Rotary International

Dachorganisation für Clubs mit gemischter Berufszugehörigkeit
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Februar 2006 um 13:59 Uhr durch Hirnfred (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Die Neutralität dieses Artikels ist umstritten. Die Gründe stehen auf der Diskussionsseite oder auf der Seite für Neutralitätsprobleme. Versuche, den Artikel neutraler zu formulieren und entferne diesen Baustein erst, wenn er nicht mehr nötig ist.


Der Rotary Club (RC) ist ein Club, in dem sich vornehmlich führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Kunst und allen anderen Bereichen der Gesellschaft zusammengeschlossen haben.

Die mittlerweile über 100-jährige Idee hinter dem Rotary Club würde man heute als sozial engagiertes Netzwerk höherer Gesellschaftsschichten bezeichnen (das Rotary-Verfahrenshandbuch 2001 beschreibt eine „Weltgemeinschaft von Berufsleuten“), das sich die Hilfe für andere Menschen und weltweite Verständigung auf die Fahnen geschrieben hat. Eine „verantwortungsbewusste private, geschäftliche und öffentliche Betätigung“ soll auf Basis „hoher ethischer Grundlagen“ gefördert werden. Service above self gilt als Wahlspruch vieler Rotarier.

Nicht zuletzt auf Grund der speziellen Aufnahmeregelung (siehe Mitgliederstruktur und Aufnahme unten) werden Rotarier oder Rotarierinnen von Außenstehenden bisweilen mit Skepsis als einge- oder gar verschworene Gemeinschaft betrachtet, in der vornehmlich Geschäftsbeziehungen gepflegt werden – „Durch Pflege der Freundschaft als einer Gelegenheit, sich anderen nützlich zu erweisen.“ ist eine in dieser Hinsicht für Außenstehende leicht mißverständliche Zielsetzung. Dass solche Aktivitäten vonstatten gehen, sollte angesichts der Mitgliederstruktur und der Tatsache, dass letztlich in jedem Verein Freundschaften gepflegt werden und oft auch geschäftliche Dinge Platz greifen, nicht verwundern.

Unbestritten verfolgt der Rotary Club wohltätige Zwecke. In der Leistungsbilanz 2002/2003 wiesen deutsche Rotary Clubs 29,7 Millionen Euro aus. Zwei bedeutende internationale Projekte sind die 1979 initiierte Kampagne zur Bekämpfung der Kinderlähmung („Polio Plus-Kampagne“), die seit 1988 gemeinschaftlich mit der Weltgesundheitsorganisation betrieben wird, sowie eines der weltweit größten nicht staatlich finanzierten Jugendaustausch-Programme.

Geschichte

Am 23. Februar 1905 wurde der erste Rotary Club von Anwalt Paul P. Harris in Chicago, Illinois (USA) zusammen mit drei Freunden gegründet. Seine Motivation soll gewesen sein, in den Großstädten eine ähnlich vielfältige Wertegemeinschaft zu schaffen, wie er sie als Kind auf dem Land erlebt hatte, wo jeder entsprechend seinen Fähigkeiten andere nach Möglichkeit unterstützte. Aus dieser Basis her rührt der Grundsatz „Gemeinschaft von Berufsleuten“. Hintergrund dieser Gründung waren u.a. die chaotischen Zustände in vielen amerikanischen Großstädten.

Harris verabredete regelmäßige Treffen - rotierend - in den Büros der Gründer. Der Name der Vereinigung leitete sich aus dieser realisierten Absicht ab. Inzwischen hat die Dachorganisation aller Rotarier-Clubs, Rotary International, ihren Sitz in Evanston, Illinois.

Heute gibt es mehr als 31.000 Clubs in 166 Staaten mit rund 1,2 Millionen Mitgliedern, und zwar Männer wie Frauen. Die Mitglieder werden Rotarier genannt.

Die Geschichte des Rotary Clubs ist eng mit der Geschichte der UNO verbunden: So waren 49 Rotarier an der Erarbeitung der Charta der Vereinten Nationen im Jahr 1945 beteiligt, es wurde die UNESCO auf Grundlage einer Rotary-Konferenz gegründet und noch heute ist Rotary International offizieller Beobachter, sog. NGO, bei der UNO.

Der erste Schweizer Distrikt wurde am 1. Juli 1925 gegründet. Ebenfalls bereits 1925 wurden die ersten Clubs in Österreich gegründet, während in Deutschland die Geschichte von Rotary 1927 mit der Gründung des ersten Clubs in Hamburg begann. Bis 1928 gehörten die österreichischen und deutschen Clubs demselben Distrikt an.

NS-Zeit

Bereits zu Beginn der NS-Diktatur haben viele deutsche Rotary Clubs ihre jüdischen Mitglieder ausgeschlossen. Wenige Clubs behielten ihre jüdischen Mitglieder bis zur zwangsweisen Auflösung der Clubs 1938.

Der nationalsozialistischen Führung war Rotary als international verbundene Organisation suspekt. Es erfolgten mehrere Besuche internationaler Rotarier im dritten Reich, die der deutschen Führung versicherten, Rotary sei nicht politisch aktiv und würde nicht auf Regierungsangelegenheiten Einfluss nehmen. Trotzdem untersagten die Nazis Beamten und NSDAP-Mitgliedern eine Mitgliedschaft bei Rotary.

Im Folgenden versuchten deutsche Rotary Clubs sich der Nazi-Regierung anzupassen. Dies gipfelte in dem Angebot, alle Entscheidungen von Rotary Deutschland von der Reichsführung absegnen zu lassen und sich gleichzuschalten. Als die NS-Regierung auf die Angebote von Rotary nicht einging, zeigte sich die Unvereinbarkeit der rotarischen Ziele und der NS-Ideologie. Auch der Versuch mancher Clubs, der Sonderweg eines "deutschen Rotary", blieb erfolglos.

So löste sich Rotary in Deutschland 1938 selbst auf. In der Folge trafen sich mehrere deutsche Rotary Clubs, wie auch Rotary Clubs in den von Deutschland besetzen Gebieten, im Untergrund oder unter dem Deckmantel eines Gesangsvereins. Der RC Kiel etwa überlebte die NS-Diktatur als Freitagsgesellschaft.

Struktur

Rotary besteht an der Basis aus einzelnen, regionalen Clubs. Jeweils ungefähr 50 bis 100 Clubs sind zu einem sogenannten Distrikt zusammengefasst, die Distrikte wiederum in weltweit 34 Zonen organisiert. An der Spitze eines Distrikts steht der jeweils für ein Jahr gewählte Governor, der während seiner Amtszeit Mitglied im Governorrat des Landes ist. Dieser stellt das Bindeglied zwischen dem Hauptsitz von Rotary International und dem einzelnen Club dar.

In Deutschland sind die ca. 43.500 Mitglieder in 881 Clubs in 14 Distrikten organisiert. In der Schweiz und Liechtenstein gibt es 3 Distrikte mit 205 Clubs und ca. 11.000 Mitgliedern. Österreich ist in 2 Distrikte geteilt, wobei der östliche Distrikt als Besonderheit Österreich, Ungarn, Slowenien, Bosnien und Kroatien umfasst. Zusammen bestehen beide Distrikte aus 208 Clubs mit ca. 8.500 Mitgliedern.

Ein Rotary Club trifft sich in der Regel wöchentlich in seinem Clublokal. Es herrscht Präsenzpflicht der Mitglieder.

Mitgliederstruktur und Aufnahme

Um das Ziel einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ zu erreichen, soll Rotary möglichst viele Berufsfelder umfassen. Aus diesem Grund ist pro Club in der Regel nur eine sehr kleine Anzahl Vertreter jeder Berufsklasse zugelassen. Man kann einem Rotary Club nicht direkt per Antrag beitreten. In der Regel wird eine Persönlichkeit von zwei Mitgliedern zur Aufnahme vorgeschlagen und nur aufgenommen, sofern die Clubmitglieder keinen berechtigten Einspruch erheben.

Gerade durch das Prinzip des indirekten Beitritts entsteht eine äußerst ausgewählte und untereinander verbundene Mitgliederstruktur, die nach außen sehr verschlossen und elitär wirken kann. Die Mitgliedschaft in Rotary-Clubs war bis vor wenigen Jahren nur Männern vorbehalten. Schwierigkeiten bei einer Öffnung für Frauen sind programmiert, wie sich am Beispiel Schweiz/Liechtenstein zeigt: Unter 11.000 Mitgliedern befinden sich gerade mal 522 Frauen. Dies kann sehr schnell als frauenfeindlich ausgelegt werden, obwohl die Ursache genau so gut in der Regel der Berufsdiversifizierung liegen kann (ist ein Berufsfeld erstmal „besetzt“, ist es wegen des Lebensalters des Mitglieds möglicherweise gleich für die nächsten Jahrzehnte besetzt und blockiert somit die Aufnahme neuer Mitglieder), wie auch in der Tatsache, dass umgekehrt Männer selten Interesse haben, in reine rotarische „Frauenclubs“ einzutreten.

Bekannte Rotarier/innen

Bekannte Rotarier aus dem deutschsprachigen Raum: Der Schriftsteller Thomas Mann, die ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Walter Scheel und Roman Herzog, der österreichische Physiker Anton Zeilinger, die ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel, der Theologe Hans Küng, der ehem. Bundesbankpräsident Prof. Helmut Schlesinger, der BWL-Professor Horst Albach, der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust, der ehemalige ZDF-Intendant Prof. Karl Holzamer, die Fürstin Fugger.

Internationale Rotarier:

und viele weiter: http://www.rotaryhistoryfellowship.org/history/famous/

Begriff

Der Begriff Rotary leitet sich von der bis heute erhaltenen Idee ab, dass die Clubämter jährlich wechseln (rotieren). Der ursprüngliche zusätzliche wöchentliche Wechsel auch des Treffpunktes ist heute jedoch nicht mehr üblich.

Freimaurer

Rotary International wird oft eine Verbindung zur Freimaurerei nachgesagt. Begonnen von der Katholischen Kirche (vor allem in Polen), die eine Konkurrenz der von Rotary formulierten Ethik zu ihrem Ethikmonopol sah, wurde dieses Argument besonders in der Propaganda des dritten Reiches verwendet. Diese breit angelegte Propaganda wirkt bis heute in der Debatte um Rotary nach. Bereits der Gründer von Rotary Paul P. Harris hat in Briefen und öffentlichen Reden immer wieder bestätigt, dass weder er noch Rotary mit der Freimaurerei verbunden sind.

In der Ausgabe April 2004 widmet sich das Rotary-Magazin (Mitgliedermagazin der deutschen und österreichischen Rotary-Clubs) in dem Artikel "Von Brüdern und Freunden. Viele Rotarier waren und sind auch Freimaurer" selbst dieser Thematik. Darin heißt es u.a.: "Zur Zeit der Gründung Rotarys gehörte ein großer Teil der amerikanischen Geschäftsleute einer der zahlreichen maurerischen Vereinigungen an. Die Zugehörigkeit zu beiden Organisationen ist auch heute in den angloamerikanischen Ländern nicht außergewöhnlich und wird weder von den Freimaurern noch von Rotary International untersagt." Zum Zeitpunkt der Gründung des Rotary-Clubs sei "die Verbindung Freimaurer/Rotarier eher die Regel als die Ausnahme" gewesen.

Rotarischer Schüleraustausch

Rotary International ist der Betreiber eines der größten nichtstaatlichen Jugendaustauschprogramme. Der erste Austausch, der sich das Rotarynetzwerk zunutze machte, war vermutlich die Organisation eines Austauschs vom Club Kopenhagen im Jahre 1929. Offizieller Bestandteil des Rotaryprogramms ist Youth Exchange seit etwa 1965. Wenn sich ein Rotary Club dazu entschließt, einen Schüler aus seinem Distrikt für einen auslandsaufenthalt weiterzuempfehlen, muss er sich im Gegenzug dazu bereiterklären, für einen Austauschschüler aus dem Ausland (= Inbound) Unterkunft und Schule für 12 Monate zu stellen. Gerne gesehen wird es, wenn die Familie des deutschen Austauschschülers den Inbound für etwa 3 Monate aufnimmt. Keinesfalls können nur Kinder von Rotariern am Austauschprogramm teilnehmen, im Durchschnitt sind wesentlich mehr rotarische Austauschschüler nicht durch einen Verwandten mit Rotary in Kontakt gekommen. Durch das Prinzip des gegenseitigen Austauschs werden die Kosten für Rotary und die Austauschschüler sehr niedrig gehalten. Bezahlen muss die Familie des ausgesandten Schülers (= Outbound) nur den Flug, die von Rotary vorgeschriebene Versicherung und die Visumsgebühren. Zusätzliche Zahlungen sind freiwillig, wie z. B. der Preis für die freiwillige Rundreise durch den Gastkontinent. Die Vermittlung und gesamte Verwaltung des Austauschs wird von ehrenamtlichen Rotariern verantwortet, was bei kommerziellen Organisationen einen grossen Teil der Kosten ausmacht. Ein weiterer Effekt des 1:1-Austauschs ist es, dass es für jedes Land das Kontingent an Inbounds dem der Outbounds entspricht. Begehrte Länder wie z.B. Neuseeland oder Australien nehmen in der Regel nur soviele Inbounds aus Deutschland auf, wie Outbounds nach Deutschland gegangen sind. Auf Distriktebene wird auf Basis der Bewerbung und persönlicher Interviews die Entscheidung getroffen, in welches Land die Bewerbung des einzelnen Schülers weitergeleitet wird. Wenn das Kontingent für ein Land erschöpft ist, wird auf das erste Ersatzland ausgewichen, bis jeder Austauschschüler untergebracht ist. Vor Ort im Gastland wird der Austauschschüler vom Club in Form eines Counsellors betreut. Diese vom Club gewählte Person ist der Ansprechpartner des Austauschschülers für das gesamte Jahr und hat meistens nur die Verantwortung für einen oder zwei Jugendliche, weshalb in der Regel eine enge Bindung zwischen den beiden Personen entsteht. Mit dem Counsellor ist man das ganze Jahr in Kontakt, er ist eine genauso wichtige Ansprechstelle wie die Gastfamilie, da er sich im Namen des Clubs um den Austauschschüler kümmert und kontrolliert, ob die Regeln des Austauschs eingehalten werden. Rotary hat außer den Regeln, die jeder Gastdistrikt für seine Inbounds aufstellt vier Grundregeln, die je nach Gastland, Club und voherrschender Mentalität unterschiedlich streng gesehen werden. Diese sind als die vier "D"s bekannt = No Drugs, No Drink, No drive, No date:

  • Don't take drugs. Austauschschüler dürfen unter keinen Umständen Drogen konsumieren.
  • Don't Drink. Alkohol ist verboten. Im privaten Kreis oder z. B. bei einer Rotary-Veranstaltung wird diese Regel manchmal gelockert.
  • Don't drive. Das Führen von motorisierten Vehikeln jeglicher Form ist untersagt.
  • Don't date. Hier wird eher vom englisch-amerikanischen Wort date ausgegangen. Treffen mit dem anderen Geschlecht sind erlaubt, nur soll man keine feste Beziehung eingehen. Die Zeit, die dafür benötigt würde, stünde nicht mehr für das Sammeln von Erfahrungen über die Gastkultur zur Verfügung. Außerdem kann eine feste Beziehung im Gastland das Zurückkehren in die Heimat sehr erschweren. Ein Rotary-Dokument sagt: "Avoid serious romantic relationships."

Rotaract

Rotaract Club ist eine Organisation, die in den 60er Jahren von Rotary International gegründet wurde, um die Entwicklung von Verantwortungsbewußtsein, internationalem Geist und ethischen Grundsätzen in der Jugend zu fördern. Rotaract besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren engagieren. Das Programm basiert auf den Säulen "Lernen - Helfen - Feiern". Rotaract blickt in Deutschland auf eine mehr als 35-jährige Geschichte zurück. Heute existieren über 165 Clubs. Rotaract International ist eine weltumspannende Gemeinschaft mit Clubs in mehr als 155 Ländern. Rotaract als selbständiger Teil der rotarischen Weltgemeinschaft steht in engen Beziehungen zu Rotary. Das gilt in besonderer Weise für das Verhältnis der Rotaract Clubs zu ihren rotarischen Patenclubs.

Siehe auch


Definition von Service Clubs

"Ein Service Club ist ein weltweiter Freundeskreis von Menschen aus unterschiedlichen Berufen, die aufgefordert sind, sich sozial zu engagieren." (Sebastian Gradinger, Universität Trier 2005)

[[1] www.Service-Clubs.com]


Traditionelle Service Clubs

Rotary Club International (1905) Kiwanis International (1915) Lions Club International (1917) Zonta International (1919) Soroptimist International (1921) Round Table International (1927)