Das Königreich Schweden (schwedisch Konungariket Sverige ) ist eine parlamentarische Monarchie in Nordeuropa. Das Staatsgebiet schließt - neben dem östlichen Teil der skandinavischen Halbinsel - die Inseln Gotland und Öland mit ein. Schweden ist Mitglied der EU und des Nordischen Rats.
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Amtssprache | Schwedisch (de facto) | ||||
Hauptstadt | Stockholm | ||||
Staatsform | parlamentarische Monarchie | ||||
König | Carl XVI. Gustaf | ||||
Staatsminister | Göran Persson | ||||
Reichstagspräsident | Björn von Sydow | ||||
Fläche | 449.964 km² | ||||
Einwohnerzahl | 9.044.789(Stand: 30. November 2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 20 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 42.392 US-$ (2005) | ||||
Gründung | |||||
Währung | Schwedische Krone (SEK) | ||||
Zeitzone | UTC +1 | ||||
Nationalhymne | Du gamla, Du fria | ||||
Kfz-Kennzeichen | S | ||||
Internet-TLD | .se | ||||
Vorwahl | +46 | ||||
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Wichtige Städte in Schweden | ![]() |
Geografie
Schweden grenzt an das Kattegat, die Staaten Norwegen und Finnland, sowie die Ostsee. Zu Schweden gehören zwei große Inseln in der Ostsee: Gotland (ca. 3.000 km²) und Öland (ca. 1.300 km²). Es gibt ca. 221.800 Inseln. Die längste Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 1.572 km, von Osten nach Westen 499 km.
Während weite Teile des Landes flach bis hügelig sind, steigen entlang der norwegischen Grenze die Gebirgsmassive der Skanden bis über 2.000 m Höhe an, sie gipfeln im Kebnekaise, 2.111 m. Über das Land verteilt gibt es 28 Nationalparks die flächenmäßig größten im Nordwesten des Landes.
Regionale Einteilung
Traditionell wird Schweden in die drei Regionen (schwed.: landsdelar) Götaland, Svealand und Norrland eingeteilt. Die vierte historische Region Schwedens war bis 1809 Österland, das heutige Finnland. Bis zur von Axel Oxenstierna 1634 durchgeführten Verwaltungsreform waren die Regionen in Landschaften (landskap) gegliedert:
Götaland:
dazu kam von Dänemark-Norwegen 1645
und 1658
Svealand
Norrland
dazu kam von Dänemark-Norwegen 1645
Norrbotten wurde, etwas ahistorisch, erst in den 1950-er Jahren zur Landschaft erklärt.
Die größte Stadt ist die Hauptstadt Stockholm. Andere wichtige Städte sind Göteborg, Malmö, Uppsala, Linköping, Västerås, Örebro,Norrköping, Umeå, Sundsvall und Gävle. Siehe auch die Liste der Städte in Schweden.
Grob lässt sich Schweden in den stärker entwickelten und besiedelten Gebieten im Süden (Svealand und Götaland) und an der Küste Norrlands einerseits und den sehr schwach besiedelten Gebieten in Norrlands Binnenland andererseits einteilen. Um 1900 wurde begonnen, den norrländische Binnenland zu erschließen. Zwischen 1907 und 1937 wurde die Inlandsbahn zwischen Kristinehamn und Gällivare gebaut, um diese Erschließung voranzutreiben.
Topografie
Süd- und Mittelschweden (Götaland und Svealand), das nur zwei Fünftel von Schweden umfasst, ist von Süden nach Norden in drei Großlandschaften geteilt, Nordschweden, das die restlichen drei Fünftel umfasst, ist von Westen nach Osten in drei Landschaften geteilt.
Der südlichste Teil, die historische Provinz Schonen, ist eine Fortsetzung der Tiefebene Norddeutschlands und Dänemarks. In Schonen liegt auch der tiefste Punkt Schwedens (ausgenommen Seen u. ä.) mit 2,4 Metern unter Meereshöhe. Nördlich davon erstreckt sich das Südschwedische Hochland, eine Hochebene umgeben von einer Hügellandschaft, mit einer großen Anzahl von langgestreckten Seen, die durch eiszeitliche Erosion entstanden sind. Die dritte Großlandschaft ist die Mittelschwedische Senke, eine flache, jedoch zerklüftete Landschaft mit großen Ebenen, Horsten, Tafelbergen, Fjorden und einer Reihe von Seen (darunter die vier größten Seen Schwedens Vänern, Vättern, Mälaren und Hjälmaren).
Der Westen Nordschwedens ist durch das Skandinavische Gebirge geprägt, das die Grenze zu Norwegen bildet. Die Gebirgskette weist Höhen zwischen 1.000 und 2.000 Metern über dem Meeresspiegel auf. Im Skandinavischen Gebirge liegt auch Schwedens höchster Berg, der Kebnekaise (2.111 m). Nach Osten hin schließt das Vorland an, Schwedens ausgedehnteste Großlandschaft. Entlang des Gebirges erstrecken sich große Hochlandsebenen auf einer Höhe von 600-700 Metern über dem Meeresspiegel, die in ein welliges Hügelland übergehen, das nach Osten abfällt. In dieser Landschaft befinden sich auch die großen Erzvorkommen (Eisen, Kupfer, Zink, Blei) Schwedens. Die großen Flüsse Schwedens, die ihren Ursprung im Skandinavischen Gebirge haben, fließen beinahe parallel in tiefen Talgängen in Richtung Ostsee. Entlang der Ostseeküste erstreckt sich die ebene Küstenlandschaft, die zwischen Härnösand und Örnsköldsvik von einem bis an die Ostseeküste reichenden Ausläufer des Vorlandes (Höga kusten, Nationalpark) unterbrochen wird.
Die skandinavische Halbinsel war während der letzten Eiszeit von Eis bedeckt. Der Druck und die Bewegung der Eismassen hat die Landschaft in vielen Teilen wesentlich mitgestaltet. Ein auch heute noch wichtiger Faktor ist die Landhebung. Das Abschmelzen der Eismassen, die die Erdkruste niedergedrückt hatten, hat seit der letzten Eiszeit (ungefähr 10.000 v. Chr.) zu einer Landhebung von 800 m geführt. Heutzutage beträgt die Landhebung 10-11 mm jährlich.
Die längsten Flüsse Schwedens sind Klarälven, Torneälv, Dalälven, Umeälv und Ångermanälven.
Die größten Seen sind Vänern, Vättern, Mälaren, Hjälmaren.
Klima
Schwedens Klima ist für seine geografische Lage ziemlich mild. Es wird vor allem durch die Nähe zum Atlantik mit dem warmen Golfstrom bestimmt. Große Teile Schwedens haben daher ein temperiertes, feuchtes Klima mit reichlichem Niederschlag und relativ geringen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter. Kontinental beeinflusstes Klima mit geringeren Niederschlägen und höheren Temperaturunterschieden findet man im Inneren des Südschwedischen Hochlandes und in einigen Teilen des Vorlandes des Skandinavischen Gebirges. Polares Klima kommt nur im nördlichen Hochgebirge vor. Die Durchschnittstemperatur für den Januar beträgt 0 °C bis -2 °C im Süden und -12 °C bis -14 °C im Norden (ausgenommen das Hochgebirge), die Durchschnittstemperatur für den Juli beträgt 16 °C bis 18 °C im Süden und 12 °C bis 14 °C im Norden.
Da sich Schweden zwischen dem 55. und 69. Breitengrad erstreckt und ein Teil nördlich des Polarkreises liegt, ist der Unterschied zwischen dem langen Tageslicht im Sommer und der langen Dunkelheit im Winter beträchtlich.
Flora und Fauna
In Nordschweden prägen die ausgedehnten borealen Nadelwälder das Bild. Je südlicher man jedoch kommt, als markanter Grenzraum für Flora und Fauna gilt der sogenannte "limes norrlandicus", desto häufiger gibt es Mischwälder. In Südschweden mussten die Laubwälder dem Ackerbau Platz machen oder wurden durch Nadelbäume aufgrund der höheren Wachstumsrate ersetzt.
Auf den Inseln Gotland und Öland findet man eine beeindruckende und vielfältige Flora vor. Besonders erwähnenswert sind die zahlreichen Orchideenarten.
Schwarz- und Rotwild gibt es reichlich, wobei das Wildschwein zum Ende des 19. Jahrhunderts in freier Wildbahn ausgerottet war, jedoch nach erfolgreicher Flucht aus Wildgehegen seit den 1970-er Jahren wieder eine lebensfähige Population entwickelt hat. Raubtiere wie Bären, Wölfe und Luchse sind in den letzten Jahren wieder auf dem Vormarsch dank strenger Umweltbestimmungen. Die vielen Seen und langen Küsten bieten viel Lebensraum für Wassertiere. Süß- und Salzwasserfische gibt es reichlich und auch Robben sind anzutreffen.
Schweden richtete 1910 als erstes Land in Europa Naturschutzgebiete ein und ist auch heute noch stets darauf bedacht, die heimische Natur zu schützen. Die Menschen haben ein starkes Umweltbewusstsein.
Bevölkerung
Schweden hat ca. 9,04 Millionen Einwohner. 90,8 Prozent sind ethnische Schweden, 2,5 Prozent sogenannte einheimische Finnen- Finnen bilden in (Tornedalen) eine starke Gruppe, aber die meisten Finnen leben in Mittelschweden (Finnland war cirka tausend Jahre lang ein Teil Schwedens. Auch nach dem 2. Weltkrieg kamen viele "Gastarbeiter" von Finnland nach Schweden, deren Kinder und Enkel sprechen oft noch Finnisch). Heute leben noch etwa 20.000 Sami (Lappen) in Schweden. Die meisten sind assimiliert und nur noch wenige beschäftigen sich mit der Rentierzucht (200 hauptberuflich, 3.000 besitzen Rene) und eigentlich lebt niemand mehr von der Jagd oder vom Angeln, den traditionellen samischen Erwerbszweigen (die Rentierzucht begann erst Mitte des 17.Jahrhunderts, als Gustav II.Adolfs Kriegsengagement immer mehr Steuergelder verzehrte und er, auf der Suche nach neuen Einkommsquellen, auch die Samen steuerpflichtig machte. Da die traditionelle Jagd auf Rene nicht soviel brachte, begann man, die Rene zu zähmen und zu züchten.
6,7 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer, wovon die Finnen mit 100.000 die größte Gruppe sind. In den Grenzgebieten zu Norwegen und Dänemark leben natürlich auch Norweger und Dänen. Die heute größte nichtskandinavische Bevölkerungsgruppe kam Anfang der 1990-er Jahre aus dem bürgerkriegsgeplagten Balkan. Zehntausende Kroaten, Serben und Bosnier leben heute, zusammen mit anderen Flüchtlingen, meistens aus dem Irak, aus Somalia, Äthiopien und Eritrea, aber auch aus Lateinamerika, vor allem in den stark segrierten Wohngebieten der größeren Städte (z.B. Stockholm-Rinkeby, Ausländeranteil 99%,Göteborg-Bergsjö 97%, Malmö-Rosengård 95%). Auch einige tausend Polen und Deutsche leben in Schweden, viele in den südlichen Landesteilen. Letztere sind im Gesundheitssektor als "Gastarbeiter", beispielsweise als (Zahn-)Ärzte und Krankenschwester bzw. - pfleger, tätig.
Die Geburtenrate von 1,75 Kindern pro Frau (2004) ist einerseits unter der Reproduktionsschwelle von 2,10, aber weit über dem EU25 Durchschnitt (1,50/2004).
Sprache
Die Umgangssprache ist fast überall Schwedisch. Norwegisch (Boksmål) wird von den meisten eingeborenen Schweden verstanden, da es dem Schwedischen sehr ähnlich ist. Dänisch wird nur in Skåne und Halland verstanden, da es sich in der Aussprache sehr vom "Rikssvenskan" unterscheidet. Der Abstand zwischen beispielsweise Sörmländisch und den Dialekten in Tornedalen und Härjedalen (diese haben noch den Dativ!) ist größer als zwischen dem Sörmländischen und dem norwegischen Boksmål. Das Skånische ist entgegen anderslautenden Gerüchten keine Mischung aus Dänisch und Schwedisch (ein Däne versteht Sörmländisch besser als skånisch) - die Skåninger (inklusive Blekinger) hatten schon zu dänischen Zeiten sprachlich eine Sonderstellung. In Tornedalen wird von ungefähr der halben Bevölkerung Finnisch gesprochen. Samisch wird noch von einigen tausend Menschen als erste Sprache benutzt, auch wenn alle Samen schwedisch sprechen - ob nun als erste, zweite oder einzige Sprache.
In Schweden haben Finnisch, Meänkieli, Jiddisch, Romani, Samisch und die schwedische Zeichensprache den Status anerkannter Minoritätensprachen. Fast 80 % der schwedischen Bevölkerung sprechen Englisch als Fremdsprache, da Englisch zum einen die erste Fremdsprache an den Schulen darstellt und zum anderen im Fernsehen sehr stark vertreten ist. Als zweite Fremdsprache wählt die Mehrheit der Schüler Deutsch und als dritte zu 24 % Französisch, wobei neuerdings Spanisch ebenfalls stark im Kommen ist und an manchen Schulen Deutsch schon überholt hat. Allerdings war Deutsch bis etwa 1945 die erste Fremdsprache in Schweden, wie auch im restlichen Skandinavien.
Religion
Mehr als 75 % der schwedischen Bevölkerung gehören der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche an, die von 1527 bis 1999 Staatskirche war. Starke freikirchliche Gruppen dominieren im Raum Jönköping (die Kristdemokraten, kd, kommen aus dieser Gegend), in Bohuslän und in Västerbotten. Die zweitgrößte Gruppe, die der Moslems, lässt sich zahlenmäßig nur schwer einschätzen. Ihre Mitgliederzahl liegt bei ungefähr 250.000. Die römisch-katholische Kirche hat 150.000 Mitglieder und christlich-orthodoxe Kirchen etwa 100.000. Daneben gibt es in Schweden etwa 23.000 Zeugen Jehovas. Etwa 10.000 Menschen gehören zu einer jüdischen Gemeinde.
Soziales Leben
- Hauptartikel: Wohlfahrtsstaat Schweden
- Hauptartikel: Schwedisches Bildungssystem
”Das schwedische Modell”, ein Begriff vor allem der 1970er Jahre, bezieht sich auf den Wohlfahrtsstaat, ein umfassendes System sozialer Sicherheit und sozialer Fürsorge, das das Ergebnis einer einhundertjährigen Entwicklung ist. Zwischen 1890 und 1930 wurden teilweise die Grundlagen für ein Sozialsystem geschaffen, aber erst ab den 1930er Jahren – insbesondere nach der Regierungsübernahme der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1932 - wurde der Aufbau des Wohlfahrtsstaates als politisches Projekt vorangetrieben. Das schwedische Sozialsystem erfasste schließlich alle vom Kleinkind (über die kommunale Kinderfürsorge) bis zum Rentner (über die kommunale Altenfürsorge). Erst im letzten Jahrzehnt kam es zu einschneidenden Veränderungen. Eine schwere Wirtschaftskrise zu Beginn der 1990er Jahre führte zu einer Kürzung von Sozialleistungen, und die erwartete demographische Entwicklung führte zu einem radikalen Umbau des Rentensystems, das nun an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist. Die letzten Wahlen zeigten aber, dass gerade die Kernbereiche des Wohlfahrtsstaates auch heute dem Staatsbürger am Herzen liegen, auch wenn vom "Volksheim" nicht sehr viel übrig geblieben ist. Schweden liegt Deutschland in sozialer Abrüstung um einiges voraus, und man kann Schweden eigentlich nicht mehr als Sozialstaat im klassische Sinne bezeichnen.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Schwedens
Politik
Hauptartikel siehe Politisches System Schwedens.
Schweden ist eine parlamentarisch-demokratische Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit 1973 König Carl XVI. Gustaf. Das Einkammern-Parlament, der Reichstag (schwed.: Riksdag) hat 349 Abgeordnete und wird alle vier Jahre neu gewählt. Die sieben im Reichstag vertretenen Parteien sind die konservative Moderate Sammlungspartei (Moderata samlingspartiet, m), die Liberale Partei (Folkpartiet liberalerna, fp), die Zentrumspartei (Centerpartiet, c), die Christdemokraten (Kristdemokraterna, kd), die Grünen (Miljöpartiet de gröna, mp), die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens(Sveriges socialdemokratiska arbetareparti, s) und die Linkspartei (Vänsterpartiet, v). Der Reichstag ernennt den Premierminister (statsminister), der seinerseits die weiteren Minister (schwed.: statsråd) seiner Regierung ernennt. Zur Zeit wird Schweden von einer sozialdemokratischen Minderheitenregierung mit Unterstützung der Grünen und der Linkspartei regiert.
Das Königreich ist in 21 Provinzen (schwed.: län) gegliedert. Die staatlichen Verwaltungsaufgaben auf regionaler Ebene werden von einem Regierungspräsidenten (schwed.: landshövding) und einer Provinzialregierung (schwed.: länsstyrelse) wahrgenommen.
Im Gegensatz zu den meisten Demokratien hat Schweden ein politisches System (das noch aus den Zeiten des o.g. Oxenstierna stammt), wo die Minister, also die Regierung, nicht die ausführenden Organe direkt steuern dürfen (Ostnordische Verwaltungsform, auch in Finland gebraucht). Vielmehr sind es die unabhängig agierenden "Werke" (schwed.: Verk) (z.B. Vägverket, Skolverket - es gibt cirka 200 in unterschiedlicher Größe), welche die Aufgaben erfüllen, die in anderen Ländern von Ministerien oder Landesverwaltungen realisiert werden, und die Ministerien haben die Aufgabe, Gesetztesvorlagen auszuarbeiten und im besten Fall die Möglichkeit, die Arbeit der "Werke" durch Verordnungen zu beeinflussen.
Die kommunale Selbstverwaltung geschieht auf zwei Ebenen: den (seit 2003) 290 Gemeinden (schwed. kommun), die kommunale Aufgaben (jedoch nur die Durchführung - die Rahmenbedingungen werden von den zentralen Behörden, z.B. Skolverket bestimmt) wie u. a. das Schulwesen , soziale Dienstleistungen, Kinder- und Altenbetreuung sowie die kommunale Infrastruktur wahrnehmen und den Provinziallandtagen (schwed. landsting), welcher eine Art Kommunenverbund darstellt (nicht zu verwechseln mit den staatlichen Länsstyrelse), die für die Bereiche der kommunalen Selbstverwaltung zuständig sind, die die Kraft einzelner Gemeinden übersteigen, wie das Gesundheitswesen und die Krankenpflege, den Regionalverkehr und die Verkehrsplanung u. a. Die Gemeinden und die Provinziallandtage finanzieren ihre Tätigkeit durch die Erhebung von Einkommenssteuern, mit Abgaben und staatlichen Zuschüssen.
In Schweden gilt das Öffentlichkeitsprinzip, das heißt dass behördliche Schriftstücke mit geringen Ausnahmen der Presse und allen Privatpersonen zugänglich sind. Niemand muss angeben, warum er ein Schriftstsück einsehen möchte, noch muss man sich ausweisen.
Eine weitere skandinavische Besonderheit ist das System der Ombudsmänner (schwed.: ombudsman). Sie sollen die Rechte des Einzelnen beim Kontakt mit den Behörden schützen und die Befolgung wichtiger Gesetze sicherstellen. Bürger, die meinen, ungerecht behandelt worden zu sein, können sich an die Ombudsmänner wenden, die den Fall untersuchen und eventuell als Sonderankläger vor Gericht bringen. Gleichzeitig sollen sie in Zusammenarbeit mit den Behörden die Lage in ihren jeweiligen Bereichen erfassen, Aufklärungsarbeit betreiben und Vorschläge für Gesetzesänderungen machen. Neben den Justizombudsmännern gibt es einen Verbraucherombudsmann, einen Kinderombudsmann, einen Gleichberechtigungsombudsmann sowie Ombudsmänner gegen ethnische Diskriminierung und gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Veranlagung. Auf der anderen Seite gibt es sehr viel weniger Möglichkeiten für den Einzelnen, im einheimischen Rechtssystem gegen öffentliche Entscheidungen rechtlich vorzugehen als beispielsweise in Deutschland (es ist z.B. unmöglich, gegen -verfassungswidrige?- Gesetze zu klagen). Man kan dagegen zum Europäischen Gerichtshof gehen, nach wessen Ausschlägen sich schwedische Gerichte und Verwaltungen zu richten haben.
Schweden galt lange Zeit als sozialdemokratisches Musterland; es wurde von vielen europäischen Linken als gelungenes Beispiel für einen dritten Weg zwischen Sozialismus und Marktwirtschaft gesehen. Dies hat sich spätestens seit den Reformen in den 80-er Jahren geändert.
Am 14. September 2003 wurde in Schweden über die Einführung des Euro als Landeswährung abgestimmt. Die Einführung war im Vorfeld kontrovers diskutiert worden, und letztlich setzten sich die Euro-Skeptiker durch (Wahlbeteiligung: 81,2 %, Wahlausgang: 56,1 % dagegen, 41,8 % dafür, 2,1 % Enthaltungen, 0,1 % ungültig). Die Skeptiker sahen in der Euro-Einführung eine Bevormundung der schwedischen Währungspolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB). Vor 2013 soll es nach der Ankündigung der schwedischen Regierung keinen weiteren Volksentscheid zur Einführung des Euro geben. Die Abstimmung wurde durch die Ermordung der schwedischen Außenministerin Anna Lindh schwer überschattet.
Verwaltungsgliederung
Schweden ist in 21 Provinzen (län) unterteilt. Diese sind mit den historischen Provinzen (landskap), in die das Reich bis 1634 eingeteilt war, selten deckungsgleich (auch wenn die Namen es manchmal vermuten lassen - nur Gotland, Skåne und Blekinge bilden da Ausnahmen).
Die heutigen Provinzen sind:
Wirtschaft
Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Schweden – trotz des Eisenbahnbaues - ein ausgeprägter Agrarstaat, in dem 90 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine umfassende Industrialisierung ein, die bis zur Weltwirtschaftskrise von 1929 die Grundlagen für eine moderne Industriegesellschaft legte. Die Industrialisierung basierte anfänglich auf gutem Zugang zu Rohstoffen und die Verarbeitung dieser Ressourcen an Ort und Stelle (z.B. Eisenerz mit Hütten in Svealand, unendliche Wälder im Norden, "unendliche" Sägewerke an der Norrländischen Küste). Erst in den 1890-er Jahren bildete sich einer mehr avancierte und sehr innovative Werkstattsindustrie, vor allem in Mittelschweden, heraus (z.B. Nobel AB, ABB, Bahco, LM Eriksson AB). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schweden zu einer der führenden Industrienationen der Welt. Die Entwicklung erreichte in der Mitte der 1960er Jahre ihren Höhepunkt, seit den 1970er Jahren geht die Anzahl der Beschäftigten in der Industrie zurück, während der Dienstleistungsbereich wächst. 2000 betrug der Anteil der Landwirtschaft am BIP nur mehr 2 % und der des sekundären Sektors 28 %, während 70 % des BIP durch den tertiären Sektor erwirtschaftet wurden.
Land- und Forstwirtschaft
Die schwedische Landwirtschaft ist durch die geologischen Voraussetzungen und das Klima geprägt. 10 % der Staatsfläche werden landwirtschaftlich genutzt. 90 % der Anbaufläche befinden sich in Süd- und Mittelschweden. Ein Großteil der Landwirtschaftsbetriebe sind in Familienbesitz. Angebaut werden vor allem Getreide, Kartoffeln und Ölpflanzen. Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Einnahmen (58 %) wird aber durch die Tierhaltung erwirtschaftet, hier vor allem die Milchproduktion. Die Landwirtschaftssubventionen der EU belaufen sich auf 24 % der Einnahmen. Drei Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe verfügen auch über Wald und verbinden Landwirtschaft mit Forstwirtschaft. Die Forstwirtschaft ist von einiger Bedeutung, da Schweden eines der waldreichsten Länder der Erde ist. Von Wald bedeckt sind 52 % der Staatsfläche.
Bergbau und Industrie
Schweden ist reich an Bodenschätzen, die schon ab dem Mittelalter abgebaut wurden. Eisenerz wird – nach der Eisen- und Stahlkrise der 1970er Jahre - nur noch in Norrland (Kiruna, Gällivare-Malmberget) abgebaut und exportiert. Kupfer, Blei und Zink übersteigen den Eigenbedarf um das Mehrfache und werden ebenfalls exportiert, während Silber zu 60 % und Gold zu 80 % den Eigenbedarf decken. Größere Erzreserven sind vorhanden, deren Abbau ist aber zur Zeit unwirtschaftlich.
Was die schwedische Industrie auszeichnet, ist der verhältnismäßig hohe Anteil von Großunternehmen. Nach einer Krise am Beginn der 1990er Jahre (mit einem Produktionsrückgang von 10 % innerhalb von zwei Jahren) hat sich die Industrie wieder erholt. Die größten Industriezweige sind Fahrzeugbau (1996: 13 % der industriellen Wertschöpfung) mit Unternehmen wie Volvo, Scania, Saab-Automobile, Saab AB (Flugzeuge und Raumfahrttechnik) u. a., die Holz- und Papierindustrie (ebenfalls 13 % der industriellen Wertschöpfung) mit vier Großunternehmen, der Maschinenbau (12 % der industriellen Wertschöpfung) mit Unternehmen wie Electrolux, SKF, Tetra-Pak, Alfa Laval und die Elektro- und Elektronikindustrie (10 % der industriellen Wertschöpfung) mit den dominierenden Unternehmen Ericsson und ABB.
Energie
Die in Schweden erzeugte elektrische Energie stammt zu einem Anteil von 50,8 % (2001) aus Wasserkraftwerken an den großen Flüssen (Luleälv, Indalsälv, Umeälv und Ångermanälv) im Norden des Landes und zu ca. 43 % aus Atomkraftwerken. Nur ca. 4 % der Stromproduktion stammt aus fossilen Energieträgern.
Atomausstieg
Nach der partiellen Kernschmelze in Three Mile Island in den USA (1979) wurde in Schweden eine Volksabstimmung gegen Kernenergie erfolgreich durchgeführt. Dies hatte zur Folge, dass das Parlament 1980 entschied, keine weiteren Atomkraftwerke mehr zu bauen und die zwölf vorhandenen bis 2010 abzuschalten.
Dieser Ausstiegsplan wurde nur teilweise vollzogen. 1997 nahm der Schwedische Reichstag die Vorlage über „Eine nachhaltige Energieversorgung“ an. Diese bestimmte u. a., einen der Reaktoren am Standort Barsebäck vor dem 1. Juli 1998 und den zweiten vor dem 1. Juli 2001 stillzulegen, allerdings unter der Voraussetzung, dass deren Stromproduktion kompensiert werden kann. Der frühere Beschluss, alle Reaktoren bis 2010 stillzulegen, wurde aufgehoben. Barsebäck Block 1 wurde schließlich am 30. November 1999 stillgelegt, Barsebäck Block 2 am 1. Juni 2005.
Der Verzicht auf die Nutzung der Kernenergie wird in Schweden kontrovers diskutiert. Die Industrie befürchtet den Verlust einer preiswerten und auch umweltverträglichen Stromerzeugung und damit eine Beeinträchtigung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Ein Verzicht auf die Kernenergienutzung ohne über ausreichende andere und verlässliche Stromerzeugungstechniken zu verfügen, habe erhebliche negative Folgen für die schwedische Volkswirtschaft. Auch das man stattdessen gezwungen ist, baltischen Atomstrom und dänischen Kohlenstrom zu importieren, macht diese Frage nicht einfacher.
Die Leistung der noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke ist in den letzten Jahren erheblich gesteigert worden. Diese Steigerung ermöglichte die Kompensation des Ausfalls von Barsebäck. Eine Ausnutzung von vorhandenen weiteren großen Wasserkraftpotenzialen ist nicht möglich. Der Schwedische Reichstag beschloss 1998, aus Naturschutzgründen keine weiteren Ausbauten von Gewässern zuzulassen. Per Gesetz geschützt sind die Flüsse Kalixälv, Piteälv, Torneälv und Vindelälv.
Trotz erheblicher Anstrengungen, wirtschaftlich tragfähige Alternativen zur Kernenergienutzung als auch zum Verbrauch fossiler Brennstoffe zu schaffen, ist davon auszugehen, dass Schweden noch weit über das Jahr 2010 hinaus auf die Nutzung der Kernenergie nicht verzichten kann. Die Betreiber von Kernkraftwerken gehen von einer Nutzungszeit der bestehenden Anlagen etwa bis zum Jahr 2050 aus.
Dienstleistungen
Der Dienstleistungsbereich erwirtschaftet heute 70 % des BIP, was sich vor allem darauf zurückführen lässt, dass der öffentliche Sektor in den letzten Jahrzehnten so stark gewachsen ist. Dennoch steht der private Dienstleistungsbereich für mehr als zwei Drittel der Produktion.
Außenhandel
Schwedens Wirtschaft ist stark vom internationalen Handel abhängig. Die wichtigsten Exportländer sind die USA (11,9 % des Exportes im ersten Quartal 2004), Deutschland (10,2 %), Norwegen (8,3 %) und Großbritannien (7,8 %). Die wichtigsten Exportprodukte sind Maschinen (15,5 % des Exportes im ersten Quartal 2004), Elektro- und Elektronikprodukte (14,9 %) und KFZ und KFZ-Bestandteile (14,4 %). Die wichtigsten Importländer sind Deutschland (19 % des Importes im ersten Quartal 2004), Dänemark (8,8 %) und Großbritannien (8 %). Die wichtigsten Importprodukte sind Elektro- und Elektronikprodukte (16,8 % des Importes im ersten Quartal 2004), Maschinen (11,4 %) und KFZ und KFZ-Bestandteile (11,3 %).
Vergleichsmäßig hoch ist der Anteil ausländischer Direktinvestitionen in Schweden. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die schwedische Wirtschaft von einer kleinen Anzahl international tätiger Konzerne dominiert wird. Etwa 50 Konzerne kommen für zwei Drittel des schwedischen Exportes auf.
Fremdenverkehr
Der Fremdenverkehr trägt mit etwa 3 % (3,3 Mrd. Euro, 2000) zu Schwedens BIP bei. Vier Fünftel der Touristen sind Inländer und nur ein Fünftel kommt aus dem Ausland. Von den Auslandstouristen kamen 1998 23 % aus Deutschland, 19 % aus Dänemark, 10 % aus Norwegen und je 9 % aus Großbritannien und den Niederlanden.
Kultur
Literatur
Hauptartikel: Schwedische Literatur
Überregionale Tageszeitungen sind die beiden in Stockholm erscheinenden Dagens Nyheter und Svenska Dagbladet, sowie Göteborgs Posten.
Architektur
Hauptartikel: Schwedische Architektur
Musik
Volksmusik. Zu den ältesten Volksmelodien dürften die Weisen der schwedischen Kuhhüterinnen gehören (vallåt). Die Melodien sind Signalrufe für andere Kuhhüterinnen, die verschiedene Bedeutungen haben können (verlorenes Tier, wiedergefundes Tier usf.) oder direkte Anweisungen an die Herde (Rast, Schlaflieder, Weidelieder usf.). Ob die Melodiefolgen durch Musikinstrumente (Kuhhörner, Luren) geprägt sind oder von Anfang an gesungen wurden, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Viele Hirtenweisen sind in die Tanzmusik übergegangen oder dienten als Quelle für die nationalromantische klassische Musik (Alfvén, Atterberg). In der Tanzmusik, die sich wohl vor allem im Barock entwickelte, dominiert die Geige (Spielmannsmusik), die sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in Schweden verbreitete, und die Tanzformen der Polka und des Menuetts. Dabei ist man sich nicht einig, inwieweit die Tanzform der Polka teilweise bereits als Bauerntanz vor polnischen Einflüssen im 16. und 17. Jahrhundert existierte. Vor dem allgemeinen Gebrauch der Geige waren die Leier (schwedisch nyckelharpa, seit dem Spätmittelalter) und Sackpfeife übliche Volksinstrumente. Die nyckelharpa konnte sich als Instrument bis in die Gegenwart halten. Die schwedische Volksmusik war durch die pietistischen und frömmlerischen Bewegungen auf dem Lande im Laufe des 19. Jahrhunderts unter starke Bedrängnis geraten. Instrumente galten als Troll- und Teufelszeug. Entscheidend zum Überleben der Volksmusik beigetragen hat der Maler Anders Zorn, der unterhalb des Gesundaberges am Siljanssee nahe seinem Heimatort Mora in Dalarna, seit 1906 Volksmusikwettbewerbe durchführte. Auf diese Weise gelang es ihm die alten Melodien und Instrumente wiederum populär zu machen. Ähnliche Gefährdung erlebte die samische Volksmusik, der Joik und die Samentrommel, die während der Zeit der Missionierung als Teufelsmusik verpönt waren. Die Trommeln wurden systematisch eingesammelt. Der Joik ist ein Lied, das in Text und lautmalerisch in der Melodie, die Natur, Tiere, Menschen oder freudvolle Ereignisse beschreibt. Die Trommeln wurden im Rahmen von schamanistischen Bräuchen verwendet (Wahrsagen, Opfer, Voraussagen usf.).
Kunstmusik. Johan Helmich Roman (1794-1758) gilt als eigentlicher Vater der schwedischen Kunstmusik. Roman orientierte sich an Georg Friedrich Händel, schrieb Tafelmusik (Drottningholmsmusiken), aber auch die erste schwedischsprachige Messe (Then svenska messan). Unter Gustav III. erlebte die Oper eine erste Blütezeit (damals entstanden auch Werke mit betont nationalen Inhalten wie etwa "Gustav Vasa"). Franz Berwald (1796-1868) und Adolf Fredrik Lindblad (1801-1878) gehören zu den ersten bedeutenden Symfonikern, die an die deutsche Klassik und Romantik anknüpfen. Für beide ist Beethoven das grosse Vorbild. Berwald erlangte mit seinen Sinfonien auch internationale Anerkennung und schrieb erste Tondichtungen (Älvalek). Lindblad erlangte vor allem wegen seiner Chorwerke und Lieder grosse Beliebtheit. Ludvig Norman (1831-1855) dominierte als Symphoniker die Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine Symphonien schliessen an die romantische Musik Niels Wilhelm Gades an und stehen der deutschen Romantik Schumanns und Mendelssohns nahe. Ivar Hallström folgte mit seinen Opern (Den Bergtagna) und Balletten französischen Vorbildern. Dagegen schloss sich Andreas Hallén der neudeutschen Schule an mit seinen Tondichtungen "Die Toteninsel" oder seiner Oper "Vikingarna", in der Anklänge an Wagners Werk unverkennbar sind. Die Volksmusik und ihr reicher Melodienschatz wurde von August Söderman "wiederentdeckt". Mit seinen Tanzsuiten, seiner Schauspielmusik und Chorwerken versucht er eine nationale schwedische Musiksprache zu finden. Seine Versuche wurden zur Inspirationsquelle der Spätromantiker. Die Musik der Jahrhundertwende wurde von mehreren grossen Persönlichkeiten geprägt, denen es gelang eine national schwedische aber auch sehr persönliche Musiksprache zu schaffen: Wilhelm Stenhammar, Hugo Alfvén und Wilhelm Peterson-Berger. Wilhelm Stenhammar ist von den dreien der "klassischste" und der überlegene Beherrscher der musikalischen Grossformen (Sinfonien, Klavierkonzerte, Kantaten). Brahms und Wagner sind für seine Musiksprache Vorbilder. Hugo Alfvén schuf mit seinen Rhapsodien (Midsommarvaka, Uppsala rapsodi, Dalarapsodi), die schwedische Volksmusik als Motive verwenden, eine nationale schwedische Musiksprache. Wilhelm Peterson-Berger schuf bedeutende Sinfonien, Opern (Arnljot) und Klavierwerke (Frösöblomster, I Somras), in denen er grossartige Naturstimmungen in Klang und Melodie umsetzt. Auch er steht Wagner nahe, aber auch Edvard Grieg und klingt zuweilen überraschend modern und erinnert in seinen Klängen an den Impressionismus Debussys, den er eigentlich ablehnte. Die Spätromantik ist intensiv und dauert bis um 1950 an. Dominante Musikerpersönlichkeit dieser Zeit ist Kurt Atterberg mit seinen Sinfonien, deren Musiksprache sich an Richard Strauss orientiert. Auch Atterberg gelingen ungewöhnliche Klangfarben zur Schilderung von Naturstimmungen, die zum Teil sein Vorbild Strauss an Rafinesse noch übertreffen. Seit den 1930er Jahren beginnt eine Gruppe von Komponisten an neuere Musikströmungen anzuknüpfen mit neoklassizistischen Werken (Lars-Erik Larsson, Gunnar de Frumerie, Dag Wirén, Sten Broman). Hilding Rosenberg wird mit seinen gewaltigen Sinfonien, die sich inhaltlich mit komplexen geistigen Zusammenhängen auseinandersetzen (Johannesapokalypse) zum grossen Neuerer der Symfonik. Karl Birger Blomdahl setzt mit seiner Weltraumoper "Aniara" (1959) neue Massstäbe für die Entwicklung der modernen Musik in Schweden, in dem er auch elektronische Klänge (Tonband) einführt, obwohl die Musik zu einem grossen Teil noch sehr konservativ sich an der neoklassizistischen Tonsprache der 1940er Jahre orientiert.
Listen: Liste schwedischer Musiker
Film
Hauptartikel: Schwedischer Film
Um 1910 begann man mit der regelmäßigen Produktion von Spielfilmen. Der schwedische Film erreichte bald eine Qualität, die ihn international bekannt machte. Aber mit der Einführung des Tonfilmes und der damit verbundenen Begrenzung auf den kleinen, schwedischsprachigen Markt sank der Film auf ein provinzielles Niveau ohne künstlerischen Anspruch ab. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der schwedische Film einen neuerlichen künstlerischen Aufschwung, zuerst im Dokumentarfilm, z. B. Arne Sucksdorffs 1948 mit dem Oscar ausgezeichneten Film Menschen in der Stadt, und danach als Autorenfilm mit Ingmar Bergman als herausragender Persönlichkeit. Auch die Kinder- und Jugendfilme erlangten internationale Aufmerksamkeit. Die Schaffung des Schwedischen Filminstitutes in den 1960er Jahren trug zu einer Qualitätssicherung bei, die bis heute andauert.
Sport
In Schweden erfreuen sich Mannschaftssportarten wie Eishockey, Handball oder Fußball großer Beliebtheit. Daneben sind insbesondere Wintersportarten (insbesondere Nordischer Skisport) populär.
Das Eishockeyteam Schwedens gehört zu den besten der Welt. Unter anderem spielen Spieler wie Peter Forsberg, Markus Naslund, Mats Sundin, Hendrik Zetterberg, Niklas Lidstrom, Daniel Alfredsson für das "Tre Kronor"-Team.
Im Fußball stand Schweden 1958 bei der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land im Finale gegen Brasilien. 1950 und 1994 erreichte die Mannschaft Platz 3.
1954, 1958, 1990 und 1999 war Schweden Handballweltmeister. Europameister wurden das Land 1994, 2000 und 2002. 1992, 1996 und 2000 belegte das schwedische Handballteam jeweils den zweiten Platz bei den Olympischen Spielen. Aktuelle schwedische Nationalspieler sind u. a. Stefan Lövgren, Marcus Ahlm, Pelle Linders, Kim Andersson, Matthias Andersson und Henrik Lundström. Der Schwede Magnus Wislander wurde zum Welt-Jahrhundert-Spieler gekürt.
Im Unihockey gewann das schwedische Herrenteam alle fünf bisher ausgetragenen Weltmeisterschaften; die schwedischen Damen gewannen zweimal den Weltmeistertitel.
Varia
Ein einmaliges Kulturdenkmal ist die alte Sendeanlage SAQ in der Nähe von Varberg, denn sie verfügt über den einzigen funktionsfähigen Maschinensender der Erde (seit 2003 Welterbe).
Schweden ist international für seine Popmusik bekannt. Bands wie ABBA, Roxette, Ace of Base und Army of Lovers sind weltbekannt. Zu den aktuellen bekannten Bands gehören zum Beispiel Looptroop, The Hives und The Cardigans. Ebenfalls gibt es eine große Anzahl an Metal Bands, wie zum Beispiel Dark Funeral, Hammerfall oder Amon Amarth.
Siehe auch: Liste schwedischsprachiger Schriftsteller, Liste schwedischer Musiker, Schwedische Küche, Liste historischer Gebäude in Schweden
Typisch schwedische Feste und Bräuche
Am 6. Januar wird Trettondedag jul (dreizehnter Weihnachtstag, auch Trettondag jul) begangen. Dieser Tag entspricht dem deutschen Dreikönigstag und ist im hauptsächlich protestantischen Schweden ein staatlicher Feiertag.
Am Tjugondedag jul (zwanzigster Weihnachtstag, auch Tjugondag jul) oder 'Tjugondag Knut (13. Januar) ist die Weihnachtszeit vorbei. Es finden gelegentlich Abschlussfeste mit Weihnachtsbaumplünderung statt. Die Kerzen und der Schmuck werden entfernt und der Baum hinausbefördert.
Der Valborgsmässoafton wird am 30. April gefeiert und entspricht der deutschen Walpurgisnacht. Das Volk versammelt sich um große Lagerfeuer. Es werden Reden über den Frühling gehalten und Frühlingslieder gesungen.
Vor allem in Lund und Uppsala ist Valborg oder siste april am Abend vor dem 1. Mai ein wichtiges Studentenfest. Punkt 15 Uhr setzen alle versammelten ihre weißen Studentenmützen auf und singen Studentenlieder. Die darauffolgende Nacht verbringt man mit übermäßigem Alkoholgenuss und Katerfrühstück.
Der 6. Juni, Svenska flaggans dag, ist der offizielle Nationalfeiertag Schwedens. Ursprünglich als "Flaggentag" 1916 ins Leben gerufen, ist der 6. Juni seit 1983 Nationaltag und seit 2005 auch gesetzlicher Feiertag.
Das Midsommarfest wird an der ersten Nacht zum Samstag nach dem 21. Juni gefeiert. Die Heftigkeit des Feierns dieses Wochenendes ist nur mit Weihnachten vergleichbar. Wenn am Johannisabend Ende Juni das Sonnenlicht im Norden 24 Stunden lang zu sehen ist und im Süden nur wenige Stunden lang in blauen Dämmerschein übergeht, ist Schweden am schönsten. Der Feiertag ist eine uralte Tradition und wurzelt in den vorgeschichtlichen Sommersonnenwendefeiern. Um den mit Birkenreisig und Blumen geschmückte Maibaum, das vielleicht bekannteste schwedische Nationalsymbol, wird überall in Schweden getanzt und gesungen. Überall herrscht ausgelassene Feststimmung.
Im August kamen früher die ersten frischen Krebse auf den Markt. Das dazugehörige Fest wird Kräftskiva genannt und kann zu beliebigem Zeitpunkt stattfinden. Man isst, so viel man schafft, von den in einem kräftigen Dillsud gekochten Krebsen und trinkt dazu Schnäpse. Als Schmuck dienen Girlanden und lustige Hüte.
In Nordschweden gibt es zum Ende des Sommers noch das Surströmmingsskiva. Der Verzehr der in einer Dose vorgegorenen Heringe mit Kartoffeln oder tunnbröd (Dünnbrot – eine Vorstufe des Knäckebrot aus Norrland) erfordert aber unempfindliche Geruchssnerven (s. Sauerströmling).
Das Luciafest beginnt am Morgen des 13. Dezembers und ist in Schweden der Tag der Lichterkönigin. Die älteste Tochter erscheint als Luziabraut in einem weißen Kleid und einem Kranz aus Preiselbeerzweigen und brennenden Kerzen auf dem Kopf. Die „Lussebrud“ weckt die Familie und serviert das Frühstück am Bett. Im ganzen Land werden Schulen und Arbeitsstätten in den frühen Morgenstunden von magisch schimmernden Luciazügen besucht. Junge Mädchen in fußlangen weißen Gewändern mit Kerzen auf dem Kopf und in den Händen werden von weißgekleideten jungen Männern begleitet, den „Sternjungen“, die bei dieser Gelegenheit einen langen, spitzen, mit einem Stern gekrönten Hut tragen. Zusammen singen sie die traditionellen Gesänge, die zur Vorweihnachtszeit und zu Weihnachten gehören. Von diesem Tag an und über die gesamte Weihnachtszeit hinweg isst man ein besonderes, mit Safran gewürztes und gefärbtes, Hefegebäck.
Sonstiges
In der Nähe von Kiruna in Esrange wird ein Raketenstartplatz für den Start von Höhenforschungsraketen betrieben.
Weitere Themen
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Literatur
- Anemone Schlich: Das Bild der Europäischen Union in der schwedischen Öffentlichkeit. Der Andere Verlag, Osnabrück 2004, ISBN 3-89959-243-3
- WikiReader Schweden
Weblinks
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Informationsportal rund um das Thema Schweden (deutsch)
- Das offizielle Portal Schwedens (deutsch, englisch, französisch, spanisch, ...)
- VisitSweden.com - Offizielle Seite für Touristeninformationen und Reisen in Schweden
- Schwedische Botschaft in Deutschland
- Der schwedische Reichstag (schwedisch, englisch)
- Das Schwedische Institut (deutsch, englisch, schwedisch, ...)
- Nachrichten und Infos über Schweden (deutsch)
- Schweden - Land und Leute
- Daten & Fakten zu Schweden
- schwedenclassic.org - Schwedeninfos und mehr
- Interaktive Schwedenkarte