Hebbel am Ufer

Theaterkombinat mit drei Spielstätten in Berlin
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Das Hebbel am Ufer (HAU) besteht seit der Spielzeit 2003/2004 als Theaterkombinat mit drei Spielstätten. Es verfügt über kein eigenes Ensemble, sondern stellt eine Spielstätte für Festivals, Gastspiele und Koproduktionen dar.[1]

Spielstätten

Das HAU unmfasst die folgenden drei Berliner Bühnen:

Vor dem Zusammenschluss waren diese drei Häuser selbstständig, aber kaum noch besucht. Aber auch außerhalb dieser Häuser wird gespielt: In sozial schwachen Gebieten werden Installationen und Performances veranstaltet, die auch Publikum und Anwohner einbeziehen, etwa das Open-Air-Projekt La Marea auf dem Wrangelkiez.[3]

Leitung

Erster Intendant war Matthias Lilienthal, der zuvor Dramaturg am Theater Basel, Chefdramaturg der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und 2002 Leiter des Festivals Theater der Welt im Ruhrgebiet war. Seine Demission folgt dem Wunsch, alle zehn Jahre beruflich etwas wirklich Neues machen zu wollen.[4]

Nachfolgerin Lilienthals seit der Spielzeit 2012/2013 ist die Belgierin Annemie Vanackere, die bis dahin seit 1995 künstlerische Leiterin der Schouwburg in Rotterdam war.[5]

Ausrichtung

Das Hebbel am Ufer hat den Auftrag, das Erbe des Hebbel-Theaters als Gastspielort Berlins für international renommierte Gastspiele im Bereich Tanz und Theater weiterzuführen.

Es zeichnet sich durch einen ausgeprägten politischen und avantgardistischen Anspruch aus.[4] Das HAU'spielt für ein überwiegend junges Publikum. Rund ein Drittel der gezeigten Inszenierungen stammt aus dem intensiv betriebenen internationalen Austausch, ein weiteres Drittel kommt über freie Off-Theater-Gruppen herein und zu einem Drittel widmet das HAU sich dem Tanztheater.[4] Es ist auch ein Spielort des Berliner Festivals Tanz im August.

Auch theatrale Veranstaltungsformen im weiteren Sinne wie Konferenzen (wie z. B. die Berliner Klimakonferenz), No-Budget-Festivalmarathons (wie das 100 Grad Festival) und Stadtraum-Projekte (wie z. B. X Wohnungen) finden statt.

Zwei Jahre nach dem Amtsantritt von Annemie Vanackere äußerte Daniel Schrader vom Ballhaus Ost, in der Zeitschrift Theater heute die Ansicht, das HAU habe sich unter der neuen Leitung „noch internationaler ausgerichtet“ und sei „ein bisschen weniger ein Ort für junge, frische Berliner Künstler“.[6]

Künstler

(Auswahl)

Regisseure und Gruppen, die seit 2004 regelmäßig mit dem Hebbel am Ufer zusammenarbeiten:
Sebastian Baumgarten, Jérôme Bel, Neco Çelik, Big Art Group, Gob Squad, Alvis Hermanis, Hans-Werner Kroesinger, Shermin Langhoff, Constanza Macras, Richard Maxwell, Rabih Mroué, Angela Richter, Xavier Le Roy, Rimini Protokoll, Milo Rau, Jochen Roller, Christoph Schlingensief, She She Pop, The Wooster Group, Peaches.

Auszeichnungen

Finanzielle Aspekte

Das Hebbel am Ufer ist ein freies Theater. Es verfügt über ein Budget von etwa 4,6 Millionen Euro aus Subventionen des Landes Berlin[7] und bezieht zahlreiche weitere Projektförderungen aus Töpfen wie Hauptstadtkulturfonds, Berliner Senat, Bundeskulturstiftung u. a.

Literatur

  • Kirstin Hehmeyer, Matthias Pees (Hrsg.): Import Export. Arbeitsbuch zum HAU Berlin. Theater der Zeit, Berlin 2012, ISBN 978-3-942449-40-3.
  • Christine Wahl: Die ersten 600 Tage. Spätestens nach der zweiten Saison ist Annemie Vanackere am Berliner HAU den Fußstapfen ihres souverän verschlampten Vorgängers Matthias Lilienthal nonchalant entstöckelt., in: Theater heute, 55. Jahrgang, Nr. 8/9, August/September 2014, ISSN 00 40-55 07, S. 46–49.

Einzelnachweise

  1. Annemie Vannackere: Holistisch denken. Für Annemie Vanackere kommt das HAU dem idealen Theater schon recht nahe. Gäbe es nur die Trennung Stadttheater/Freie Szene nicht! In: Theater heute, Sondernummer 2014, Jahrbuch 2014 Reale Utopien, Seite 20-21.
  2. Susanne Strätz: Das chaotischste Theater der Hauptstadt. Das Hebbel am Ufer, kurz HAU, ist die wildeste Bühne der Hauptstadt. Als Theaterkonzertkinoclubkombinat ein Experimentierfeld, das den Nerv Berlins trifft., September 2009, abgerufen am 25. Dezember 2014.
  3. Susanne Strätz: Das chaotischste Theater der Hauptstadt. Das Hebbel am Ufer, kurz HAU, ist die wildeste Bühne der Hauptstadt. Als Theaterkonzertkinoclubkombinat ein Experimentierfeld, das den Nerv Berlins trifft., September 2009, abgerufen am 25. Dezember 2014.
  4. a b c Ein Gespräch mit Matthias Lilienthal: Theater als soziale Attacke. In: Neue Zürcher Zeitung, 26. Mai 2012, abgerufen am 9. Juni 2012
  5. Matthias Lilienthals Intendanz am HAU endet 2012. In: tip Berlin, Januar 2012
  6. Christine Wahl: Die ersten 600 Tage. Spätestens nach der zweiten Saison ist Annemie Vanackere am Berliner HAU den Fußstapfen ihres souverän verschlampten Vorgängers Matthias Lilienthal nonchalant entstöckelt. In: Theater heute, 55. Jahrgang, Nr. 8/9, August/September 2014, ISSN 00 40-55 07, S. 49.
  7. Hebbel am Ufer Keine Lust auf „Kunstkacke“: Das Kreuzberger Theaterkombinat der anderen Art sucht die Reibung an der Realität. abgerufen am 25. Dezember 2014.