Finnland

Staat in Nordeuropa
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Finnland (finn.: Suomi, schwed.: Finland) ist ein Staat in Nordeuropa und Mitglied der Europäischen Union. Er grenzt an Schweden, Norwegen, Russland und die Ostsee. Historisch-politisch sind die Verbindungen zu Schweden eng. Auch zum sprachverwandten Estland bestehen über den Finnischen Meerbusen enge Kontakte. Die schwedischsprachige Inselgruppe Åland (finn. Ahvenanmaa) hat einen weitgehenden Autonomiestatus.

Suomen tasavalta (finn.)
Republiken Finland (schwed.)
Republik Finnland
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Wappen Finnlands
Wappen Finnlands
(Details) (Details)
Amtssprache Finnisch, Schwedisch
Hauptstadt Helsinki (schwed.: Helsingfors)
Präsidentin Tarja Halonen
Ministerpräsident Matti Vanhanen
Fläche 338.145 km²
Einwohnerzahl 5.249.034 (2005)
Bevölkerungsdichte 15,5 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 30.922 US-$ (2004)
Unabhängigkeit 6. Dezember 1917
Währung Euro
Zeitzone UTC+2
Nationalhymne Maamme / Vårt land
Kfz-Kennzeichen FIN (früher: SF)
Internet-TLD .fi
Vorwahl +358
Lage von Finnland in Europa
Karte Finnlands

Geographie

Finnland ist mit einer Fläche von 337.030 km² das siebtgrößte Land Europas. Zwischen dem 60. und 70. Breitengrad liegend zählt es zu den nördlichsten Ländern der Erde. Es ist nur im Norden mit der Skandinavischen Halbinsel verbunden, man spricht geographisch präzise von Fennoskandinavien. Finnland besitzt im Nordwesten eine 580 km lange Grenze zu Schweden und im Norden eine 716 km lange Grenze zu Norwegen. Die längste Staatsgrenze ist mit 1.270 km die zur Russischen Föderation im Osten. Die autonome Inselgruppe Åland liegt etwa 100 km vom finnischen Festland entfernt.

In Finnland gibt es keine sehr großen Gebirge, jedoch gibt es im Norden so genannte Inselberge (Tunturis), die sich aus der flachen Landschaft erheben. Im äußersten Nordwesten hat das Land Anteil am Skandinavischen Gebirge. Dort befindet sich auch die höchste Erhebung, der 1.324 m hohe Haltitunturi.

Die Ostseeküste Finnlands ist eine reich gegliederte Schärenküste. Der längste Fluss in Finnland ist der Kemijoki; dieser fließt bei Kemi in den Bottnischen Meerbusen, der mehrere Monate im Jahr zugefroren ist. Im Südosten liegt die Finnische Seenplatte, die Finnland den Beinamen "Land der Tausend Seen" beschert hat. Präzise gibt es in Finnland 187.888 Seen (Gewässer mit mindestens 50 m² Fläche).

Bei Gliederung des Landesgebiets ist zu beachten, dass Lappland geographisch immer noch getrennt betrachtet wird. Dies hat zur Folge, daß das Gebiet ungefähr zwischen Oulusee und Polarkreis Nordfinnland genannt wird, obwohl es in der Mitte des Landes liegt. Ebenfalls heißt die Landschaft um die Stadt Jyväskylä trotz ihrer südlichen Lage Keski-Suomi (dt. Zentrales Finnland).

Geologie

 
Typisch finnische Seenlandschaft: der Syväri-See

Die Geologie Finnlands ist von präkambrischen Gesteinen des Baltischen Schildes (Gneise, Granite, Schiefer) geprägt. Gebirgsbildungen liegen in Finnland ca. eine Milliarde Jahre zurück. Durch Erosion sind häufig nur noch dünne eiszeitliche Ablagerungen vorhanden und kaum hohen Berge.

Die heutige Landschaftsform ist durch die letzte Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren geprägt. Die großen Eismassen haben Gesteine abgetragen, das Schmelzwasser hat die Landoberfläche weiter geformt. Typisch sind die Küstengebiete und Seenplatten. Als Auffangbecken des glazialen Schmelzwassers diente nach dem Ende der Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren der Ankylussee, ein Süßwasserreservoir, das Vorläufer der heutigen Ostsee war. Dieses ständig anwachsende Gewässer brach vor 7.000 Jahren zur Nordsee durch, wodurch sich die einstigen Schmelzwasserseen zu Salzgewässern wandelten. Schon zuvor hatte sich der Schild infolge des Gletscherrückzugs durch die verminderte Drucklast zu heben begonnen, wobei dieser Vorgang an der Westküste schneller fortschritt als in den östlichen Landesteilen. Im Zuge dieser Erhebung wurde dem Wasser der nach Westen abfließenden Binnengewässer der Weg abgeschnitten, sodass es sich mit dem Fluss Vuoksi einen neuen Abfluss nach Süden bahnte. Diese Erhebung ist ein bis heute andauernder Vorgang, und die westliche Küstenlinie wandert ständig weiter nach Westen.

Klima

 
Klimadiagramm Helsinki
 
Klimadiagramm Inari
(für allgemeine Erläuterungen siehe: Klimadiagramm)

Das finnische Klima wird durch die Ostsee, den Golfstrom und das gegenüber Mitteleuropa trockenere Kontinentalklima beeinflusst. Dadurch liegt die jährliche Durchschnittstemperatur um 5-10° C höher als in anderen Gebieten dieser Breitenlage, bei sehr kalten Wintern und vergleichsweise heißen Sommern. Von Süd nach Nord nehmen die Durchschnittstemperaturen und die Niederschläge deutlich ab. Der Temperaturunterschied ist vor allem im Winter sehr ausgeprägt. Frühling und Herbst sind im Norden des Landes sehr kurz.

Für viele Menschen sind der Juni und Juli die schönsten Monate, wenn es nachts nicht richtig dunkel wird und wenn nördlich des Polarkreises die Sonne überhaupt nicht untergeht. In dieser Zeit sind die Niederschläge zwar am höchsten, liegen jedoch mit 300 mm im Norden und 700 mm im Süden noch deutlich unter den mitteleuropäischen Werten. Die Höchsttemperaturen steigen dann in Südfinnland auf bis zu 28° C, die Wassertemperaturen der Binnenseen erreichen aufgrund ihrer geringen Tiefe oft 25° C.

Schneesicherheit herrscht in Lappland von November bis April, im Süden hingegen wechselt der Zeitpunkt des Winterbeginns stark ab und sorgt von Dezember bis Anfang März für eine meist geschlossene Schneedecke. Der Schnee mildert auch die winterliche Dunkelheit in den nördlichen Landesteilen etwas ab.

Auf den Inseln von Åland ist es im Sommer kühler und im Winter milder als auf dem finnischen Festland. Mit knapp 1900 Sonnenstunden ist Åland die sonnigste Region Skandinaviens.

Flora und Fauna

 
Birkenwald bei Ruovesi

Etwa drei Viertel des Landes bestehen aus Wald. Süd- und Mittelfinnland ist überwiegend von Kiefern-, Fichten- und Birkenwald bedeckt. Im Süden und auf den Ålandinseln treten auch Ahorne, Eichen und andere Pflanzen auf. Im Norden (Lappland) wird die Vegetation deutlich karger. Ein Drittel der Landesfläche sind Moore.

In Süd- und Mittelfinnland sind Elche trotz intensiver Bejagung weit verbreitet. Der Bestand wird auf etwa 120.000 Tiere geschätzt. In Nordfinnland wird Rentierzucht betrieben, weshalb dort zahlreiche domestizierte aber frei lebende Rentiere anzutreffen sind. Von Süd nach Nord zunehmend, treten im Sommer in gewässernahen und windarmen Gebieten regelrechte Mückenplagen auf. Zur finnischen Fauna gehören auch der Bär, Wölfe, Eurasischer Luchs (vor allem in Ostfinnland) und der Vielfraß sowie zahlreiche Singvögel, Elstern und Raben.

Bevölkerung

Ethnien

92 % der Bevölkerung sind finnischsprachige Finnen, 5,5 % schwedischsprachige Finnen (sog. Finnlandschweden), zusammen auch Finnländer genannt, und etwa 0,5 % Russen. In Lappland lebt außerdem die Volksgruppe der Saamen, die jedoch nur 0,11 % der finnischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Ein Teil der russischsprachigen Bewohner Finnlands sind Ostsee-Finnische Einwanderer, hauptsächlich aus Karelien und Ingermanland.

Zudem sind seit etwa 500 Jahren kleinere Gruppen von Roma in Finnland ansässig, bis zum Winterkrieg hauptsächlich in Süd-Karelien. Viele von ihnen sprechen die Roma-Sprache.

Die 26.000 Einwohner von Åland haben Schwedisch als einzige Umgangs- und Amtssprache. Viele betonen stark ihre åländische Identität, empfinden sich aber gleichwohl durch die gemeinsamme Geschichte mit den Finnen vereinigt.

Sprachen

 
Norwegen, Schweden und Finnland im Winter

Entsprechend dem Bevölkerungsmuster sprechen 92 % Finnisch und 5,5 % Schwedisch. Beide Sprachen sind offiziell anerkannte Amtssprachen, wobei Finnisch erst 1893 als gleichberechtigt neben dem Schwedischen anerkannt wurde. Die jeweils andere Sprache ist Pflichtfach in der Schule (siehe auch: Pakkoruotsi), wobei aber seit 2003 diese nicht mehr zwangsweise in den Abiturprüfungen abgefragt wird. Die autonome Inselgruppe Åland ist einsprachig Schwedisch, hier besteht keine Pflicht, Finnisch zu lernen.

Auf kommunaler Ebene herrscht Zweisprachigkeit in jenen Gemeinden, in denen die Minderheitensprache von mindestens 3000, oder 8 % der Bevölkerung, gesprochen wird (regelmäßiger Zensus).

In einzelnen Gemeinden im Norden Finnlands, wo die Sámi wohnhaft sind, ist die als Minderheitensprache anerkannte samische Sprache im Verwaltungsverkehr zugelassen.

Religion

 
Dom von Helsinki

96,3% der nicht konfessionslosen Bevölkerung gehören der evangelisch-lutherischen Kirche an, 1,8% sind orthodox, und 2% gehören anderen Konfessionen an, u.a. dem Islam (Tataren).

Die Evangelisch-lutherische Kirche Finnlands unterstand bis 1809 der evangelisch-lutherischen Kirche Schwedens und wurde mit dem Übergang des Großherzogtums an Russland selbständig. Bis zur Einführung der Religionsfreiheit im Jahre 1923 gehörten die Finnen entweder zur evangelisch-lutherischen oder zur orthodoxen Kirche. Diese beiden Kirchen werden durch Kirchensteuern finanziert.

Demografische Struktur und Entwicklung

siehe auch Liste der Städte in Finnland

Finnland ist eines der am dünnsten besiedelten Länder Europas. Bei einer Einwohnerzahl von 5.249.034 (2005) liegt die Bevölkerungsdichte bei 15,5 Einwohnern pro km². Die Bevölkerung konzentriert sich vor allem auf den Süden des Landes. Dort befinden sich mit Helsinki (schwed. Helsingfors), Tampere (Tammerfors), Turku (Åbo) auch die größten Ballungsgebiete, abgesehen von Oulu (Uleåborg), der einzigen Großstadt in Nordfinnland. Die größte Stadt in Lappland ist Rovaniemi.

Zur Hauptstadtregion gehören die Städte Helsinki, Espoo (Esbo), Vantaa (Vanda), und Kauniainen (Grankulla), die eine zusammengewachsene Stadtregion bilden mit rund eine Million Einwohner auf eine Grundfläche von 765 km².

Kommune Volkszählung 2000 Schätzung für 2005
Helsinki 559.718 559.046
Espoo 216.836 227.472
Tampere 197.774 202.932
Vantaa 179.856 185.429
Turku 173.686 174.824
Oulu 123.274 127.226

Feiertage

 
Mitsommerfest 2005 auf Seurasaari

Neben christlichen Festtagen gibt es eine Reihe nationaler Feiertage. Die wichtigsten sind hierbei der Nationalfeiertag am 6. Dezember, Vappu am 1. Mai und das Mittsommerfest (Juhannus).

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Finnlands

 
Die Burg in Turku war im Mittelalter das politische Zentrum Finnlands
 
Finnland im Jahre 1662

Die Besiedlung Finnlands durch Jäger und Sammler begann um 6500 v. Chr. Etwa um 4200 v. Chr. wurden diese durch eine jungsteinzeitliche Kultur abgelöst. Nach 2500 v. Chr. siedelten Einwanderer aus Gegenden südlich des finnischen Meerbusens im südlichen Finnland, die Ackerbau und Viehzucht betrieben.

Seit 1154 wurde Finnland von seinen schwedischen Nachbarn erobert und das Christentum dort eingeführt. Im Vertrag von Nöteborg wurden 1323 erstmals die Grenzen zwischen Schweden und seinem östlichen Nachbarn Nowgorod festgelegt.

Finnland blieb bis zum Zweiten Nordischen Krieg eine Provinz der schwedischen Großmacht (Österland, Norrland), auch wenn sich die Grenzen aufgrund von Kriegen immer wieder änderten. 1809 musste Schweden Finnland an Russland abtreten. Dann war es als Großfürstentum Finnland in Personalunion mit der russischen Krone verbunden, behielt aber schwedisches Privatrecht, eigene politische Organe, führte 1860 eine eigene Währung ein, und als erster europäischer Staat vor dem Ersten Weltkrieg bereits 1906 das Frauenstimmrecht. Nach der finnischen Unabhängigkeitserklärung von 1917 löste es sich vom russischen Reich, worauf der Finnische Bürgerkrieg folgte. 1919 bekam Finnland eine Verfassung, die eine Republik vorsah. Es bestand in dieser Zeit auch der Wunsch Finnland ein Königreich werden zu lassen. Der deutsche Prinz Friedrich Karl von Hessen (1868-1940), Schwager von Kaiser Wilhelm II, wurde am 9. Oktober 1918 zum König von Finnland berufen. Bald darauf kam es jedoch zur Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, weshalb er den Thron nicht mehr besteigen konnte.

1939 wurde das Land im sogenannten Winterkrieg von der Sowjetunion angegriffen, blieb aber mit Territorialeinbußen selbstständig. Im Fortsetzungskrieg, der wenige Tage nach dem deutschen Russlandfeldzug 1941–1945 begann, nahm Finnland auf Seiten der Achsenmächte am Krieg gegen die Sowjetunion teil. Nach dem Zusammenbruch der Front 1944 wechselte Finnland die Seiten, um als freie Demokratie zu überleben, was zum Lapplandkrieg gegen die deutsche Wehrmacht führte.

Am 1. Januar 1995 wurde Finnland zusammen mit Österreich und Schweden Mitglied der Europäischen Union.

Politik

Präsident

Der Staatspräsident wird für maximal zwei Amtsperioden von je sechs Jahren direkt vom Volk gewählt. Nach der Verfassung von 1919 war Finnland eine Präsidialrepublik mit dominierender Stellung des Staatspräsidenten. Der Präsident hatte das Recht, das Parlament aufzulösen, konnte gegen jedes vom Parlament erlassene Gesetz ein Veto einlegen und ernannte den Ministerpräsidenten. Zugleich mit dem Amtsantritt der derzeitigen Staatspräsidentin Tarja Halonen im Frühjahr 2000 trat eine Verfassungsänderung in Kraft, die die zuvor sehr ausgedehnten Befugnisse des Staatsoberhauptes beschränkt. Infolge dessen konnte Tarja Halonen nicht mehr in demselben Ausmaße wie ihre Vorgänger Urho Kekkonen, Mauno Koivisto und Martti Ahtisaari auch in der Gestaltung der Innen- und Außenpolitik hervortreten. Nach der neuen Verfassung leitet der Präsident in Zusammenarbeit mit der Regierung die Außenpolitik. Außerdem hat der Präsident den Oberbefehl über die Streitkräfte und kann hohe Staatsbeamte und Richter ernennen.

Seit 2000 ist die Sozialdemokratin Tarja Halonen als erste Frau die Präsidentin von Finnland. Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen 2006 erhielt sie 46,3% der Stimmen. In der Stichwahl am 29. Januar 2006 zwischen Halonen und dem früheren Finanzminister Sauli Niinistö, der in der Ersten Runde mit 24,1% Platz zwei erreicht hatte, setzte sie sich dann mit 51,8% durch. Um das Amt des Präsidenten hatten sich insgesamt acht Kandidaten beworben, darunter auch der amtierende Ministerpräsident Matti Vanhanen, der in der ersten Runde mit 18,6% der Stimmen ausschied.

Parlament

 
Reichstag (eduskunta)

Gesetzgebendes Organ ist der Reichstag (eduskunta), ein Einkammerparlament mit 200 Abgeordneten, die für vier Jahre gewählt werden. Aufgrund der hohen Anzahl kleiner Splitterparteien und der Tatsache, dass wichtige Gesetze meist eine Zweidrittelmehrheit benötigen, müssen oft breite Koalitionsregierungen gebildet werden. Ministerpräsident ist seit Juni 2003 Matti Vanhanen.

Justiz

Die beiden höchsten Gerichtsinstanzen sind der Oberste Gerichtshof und der Oberste Verwaltungsgerichtshof in Helsinki.

Außenpolitik

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist das Land – auch dank der schwedischen Parallelpolitik – strikt neutral, obwohl es sich bis 1991 in einem erzwungenen Freundschaftspakt mit der Sowjetunion befand. Es engagiert sich stark in den nordeuropäischen und europäischen Institutionen.

Verwaltungsgliederung

Datei:Finland rel96.jpg
Karte Finnlands mit den alten zwölf Provinzen

Hauptartikel: Lääni

1997 wurde die Zahl der Provinzen von zwölf auf sechs halbiert, sodass sich das Land heute in die Provinzen Åland, Lappland, Ostfinnland, Oulu, Südfinnland und Westfinnland aufteilt. Diese werden nochmals in Landschaften (maakunnat) unterteilt, die jedoch keine politische Bedeutung haben und sich nicht unbedingt an die Provinzaufteilung halten.

Åland ist ein autonomes Inselreich mit eigener Flagge, nur einer Sprache (Finnlandschwedisch, das auch auf dem Festland gesprochen wird, welches auf Åland jedoch einen etwas schwedischen Akzent erhält) und eigener Nationalhymne (Ålänningens sång). Nur die Außen- und Sicherheitspolitik wird von Finnland übernommen, die restlichen Angelegenheiten regeln die Åländer selbst.

Infrastruktur

Finnland hat trotz der harten klimatischen Bedingungen und der weitmaschigen Siedlungsstruktur ein sehr gut ausgebautes Eisenbahn- und Straßennetz.

Das Straßennetz umfasst eine Gesamtlänge von 77.895 Kilometern, wobei 49.853 Kilometer davon befestigt und 473 Kilometer als Autobahn ausgebaut sind. Das Tempolimit liegt außerorts bei 80, auf Autostraßen bei 100 und auf Autobahnen bei 120 km/h. Auch tagsüber muss außerhalb geschlossener Ortschaften mit Abblendlicht gefahren werden. Im Winter sind Winterreifen Vorschrift, Reifen mit Spikes sind dabei erlaubt und werden mehrheitlich verwendet.

Das 5.660 Kilometer lange Eisenbahnnetz wird von der staatlichen Eisenbahngesellschaft VR (Valtionrautatiet) betrieben und ist zu 37 Prozent elektrifiziert. Die größten Städte werden mit dem bis zu 200 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszug S220 (Pendolino) bedient. Nachtreisezüge und Autoreisezüge verbinden die großen Ballungsräume des Südens mit den nördlichen Regionen des Landes. Internationale Bahnverbindungen gibt es nur nach Russland.

 
Straßenbahn in Helsinki

Fast jeden Ort kann man auch mit dem Bus erreichen. In Finnland operierende Busunternehmen sind unter anderen Connex, Länsilinjat, Paunu, Pohjolan Liikenne und Savonlinja. Die Überlandlinien werden von verschiedenen im Matkahuolto-Verbund zusammenarbeitenden Busunternehmen unter der Marke Expressbus betrieben. Die einzige U-Bahn des Landes ist die U-Bahn Helsinki und auch Straßenbahnen gibt es nur im Verkehrsverbund Helsinki (Helsingin kaupungin liikennelaitos, HKL).

Große Bedeutung kommt der Küstenschifffahrt, für den Handel mit Russland auch der Binnenschifffahrt über den Saimaakanal zu. Das Binnenschifffahrtsnetz hat eine Gesamtlänge von 6.675 Kilometern. Wichtige Hafenstandorte sind Hamina, Helsinki, Kokkola, Kotka, Loviisa, Oulu, Pori, Rauma, Turku, Uusikaupunki und Varkaus. Die Handelsflotte besitzt 480 Schiffe mit mehr als 100 Bruttoregistertonnen. Da im Winter die Küstengewässer zufrieren, muss eine große Zahl von Eisbrechern die Hafenzufahrten freihalten.

Größere Orte besitzen auch Flughäfen, die durch ein dichtes Inlandsflugnetz bedient werden. 1999 gab es insgesamt 157 Flughäfen und Flugplätze in Finnland. Die nationale finnische Fluggesellschaft ist Finnair. Weitere Fluggesellschaften sind Air Finland, Blue1, Finncom Airlines und Golden Air.

Finnland besitzt ein 580 Kilometer langes Erdgaspipelinenetz.

Wirtschaft

Das Land ist führend bei der Herstellung von Mikroelektronik und Mobiltelefonen. Das größte Unternehmen Finnlands ist der Elektronikkonzern Nokia. Das Betriebssystem Linux wurde von dem Finnen Linus Torvalds erfunden.

Hinzu kommt der große Anteil an Holzwirtschaft. Finnland ist zu 66% Waldland mit moderner Holzwirtschaft, deren Erzeugnisse bis zu 40% der finnischen Exporte stellen. Die Wirtschaft reagiert daher empfindlich auf Schwankungen der Weltmarktpreise und der Nachfrage für Holz, Papier und Möbel. Wichtigstes Bergbauprodukt ist Kupfer.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991 befand sich die Wirtschaft in einer großen Krise. Zwischen 1990 und 1993 sank das Bruttosozialprodukt um 13%; die Arbeitslosenquote stieg von 3,4 im Jahre 1990 auf 18,4% im Jahre 1994. Die Neuausrichtung der Wirtschaftsstruktur sorgte bis zum Jahr 2001 für eine Halbierung dieser Rate auf 9,2%. In den Jahren 2003 und 2004 betrug die Arbeitslosenquote 9,0% und 8,9%. Für das Jahr 2005 erwartet das Statistische Zentralamt in Finnland eine Arbeitslosenquote in Höhe von 8,6%.

Tourismus

 
Typische Idylle: das rot gestrichene Ferienhaus

Die touristisch interessantesten Gebiete in Finnland sind Lappland mit den Skizentren Ruka und Kittilä sowie Vuokatti und Sotkamo in Kainuu. Außerdem sind die Hauptstadt Helsinki, die westliche Ostseeküste sowie das Saimaa-Seengebiet sehr beliebte Ausflugsziele. Die Finnen selbst verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit in ihren Ferienhäusern, den Mökkis.

Kultur

Kunst und Architektur

Datei:Ruovesi Holzhaeuser.jpg
finnische Holzhäuser

Die Bildende Kunst (z. B. Akseli Gallén-Kallela, Helene Schjerfbeck, Hugo Simberg) und die Architektur (z. B. Eliel Saarinen) Finnlands waren Bestandteil der europäischen Avantgarde.

Von internationalem Ruf ist daneben auch das finnische Design, das sich in die Reihe der skandinavischen Gestaltungsrichtung fügt. Bekannt ist hier besonders der Architekt und Designer Alvar Aalto, dessen wolkenförmige Glasvasen auch in Deutschland bekannt geworden sind. Seine Möbelentwürfe werden bis heute bei Artek produziert und angeboten. Seine Frau Aino Aalto ist die Designerin der bekannten Gläser. Weitere wichtige finnische Designermarken sind Arabia, Iittala, Marimekko und Hackman.

Literatur

Als Fundament der finnischen Literatur gilt das von Elias Lönnrot zusammengestellte und 1835 veröffentlichte Nationalepos Kalevala. Von stärkster Bedeutung für die werdende finnische Nation war der (auf Schwedisch schreibende) Johan Ludvig Runeberg (Die Erzählungen des Fähnrich Stål, 1848-60). Der Roman Die sieben Brüder von Aleksis Kivi gilt seit dem 19. Jahrhundert als Weltliteratur. Der 1954 veröffentlichte Antikriegsroman Kreuze in Karelien von Väinö Linna, ist neben der Bibel das bisher meistverkaufteste Buch (bis 1990 etwa 500.000 mal verkauft) in Finnland. 1939 erhielt Frans Eemil Sillanpää "für die tiefe Auffassung und die erlesene Stilkunst, womit er das Bauernleben und die Natur seines Heimatlandes in ihrem gegenseitigen Zusammenhang schildert", den Nobelpreis für Literatur. Einer von den bedeutenden lebenden Schriftstellern ist Arto Paasilinna.

Siehe auch: Liste finnischsprachiger Schriftsteller

Kino

Die Brüder Mika Kaurismäki und Aki Kaurismäki sind als Regisseure vielbeachteter, gegenwartsorientierter Filme zu internationaler Berühmtheit gelangt.

Musik

 
Mariska, ein Hip-Hop-Künstler.
 
Apulanta, ein Rock-Künstler.

Der bekannteste finnische Komponist ist Jean Sibelius. Weitere bekannte finnische Komponisten finden sich in der Liste finnischer Komponisten klassischer Musik.

Eigenständige Richtungen finnischer Tanzmusik sind Finnischer Tango, Humppa und Jenkka. Die derzeit bekannteste Humppa-Band sind die Eläkeläiset. Aus dem Jenkka wurde der Letkajenkka entwickelt, der 1965 unter dem internationalisierten Namen Letkiss ein bekannter Modetanz wurde. Zu den bekanntesten Komponisten und Interpreten von Tanzmusik gehören Georg Malmstén, Unto Mononen, Toivo Kärki, Olavi Virta und Tapio Rautavaara.

Eine einzigartige finnische Kunstform ist das itkuvirsi (Klagelied). Diese werden ausschließlich von Frauen vorgetragen, inhaltlich geht es dabei meistens um den Tod eines Sohnes im Krieg. Klagelieder werden a cappella gesungen, gewöhnlich hat die Sängerin ein Taschentuch in der Hand, in das sie hinein schluchzt. Diese Musikform wird bis heute gepflegt, es gibt sogar Wettbewerbe sowie Forschungen von der Sibelius-Akademie.

Außerdem kommen verschiedene bekannte Rock- und Metal-Bands aus Finnland, so zum Beispiel die Apocalyptica, Children of Bodom, Leningrad Cowboys, HIM, The 69 Eyes, The Rasmus oder Waltari.

In Finnland hört man auch sehr viel finnischsprachige Pop- und Rockmusik, die wichtigsten Bands sind CMX, Eppu Normaali, Neljä Ruusua, Tyrävyö, und Zen Café. Eine Übersicht finnischer Bands bietet die Kategorie:Finnische Band.

Zu den bekanntesten finnischen Folk-Interpreten gehören Arja Kastinen, die Angelin Tytöt sowie Värttinä, Ottopasuuna, Wimme, JPP, Loituma und Folkkarit. In der Volksmusik kommt meist die Kantele zum Einsatz, das finnische Nationalinstrument.

Piirpauke unter der Leitung von Sakari Kukko besteht seit 1975 und verbindet Jazz mit traditioneller finnischer, spanischer und afrikanischer Musik. Bekannte Jazzmusiker sind Edward Vesala, Eero Koivistoinen und Heikki Sarmanto. Im Grenzbereich zwischen Jazz und Rock wurden Tasavallan Presidentti, Pekka Pohjola und Jukka Tolonen bekannt.

Auch experimentelle Musik wie der schreiende Männerchor Mieskuoro Huutajat findet sich in Finnland. In der experimentellen elektronischen Musik zählt Pan Sonic zu den bekanntesten Projekten, ausgehend vom Label Sähkö.

In Finnland finden zahlreiche weltberühmte Musikfestivals statt, so beispielsweise die Kammermusikfestspiele in Kuhmo, die Opernfestspiele in der Burg von Savonlinna, das Jazzfestival in Pori, das Akkordeonfestival in Ikaalinen, das Tangofestival in Seinäjoki und das Folkfestival in Kaustinen.


Sport

In Finnland wird gern und viel Sport getrieben. Besonders populär sind unter weiten Teilen der Bevölkerung Skilanglauf, Snowboarding, Nordic Walking, Jogging und Eislauf. Auch Fitnessstudios sind stark frequentiert.

Außerdem interessiert man sich sehr für Motorsport, Skispringen, Eishockey und Pesäpallo (Finnischer Baseball).

Die im Ausland bekanntesten finnischen Sportler sind:

Umwelt

Finnland glaubt, die Einhaltung des Kyoto-Protokolls dauerhaft nur mit Kernkraft gewährleisten zu können. Im Mai 2002 beschloss der Reichstag daher den Bau eines neuen Druckwasserreaktors, der seit 2005 im Bau ist. Damit wird sich die Zahl der finnischen Kernreaktoren auf fünf erhöhen. Der Kohlenstoffdioxidausstoß pro Kopf des Landes gehört zum weltweit höchsten, ist aber vergleichsweise gering wenn man die flächenmäßige Größe Finnlands und die stark expandierende Papierindustrie (auf die sich Finnlands Reichtum stützt) betrachtet.

Lappländische Nadelwälder werden in zunehmenden Maß für die Zellstoffgewinnung zur Papierproduktion abgeholzt. Umweltschutzgruppen kritisieren dieses Vorgehen als kurzsichtig, da die Waldtundra sich aufgrund des harten Klimas nur langsam regeneriert und das Abholzen einer Vernichtung der lokalen Ökosysteme gleichkommt. Samigruppen protestieren außerdem dagegen, dass ihnen durch das Vorgehen der Holzindustrie die Grundlage für ihre traditionelle Lebensweise entzogen würde.

Bildung

 
Das Hauptgebäude der Technischen Universität Helsinki

Siehe Hauptartikel: Bildungssystem Finnland

Das finnische Bildungssystem gilt als eines der besten der Welt. Durch die PISA-Studien gelangte dies in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Die Hauptmerkmale des Bildungssystems sind integrative Gesamtschulen bis zur 9. Klasse. Die darauf aufbauende Sekundarstufe II ermöglicht jederzeit einen Wechsel zwischen dem allgemeinbildenden und dem berufsbezogenen, praxisorientierten Zweig. Diese Stufe schließt man dann entweder mit dem Abitur oder einer Berufsausbildung ab. Dieses modulare System gilt in ähnlicher Weise auch für die universitäre Laufbahn. Dort stehen neben den konventionellen Universitäten auch Fachhochschulen für höhere Ausbildungen zur Verfügung.

Der Bildungsstand in Finnland ist weltweit einer der höchsten. Die Analphabetenquote liegt bei 0 Prozent. Dies lässt sich unter anderem an der überdurchschnittlich hohen Lesebereitschaft ausmachen. Traditionell gibt es ein gutes Angebot an Bibliotheken. Dem Erlernen von Fremdsprachen wird eine große Bedeutung beigemessen. In den Gesamtschulen muss der finnische Schüler mindestens zwei Fremdsprachen lernen, in der Regel sind das Schwedisch und Englisch.

Literatur

  • Rainer Eisenschmid, Baedeker Ostfildern: Baedeker Allianz Reiseführer Finnland. 2. Auflage, Ostfildern 2002 (Reihe, Band) ISBN 3-89525-478-9
  • Ingrid Bohn: "Finnland- Von den Anfängen bis zur Gegenwart" Verlag Friedrich Pustet ISBN 3-79171-910-6

Siehe auch

Wiktionary: Finnland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Finnland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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