Hanf

Gattung der Familie Hanfgewächse (Canabeaceae)
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Hanf (botanisch Cannabis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Hanfgewächse.


Hanfpflanze

Manche Botaniker erkennen drei Arten in dieser Gattung,

  1. Cannabis sativa L. - Nutzhanf (sativa = nützlich)
  2. Cannabis indica - indischer Hanf
  3. Cannabis ruderalis - russischer Hanf

andere gehen von einer einzigen Art (Cannabis sativa) aus, und betrachten den indischen und den russischen Hanf als Unterarten des Nutzhanf.

Je nach Verwendungszweck wird zwischen Nutzhanf, Medizinalhanf (indica) und Schmuckhanf unterschieden.

Geschichte

Hanffasern werden seit 10.000 Jahren genutzt, die ältesten archäologischen Funde stammen aus Taiwan. Damit ist der Gebrauch von Hanf älter als der von Lein oder Baumwolle. Die Fasern des Hanf sind denen anderer Pflanzen qualitativ überlegen, und wurden wahrscheinlich auch für Bogensehnen verwendet.

Aus dem südlichen Russland ist seit 700 v. Chr. der Anbau von Hanf als Nutzpflanze sowie die Herstellung und der Export von Seilen bekannt. Seile waren in der Schiffahrt wichtig; Venedig erreichte ihre Vormachtstellung im Mittelalter u.a. durch die hohe Qualität der Seilerei. Im 20. Jahrhundert verdrängten Kunstfasern den Hanf.

Kleidung aus Hanfgewebe wird von Herodot (450 v. Chr.) und aus China (200 v. Chr.) erwähnt. In China wurde um die Zeitwende auch die Herstellung von Papier aus Hanf entwickelt. Solches Papier ist dem heute aus Holzfasern hergestellten qualitativ überlegen.

Die Samen der Hanfpflanze sind reich in Öl und Protein (20-25%), und dienen seit mindestens 2000 Jahren als Nahrungsmittel. Nach ihrer Reinigung sind sie auch frei von medizinisch wirksamen Substanzen.

Erste Hinweise auf medizinische Verwendung stammen aus China zur der Zeit des mythischen Kaisers Shen Neng (etwa 2700 v. Chr.). In Indien wird vom Nutzen des Hanf zum Stressabbau seit 1400 v. Chr. berichtet. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere. Pedacius Dioscorides berichtet von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden aus Hanf Mittel zur Linderung von Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Symptomen gewonnen.

Im Elbing-Preussischen Wörterbuch von ca. 1350 ist Hanf als knapis im alt-preussischen Dialekt von Pomesanien dokumentiert.

Weiterhin ist auch seit mehr als 2000 Jahren die psychische Wirkung des Hanf bekannt. Als Wirkstoffe (vorwiegen ätherische Öle) werden hauptsächlich Cannabinoide genannt.

Heute

In der Landwirtschaft ist Hanf heute wegen seiner problemlosen Zucht und vollständigen Nutzbarkeit beliebt. Es werden keinerlei Pestizide benötigt, weil die Pflanzen bereits nach wenigen Tagen den Boden vollständig beschatten, sodass kein Unkraut mehr Licht findet. In der Wirtschaft ist Hanf äußerst vielseitig einsetzbar und wird wegen seiner hohen Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und niedrigen Energiebilanz geschätzt. Aus Hanf können über 40.000 verschiedene Produkte aus allen Bereichen des täglichen Lebens hergestellt werden:

  1. Baumaterialien
  2. Kosmetika
  3. Medikamente
  4. Nahrungsmittel
  5. Biomasse, Öle, Ölprodukte
    • Bioenergie (Kraftwerk)
    • Biomasse
    • Druckfarben
    • Heizöl
    • Kitte
    • Kunststoffe aus Öl
    • Ölfarben
    • Tenside
    • Treibstoffe (Biodiesel)
  6. Papiere, Vliese, Zellstoffe
  7. Stoffe (Kurz- und Langfasern)
    • Bekleidung und Textilien
    • Brems- und Kupplungsbeläge
    • Fäden, Netze, Seile
    • Geo- und Agrartextilien
    • Planen, Säcke, Segeltücher, Tücher
    • Teppiche

Hanf enthält, je nach Sorte, unterschiedliche Konzentrationen (zwischen 0.3% und über weit 20%) von Delta9-THC, dem wesentlichen Bestandteil des Rauschmittels Cannabis. Daher war (und ist) der Anbau von Hanf in vielen Staaten verboten. Die Züchtung von Sorten, die nur geringe Konzentrationen der medizinisch aktiven Substanzen enthalten, hat zum erneuten Anbau von Hanf zur Fasergewinnung für die Textil- und Papierherstellung geführt.

Literatur

Herer, Jack; Bröckers, Mathias: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf (1996), ISBN 345311566X
Bócsa, Karus, Lohmeyer: Der Hanfanbau - Botanik, Sorten, Anbau und Ernte, Märtke und Produktlinien, Landwirtschaftsverlag 2000, ISBN 3-7843-3066-5