Ernst Wollweber

deutscher Politiker (KPD, SED), MdPL, MdR, MdV, Minister für Staatssicherheit in der DDR (1898–1967)
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Ernst Wollweber (* 18. Oktober 1898 in Hannoversch Münden; † 3. Mai 1967 in Ost-Berlin) war ein deutscher Politiker. Von 1953 bis 1957 war er Minister für Staatssicherheit in der DDR.

Leben

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Als Sohn eines Tischlers geboren, heuert Wollweber nach der Volksschule als Matrose an. Von 1916 bis 1918 dient er in der U-Boot-Abteilung der Kaiserlichen Marine und tritt 1919 in die KPD ein. 1920 reist er in die Sowjetunion und erhält eine intensive Schulung in der Sabotagetechnik. 1924 wird Wollweber wegen seiner Teilnahme am Matrosenaufstand und anderer Aufstände wegen Hochverrats angeklagt und bis 1926 inhaftiert. Von 1928 bis 1932 ist Wollweber Mitglied des preußischen Landtages, danach bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 Mitglied des Deutschen Reichstages. Seit 1932 Reichsleiter des Einheitsverbands der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer in Hamburg, ebenso 1932 Leiter der Org.-Abteilung des Zentralkomitees der KPD und Mitglied des Sekretärs des Exekutivkomitees der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter (ISH), ab 1933 Sekretär der ISH in Kopenhagen. Ab 1936 beteiligt er sich am illegalen Aufbau eines Apparates zur weltweiten Sabotage der Marine der sogenannten faschistischen Staaten. Die Sabotageaktionen finden v.a. in Skandinavien statt. Im spanischen Bürgerkrieg organisiert Wollweber 1937 Waffenlieferungen für die republikanische Regierung, wird jedoch im Mai 1940 in Schweden verhaftet. Um seiner Auslieferung an das Deutsche Reich zu entgehen, wird er zu drei weiteren Jahren Haft verurteilt. Nach Erhalt der sowjetischen Staatsbürgerschaft 1944 beantragt er seine Ausreise. Nach einem Kuraufenthalt in Kislowodsk und einem weiteren Aufenthalt in Moskau kehrt Wollweber im März 1946 in die Sowjetische Besatzungszone zurück und wird im Mai des selben Jahres Mitglied der neu gegründeten SED. 1947 steigt Wollweber zum Leiter der Generaldirektion Schifffahrt auf. Zwischen 1950 und 1953 baut er als Staatssekretär im Verkehrsministerium im Auftrag der Sowjetunion die Wollweber-Organisation auf. Im Juli 1953 wird Wollweber zum Nachfolger des infolge des 17. Juni gestürzten Ministers für Staatssicherheit, Wilhelm Zaisser, ernannt und 1954 mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet. Von 1954 bis 1958 ist Wollweber außerdem Mitglied der Volkskammer und Mitglied des Zentralkomitees der SED. Jedoch gerät er u.a. wegen seiner Forderung, den Kommunismus wieder verstärkt durchzusetzen, unter Druck. Infolgedessen erklärt Wollweber am 31. Oktober 1957 "krankheitsbedingt" seinen Rücktritt. Nachfolger wird sein Stellvertreter Erich Mielke.

Im Frühjahr 1958 wird gegen ihn ein Verfahren wegen "Verstößen gegen das Parteienstatut" eingeleitet, weiterhin wird er aus dem ZK der SED ausgeschlossen. Er erhält eine "strenge Parteirüge" und muß sein Mandat für die Volkskammer niederlegen, er lebt seitdem zurückgezogen in Ostberlin. Sein Tod am 3. Mai 1967 findet in der DDR nur wenig Beachtung.

Literatur

  • Jan v. Flocken, Michael F. Scholz: Ernst Wollweber. Saboteur - Minister - Unperson. Berlin: Aufbau-Verlag, 1994. ISBN 3-351-02419-3
  • Jan Valtin: Tagebuch der Hölle. Aus dem amerikanischen von Werner Krauss. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1957 (heute als Lizenzausgabe in Komet MA-Service und Verlagsgesellschaft mbH, Frechen). In den USA bereits 1941 als „Out of the Night“ veröffentlicht. Valtin schildert sein Leben, dabei auch seinen GPU-Vorgesetzten Ernst Wollweber.