Radio Data System

Übermittlungssystem von digitalen Zusatzinformationen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Februar 2006 um 16:21 Uhr durch 195.27.231.129 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Radio Data System (RDS) ermöglicht die Übermittlung von Nicht-Audio Zusatzinformation beim Radio/Rundfunk.

RDS wurde ungefähr 1983 von der European Broadcasting Union konzipiert und ist um 1987 zur Marktreife gelangt. Das Radio-Daten-System ist in der DIN EN 62106 standardisiert.
Die verschiedenen Zusatzinformation zielen unter anderem darauf ab, Sender genau zu identifizieren, zum Beispiel über ihre Sendeinhalte, ihre Namen usw.

RDS wird hauptsächlich in Autoradios verwendet, da es durch die Übertragung der "Alternative Frequencies" möglich ist, ohne Benutzereingriff automatisch die Frequenz zu wechseln und somit einem einmal eingestellten Programm zu folgen. Dies erspart das manuelle Suchen nach der neuen Frequenz, wenn das Fahrzeug auf der Fahrt den Sendebereich eines Senders verlässt.

RDS bietet aber neben den verbreitet genutzten Funktionen für Programmkennung, Verkehrsfunk und Alternativfrequenzen weitere Möglichkeiten für Zusatzinformationen/Services, die aber von den Sendern nur fragmentarisch genutzt und von vielen Geräten nur teilweise unterstützt werden.

Einige wichtige Services des RDS:

  • EON: Enhanced Other Networks
Ermöglicht den Empfang von Verkehrsfunk (Traffic Announcement), obwohl der gewählte Sender kein eigenes TA-Programm anbietet (Funktioniert zumeist nur im selben Senderverbund, z.B. BRx, SWRx, WDRx....).
Ist aber (theoretisch) auch dafür geeignet für andere Programmtypen (PTY) z.B. News auf die verbundene Station umzuschalten, wenn dort eine Sendung mit dem betreffenden PTY beginnt, wird leider von den Stationen nicht genutzt. Falls EON unterstützt wird, findet sich zumeist ein EON-Symbol auf der Gerätefront.
  • PTY: Programme Type
Einteilung der Sender nach Sparten, z.B. Pop-Musik, Nachrichten, Klassik, Jazz etc.,
leider von vielen Stationen bestenfalls statisch belegt (meist "POP" oder "CLASSIC") oder gar nicht genutzt. PTY-Auswahl gehört zu den Standard-Funktionen üblicher RDS-Empfänger
  • PTY-31 bietet (theoretisch) eine automatische Ein-/Umschaltlösung für Notfall- und Katastrophenmeldungen, wird in neueren Empfängern jedoch teilweise schon gar nicht mehr implementiert, da zumindest in Europa nie oder nur "missbräuchlich" genutzt. RAI (Öffentl. Sendeanstalt Italiens) sprach diesbezgl. einige Verwarnungen gegen Privatstationen aus (sogenanntes "Station kidnapping", da PTY-31 höchste Priorität besitzt und Hörer automatisch anzog wie ein Magnet).
  • TP: Traffic Programme
Wird gesendet, wenn ein Sender den sog. Verkehrsfunk anbietet, d.h. wenn Informationen über Staus und Gefahren oder Geisterfahrermeldungen durch ein spezielles Signal angekündigt werden. Die TP-Kennung existiert seit Anbeginn von RDS, hat die bisherige ARI-Funktion nun zum 1. April 2005 das ARI-System (Autofahrer-Rundfunk-Information) vollständig ersetzt, welches bislang aus Kompatibilitätsgründen (Non-RDS-Empfänger) bis dato parallel ausgestrahlt wurde.
  • TA: Traffic Announcement
Falls TP aktiviert ist, erhöht z.B. ein TA (eine Verkehrsdurchsage) die Lautstärke (geräteabhängig) oder wechselt für die Zeit der Durchsage von zum Beispiel CD auf Radio und danach wieder zurück etc...
  • PI: Stationsinterner Identifikationscode, wird unter anderem bei der Suche nach AFs eingesetzt. Vierstellige Hexadezimalzahl, die eine (weltweit) eindeutige Identifikation des Senders ermöglicht, da einzelne Stellen einer bestimmten Systematik folgen
  • PS: Program Service Name.
Bezeichnet die eingestellte Station in Klartext
Beispiel:
__SWR3__
ANTENNE_
  • AF: Alternative Frequency
Ermöglicht das automatische Wechseln der Frequenz beim Verlassen des Empfangsbereiches einer Sendestation. In der AF-Tabelle im RDS werden ständig Alternativfrequenzen umliegender Sendestationen ausgestrahlt, die ebenfalls das eingestellte Programm übertragen. Im Normalfall sollte der Empfänger laufend die Qualität des empfangenen Signals überprüfen und gegebenenfalls auf eine andere in der AF-Tabelle angegebene Frequenz wechseln. Der Wechsel ist nur dann erfolgreich, wenn auch der PI-Code übereinstimmt. So vermeidet man, dass ein Radio auf eine Frequenz wechselt, die an diesem Punkt von einem gänzlich anderen Programm belegt ist.
Übermittelt Zusatzinformationen, wie z.B. den aktuellen Musiktitel und Interpreten oder Kontaktdaten der Station.
  • CT:
Zeitsynchronisation. Wenn das Signal ausgestrahlt wird, können Gangungenauigkeiten der Uhren im Empfänger mit diesem Signal korrigiert werden. Wird kaum verwendet.
  • ODA: Open Data Applicationes. Wurde eingeführt um das RDS System einfach erweiterbar zu machen und somit schnell zusätzliche Datendienste implementieren zu können, ohne den Standard explizit dafür anpassen zu müssen.

Technische Grundlagen:

Die Datenbits sind mit einer Datenrate von 1,1875 kHz auf einen 57 kHz Unterträger des Radiosignals moduliert. Jeweils 26 Bits bilden einen Block, der wiederum aus 16 Datenbits und 10 Prüfbits besteht. Mit Hilfe der Prüfbits können die Blockgrenzen und die Art des Blocks detektiert werden. Jeweils vier Blöcke (ABCD bzw. ABC'D) bilden eine RDS-Gruppe.

         Block A                Block B                  Block C                  Block D
 +----------------+ +---+ +----------------+ +---+ +----------------+ +---+ +----------------+
 |................| |CRC| |................| |CRC| |................| |CRC| |................|
 +----------------+ +---+ +----------------+ +---+ +----------------+ +---+ +----------------+

Die Spezifikationen findet man in der DIN-Norm

 DIN EN 62106, Spezifikation des Radio-Daten-Systems (RDS),
 Deutsche Fassung 2002, Beuth Verlag GmbH, Berlin.

In Block A wird immer die 16 Bit Sender-ID (program information PI) übertragen. In Block B findet man den Programmtyp (PTY), einen Indikator für Verkehrsfunk (TP) und die RDS-Gruppennummer (Groupe Type GT). Diese gibt Auskunft über die Verwendung der restlichen fünf Bits des Blocks B und der 32 Bits von Block C und D. Es existiert eine Reihe von RDS Gruppen, die für verschiedene zusätzliche Datendienste verwendet werden, z.B. Gruppe 11A (siehe Beispielbitmuster) oder Gruppe 3A für Open Data Applications (ODA)

      Block A              Block B
 +----------------+ +---+ +----+-+-+-----+-----+ +---+ +----------------+ +---+ +----------------+
 |................| |CRC| |1011|0|1|.....|.....| |CRC| |................| |CRC| |................|
 +----------------+ +---+ +----+-+-+-----+-----+ +---+ +----------------+ +---+ +----------------+
         PI               GT:11 A T  PTY   5bit               16bit                    16bit

Radiodatensysteme für Lang-, Mittel- und Kurzwelle

Das RDS-Verfahren kann in der beschriebenen Form nur für Rundfunk im UKW-Bereich verwendet werden. Durch Phasenmodulation des Trägers können aber auch Rundfunksender im Lang-, Mittel- und Kurzwellenbereich für den Hörer nicht wahrnehmbare Zusatzinformationen übermitteln ( Amplitudenmoduliertes Datensystem, AMDS )

Siehe auch: Traffic Message Channel (TMC)

Identifikationscodes und Dateninhalte