Die katholische Pfarrkirche Heilig Geist gehört zu den ältesten erhaltenen Kirchengebäuden Münchens.
![]() Heilig-Geist-Kirche vom Viktualienmarkt aus gesehen. ⊙ | |
Basisdaten | |
Konfession | römisch-katholisch |
Ort | München, Deutschland |
Diözese | Erzbistum München und Freising |
Patrozinium | Heiliger Geist |
Baubeschreibung | |
Baustil | Gotik, barockisiert |
Ausstattungsstil | rekonstruierter Barock aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts |
Bautyp | Hallenkirche |
Funktion und Titel | |
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48° 8′ 10,2″ N, 11° 34′ 38,3″ O |

Geschichte
Wahrscheinlich 1208 gründete Herzog Ludwig I. der Kelheimer ein Spital, das direkt außerhalb der alten Stadtmauer vor dem Talburgtor lag. Zu diesem Spital gehörte eine romanische Kapelle, die der Heiligen Katharina von Alexandrien geweiht war. Diese Kapelle entstand wohl bereits bei der Gründung des Spitals. Erstmals erwähnt wird sie in dem Schutzbrief des Papstes Innozenz IV. von 1250 für das Spital als „ecclesia sancti spiritus de Monacho“, also Heilig-Geist-Kirche von München, wohl in Anlehnung an den Namen des Spitals. Ansonsten wird sie bis ins 14. Jahrhundert als Katharinenkapelle bezeichnet.
Nach der Erhebung des Heilig-Geist-Spitals zur dritten Münchner Pfarrei im Jahre 1271 wurde diese Kapelle zur Pfarrkirche des Spitals.
Der Stadtbrand von 1327 vernichtete auch das Spital samt Katharinenkapelle. So entstand ein gotischer Bau nach Art einer bayerischen Hallenkirche mit Umgangschor und 9/16-Abschluss am Ostchor. Letzter Baumeister war Gabriel Ridler, der die Kirche 1392 vollendete.
1724/30 wurde die Heilig-Geist-Kirche durch Johann Georg Ettenhofer und die Gebrüder Asam barockisiert.
Nach der Säkularisation 1806 riss man das Spital ab, um Platz für den Viktualienmarkt zu schaffen. 1885/88 erweiterte Franz Löwel die Kirche um drei Joche nach Westen. Der Kirchturm am Chor im Osten erinnert an den der Kirche vorgelagerten Bau des Spitales. 1907/08 fand eine Grundsanierung statt, bei der die südliche Vorhalle angebaut wurde. 1944/45 wurde die Heilig-Geist-Kirche durch Luftangriffe bis auf die Außenmauern zerstört. Ihr Wiederaufbau begann 1946 und ist bis heute nicht abgeschlossen. Die Weihe des Hochaltars erfolgte 1955. Seit 1973 werden die Asam-Fresken, der Hochaltar und der gesamte Innenraum unter Leitung von Erwin Schleich rekonstruiert.
Bedeutende Kunstwerke
- Hochaltargemälde: Die Ausgießung des Heiligen Geistes, Ulrich Loth, 1649;
- Deckenfresko im Chorraum: Die sieben Gaben des Heiligen Geistes (Gebrüder Asam);
- Deckenfresko im Langhaus: Gründungsgeschichte des Heilig-Geist-Spitals (Gebrüder Asam);
- Engel am Hochaltar (Johann Georg Greiff, um 1730);
- Marienaltar: Gnadenbild der sogenannten Hammerthaler Muttergottes aus Kloster Tegernsee (um 1450);
- das Bronzegrabmal Herzog Ferdinands von Bayern (Hans Krumpper, 1608).
- Deckenfresken
Orgel
Die derzeitige Orgel wurde 1977 von Ludwig Eisenbarth als Hausorgel für eine Römische Villa gebaut, und dann als Notbehelf für die Heilig-Geist-Kirche angekauft. Das Schleifladen-Instrument hat 27 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch. [1] Das Vorgänger-Instrument von 1921 hatte 79 Register auf 4 Manuale und Pedal.[2] Es gibt Pläne, ein der Größe des Raumes entsprechendes neues großes Instrument zu erbauen.
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Glocken
Der schlanke Turm beherbergt vier Glocken. Die große Glocke ist die älteste des Geläuts und trägt auf der Flanke eine Heiliggeistdarstellung. Seit 2012 füllt eine vierte Glocke das leergebliebene Gefach des Glockenstuhls aus; sie wurde am 27. Mai (Pfingstsonntag) im Turm aufgehängt. Ihr Name Brezenreiterglocke erinnert an die mittelalterliche Tradition des Brezenreiters des Heilig-Geist-Spitals. Auf der Flanke ist unterhalb einer großen Breze folgende Inschrift eingegossen: ESURIVI ENIM ET DEDISTIS MIHI MANDUCARE SITIVI (Mt 25,35).
Samstags um 15 Uhr wird der Sonntag eingeläutet. Zu allen Messen gibt die große Glocke 15 Minuten vorher ein Zeichen, 5 Minuten vor Messbeginn wird mit allen Glocken zusammengeläutet. Einzige Ausnahme bildet das Einläuten der Eucharistiefeier am Gründonnerstagabend. Hierfür wird 10 Minuten lang geläutet. Daneben läutet die große Glocke dreimal täglich (morgens, mittags und abends) den Engel des Herrn sowie freitags um 11 und um 15 Uhr (Kreuzannahme und Todesstunde Jesu).
Nachfolgend eine Übersicht zu den Glocken:
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer |
Masse (kg, ca.) |
Schlagton |
1 | Heiliggeist | 1860 | Ignaz Bauer, München | 800 | f1 |
2 | Muttergottes | 1950 | Karl Czudnochowsky, Erding | 650 | g1 |
3 | St. Josef | 193? | Gebr. Ulrich, Kempten | 450 | a1 |
4 | Brezenreiter | 2012 | Glockengießerei Rudolf Perner, Passau | 300 | c2 |
Literatur
- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. DuMont, Köln 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer).
- Baronin Roma Grießenbeck von Grießenbach und Hahnreit, Thomas Amann: Die Hammerthaler Muttergottes in der Heilig-Geist-Kirche zu München (Schnell, Kunstführer Nr. 2646), Regensburg 2007 (Schnell & Steiner; ISBN 978-3-7954-6647-3).
- Walter Brugger: Katholische Stadtpfarrkirche Heilig Geist München (Schnell, Kunstführer Nr. 264), 5. Aufl., Regensburg 2008 (Schnell & Steiner; ISBN 978-3-7954-4208-8).
Tochterpfarreien
- St. Maximilian (Errichtung 1903).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel
- ↑ Präsentation der Orgeln