Lutz Bachmann

deutscher politischer Aktivist; Gründer von Pegida
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Lutz Bachmann (* 26. Januar 1973 in Dresden) ist ein deutscher politischer Aktivist. Er gilt als Initiator und Organisator des fremdenfeindlichen Demonstrationsbündnisses Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) und ist Vorsitzender des gleichnamigen Vereines.

Leben

Bachmann wurde 1973 als Sohn eines Fleischers in Dresden geboren. Er besuchte die Polytechnische Oberschule Leonhard Frank in Coswig und die Kinder- und Jugendsportschule Arthur Becker in Dresden. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung als Koch und gründete 1992 eine Werbeagentur.[1]

Bachmann ist durch die Begehung von zahlreichen, unterschiedlichen Straftaten (u.a. Körperverletzung, Einbruch und Diebstahl)[2] mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten[3][4] und wurde unter anderem 1998 zu drei Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt. Kurz nach der Verurteilung entzog er sich jedoch der Justiz und flüchtete nach Südafrika, wo er zwei Jahre lang unter falschem Namen lebte, aber schließlich von der Einwanderungsbehörde identifiziert und nach Deutschland abgeschoben wurde.[5][6] Nach zwei Jahren Haft in Deutschland wurde er vorzeitig auf Bewährung entlassen.[7]

2008 wurden bei ihm 40 Gramm Kokain und ein weiteres Mal 54 Gramm gefunden (Betäubungsmitteldelikte). Die folgende Freiheitsstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt und läuft im Februar 2015 aus.[8]

Im Januar 2014 war Bachmann einer von 500 Helfern,[9] die bei einer öffentlichen Veranstaltung durch Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz im Auftrag des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich mit dem sächsischen Fluthelferorden ausgezeichnet wurden. Er hatte während der Flut 2013 mit mehreren Facebook-Gruppen das Fluthilfezentrum im Dynamo-Stadion organisiert und Hilfsgüter sowie Spenden gesammelt.[10]

Organisation der Pegida-Demonstrationen

Bachmann gilt als Initiator, Organisator und „Gesicht“[11] des Ende 2014 entstandenen Demonstrationsbündnisses Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA). Er tritt auf den Demonstrationen als Redner auf. Auf der Gründungsversammlung des gleichnamigen Vereins wurde er am 14. November 2014 zum Vorsitzenden gewählt.[12]

Interviews mit etablierten deutschen Presseorganen, wie u. a. dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, lehnt Bachmann meist ab, gab aber der Bild, für die er auch als Leserreporter tätig war, den neurechten Blättern Junge Freiheit und Blaue Narzisse sowie der englischsprachigen Financial Times teils ausführliche Interviews.[13][14]

Äußerungen und Rezeption

Bachmann beschreibt sich selbst in einem Interview mit der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit als „der klassische CDU-Wähler“,[15] markierte nach Medienberichten jedoch auf Facebook die Alternative für Deutschland sowie die rechtsextremen Parteien Pro NRW und NPD mit „Gefällt mir“.[16][17] Gegenüber der Financial Times erklärte Bachmann hingegen, dass er ein Erstarken rechtsextremer Parteien wie in den Niederlanden und in Frankreich aufgrund einer angeblich fehlgeleiteten Asylpolitik für Deutschland verhindern wolle. Er befürworte eine Einwanderungspolitik, wie sie Kanada oder die Schweiz betrieben, bei der qualifizierte Einwanderer bevorzugt würden.[18]

Auf den Demonstrationen sprach Bachmann von „kriminellen Asylanten“ und von armen Rentnern, die in unbeheizten Wohnungen säßen und sich „kein Stück Stollen“ mehr leisten könnten, während „Asylbewerber in luxuriös ausgestatteten Unterkünften lebten“.[19] Die New York Times berichtete, Bachmann habe einem Reporter gegenüber erklärt, er sei nicht gegen Kriegsflüchtlinge, den Islam oder Ausländer. Was er ablehne, seien „Wirtschaftsflüchtlinge“, die das deutsche Sozialsystem ausnützten. Die deutschen Politiker seien verantwortlich für ein völlig falsches System.[20]

Über seine Abschiebung durch die südafrikanischen Behörden sagte er, diese sei „bewundernswert schnell“ erfolgt. Sollte seine Vergangenheit ein schlechtes Licht auf „Pegida“ werfen, trete er gerne aus dem Rampenlicht zurück.[21] Er störe sich nicht am Widerspruch seiner Forderungen zu seiner eigenen Biografie, seine Taten lägen weit zurück.[11]

Bachmanns Positionen und seine Weltanschauung werden von verschiedenen Massenmedien und Nachrichtenportalen als fremdenfeindlich und rechtspopulistisch eingestuft.[22]

Auszeichnung

Einzelnachweise

  1. "Habe muslimische Freunde" Wortführer Bachmann: Das ist der Mann hinter „Pegida“, Focus, 9. Dezember 2014
  2. Jörg Schurig: Die selbst ernannten Retter des Abendlandes. In: Rhein-Zeitung, 3. Dezember 2014, S. 4; Benjamin Knaack: Widerstand gegen Fremdenhass-Demos in Dresden. SPON, 5. Dezember 2014; Steffi Dobmeier, Lenz Jacobsen: Die wichtigsten Thesen von Pegida. Zeit online, 9. Dezember 2014, Nr. 50; max: Was steckt hinter den neuen Montagsdemos?. SPON, 9. Dezember 2014; Wolfgang Bager: Immer wieder montags. In: Südkurier, 13. Dezember 2014, S. 13; Zündler. In: Wiener Zeitung, Nr. 243, 13. Dezember 2014, S. 3.
  3. Rassismus: Wer steckt hinter Pegida?, Deutsche Welle, 8. Dezember 2014
  4. „Pegida“-Demonstrationen Die neue Wut aus dem Osten, FAZ, 7. Dezember 2014
  5. Hayke Lanwert: Pegida-Gründer Bachmann – vorbestraft und abgeschoben; In: derwesten.de; 16. Dezember 2014
  6. Süddeutsche Zeitung: Wortführer und Wutbürger, 10. Dezember 2014
  7. Koch mit schlichten Rezepten, Der Tagesspiegel, 9. Dezember 2014.
  8. Süddeutsche Zeitung: Wortführer und Wutbürger, 10. Dezember 2014
  9. „17. Januar: Verleihung des Sächsischen Fluthelferordens 2013“, dresden.de vom 11. Februar 2014, abgerufen am 17. Dezember 2014
  10. „Hier zeichnet OB Orosz den PEGIDA-Chef aus“, bild.de vom 9. Dezember 2014, abgerufen am 17. Dezember 2014
  11. a b Vom Panzerknacker zum Wutbürger, Tages-Anzeiger, 15. Dezember 2014
  12. Organisationsstruktur von Pegida: Nicht nur aufmarschieren taz (online), 11. Januar 2015, aufgerufen am 12. Januar 2015.
  13. Die Mitte tickt rechts, Jungle World (01/2015), 2. Januar 2015.
  14. Pegida und die „Lügenpresse“: Cheforganisator Bachmann war „Bild“-Leserreporter, Spiegel Online, 26. Dezember 2014.
  15. Die Mitte tickt rechts, Jungle World (01/2015), 2. Januar 2015.
  16. „Pegida“ ins Netz gegangen, Deutsche Welle, 12. Dezember 2014.
  17. Das wilde Leben des Pegida-Häuptlings, Freie Presse, 3. Dezember 2014.
  18. „Dresden protest reveals rising anger in Germany over immigration“, ft.com vom 9. Dezember 2014 (kostenpflichtig)
  19. Schlag 12 – der Mittagskommentar aus Berlin Der Vorbestrafte und seine „Pegida“-Wutbürger, stern.de, 9. Dezember 2014
  20. Alison Smale, „In German City Rich With History and Tragedy, Tide Rises Against Immigration“, New York Times, 7. Dezember 2014.
  21. Der vorbestrafte Kopf von „PEGIDA“, tagesschau.de, 15. Dezember 2014, abgerufen am 15. Dezember 2014.
  22. http://www.economist.com/news/europe/21636765-new-movement-barely-hidden-message-hate-unsettles-germany-peaceful-menacing
    Pegida-Gründer Lutz Bachmann: Das ist der Mann, der die Zukunft Deutschlands gefährdet, Artikel auf Huffington Post Deutschland vom 2. Dezember 2014
    Rechts orientierte Wutbürger, Artikel in Süddeutsche Zeitung vom 3. Dezember 2014
    Islam-Gegner und rechte Szene: Pegida ist die neue Abkürzung für "Ausländer raus", Artikel von Volker Weiß auf Spiegel online vom 12. Dezember 2014