Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (* circa 1622 in Gelnhausen; † 17. August 1676 in Renchen) war ein deutscher Schriftsteller.


Leben
Grimmelshausen leistete in seiner Jugend Kriegsdienst, bekleidete später verschiedene Stellungen an deutschen Fürstenhöfen, zuletzt beim Straßburger Bischof Leopold Wilhelm von Österreich, und starb als Schultheiß 1676 in Renchen.
Die Identität Samuel Greifenson von Hirschfeld, unter welchem jener Roman gewöhnlich aufgeführt wurde, ist nur eine anagrammatische Umstellung seines wahren Namens, wie auch die Pseudonyme Seigneur Meßmahl, Michael Rehulin v. Sehmsdorf, German Schleifheim v. Sulsfort u. a., unter denen Grimmelshausen ebenfalls schrieb. Erst in seinen späteren Lebensjahren scheint er als Schriftsteller aufgetreten, dann aber auch um so tätiger gewesen zu sein.
Werk
Grimmelshausens Hauptwerk ist der Roman Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch, d. h. die Beschreibung des Lebens eines seltsamen Vaganten, genannt Melchior Sternfels von Fuchshaim etc., der, sechs Bücher umfassend, 1668 in drei Ausgaben in Mömpelgard erschien. Dieses erst in neuerer Zeit richtig gewürdigte Werk ist der lebensvollste Roman der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts; er erhob sich zu wirklich poetischer Bedeutung durch die in ihm enthaltene Fülle echter Stimmung. Schon der Kontrast der Friedenssehnsucht in der Seele des Helden mit dem blutigen Soldatenleben und wilden Abenteurertum, durch welches "Simplex" hindurchgetrieben wird, wirkt ergreifend. Die treuen Bilder des großen Kriegs sowie der verwilderten deutschen Gesellschaft nach dem Krieg werden durch einen frischen Humor erträglich und neben aller Derbheit, ja Rohheit leben in dem Roman deutsches Gemüt und das Verlangen nach dem Idealen und Ewigen.
Von den späteren Ausgaben des Werks sind die von A. von Keller für den Literarischen Verein in Stuttgart besorgte (1852-62, 4 Bde.), die von H. Kurz (in "Simplicianische Schriften", Leipz. 1863-64; mit literarischen Einleitungen und Anmerkungen), von J. Tittmann (2. Aufl., das. 1877, 2 Bde.) und der von Kögel besorgte Neudruck (Halle 1880) hervorzuheben. Umarbeitungen erschienen von E. v. Bülow (Leipz. 1836, nur die fünf ersten Bücher umfassend), Lauckhard (das. 1876) und E. H. Meyer (Brem. 1876).
Nicht so hoch wie der "Simplicissimus" standen Grimmelshausens übrige Erzählungen
- Trutz Simplex oder Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche (o. O. u. J., ungefähr 1669)
- Der seltzame Springinsfeld (1670)
- Das wunderbarliche Vogelnest (o. O. 1672)
alle drei neu herausgegeben von Kurz in den Simplicianischen Schriften [siehe oben] und von Tittmann in Simplicianische Schriften (Leipzig 1877, 2 Bde.).
Ihnen reihen sich verschiedene Schriften satirischen Charakters an, wie
- Schwarz und weiß oder die Satirische Pilgerin (1666)
- Der teutsche Michel (1670)
- Das Rathstübel Plutonis (1672)
- Die verkehrte Welt (1673)
Neben diesen der volkstümlichen Richtung angehörigen Werken versuchte sich Grimmelshausen auch im breit-redseligen und galanten Kunstroman seiner Zeit:
- Des vortrefflichen keuschen Josephs in Ägypten erbauliche Lebensbeschreibung (Nürnberg 1670)
- Dietwalds und Amelindens anmutige Lieb- und Leidsbeschreibung (1670)
- Des durchlauchtigen Prinzen Proximi und seiner ohnvergleichlichen Lympidä Liebesgeschichterzählung (1672)
Sie sind charakteristische Proben der aufgebauschten und leblosen Erzählungskunst jener Tage.
Eine Gesamtausgabe der Schriften Grimmelshausens erschien in Nürnberg 1683-1713 in 3 Teilen.
1879 wurde ihm in Renchen ein Denkmal in Form eines 6,5 m hohen Obelisken aus blaurotem Sandstein errichtet.
siehe auch
Weblinks
- Vorlage:PND
- Kommentierte Linksammlung der FU Berlin
- Projekt Gutenberg-DE mit vielen Originaltexten des Autors
Personendaten | |
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NAME | Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | ca. 1622 |
GEBURTSORT | Gelnhausen |
STERBEDATUM | 17. August 1676 |
STERBEORT | Renchen |