Moschee

Ort des gemeinschaftlichen islamischen Gebets
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Die Moschee ist das Gebetshaus des Islam.

Die Sultan-Ahmet-Moschee, Istanbul, in Deutschland bekannt als Blaue Moschee
Moscheen in Istanbul
Sabanci Merkez Moschee in Adana

Moschee – von Masǧid مسجد (pl. masaǧid) Ort der Niederwerfung – Ort des gemeinschaftlichen islamischen Gebets, schließt im Deutschen die Freitagsmoschee – Dschāmʿ جامع ein, aber nicht Heiligenschrein (Marabut, Kubba, Maqām), Ordenshaus (Zawiya, Tekke) oder Sakralbauten wie die Felsenkuppel auf dem Haram asch-Scharif in Jerusalem.

In Moscheen gibt es weder Bilder von Heiligen oder Propheten, noch religiöse Musik. Anstelle der bildlichen Darstellung, die im Christentum religiöse Grundlagen der Bibel und Heiligenerzählungen beschreibt, tritt hier die arabische Kalligraphie und anstelle des christlichen Kirchengesangs der Vortrag des Koran, immer in arabischer Sprache. Während des Fastenmonats Ramadan wird der Koran komplett rezitiert. Oft ist an Moscheen auch eine Madrasa (arabisch für Schule), die ursprüngliche islamische, stets religiös geprägte Bildungseinrichtung, angeschlossen und bildet mit der Moschee einen Baukomplex. Prächtige Beispiele für diese Art der Architektur finden sich u.a. in Samarkand.

Geschichte

Mit der Ausbreitung des Islam erhielt jede Stadt eine Moschee, später auch die Dörfer. Im von den Türken eroberten Oströmischen Reich wurde in der Regel die christlichen Kirchen abgebrochen oder in Ausnahmefällen zu Moscheen umgewandelt (z. B. Sophienkirche in Konstantinopel/Istanbul).

Einrichtung einer Moschee

In einer Moschee findet man oft eine Gebetsnische (mihrāb) – ein Strich, Pfeil oder ein Täfelchen mit dem Wort qibla reicht aber auch aus, um die Richtung zur Kaaba in Mekka, dem Hauptheiligtum des Islam, anzugeben. Waschräume mit fließendem Wasser, auch Brunnen, sind Bestandteile der Moschee, um dort die rituelle Waschung وضوء wudū',vor dem Gebet zu vollziehen. In den Vorräumen oder am Eingang der Moschee werden die Schuhe aufbewahrt – man kann sie aber auch (die Sohlen zueinander gewandt) in die Moschee nehmen.

In einer Freitagsmoschee gibt es außerdem eine Kanzel (minbar) für die Freitagspredigt (ḫuṭba), eine dikkah, eine erhöhte Plattform, von der aus der Gebetsruf unmittelbar vor dem Gebet wiederholt wird und außerhalb des Ritualgebets der Koran rezitiert wird.

Vor Betreten der Moschee zieht man seine Schuhe aus. Ein Muslim betritt die Moschee mit dem rechten Fuß und verläßt sie mit dem linken. Der Boden ist mit Teppichen belegt. Die Gebetsnische (Mihrab) gibt die Gebetsrichtung (qibla) gegen Mekka an. Das Mihrab ist der Standort des Imam (Vorbeters), der das Gebet leitet. Imam kann jeder Muslim werden, der die dafür vorgeschriebenen Kenntnisse besitzt, die Gebetsformen beherrscht und volljährig ist. Er tritt vor die Betenden, die sich hinter ihm in klaren Reihen (sufuf, sg. saff) aufstellen. Da Frauen von Männern beim Gottesdienst nicht beobacht werden sollen, beten die Frauen hinter den Männern, abgetrennt in eigenen Räumen oder auf einer Empore.

Oft besteht der einzige Schmuck in kalligraphisch aufbereiteten Koranversen und ornamentalen Mustern. Darstellungen von Gott, Menschen und Tieren sind verboten, Landschaftsdarstellungen kommen aber vor.

 
Die Blaue Moschee von innen

Die Moschee ist nicht nur Gebetsraum, sondern auch allgemeiner Treffpunkt der Muslime. Auch zu öffentlichen Anlässen wie Gerichtsverhandlungen oder öffentlichen Verlautbarungen wird sie genutzt. Gruppen können Besprechungen abhalten, Schüler finden sich ein, um ihre Hausaufgaben zu machen. Nicht zuletzt ist die Moschee Herberge für Reisende, die dort Wasser, die Gemeinschaft von Gleichgesinnen und einen Platz zum Schlafen vorfinden.

Zu verschiedenen Zeiten und Ländern waren unterschiedliche Gebäudetypen vorherrschend. Die älteste Form ist die Hofmoschee mit umlaufenden Arkaden (Kairouan, Ibn Tulun-Moschee, Kairo, die Moschee des 'Amr b. al-'Âs in Altkairo vor ihrer Renovierung). Ähnlich alt sind die Säulenwälder, die auf die Palmen der Urmoschee zurückgehen sollen (Cordobas La Mezquita [1],al-Hakim [2], Koutoubia). Unter den Osmanen waren – der Sophienkirche nachempfundene – Zentralbauten mit vielen Kuppeln und zwei oder vier spitzen Minaretten beliebt. Moscheeanlagen mit großem offenen Innenhof sind für Iran und Indien typisch. Phantastische Lehmbauten finden sich in der Sahelzone, pagodenartige Moscheen in Indonesien.

Moscheen in Deutschland

Im Jahr 1732 ließ der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. in Potsdam am Langen Stall einen Gebetssaal für zwanzig seiner türkischen Gardesoldaten errichten; dies gilt als die erste Moschee auf deutschem Boden. Die älteste heute erhaltene Moschee in Deutschland wurde 1924 in Berlin von der Ahmadiyya (Anjuman Isha'at-e-Islam Lahore's AAIIL) errichtet. Weitere Moscheebauten:

  • 1957 in Hamburg Fazl-e-Umar-Moschee, gebaut von Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ)
  • 1959 in Frankfurt am Main Nūr-Moschee, gebaut von Ahmadiyya Muslim Jamaat
  • 1961 in Hamburg Imam-Alī-Moschee, gebaut von iranischen Kaufleuten (Schiiten)
  • 1964 in Aachen Bilāl Moschee, unterhalten vom Islamischen Zentrum Aachen (IZA)
  • 1973 in München (Grundsteinlegung 6. Oktober 1967), unterhalten vom Islamischen Zentrum München (IZM)
  • 1990 in Werl, gebaut und gepflegt durch den Islamischen Kulturverein Werl e.V.
  • 1995 in Mannheim Yavuz-Sultan-Selim-Moschee, die größte Moschee Deutschlands, gebaut vom Islamischen Bund Mannheim e.V. Luisenring 28 68159 Mannheim

Zitate

  • Der Islam ist in der Phase, die das Christentum hinter sich hat: Er ist vital, kräftig, missionarisch, auch kreuzzüglerisch. Der große Unterschied, den viele nicht wahrhaben wollen, ist, daß eine Moschee auch ein politisches Forum ist. Sie ist nicht nur eine Kirche, in der gebetet wird, sondern da wird agitiert, da werden Politik und gesellschaftliches Verhalten gepredigt.(Aus FAZ- Interview mit Helmut Markwort vom 23.01.2005; [3])


Siehe auch

Commons: Moscheen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien