Wildemann (Bergstädte im Oberharz und ein Ortsteil der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld, Landkreis Goslar in Niedersachsen (Deutschland). Sie bezeichnet sich als das Klein-Tirol im Oberharz. Von 1972 bis 2014 gehörte Wildemann der Samtgemeinde Oberharz an.
) ist die kleinste der siebenBergstadt Wildemann Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld
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Koordinaten: | 51° 50′ N, 10° 17′ O | |
Höhe: | 390 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,34 km² | |
Einwohner: | 918 (31. Dez. 2013) | |
Bevölkerungsdichte: | 275 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2015 | |
Postleitzahl: | 38709 | |
Vorwahl: | 05323 | |
Lage von Bergstadt Wildemann in Niedersachsen
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Zum 1. Januar 2015 wurden die Samtgemeinde Oberharz und die Bergstadt Wildemann aufgelöst, zusammen mit der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld, der Bergstadt Altenau und der Gemeinde Schulenberg im Oberharz wurde die Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld neu gebildet.[1]
Geographie
Wildemann liegt tief eingeschnitten im Innerstetal, das sich an dieser Stelle um den Gallenberg windet. Wegen der Enge des Tales ist die Ortschaft sehr langgezogen und die Hänge beidseitig bebaut. Nur im Ortszentrum, wo der Grumbach in die Innerste einmündet, ist das Tal etwas breiter. Im Westen wird Wildemann durch den Gallenberg, im Norden durch den Hüttenberg und im Osten durch den Badstubenberg, der schon Johann Wolfgang von Goethe wegen seiner vielfältigen Gesteinsformationen interessierte, begrenzt. Die Hänge sind durch Höhenwanderwege erschlossen. Vom Badstubenberg führt die Johanneser Straße vorbei an alten Bergbauanlagen nach Clausthal-Zellerfeld. Über den Hüttenberg verläuft ein langer Höhenwanderweg Richtung Lautenthal. Weitere Wanderwege führen nach Bockswiese und entlang des Spiegeltals nach Erbprinzentanne an der Bundesstraße 241. Die meisten dieser Wanderwege sind auch mit dem Mountainbike befahrbar und dienen im Winter als Loipen. Auch der Harzer Försterstieg verläuft über Wildemann.
Geschichte
Wildemann wurde im Jahre 1529 von Bergleuten aus dem Erzgebirge gegründet. Diese hatten den Auftrag, für die Welfenherzöge den Bergbau im Harz in größerem Stil wieder aufzunehmen. Der Sage nach sichteten sie beim Vordringen in das unwirtliche Innerstetal einen Wilden Mann, der mit einer Wilden Frau zusammenlebte. Seine Spuren befanden sich gerade dort, wo die größten Erzvorkommen lagerten. Versuche, ihn zu fangen, schlugen fehl. Auch reagierte er nicht auf Zurufe. Schließlich beschoss man ihn mit Pfeilen, was ihn so verletzte, dass er gefangen werden konnte. In Gefangenschaft sprach er nicht und ließ sich auch nicht zum Arbeiten bewegen, er schien sich nur für die Lagerstätten des Erzes zu interessieren. Als man beschloss, ihn dem Herzog vorzuführen, starb er an seinen Schussverletzungen. Am Ort, wo der Wilde Mann gefangen worden war, fand man große Silbervorkommen und dort wurde Wildemann gegründet. Aus dem am Badstubenberg angelegten Bergwerk Wildemanns Fundgrube wurde 1533 erstmals aus dem gewonnenen Roherz Silber gewonnen. In den folgenden Jahren wurde der Bergbau intensiviert, man errichtete den in Richtung Zellerfeld streichenden Stuffenthaler Gangzug und hob dort mehrere Gruben aus. Ebenso erschloss man den nach Osten verlaufenden Spiegelthaler Zug. In diesem Schacht wurde 1833 erstmals die Harzer Fahrkunst eingesetzt, die das Einfahren der Bergleute wesentlich erleichterte. 1553 erhielt Wildemann die Bergfreiheit.[2] Im Jahre 1534 wurde Wildemann zur Stadt erhoben und 1873 als Kneippkurort anerkannt. Wie viele weitere Dörfer der Umgebung, hatte auch Wildemann unter dem Dreißigjährigen Krieg zu leiden. Nachdem die Truppen Tillys die Bergstadt Lautenthal überfielen, erreichten 100 Mann von ihnen 1626 Wildemann, welches sie anschließend einnahmen und ausplünderten.[3]
1875 wurde der Ort mit der Innerstetalbahn vom Schienenverkehr erschlossen, nachdem ein 278 m langer Tunnel durch den Gallenberg angelegt worden war. Wildemann verfügte allerdings anfangs nicht über ein entsprechendes Empfangsgebäude: Es wurde nach dem Bau einer neuen Zufahrtsstraße – der heutigen Bahnhofstraße – erst 1879 fertiggestellt und 1904 erheblich erweitert.[4] Diese Bahnstrecke wurde 1977 stillgelegt. Seit 1972 gehört die ehemals freie Bergstadt Wildemann der Samtgemeinde Oberharz an. Die Entwicklung zum Kurort wurde vor allem von dem Arzt und Bürgermeister Viktor Zachariae (1837–1900) gefördert. Den Status eines Kneippkurortes konnte man nach 2010 nicht mehr aufrechterhalten.[5] Der Bergbau kam in der letzten Grube Ernst August im Jahre 1924 zum Erliegen. Alte Gangzüge in den weiteren, von Wildemann erschlossenen Bergwerken, wurden bereits im 19. Jahrhundert aufgegeben. Das Ortsbild des Stadtkerns wird von einer stattlichen Anzahl Bergmannshäuser des 18. und 19. Jahrhundert geprägt.
Einwohnerentwicklung
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(Ab 1968 Stand jeweils zum 31. Dezember)[6]
Politik
Stadtrat bis 31. Dezember 2014
Der Stadtrat setzte sich mit Stand vom 10. Juli 2012 wie folgt zusammen:
Wappen
Das Stadtwappen zeigt den Wilden Mann mit einem Sachsenross, einem von den Welfen viel verwendeten Wappenmotiv.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Der im 16. Jahrhundert angelegte, 8800 m lange 19-Lachter-Stollen gehört zu den ältesten zugänglichen Bergwerksanlagen des Oberharzer Bergbaus. Dieses Besucherbergwerk beherbergt neben der Strecke des Wasserlösungsstollens verschiedene Maschinen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts und die Reste eines alten Kehrrades. Des Weiteren gibt es dort den Blick in den tiefen Ernst-August-Schacht.
- Die 1915 eingeweihte evangelische Maria-Magdalenen-Kirche ist eine authentische Rekonstruktion der 1914 abgebrannten Vorgängerkirche, die 1541 im Fachwerkstil erbaut worden war.
- Der am Ortsrand gelegene Bergbauernhof Klein Tirol hat sich der Zucht und Erhaltung traditioneller Nutztiere verschrieben. Auf dem Hof werden die Rassen Rotes Höhenvieh, Harzer Ziege und der Harzer Fuchs versorgt. Bekannt wurde der Hof durch den Landwirt Wolfgang Beuse, der sich als letzter Landwirt von Wildemann um die landwirtschaftliche Tradition des Ortes bemüht.[7][8] Der Hof ist Besuchern zugänglich, besonders zu dem traditionellen Harzer Viehauftrieb (Pfingstsonntag) oder zum Hirtentreffen am Erntedankfest.
- Im Süden Wildemanns ist an der Bahnhofstraße noch das 1879 eingeweihte und 1904 erweiterte ehemalige Bahnhofsgebäude erhalten, das in 408 m Höhe ü.d.M. erbaut wurde. Von hier aus erkennt man noch die Einfahrt in den 278 m langen Eisenbahntunnel durch den 460 m hohen Gallenberg.[9] Zwischen dem Gallenberg und dem früheren Bahnhofsgelände wurde die Hauptstraße Wildemanns, die Clausthaler Straße, durch ein Viadukt überbrückt, das nach der Stilllegung der Eisenbahnstrecke abgetragen wurde.
Sport
Im Ort gibt es ein beheizbares Freibad, einen Kurpark und Minigolf sowie den „Hundewald“, ein ganzjährig zugängliches Freilaufareal für Hunde. Wildemann ist von einer Vielzahl an Wanderwegen umgeben.
Unter den Sportvereinen ist die TSG (Turn- und Sportgemeinschaft) zu nennen, der ein vielfältiges Sportangebot bietet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Über die Landstraße 515 hat Wildemann Anschluss an die Bundesstraße 242. Wildemann ist mit Bussen des ÖPNV zu erreichen.
Bis Ende der 1970er Jahre hielten die Züge der Innerstetalbahn am ehemaligen Bahnhof Wildemann.
Medien
Aufgrund seiner Lage in einem engen Tal war der Fernsehempfang in Wildemann lange Zeit sehr schwierig. In den 1970er Jahren gab es mehrere Fernsehumsetzer auf den umseitigen Anhöhen. Wildemann gehörte zu den ersten Orten in Deutschland, die bereits Anfang der 1980er Jahre vom Kabelfernsehen erschlossen worden sind. Heute befindet sich in Wildemann mit dem Sender Wildemann einer der wenigen DVB-T Umsetzer in Deutschland. Er ist mit einer Leistung von 5 Watt der schwächste deutsche DVB-T-Sender.
Panorama
Weblinks
Linkkatalog zum Thema Wildemann bei odp.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- ↑ Gesetz über die Neubildung der Berg- und Universitätsstadt Clasthal-Zellerfeld, Landkreis Goslar vom 22. Oktober 2014. In: Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 21 vom 30. Oktober 2014
- ↑ Horst Wolfgang Böhme: Wildemann. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Westlicher Harz, Clausthal-Zellerfeld, Osterode, Seesen. Band 36. Philipp von Zabern, Mainz 1978, ISBN 3-8053-0305-X, S. 171 f.
- ↑ Wilhelm Görges (Hrsg.): Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit. Meinecke, Braunschweig 1844, S. 243.
- ↑ Evert Heusinkveld: Die Innerstetalbahn Langelsheim - Altenau, S. 71, Nordhorn 2007
- ↑ Niedersächsischer Landtag, 16. Wahlperiode, Drucksache 16/3359: Kleine Anfrage "Welchen Stellenwert haben Prädikate wie „staatlich anerkannter Luftkurort“ speziell für den Heidetourismus und die Tourismuswirtschaft in Niedersachsen?" (PDF; 102 kB). Abgerufen am 23. März 2011
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen. Abgerufen am 19. Mai 2013.
- ↑ Informationsseiten zu Harzkühen, Harzziegen und Harzer Hirten
- ↑ Bericht der taz über Wolfgang Beuse
- ↑ Evert Heusinkveld: Die Innerstetalbahn Langelsheim - Altenau, S. 15, Nordhorn 2007