Wetzlar

mittelhessische Kreisstadt an Lahn und Dill im Lahn-Dill-Kreis; Stadt mit Sonderstatus
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Karte Wetzlar in Deutschland

Wetzlar ist eine Stadt in Mittelhessen.

Daten

  • 53.000 (Stand: 2002) Einwohner
  • Oberzentrum
  • Sonderstatusstadt und Sitz der Kreisverwaltung des Lahn-Dill-Kreises
  • Wichtiges Industrie- und Handelszentrum
  • Wichtigste Sehenwürdigkeiten: historische Altstadt, Dom, 750 Jahre alte Lahnbrücke.
  • Museen: Stadt- und Industriemuseum, Lottehaus, Jerusalemhaus, Sammlung Dr. Irmgard von Lemmers-Danforth mit Europäischer Wohnkultur aus Renaissance und Barock, Reichskammergerichtsmuseum, Landwirtschaftlisches Museum sowie Heimatmuseen und Dorfstuben.
  • Schlaglichter der Stadtgeschichte: freie Reichsstadt von 1180 bis 1803, Sitz des Reichskammergerichts, Goethe...
  • Kulturelle Highlights: Wetzlarer Festspiele, Stadthallen mit Theater, phantastische Bibliothek, Phantastiktage...
  • Sportstadt: Mit vielen Bundesliegamannschaften wie z.B. HSG D/M Wetzlar (1.Handball-Bundesliga Männer), RSV Lahn-Dill (1.Bundesliga Rollstuhlbasketball, Männer - Dt. Meister, Dt. Pokalsieger, Championsleage-Europacupsieger 2004),Kunsturnen, Twirling, Radpolo, Eisstockschießen, Skat - um nur einige zu nennen ,weiterhin Ruderverein RG Wetzlar (mit etlichen Olympiasiegern Welt- Europa- und Deutschen Meistern),Tanzsport (mit ebenfalls Welt- Europa- und Deutschen Meistern), TV Wetzlar ([[Volleyball], Badminton, etc.), Eintracht Wetzlar (Fußball, Landesliga).
  • Partnerstädte: Avignon, Colchester, Sienna, Neukölln, Illmenau, Schladming, Reith

Geschichte

Die Region um Wetzlar war schon lange in der Altsteinzeit besiedelt. Sie war so vom Klima so begünstigt, das es auch vor 50000 Jahren in der Würmeiszeit von Menschen besiedelt blieb. Man findet im Raum Wetzlar alte Gräberfelder. In der Bronzezeit dominierten die Hügelgräber, welche z.B. im Wald von Finsterloh zu finden sind (siehe Regionalgeschichte).

So bestanden auf der Gemarkung Wetzlars auch drei keltische Siedlungen. In der Nähe liegt der Dünsberg, eine keltische Fluchtburg. Dort hat wahrscheinlich kurz vor der Zeitenwende eine Schlacht zwischen Römern und Kelten stattgefunden. Dies hat die Besiedlung durch die fränkischen Chatten begünstigt. Wir wissen leider nichts über das Schicksal der hier früher lebenden Kelten. Es gibt Hypothesen über Assimilierung und Verdrängung, eventuell einer Ansiedlung in Gallien (Frankreich) oder einer Wanderung nach Norditalien (Hinweise erbeten). Der Limes verlief um Chr. Geburt etwas südlich von Wetzlar. Die Römer hatten in Dorlar ein Militärlager und in Waldgirmes eine zivile Siedlung errichtet. Nach der Schlacht im Teuteburger Wald 9 Jahre nach Chr. verließen die Römer die Region um Wetzlar, also nach kurzer Zeit und zogen sich bis in die fruchtbare Wetterau zurück. Die kulturellen Einflüsse der Römer stammen wahrscheinlich aus der späteren Zeit und wurden über die Klöster vermittelt. Wetzlar liegt in Mittelhessen an der Lahn, kurz nach ihrer Richtungsänderung nach Westen. Dei meisten germanischen Siedlungen wurden als Einzelhöfe verstreut um Chr. Geburt gegründet. Möglicherweise blieben die keltischen Siedlungen auch nach der germanischen Besiedlung als Ortschaften erhalten. Siedlungen im heutigen Wetzlar gehörten zum fränkischen -, ostfränkischen Reich, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, dem Norddeutschen Bund, dem Deutschen Reich von 1871, der Weimarer Republik, dem nationalsozialistischen Reich und der Bundesrepublik Deutschland an.

Wetzlars Gründungsdatum ist also nicht exakt bekannt. Sie wurde 1142 erstmals in lateinischer Form als Witflaria urkundlich erwähnt. Der Name welcher vom Wetzbach kommt und Lichtung/Waldrodung am Wetzbach heißt, hat wahrscheinlich eine keltische Wurzel. Eine Besiedelung ist mindestens seit dem 8.Jahrhundert nachgewiesen. Als im 10. Jahrhundert das Kollegialstift / Marienstift gegründet wurde, fand man bereits eine eine Kirche vor. Sie wurde im Jahre 897 von dem Konradienischen Grafen Gebhard geweiht. Konrad I. ließ 897 durch seinen Bruder, Bischof Rudolf von Würzburg, in Wetzlar eine Salvator-kirche weihen. Die meisten Siedlungen im Lahn-Dill-Gebiet, so auch heutige Stadtteile von Wetzlar wurden um 800 n. Chr. zuerst urkundlich erwähnt. Auf sein Umland muss Wetzlar geradezu magnetisch gewirkt haben. Im Schutz einer ersten Stadtmauer wohnten Stiftsherren, Handwerker und Kaufleute. Eine eindrucksvolle Basilika entstand als neue Stiftskirche im Stil der Spätromanik. Auf dem benachbarten Kalsmunt baute Kaiser Friedrich I. Barbarossa?? zum Schutz der Stadt eine Reichsburg (Daten ungesichert, die Burg ist möglicherweise älter und könnte eher auf Karl den Großen schliessen lassen - Karl = hess. Kal, althochdeutsch Munt = Schutz also Karls Schutz oder auch möglich Karls Mund = Karls Sprachrohr); der vom Kaiser eingesetzte Reichsvogt führte den Vorsitz im Stadtgericht.

1180 verlieh Kaiser Friedrich den Kaufleuten von Weteflare die gleiche Rechte wie den Frankfurter Kaufleuten. Wetzlar wurde freie Reichsstadt, d.h. reichsunmittelbar nur dem Kaiser und Reichstag untertan. Die Bevölkerung Wetzlars war im Mittelalter relativ groß, mit um 1400 n. Chr. etwa 6000 Einwohner, enorm viel - wenn man bedenkt, dass Frankfurt am Main zur gleichen Zeit etwa 10.000 Einwohner zählte. Eine neue, weiter ausgreifende Stadtmauer musste her, ein gewaltiges Bauwerk von ca. 1,7 Kilometer Länge und Mauerstärken zwischen 1,5 und 2 Metern sowie einer Höhe bis zu 10 Metern!.. Später ging die Einwohnerschaft, während allgemein die Einwohnerzahlen stiegen, zurück.

Nach dem Tode von Kaiser Friedrich Barbarossa trat Thiele Kolup 1284 n. Chr. in Köln als der verschollene Kaiser auf. Er kam danach auch nach Wetzlar. König Rudolf von Habsburg, welcher aus dem benachbartem Weilgau stammte, lies Wetzlar belagern und lies Thiele Kolup am 7.7.1285 n. Chr. als falschen Kaiser hinrichten. Sein Grabmahl liegt in der Friedensstraße an einer Teichanlage, gegenüber einem Holz-Wetterschutzhaus.

Wetzlar war noch lange Zeit von Bauern bewohnt, welche ihr Vieh aus der Stadtmauer auf die Weiden, bzw. die Schweine durch den Säuturm aus der Stadt auf die Weide trieben.

Rund um Wetzlar wurden Wachtürme errichtet, so die Brühlsbacher Warte (Bleistiftturm). Die Garbenheimer Warte wurde in der Neuzeit zu einem Bismarkturm umgebaut. Im Jahr 1391 überfielen die Grafen von Solms und Katzenellenbogen die Brühlsbacher Warte und zerstörten sie. Sie beschossen vom Karlsmuntberg auch die Stadt Wetzlar mit Pulvergeschützen. Die Brühlsbacher Warte wurde dann durch einen Neubau ersetzt. 1236 kam Friedrich II nach Wetzlar und nahm die Huldigung der Bürger entgegen. 1254 schloss sich Wetzlar dem Rheinischen Städtebund an, der einen 10 Jahre gültigen Landfrieden einschließt.

Zwischen 1050 u. 1250 n. Chr. forderte die Pest viele Opfer. Einer Pestepidemie vielen 900 Einwohner zum Opfer. Als die Pest die Bevölkerung des benachbarten Dorfes Bübelingshusen aus der Sippe der Bübelinge fast ausgerottet hatte, wurden 3 überlebende Frauen in Wetzlar aufgenommen und gepflegt. Sie vermachten ihr Dorf der Stadt Wetzlar. Die Wetzlarer Juden wurden während der Pest als Sündenböcke für die Pest verantwortlich gemacht. Ihr Viertel wurde verbrannt. Ein sehr trauriges Kapitel unserer Geschichte.

Mauerbewehrt waren die Altstadt und auch die Vorstädte Langgasse und Neustadt, steinerne Brücken verbanden sie mit der Stadt. Die Lahnbrücke, ein Meisterwerk der Brückenbaukunst des 13. Jahrhunderts, ist erhalten, wenn auch ohne die beiden Türme über den jeweils äußeren Brückenpfeilern. Ein Gürtel gepflegter Parkanlagen um die Altstadt, abschnittsweise nach Wetzlars Partnerstädten Siena, Avignon, Schladming und Colchester benannt, folgt heute über weite Strecken dem Verlauf der alten Stadtmauer, von der noch ansehnliche Partien und ein Rundturm stehen.

Auf dem Reichstag zu Worms wurde 1495 das Reichskammergericht errichtet, das als höchstes Zivilgericht über den Rechtsfrieden im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wachte. Seinen Sitz hatte es lange Zeit in Speyer, das es mit knapper Not verlassen konnte, ehe die Stadt 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg in Schutt und Asche versank. Es gelang den Wetzlarer Stadtvätern, das Gericht bis 1806 ihre Mauern zu ziehen. Ein Erfolg, dessen Bedeutung für die Stadtentwicklung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Fast 900 Personen, mit dem Gericht in irgendeiner Weise verbunden, stockten die arg von Krisen, Kriegen und Krankheiten dezimierte Einwohnerzahl endlich wieder auf. In der Zahl der juristisch gebildeten Beamten, die zum Teil verdiente und bedeutende Männer waren und in der Ansammlung adliger und reicher Familien wurde Wetzlar namentlich während der großen Kammergerichtsvisitation in Deutschland nur etwa von Regensburg, wo die Reichsversammlung tagte und von der kaiserlichen Hauptstadt Wien übertroffen. Bis heute stehen noch die so bezaubernden Fachwerkhäuser, das älteste noch stehende aus dem Jahr 1356 ist ein dreigeschossiger Wandständerbau. Die Barockbauten der Wetzlarer Altstadt, z.B. die Zeilen am Domplatz und am Kornmarkt sind überwiegend in den Jahren entstanden, als sich Wetzlar noch "Hauptstadt des Rechts" nennen konnte.

Auch Goethe arbeitete als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar. Sein Werk "Die Leiden des jungen Werther" schrieb er nach den Erlebnissen in Wetzlar. Die Stadt und viele ihrer Bewohner sind darin wiederzuerkennen.

Mit der Eröffnung zweier Eisenbahnlinien 1862/63, die sich in Wetzlar trafen, fand die Stadt endlich Anschluss an ferne Rohstoff- und Absatzmärkte und damit eine neue Bestimmung: Wetzlar wurde Industriestandort. Nicht zu vergessen die BERLIN-WETZLARER-EISENBAHN die sog. "Kanonenbahn" (1880), mit der Strecke: Berlin-Wetzlar-Koblenz-Metz. Der Streckenabschnitt südlich Berlin heisst noch heute "Wetzlarer Strecke". Eisenerzeugung und -verarbeitung hatten hier eine lange Tradition. Jetzt entwickelten sich Klein- und Mittelbetriebe zu beachtlichen Industrieunternehmen. Sie haben die Stadt nicht weniger bekannt gemacht als die großen Namen in ihrer Geschichte. Wetzlarer Industrieprodukte brachten es zu Weltruf, allen voran die Mikroskope und die Leica der Firma Leitz, die erste Kleinbildkamera der Welt, die Kleinbildkameras der Firma Minox, aber auch Ferngläser der Firma Hensoldt, Mikroskope der Firma Seibert oder der Buderus-Konzern gegr.im Jahre 1731, größter Arbeitgeber im Mittelhessischen Raum.

1989 wurde die Phantastische Bibliothek Wetzlar eröffnet, die sich zur weltweit größten öffentlich zugänglichen phantastischen Bibliothek entwickelte.