menschen leben. Ein ungelöstes Problem ist die Bildung von Slums, die nach wie vor überall in Mumbai existieren.

Ein erheblicher Teil des Bevölkerungswachstums im ehemaligen Bombay wird seit Beginn der kolonialen Entwicklung durch Zuwanderung verursacht. Die Zuwanderer kommen, entsprechend der internationalen und überregionalen Bedeutung der Stadt, nicht nur aus dem angrenzenden Hinterland, sondern aus ganz Indien und den benachbarten Staaten. Das Ergebnis ist ein Konglomerat von Menschen unterschiedlicher ethnischer und sprachlicher Abstammung.

Die einheimischen Marathen und die nördlich benachbarten Gujaratis – Gujarat gehörte bis 1960 zur ehemaligen Provinz Bombay – bilden die größten Bevölkerungsgruppen. Die Bengalen, Marvaris, Punjabis und Tamilen stellen bedeutende Minderheiten. Ausländischer Abstammung sind vor allem die Sindhi aus Pakistan sowie Afghanen, Chinesen und Nepalesen.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1845 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1864 bis 2001 um Volkszählungsergebnisse und 2005 um eine Berechnung.

 
Die Skyline mit Blick auf Chowpatty Beach
        Jahr         Einwohner
1661 10.000
1675 60.000
1764 100.000
1780 114.000
1806 200.000
1814 240.000
1830 229.000
1845 500.000
1864 816.562
1872 644.605
1881 773.196
1891 821.764
Jahr Einwohner
1901 812.912
1911 1.018.388
1921 1.244.934
1931 1.268.936
1941 1.686.127
1. März 1951 2.966.902
1. März 1961 4.152.056
1. April 1971 5.970.575
1. März 1981 8.227.382
1. März 1991 9.925.891
1. März 2001 11.914.398
1. Januar 2005 12.691.836

Politik

 
Gebäude der Municipal Corporation

Bürgermeister von Mumbai ist Datta Dalvi von der rechtsextremen Shiv Sena. Er übernahm am 18. Februar 2005 das Amt von Mahadeo Deole. Dalvi erhielt 140 Stimmen; sein Rivale von der Kongresspartei Ramchandra Raghavan Pillai 63. Dilip Patel von der Bharatiya Janata wurde als stellvertretender Bürgermeister wiedergewählt. Dalvi ist auch Vorsitzender des ständigen Ausschusses der Municipal Corporation of Greater Mumbai. Letztere ist für den Erhalt und Ausbau der städtischen Infrastruktur zuständig.

Die Shiv Sena ist die mit Abstand größte Partei in der Metropole Mumbai. Während in den anderen großen Städten Indiens die Kommunistische Partei (Kolkata) oder die Kongreßpartei (Delhi) regiert, wird Mumbai von der hindu-nationalistischen Shiv Sena (Armee "Shivajis") beherrscht.

Die Partei des Hitler-Verehrers Bal Thackery tritt in Mumbai überwiegend mit promarathischer und antiislamischer Propaganda auf. Sie stellte zwischen 1985 und 1992 und wieder seit 1995 den Bürgermeister Mumbais. Eines ihrer wichtigsten Ziele ist es, die Zuwanderung südindischer und muslimischer Migranten zu stoppen beziehungsweise generell die illegalen Einwanderer aus der Stadt zu vertreiben. Die Shiv Sena wird auch für die immer wieder aufflammenden gewalttätigen Ausschreitungen gegen die muslimischen Bewohner Mumbais verantwortlich gemacht.

Städtepartnerschaften

Mumbai unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sprachen

 
Verkehr in Mumbai
Datei:India.Mumbai.03.jpg
Verkehr in Mumbai

In Mumbai werden etwa 200 verschiedene Sprachen und Dialekte einheimischer und ausländischer Herkunft gesprochen. Die am meisten in der Stadt gesprochene Sprache ist mit einem Anteil von 43 Prozent Marathi. Es ist die erste Amtssprache im Bundesstaat Maharashtra und deren Lokalsprache. Es folgen mit einem Anteil von 19 Prozent Gujarati, die Sprache des nördlich gelegenen Nachbarstaates Gujarat und mit zehn Prozent Anteil Urdu. Letztere wird von den in Mumbai lebenden Muslimen als Muttersprache gesprochen. Urdu wird in arabischer Schrift geschrieben und war im Mogulreich offizielle Hofsprache.

Mit einem Anteil von acht Prozent liegt Hindi nur auf dem vierten Platz. Im restlichen Teil Nordindiens ist sie die am meisten gesprochene Sprache. Die bisher erwähnten Sprachen gehören zur indo-arischen Sprachgruppe. Die dravidischen Sprachen Tamil und Telugu werden von etwa 2,5 Prozent der Einwohner gesprochen. Sie stammen aus Südindien und sind mit den indo-arischen Sprachen nicht verwandt.

Nur auf dem 12. Platz liegt Englisch, die zweite Amtssprache in Indien. Sie wird in Mumbai überwiegend von der Oberschicht als Umgangssprache verwendet und bei amtlichen Befragungen nur von circa ein Prozent der Menschen als Mutterprache angegeben. Für viele ist Englisch jedoch eine Art Zweitsprache. Alle amtlichen Dokumente und Publikationen in der Stadt werden neben Marathi auch auf Englisch herausgegeben.

Die beiden bedeutendsten Tageszeitungen in Mumbai erscheinen in englischer Sprache. Das Missverhältnis zwischen der hohen Bedeutung als Verwaltungs- und Schriftsprache und der geringen Bedeutung im alltäglichen Sprachgebrauch der Bevölkerung ist dadurch zu erklären, dass Englisch als neutrale Verständigungsbasis von allen Sprachparteien anerkannt wird, während Hindi von den Menschen im Süden Indiens generell abgelehnt wird.

Religionen

 
Banganga Tank

Wie bei den Sprachen findet man auch bei der religiösen Zusammensetzung der Bevölkerung in Mumbai ein ähnlich komplexes Muster. Der überproportionale Anteil religiöser Minderheiten im Vergleich zu anderen Metropolen in Indien ist das auffälligste Merkmal. Buddhisten, Christen, Jainas, Juden, Parsen und Sikhs gehören zu diesen Minderheiten. Juden, Parsen und Sikhs haben einen Anteil von unter zwei Prozent an der Bevölkerung, Buddhisten und Jainas von unter fünf Prozent, Christen von etwa sieben Prozent.

Die beiden größten Religionen sind Hinduismus und Islam. Zu Lasten des Hinduismus geht die zahlenmäßige Stärke der religiösen Minderheiten. Während in ganz Indien etwa 80 Prozent dieser Glaubenrichtung angehören, sind es in Mumbai nur 67,2 Prozent. Die Hindus sind aber die mit Abstand dominierende Religionsgemeinschaft. In Mumbai spielen die Jainas und die Parsen eine wichtige ökonomische Rolle, obwohl es sich um kleine Religionsgemeinschaften handelt.

Nur die Muslime können hier mit einem Anteil von etwa 25,9 Prozent an der Bevölkerung mehr als die religiösen Minderheiten noch ein gewisses Gegengewicht schaffen. Sie fallen durch ihre Dominanz in einzelnen Branchen und ihr teilweise geschlossenes Auftreten in einzelnen Stadtvierteln von Mumbai stärker ins Gewicht.

Museen

Prince of Wales Museum

 
Jama Masjid

Richtung Norden, in einer hübschen Grünanlage, liegt das sehenswerte "Prince of Wales Museum". Das unverwechselbare Bauwerk aus der britischen Kolonialzeit, gekrönt von einer mächtigen weißen Kuppel im Mogul-Stil, beherbergt eine erlesene Sammlung von Gemälden und Skulpturen, für deren eingehende Besichtigung mehrere Stunden oder mehrere Besuche erforderlich sind. Den Grundstein legte König Georg V., damals noch Prince of Wales, im Jahr 1905.

Das Gebäude gilt als "aufgeklärte" (europäische) Interpretation der Gujarati-Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts und verbindet islamische Feinheiten mit der typisch englischen Ziegelbauweise. Man spricht dabei von Anglo-Sarazenischem Stil. In der Zentralhalle ist eine kleine Auswahl der umfangreichen Sammlung, wie einige Mogul-Gemälde, Waffen, Jadearbeiten und Miniaturfiguren aus Ton und Terrakotta der Maurya-Periode aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und der Kushana-Periode aus dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr., zu sehen.

Mahatma Gandhi Museum

Vom Chowpatty Beach ist es nicht weit bis zum "Mani Bhavan Mahatma Gandhi Museum". Mani Bhavan war zwischen 1917 und 1934 Stützpunkt Mahatma Gandhis (1869-1948) in Bombay. Das in einer schattigen, gutbürgerlichen Straße gelegene Haus ist heute eine Gedenkstätte für den Mahatma und beherbergt eine umfangreiche wissenschaftliche Bibliothek.

Die Wände im Inneren, mit liebevoll polierten Holzmöbeln ausgestattet, zieren Fotos historischer Begebenheiten und Gegenstände aus dem Leben dieses ungewöhnlichen Mannes, darunter ein freundlicher Brief an Adolf Hitler, den Weltfrieden zu bewahren. Hinter Glas befindet sich Gandhis schlichter Wohn- und Schlafraum.

Bauwerke

Gateway of India

 
Gateway of India

Der beste Ausgangspunkt für eine Besichtigung ist Colaba am südlichen Ende der Halbinsel Mumbai, wo sich die meisten Hotels, Restaurants und bekanntesten Sehenswürdigkeiten befinden, darunter das "Gateway of India", 1924 nach Plänen von George Wittet (1878-1926) erbaut.

Indiens eigener, honigfarbener Arc de Triomphe, errichtet zur Erinnerung an den Besuch von König Georg V. (1865-1936) und seiner Frau Maria von Teck (1867-1953) im Jahre 1911, war ursprünglich als feierlicher Landungspunkt für mit P&O-Dampfschiffen ankommende Passagiere gedacht. Die Ironie der Geschichte wollte jedoch, das die Briten diesen Ort wählten, um sich für immer aus Indien zu verabschieden: Am 28. Februar 1948 gingen hier die letzten noch auf indischem Boden verbliebenen Truppen an Bord der R.M.S. "Empress of Australia".

Fort-Viertel

Nahe befindet sich das "Fort-Viertel", wo sich sämtliche Banken und große Geschäfte niedergelassen haben und die eindrucksvollsten der Prachtbauten der Raj-Ära stehen. Den Nordrand nimmt der extravagante über und über verzierte Sandsteinbau Chhatrapati Shivaji Terminus, der frühere Victoria Terminus ein, einer der meistbenutzten und architektonisch beeindruckendsten Bahnhöfe der Welt.

Das von 1878 bis 1888 errichtete Bahnhofsgebäude ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Zusammenführung viktorianischer Neogotik mit traditioneller indischer Architektur. Es steht seit 2004 unter dem Schutz der UNESCO und gehört zum Weltkulturerbe der Menschheit. Der Knotenpunkt des innerstädtischen Eisenbahnnetzes, die "Churchgate Station" liegt vier Kilometer weiter westlich.

Der "Hutatma Chowk" inmitten des Fort-Geländes, der früher Flora Fountain hieß, ist eine verkehrsreiche Fünf-Straßen-Kreuzung, ein Kreisverkehr. Er wurde zum Gedenken an die Freiheitskämpfer, die im Kampf um die Aufnahme des Bundesstaates Maharashtra in die indische Union ihr Leben ließen, in Hutatma Chowk ("Platz der Märtyrer") umbenannt. Im Mittelpunkt der Kreuzung steht eine Statue der Göttin Flora, 1869 zu Ehren von Gouverneur Sir Bartle Frere (1815-1884) aufgestellt.

Das älteste englische Bauwerk von Mumbai ist die kleine, einfache "St. Thomas´ Cathedral". Die im Jahre 1718 eingeweite Kirche verbindet klassizistischen und gotischen Stil. Nach einem Zeitungsverleger, der sich für die Unabhängigkeit Indiens einsetzte, wurde der nahe gelegene "Horniman Circle", ehemals Elphinstone Circle, benannt. Der Platz ist 1860 auf Veranlassung des früheren Municipal Commissioners Charles Forjett an der Stelle des Bombay "Green" errichtet worden.

In einem neugotischen, an Oxford angelehnten Stil ist auch die Universität erbaut.

Türme des Schweigens

 
Turm des Schweigens

Hoch oben auf dem "Malabar Hill" stehen, durch eine große Mauer und einen dichten Vorhang aus Grünpflanzen vor neugierigen Blicken geschützt, die sieben parsischen "Türme des Schweigens", die Dokhmas. Die Parsen bestatteten ihre Toten, indem sie die Leichen auf hohe, zylinderförmige Behälter legen, damit Geier die Knochen säuberlich vom Fleisch befreien können.

Dieses uralte Bestattungsritual, von dem angenommen wird, dass es noch vor dem 2.500 Jahre alten Glauben entstand, wurde vom Propheten Zarathustra befürwortet, um eine Verschmutzung der vier heiligen Elemente (Luft, Wasser, Erde und - das heiligste von allen - Feuer) zu verhindern.

Elephanta Island

Eine Bootsstunde von Colaba entfernt liegt die ruhige, bewaldete Insel Elephanta, eine der reizvollsten Gegenden Mumbais. Die einzigen Bewohner sind die einer kleinen Fischersiedlung. Die Insel hieß ursprünglich "Gharapuri", die "Stadt der Ghara-Priester", wurde jedoch im 16. Jahrhundert von den Portugiesen nach dem steinernen Elefanten umbenannt, den sie im Hafen fanden - zu sehen im "Victoria and Albert Museum" in Bymulla.

Die Hauptattraktion ist der einmalige Höhlentempel, dessen mächtige "Trimurti" (dreigesichtige) Shiva-Skulptur ein hervorragendes Beispiel hinduistischer Bildhauerkunst darstellt. Die Höhlen von Elephanta stehen seit 1987 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Freizeit und Erholung

Nicht weit von der Churchgate Station liegt die "Netaji Subash Chandra Marg", besser bekannt unter der Bezeichnung "Marine Drive". Es handelt sich dabei um Mumbais Meerespromenade, die in den 1920er Jahren auf aufgeschüttetem Land erbaut wurde, bestehend aus einer achtspurigen Stadtautobahn und einem breit angelegten Gehweg.

Der Marine Drive beschreibt einen Bogen von den Hochhäusern des Nariman Point bis zum Fuß des Malabar Hill und dem Chowpatty Beach, wo jedes Jahr im September zu Ehren des Gottes Ganesh mit dem Elefantenhaupt das Ganesh-Chaturthi-Fest veranstaltet wird, das wahre Menschenmassen anzieht.

 
Wankhede-Cricket-Stadion

Am Abend vollzieht sich am Marine Drive ein märchenhaftes Schauspiel, das von den Briten als "Queen´s Necklace - Halsband der Königin" bezeichnet wird. Man sieht den Sonnenuntergang über dem Meer, die Straßenlaternen werden angeschaltet und die Fünf-Sterne-Hotels erstrahlen im Lichterglanz.

In der Nähe befinden sich zwei große Kricketstadien, das Brabourne und das Wankhede Stadium sowie eine Anzahl von Kricketplätzen (Gymkhanas), wo an fast jedem Wochenende die Chance besteht, ein Spiel zu verfolgen. Cricket ist Nationalsport in Indien und erregt dort ein ebenso lebhaftes Interesse wie Fußball in Deutschland und ganz Europa.

Kulinarische Spezialitäten

In Mumbai befinden sich, wie es seinem Ruf als einer kosmopolitischen Weltstadt entspricht, vor allem in Colaba, aber auch in den anderen Stadtteilen, zahllose interessante Lokale zum Essen und Trinken, ob es nun ein sehr teures Mittagsbuffet in einem Nobelhotel sein soll, oder ein superscharfes "Roti Kebab" in Papier auf der Straße. In den Speiselokalen und Hotels kann man eine erstaunliche Anzahl verschiedener Landesküchen ausprobieren.

Es gibt rein vegetarische Hindu-Hotels, in denen der Gast köstliche Gujarati- und südindische Gerichte serviert bekommt, und gleich daneben muslimische Cafés mit Leckerbissen für Fleischliebhaber. Die begehrten China-Restaurants, aber auch iranische Gaststätten, deren Spezialität Lamm- und Hammelfleisch in Pfefferminzsoße ist, befinden sich in Mumbai.

In den Café-Bars werden die einheimischen Yuppies und Touristen mit Fassbier und annehmbarer westlicher Küche bewirtet. Nicht-Vegetarier können sich in den Parsen-Restaurants mit in einem Linseneintopf namens "Dhansak" geschmorten Fleischportionen verwöhnen lassen, in den goanischen und mangalorischen "Lunch-Homes" ausgezeichnet schmeckendes Schweinefleisch "Vindaloo" oder scharfes Fischcurry ausprobieren.

Einkaufen

 
Markt in Mumbai

Mumbai bietet hervorragende Möglichkeiten um einzukaufen, seien es Souvenirs oder Proviant und Ausrüstung für die lange, noch bevorstehende Reise. Insbesondere der Kauf von Kunsthandwerk aus allen noch so entlegenen Teilen Indiens und von im Lande produzierten Textilien und Bekleidung lohnt sich. Die Preise übersteigen mit Ausnahme der Einkaufsarkaden in den Luxushotels die anderer indischer Städte kaum.

Die zentralen Basare in der Stadt sind mehr zum Anschauen, als zum Einkaufen geeignet, doch auf dem Antiquitätenmarkt kann man mit viel Glück ein gutes Geschäft machen. Mumbai besitzt eine Anzahl moderner und eleganter Einkaufszentren, darunter das größte in ganz Indien, "Crossroads", 28 Pandit MM Road, nahe der "Haj Ali"-Moschee gelegen. Im "Sahakari Brandar" in der Nathalal Parekh Marg im Stadtteil Colaba werden preiswertes Kunsthandwerk und Haushaltswaren sowie im angeschlossenen Supermarkt eine Vielzahl von Lebensmittelkonserven verkauft.

Die ausgezeichneten englischsprachigen Buchhandlungen und Bücherstände bieten eine reichhaltige Auswahl an Klassikern, Reiseliteratur und Romanen. In der Nähe des Kinos "Moti" an der SV Patel Road befinden sich zahlreiche der guten Musikläden von Mumbai. In ihnen kann man traditionelle indische Musikinstrumente, darunter Sitars, Sarods, Tablas und Flöten, aber auch Tonträger mit klassischer, religiöser und Schlagermusik aus ganz Indien sowie westlichem Rock, Pop und Jazz kaufen.

Filme

 
Metro Cinema

Bollywood, wie Mumbai auch genannt wird, ist die Filmhauptstadt in Indien. Für Menschen in den westlichen Ländern, die mit dem Fernsehen aufgewachsen sind ist kaum vorstellbar, welche immense Faszination in Mumbai und im ganzen Land noch immer von Kinofilmen ausgeht. In jedem Dorf in Indien gibt es ein Kino. Bei einer potenziellen Zuschauerschaft die Hunderte von Millionen erreicht, ist die indische Filmindustrie die größte der Welt.

Sie produziert jedes Jahr 900 Leinwandstreifen in voller Spielfilmlänge. Regionales Kino, das sich an bestimmte Sprachgruppen richtet (insbesondere das tamilische Kino von Chennai), ist zwar vor Ort populär, fällt jedoch auf nationaler Ebene kaum ins Gewicht. Nur dem Hindi-Film - ein Fünftel aller Filme indischer Produktion - ist es gelungen, die regionalen Grenzen weitgehend zu überschreiten, besonders im Norden.

Mumbai ist die Heimat des Hindi-Blockbusters, des "All-India Film". Um Sprach- und Religionsbarrieren zu überwinden, folgt der Bollywood-Film strikten Regeln. Die Handlungen und das Schicksal der Protagonisten sind wie in der Mythologie vorhersehbar. Im Gegensatz zum Hollywood-Schema, das für gewöhnlich jedes Drehbuch einem Genre zuordnet, verfährt der Hindi-Film nach dem so genannten masala format, in Anspielung an die indische Gewürzmischung. So sind in den Masala-Filmen, die gewöhnlich eine Spieldauer von drei Stunden haben, verschiedene Genres (Liebe, Gewalt, Dramatik, Komik, Musik) enthalten.

Die Erfolge der Filmschauspieler und ihr ausschweifender Lebensstil, der sich in den Klubs der Stadt und im Millionärsviertel "Malabar Hill" manifestiert, sind ein unerschöpflicher Gegenstand von Prominenten-Geschichten, die in Fanmagazinen wie Stardust, Star and Style, Film World und Cine Blitz millionenfach reißenden Absatz finden, während sich die Fachwelt eher an das reserviertere Sreen hält. Von den rund 200 Kinos in der Stadt zeigen nur wenige regelmäßig Filme in englischer Sprache.

Mit seinen steigenden Produktionkosten, zunehmenden Drehorten im Ausland und mehr Freizügigkeit auf der Leinwand, ist Bollywood in den letzten Jahren Hollywood gar nicht so unähnlich. Aber angesichts von um 30 Prozent gesunkenen Besucherzahlen und vielen Raubkopien spielen manche teuer produzierte Filme einen Verlust bis zu einer Million Rupien ein. Zusammen mit den in letzter Zeit aufgedeckten mafiösen Strukturen in der Branche bedeutet dies, dass Bollywood viele schwerwiegende Probleme hat und die Filmindustrie in Indien dringend von Grund auf überholt werden muss.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

 
Bombay Stock Exchange

Mumbai besitzt eine vielseitige Industrie und ist das Zentrum von Wirtschaft, Handel und Mode in Indien. In der Stadt befindet sich, in Bezug auf die Anzahl der Filme, die jährlich dort produziert werden, die größte Filmindustrie der Welt. Es werden Maschinen, Metall, Metallprodukte, Chemikalien, Düngemittel und Textilien aus Baumwolle hergestellt sowie Erdölprodukte verarbeitet. Bedeutung haben auch die Informationstechnologie, das Kunsthandwerk, das Verlagswesen, der Schiffbau und die Schiffsreparatur sowie die Fischerei. Auf der Insel Trombay steht ein 1957 fertiggestelltes Kernkraftwerk.

Mumbai allein erwirtschaftet 38 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Indien und in seinem Hafen (8 km² Fläche), einer der größten Naturhäfen der Welt, wird die Hälfte des indischen Außenhandels abgewickelt. Mumbai ist auch Finanzhauptstadt von Indien, denn es steuert den höchsten Betrag zur Einkommenssteuer des Landes bei. Die 1875 gegründete Mumbai Stock Exchange, die älteste Börse in Asien und die größte in Indien sowie die National Stock Exchange haben ihren Sitz in der Stadt. Letztere wurde 1992 auf Initiative indischer Politiker gegründet und unterscheidet sich von anderen Börsen im Land durch die Trennung von Handel und Management.

Wohlstandssymbole in dieser ständig Reichtum produzierenden Metropole finden sich an vielen Orten Mumbais, von der Phalanx von Bürohochhäusern am Nariman Point, dem Manhattan Maharashtras, bis zu den teuren Luxusautos auf den Straßen der Stadt, die sich nur die reiche Oberschicht leisten kann. Die Immobilienpreise in diesen Gegenden Mumbais gehören zu den höchsten der Welt.

Die Kehrseite der Erfolgsgeschichte ist natürlich die hier herrschende Armut. Jeden Tag strömen Hunderte Menschen aus dem Hinterland des Bundesstaates Maharashtra in die Stadt, um dem Elend ihrer Dörfer zu entkommen. Einige finden Arbeit und eine Unterkunft, die meisten jedoch, etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung, endet auf den überfüllten Straßen oder lebt in unbeschreiblichem Elend in den größten Slums von ganz Asien. Viele sammeln Lumpen oder betteln auf den Straßen. Dennoch bietet die ungebrochene Wirtschaftskraft der Metropole Mumbai auch den Ärmsten Möglichkeiten.

 
World Trade Towers

Der Dokumentarfilm Bombay: Our City, Regie: Anand Patwardhan, Indien 1985, erzählt die Geschichte des täglichen Überlebenskampfes von über vier Millionen Slumbewohnern in Bombay, die die einen erheblichen Teil der Stadtbevölkerung ausmachen. Obwohl sie den Großteil der arbeitenden Bevölkerung Bombays stellen - Industriearbeiter, Bauarbeiter, Hausangestellte - wird ihnen die städtische Infrastruktur verweigert: Elektrischer Strom, Trinkwasser, Abwasserentsorgung. Viele Slumbewohner leben auch unter der ständigen Drohung verjagt zu werden, weil die Stadtverwaltung Kampagnen durchführt, um Bombay zu "verschönern". Die jährlichen Überschwemmungen aufgrund des Monsunregens treffen die Slumbewohner besonders hart.

Die Entwicklungsmöglichkeiten in Mumbai werden vor allem im Dienstleistungsbereich erwartet. Günstige Möglichkeiten hat auch die Computerindustrie. Unternehmen der Stadt haben für europäische Kunden arbeitsintensive Bereiche der Datenerfassung und -verarbeitung übernommen. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage der indischen Mittelschicht sowie als potenzieller Zulieferer der globalen Automobilindustrie bietet im industriellen Bereich der Fahrzeugbau noch nicht genutzte Möglichkeiten.

Mumbai hat darüber hinaus Chancen, als Forschungs- und Entwicklungsstandort ausgebaut zu werden und sich zum Handels- und Distributionszentrum zu entwickeln. Aufgrund der geringeren Immobilienpreise wird der Norden von Mumbai (Greater Mumbai) für Unternehmen zusehends interessanter. Wegen der geographischen Gegebenheiten (Halbinsellage) findet die Expansion der Stadt verstärkt in den nördlichen Gegenden statt.

Gegenüber Städten in den asiatischen Schwellenländern ist der Nachholbedarf in Mumbai jedoch erheblich. Konzertierte staatliche Hilfeleistungen sind zu dessen Behebung notwendig. Bleiben diese aus, werden die günstigen Bedingungen, wie sie beispielsweise die moderne Hafen- und Flughafeninfrastruktur bieten, von den schlechten Straßenverkehrsverhältnissen zunichte gemacht. Voraussetzung ist hierbei aber eine moderne Verwaltung, die die Eigendynamik der Wirtschaft nicht über alle Maßen reglementiert und nicht durch Korruption behindert. Dann hat die Metropole Mumbai die Chance, zu einem globalen Zentrum zu werden.

Verkehr

Fernverkehr

 
Chhatrapati Shivaji Terminus

Mumbai ist ein wichtiger Verkehrsknoten mit Autobahnen, Überland-Busterminals, Hafen, Flug- und Eisenbahnverbindungen. 1920 nahm im ehemaligen Bombay der erste Flughafen in Indien den Betrieb auf. Der 1971 eröffnete heutige Chhatrapati Shivaji International Airport ist der betriebsamste Flughafen des Landes. Die Einreiseformalitäten sind allerdings langwierig und die Ankunftshalle chaotisch. Bei Inlandsflügen landet man auf dem benutzerfreundlicheren "Santa Cruz Domestic Airport".

In Mumbai laufen zwei Hauptlinien der Eisenbahn zusammen: Nach Nord- und Westindien fährt die Western Railway und in die Regionen im Osten, Süden und der Landesmitte die Central Railway. Am 1888 fertiggestellten Victoria Terminus (VT), offiziell in Chhatrapati Shivaji Terminus (CST) umbenannt, halten die meisten Züge aus den zentralen, südlichen und östlichen Regionen Indiens, am Bahnhof Mumbai Central die Züge aus dem Norden und an der Dadar Station die Eisenbahn aus dem Süden des Landes.

Mumbai besitzt zwei Seehäfen, den Jawaharlal Nehru Port (JNPT) und den, ca. 20 Schiffsminuten entfernten, Containerterminal Nhava Sheva Port(NSICT)

Nahverkehr

 
Menschenmassen in Mumbai

Die Nahverkehrsmittel der Stadt sind hoffnungslos überlastet. Der Verkehr kriecht die meiste Zeit des Tages im Schneckentempo dahin oder bildet Massenstaus an den Straßenkreuzungen. Am 15. Juli 1926 wurde im ehemaligen Bombay der motorisierte Omnibusverkehr aufgenommen. Zwischen 1962 und 1971 fuhren elektrisch betriebene Oberleitungsbusse in der Stadt. Mumbai unterhält ein undurchschaubares und komplexes Busnetz, das bis in die entlegensten Teile der Stadt reicht. Eine Fahrt mit einem Doppeldeckerbus ist zwar langwierig, kostet aber nur ein paar Rupien.

Die am 5. Januar 1928 in Betrieb genommene elektrische S-Bahn (slow train) ist wesentlich schneller, doch die Fahrt in den überfüllten Waggons stellt selbst außerhalb der Stoßzeiten einen Härtetest dar. Die Züge fahren alle paar Minuten und halten an Dutzenden kleinen Stationen. Ohne die Vorortzüge der S-Bahn, die jeden Tag Millionen Pendler zwischen dem Zentrum von Mumbai und den endlosen Vororten im Norden hin und her befördert, würde in der Stadt nichts funktionieren.

Wer mit einer Rikscha fahren möchte, sollte sich in die Außenbezirke von Mumbai begeben, denn in der Innenstadt verkehren diese nicht. Weniger anstrengend ist die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Stadt im Rahmen eines geführten Stadtrundgangs. Den Hafen von Mumbai verlassen in regelmäßigen Abständen Fährschiffe. Sie verbinden die Stadt mit dem auf der anderen Seite liegenden Ufer und einigen dazwischenliegenden Inseln. Die Fähre nach Elephanta Island ist die am meisten genutzte.

Medien

Printmedien

 
Ambassador-Hotel

Die Printmedien spielen neben dem Fernsehen im Alltagsleben Mumbais und somit auch bei der Meinungsbildung eine äußerst wichtige Rolle. Zeitungen und Magazine werden insgesamt stärker von Männern gelesen, die formal über eine höhere Bildung und über ein relativ hohes Einkommen verfügen. Trotz eines Anteils von etwa einem Drittel Analphabeten in der Stadt, die keinen Zugang zu Publikationen haben, verzeichnen Mumbais gedruckte Periodika eine stabile bis wachsende Leserschaft.

Wichtige Tageszeitungen in englischer Sprache sind "The Times of India", "Midday", "Afternoon", "Asian Age", "Economic Times", "Mumbai Mirror", "DNA-Daily News And Analysis", "Hindustan Times" und "Indian Express". Populäre Zeitungen in Marathi sind "Loksatta", "Maharashtra Times", "Nava Kaal" und "Saamana" sowie in Hindi "Dainik Bhaskar" und "Dainik Jagran". Weitere Tageszeitungen sind in den Sprachen Gujarati, Malayalam, Bengali, Urdu, Telugu und Tamil in Mumbai käuflich zu erwerben.

Rundfunk

Mumbai ist die Geburtsstätte des indischen Rundfunks. Im Juni 1923 gründeten Amateure im ehemaligen Bombay einen Radio-Club und begannen mit der täglichen Ausstrahlung von Hörfunkprogrammen. Am 23. Juli 1927 wird ebenfalls im damaligen Bombay die "Indian Broadcasting Company" gegründet, der erste kommerzielle Radiosender des Landes.

Heute gibt es in Mumbai dutzende staatliche und private UKW-Radiostationen. Der erfolgreichste Radiosender in der Stadt ist "Radio Mirchi" mit etwa 1,2 Millionen Zuhörern täglich, gefolgt von "Vividh Bharati" mit cirka 700.000. Der Radiomarkt in Mumbai und ganz Indien befindet sich durch die erst zögerliche Einführung des privaten Rundfunks 1993, dessen Verbot 1998 und Wiedereinführung 1999 zur Zeit im Umbruch. Die Hörfunklandschaft ändert sich nachhaltig, weitere Sender werden hinzu kommen und die Nutzung des Hörfunks wird durch das breitere Angebot steigen.

Fernsehen

In Indien begann am 15. September 1959, allerdings zuerst nur in der Hauptstadt Neu-Delhi, das Fernsehzeitalter. Erst 1972 wurde im ehemaligen Bombay und weiteren Städten des Landes von "All India Radio", dem heutigen Sender "Doordarshan", mit der Ausstrahlung von regelmäßigen Fernsehprogrammen begonnen. Aus Anlass der Asienspiele im Jahre 1982 in Neu-Delhi ist dann in Indien das Farbfernsehen eingeführt worden und im gleichen Jahr begann man mit der Ausstrahlung von Fernsehprogrammen über Satellit.

Während in der Gegenwart etwa 80 Prozent der Haushalte in Mumbai über terrestrischen Fernsehempfang verfügen, auf dem Land sind es nur rund 30 Prozent, war Satelliten- und Kabelfernsehen am Anfang nur der Elite vorbehalten. Heute erreicht die neue Errungenschaft vor allem die wachsende städtische Mittelschicht und damit eine breitere Bevölkerung.

Bildung

 
Cowasjee Framjee Hall
 
Town Hall

Mumbai beherbergt eine Vielzahl hervorragender Bildungseinrichtungen, darunter zwei Universitäten (University of Mumbai und SNDT Woman´s University) und eine Anzahl Forschungsinstitute, Akademien und Colleges. Der 1857 gegründeten University of Mumbai sind fast alle Colleges der Stadt angeschlossen, ebenso in Indien führende Lehr- und Forschungseinrichtungen wie das 1934 eröffnete Mumbai University Institute of Chemical Technology und das 1945 eingerichtete Tata Institute of Fundamental Research (TIFR). Auch das 1958 gegründete renommierte Indian Institute of Technology Bombay (IITB) hat seinen Sitz in Mumbai.

Weitere hervorragende Forschungs- und Bildungseinrichtungen in Mumbai sind das Veer Jijamata Technical Institute (VJTI), das Watumul Institute of Electronic Engineering and Computer Technology, das Bhabha Atomic Research Center, das Jamnalal Bajaj Institute of Management Studies (JBIMS), das National Centre for Software Technology (NCST), das Tata Memorial Hospital and Research Center, das All India Institute of Physical Medicine and Rehabilitation, die BP Marine Academy und dutzende weitere Institute und Colleges.

Für die Allgemeinbildung der Bevölkerung in Mumbai sorgen über 1.000 staatliche und eine Anzahl privater Schulen. Dem Schulsystem ist der westliche Einfluss anzumerken. Schuluniformen sind Pflicht, alle Fächer, außer Hindi, werden in englischer Sprache unterrichtet. Die staatlichen Schulen sind gebührenfrei, wegen der überfüllten Klassenräume und mangelhaft ausgebildeter Lehrer jedoch unattraktiv. Die Privatschulen sind kostenpflichtig und deshalb überwiegend der besser verdienenden Bevölkerung vorbehalten. Letztere können aber auch durch die Erlangung eines Stipendiums besucht werden.

Mit sechs Jahren kommen die Schüler in Mumbai und in ganz Indien auf die Primary School, die der deutschen Grundschule entspricht. Es folgt die Secondary School und anschließend die Senior Secondary School, die man im Alter von 11 bis 15 beziehungsweise 16 bis 17 Jahren besuchen kann. Nach erfolgreichem Abschluss an diesen Schulen können die Schüler ein Studium an der Universität aufnehmen oder ein College besuchen. Je nach Schulform dauert die letzte Bildungphase drei bis fünf Jahre. Während für die reiche Bevölkerung eine gute Schulbildung Standard ist, scheitert der Schulbesuch der ärmeren Bewohner oft, da die Kinder Geld verdienen müssen, um das Überleben ihrer Familie zu sichern, und sie sich die vorgeschriebene Uniform und die Schulmaterialien nicht leisten können.

Persönlichkeiten

Mumbai war Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Die bekanntesten sind unter anderem der Physiker Homi Jehangir Bhabha, der frühere indische Premierminister Rajiv Gandhi, der Bildhauer Anish Kapoor, der Nobelpreisträger für Literatur Rudyard Kipling, der Dirigent Zubin Mehta, der Schriftsteller und Poet Dom Moraes, der Tennisspieler Karan Rastogi sowie die Schriftsteller Salman Rushdie, Manil Suri und Terence Hanbury White.

Siehe auch: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Mumbai

Literatur

  • Martin Heintel u.a., Megastädte der Dritten Welt im Globalisierungsprozess. Mexico City, Jakarta, Bombay - Vergleichende Fallstudien in ausgewählten Kulturkreisen, Universität Wien, 2000, ISBN 3-900-83040-1
  • Thomas Barkemeier, Jutta Mattausch, Indien. Der Norden. Reise Know-How. Mit Goa und Bombay., Reise Know-How Rump, 1998, ISBN 3-894-16223-6
  • I. Suraiya, Bombay. Die Stadtneurotiker, in: Indien, GEO-Special, Nr. 4/1993
  • Barbara Malchow, Keyumars Tayebi, Menschen in Bombay. Lebensgeschichten einer Stadt, Rowohlt, 1986, ISBN 3-499-15918-X
  • Heinz Nissel, Bombay. Untersuchungen zur Struktur und Dynamik einer indischen Metropole, Institut für Geographie der TU Berlin, 1977, ISBN 3-7983-0573-0
  • Gregory David Roberts, 'Shantaram', Roman, bislang nur in englischer Sprache erschienen, Little Brown (2004), ISBN 0-316-72820-9

Siehe auch