Friedrich (Ludwig Theodor) Friese, genannt (Friedrich) Friese III (* 18. April 1827 in Schwerin; † 13. Januar 1896 ebenda), war ein deutscher Orgelbauer. Durch sein Schaffen wurde die Orgelbauwerkstatt Friese zur bedeutendsten in Mecklenburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Leben
Friedrich Friese wurde 1827 als Sohn des Organisten und Orgelbauers Friedrich Friese (II) in Schwerin geboren. Nach seiner Orgelbauerlehre in der väterlichen Werkstatt, begonnen 1843, begab er sich auf Wanderschaft: Er arbeitete ab 1850 fast zwei Jahre lang beim Berliner Orgelbauer Carl August Buchholz und anschließend bis 1854 bei Aristide Cavaillé-Coll in Paris. Nach seiner Rückkehr 1854 übernahm er 1856 den väterlichen Betrieb. Im gleichen Jahr heiratete er Maria Müller (1836-1880). Aus dieser ersten Ehe gingen 3 Kinder hervor, u.a. sein Sohn Heinrich Friese (1860-1948), der zwar auch eine Orgelbauerlehre machte, jedoch später, nach seinem Zoologie-Studium, als Biologe und Bienenforscher bekannt wurde. Durch seine Erfahrungen vor der Übernahme der Werkstatt in der Kirchenstr. 1 gab Friedrich Friese III dem mecklenburgischen Orgelbau neue Impulse. Friedrich Drese schreibt anlässlich der Restaurierung der Orgel in der Ludwigsluster Stadtkirche: „Friese III gehört zu einer neuen Orgelbaugeneration, die die Instrumente für die romantischen Kompositionen schafft. Der Klang der Orgeln ist kräftig, natürlich grundtönig und der große Bestand von Holzpfeifen gibt ihnen Weichheit, etwas Weich-Verschwimmendes sogar. Interessant ist der Bau der Trompete in der Bauweise Andreas Silbermanns.“'
Wie sein Vater besaß auch Friedrich Friese III das Großherzogliche Orgelbauprivileg. So waren ihm die öffentlichen Aufträge der Patronatsherrschaften sicher. Großherzog Friedrich Franz II., der den Kirchenbau mit neuen oder restaurierten Orgeln besonders förderte, ernannte 1873 Friedrich Friese III für seine Verdienste zum Hoforgelbauer. In einem Punkt blieb er konservativ: Er baute keine Orgeln mit pneumatischer Traktur, wie es gegen Ende des 19. Jh. allgemein üblich wurde, sondern blieb bei der Bauweise mit mechanischer Traktur.
1883 heiratete Friedrich Friese III Bertha Conradi (1850-1897), die Tochter des damaligen Schweriner Paulskirchenorganisten Wilhelm Conradi, sie hatten 2 gemeinsame Kinder. Er starb am 13. Januar 1896 in Schwerin. Die Orgelbauwerkstatt Friese in Schwerin übernahm 1896 der Orgelbauer Marcus Runge.
Erhaltene Werke
Friedrich Friese III baute 109 Orgeln, von denen 71 völlig oder annähernd unverändert oder aber auf den Originalzustand zurückrestauriert bis heute erhalten sind.
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist oder lediglich noch der Prospekt aus der Werkstatt stammt.
Jahr | Ort | Kirche | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
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1850 | Dambeck | Dorfkirche Dambeck | I/P | 5 | Contract noch mit Friese II, 1965 Reparatur W. Nußbücker, Plau a. See und 2009 Restauro durch A. Arnold, Plau a. See | |
1858 | Schwerin | Schelfkirche (St.Nikolai) | II/P | 18 | Rekonstruiert von Christian Scheffler (Orgelbauer) | |
1859 | Dassow | Nikolaikirche | II/P | 14 | ||
1861 | Rüting | Dorfkirche Diedrichshagen | I/P | 8 | ||
1862 | Benthen | Dorfkirche Benthen | I | 5 | ||
1863 | Neubukow | Stadtkirche; Biestow | ||||
1864 | Neukloster | Klosterkirche St. Maria im Sonnekamp | ||||
1865 | Börzow | Dorfkirche Börzow | I/P | 9 | ||
1865 | Beidendorf | Dorfkirche Beidendorf | ||||
1867 | Elmenhorst | Dorfkirche Elmenhorst | I/P | 5 | vom Schweriner Dom erst 1872 eingebaut | |
1869 | Roggenstorf | Dorfkirche Roggenstorf | I/P | 6 | 1968 Dispositionsänderung W. Nußbücker, Plau a. See | |
1869 | Schwerin | Schwerin, Paulskirche | II/P | 31 | 1999–2002 Restaurierung durch Orgelwerkstatt Wegscheider | |
1871 | Bülow | Dorfkirche Bülow | I | 4 | ||
1871 | Parchim | St. Georgen | II/P | 25 | ||
1871 | Unter Brüz | Dorfkirche Unter Brüz | I/P | 5 | 2011 Restaurierung durch Gottfried Schmidt (Rostock) | |
1872 | Bibow | Dorfkirche Bibow | I/P | 6 | ||
1872 | Grevesmühlen | Stadtkirche St. Nikolai | ||||
1873 | Malchow | Stadtkirche; Plate | ||||
1873 | Ribnitz | erhalten ist nur der Spieltisch, dieser befindet sich im Mecklenburgischen Orgelmuseum in Malchow | ||||
1874 | Kuppentin | Dorfkirche | ||||
1875 | Bristow | Dorfkirche | ||||
1876 | Goldberg | Stadtkirche Goldberg | II/P | 11 | ||
1876 | Ludwigslust | Stadtkirche | ||||
1877 | Bützow | Stiftskirche | ||||
1878 | Malchin | Stadtkirche (St. Johannis) | ||||
1878 | Warin | Stiftskirche | II/P | 16 | 1998 Reparatur durch W. Nußbücker, Plau a. See | |
1880 | Alt Bukow | Kirche Alt Bukow | I/P | 8 | 2000 Generalreparatur durch A. Arnold, Plau a. See | |
1883 | Kölzow | Dorfkirche Kölzow | ||||
1885 | Alt Meteln | Dorfkirche Alt Meteln | I/P | 5 | ||
1885 | Grabow | |||||
1886 | Hornstorf | Dorfkirche Hornstorf | I/P | 5 | aus Müsselmow 1965 umgesetzt, 1990 Umbau | |
1887 | Barkow | |||||
1888 | Carlow | Dorfkirche | II/P | 14 | ||
1890 | Malchow | Klosterkirche | ||||
1892 | Boizenburg | Marienkirche |
Literatur
- Die Ludwigsluster Stadtkirche und ihre Friese-Orgel – Festschrift aus Anlass der Wiedereinweihung der restaurierten Friese-Orgel am 29. Juni 2003. Ludwigslust 2003.
- Friedrich Drese: Stammtafel der Organisten- und Orgelbauerfamilie Friese. In: Roland Steinbrück (Hrsg.): Die Friese-Orgel von 1877 in der Stiftskirche zu Bützow - Festschrift zur Wiedereinweihung am 25. 9. 1999. Bützow 1999.
- Friedrich Drese: Zum Orgelbau in Mecklenburg. In: Festschrift zur Orgelweihe der Friese-Orgel – St. Georgenkirche Parchim im Oktober 2001. Parchim 2001.
- Matthias Gretzschel: Orgeln in Mecklenburg-Vorpommern – Für die Zukunft gerettet. Hamburger Abendblatt Axel Springer AG, Hamburg 2003.
- Reinhard Jaehn: Die Friese-Orgel (1876) der Stadtkirche in Ludwigslust (Mecklenburg). In: Ars Organi. Band 29, 1981, S. 52–58.
- Max Reinhard Jaehn, Karl und Wolfhard Eschenburg: Orgeln in Mecklenburg. Hinstorff Verlag, Rostock 2008, ISBN 978-3-356-01267-5.
- Max Reinhard Jaehn: Friese. Norddeutsche Orgeln in fünf Generationen. Band 1: Friedrich [III] Friese (1827–1896). Textband mit Werkkatalog auf DVD. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2014, ISBN 978-3-940207-95-1.
Weblinks
- Literatur über Friedrich Friese III in der Landesbibliographie MV
- Orgeln in Mecklenburg mit Abb. und Dispositionen, darunter auch Friese-Orgeln
- Orgel in Barkow
- Schelfkirchenorgel Schwerin
- Orgelprospekt Plate
Personendaten | |
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NAME | Friese III, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Friese, Friedrich Ludwig Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | Orgelbauer |
GEBURTSDATUM | 18. April 1827 |
GEBURTSORT | Schwerin |
STERBEDATUM | 13. Januar 1896 |
STERBEORT | Schwerin |