KAB-500 bezeichnet eine Serie von Präzisionsbomben aus sowjetisch/russischer Produktion. KAB steht für Korrektiruyeskaya Aviatsionnaya Bomba (Kurskorrigierende Flugzeug Bombe) und Fünfhundert steht für die Gewichtsklasse der Bombe.[1] Die Serie umfasst die Bomben KAB-500L, KAB-500Kr und KAB-500S.
KAB-500 | |
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Allgemeine Angaben | |
Bezeichnung: | KAB-500 |
Typ: | Präzisionsbombe |
Herkunftsland: | ![]() ![]() |
Hersteller: | GNPP Region |
Entwicklung: | 1970 |
Indienststellung: | 1979 |
Einsatzzeit: | im Einsatz |
Technische Daten | |
Gefechtsgewicht: | 370–560 kg |
Ladung: | versch. Sprengkopfarten |
Länge: | 3,05 m |
Durchmesser: | 350–400 mm |
Zünder: | Aufschlagzünder |
Listen zum Thema |
Entwicklung
Im Jahr 1970 bekam GNPP Region (jetzt Tactical Missiles Corporation) in Moskau den Auftrag zur Entwicklung von Präzisionsbomben in einer Gewichtsklasse von 500 kg und 1.500 kg. Die Bomben sollten mit einem Laserzielsuchkopf oder einem elektro-optischen Lenksystem ausgestattet werden. Gerüchten zufolge wurden bei der Entwicklung auf Suchköpfe von im Vietnamkrieg geborgene Paveway, AGM-62 Walleye und GBU-8 HOBOS Bomben zurückgegriffen.[2][3] Die werksinternen Bombentests waren im Juni 1974 beendet. Im August 1975 waren die Abnahmetest in Achtubinsk durch die staatlichen Behörden abgeschlossen. Die Serienproduktion startete 1976 und im Jahr 1979 wurde die KAB-500L (mit Laserzielsuchkopf) offiziell bei den sowjetischen Luftstreitkräften eingeführt.[3] Die Ausführung KAB-500Kr mit einem elektro-optischen Suchkopf war anfangs 1984 bereit.[2] Die Ausführung KAB-500S mit Satellitensteuerung wurde erstmals 2003 vorgestellt. Mit der ersten Lieferung an die russische Luftwaffe wurde im Jahr 2007 die Initial Operating Capability erreicht.[4] Die russische Luftwaffe beabsichtig nicht, die KAB-500S in absehbarer Zeit, in Großserie zu beschaffen[5]
Technik
Die KAB-500 kann gegen ein großes Spektrum strategischer sowie taktischer Ziele, zum Beispiel Flugabwehr, Schiffe, Brücken, Transporteinrichtungen, Verkehrsanlagen und verbunkerte Anlagen eingesetzt werden.[3] Zu diesem Zweck ist die KAB-500 modular aufgebaut und besteht aus folgenden Teilen: Suchkopf, Sprengkopf sowie Lenkeinheit. Die BU-56-Lenkeinheit befindet sich im Bombenheck und steuert den PG-9-2-Gasgenerator welcher die Lenkimpulse für die vier Steuerflächen erzeugt. Außer von der Lenkeinheit existieren von sämtlichen Modulen verschiedene Ausführungen, die miteinander kombiniert werden können. Es existieren primär drei KAB-500-Serien:
KAB-500L
Die Ausführung KAB-500L verwendet Laserzielsuchköpfe vom Typ Asow 27N und später 27N1. Diese werden von OAO Peleng entwickelt. Die Suchköpfe entsprechen im Wesentlichen den U.S. amerikanischen Paveway I/II-Suchköpfen.[3] Für die KAB-500L ist eine Zielbeleuchtung mittels Laser notwendig. Dazu kommen die Laserzielbeleuchtungsbehälter vom Typ Klen PM/PS, Kaira 24M oder I-25 Schkwal zum Einsatz.[6] Daneben können auch die Zielbeleuchtungsbehälter Sapsan-E und Damocles der französischen Firma Thales verwendet werden. Der Lasersucher der Bombe ist kardanisch aufgehängt und richtet sich durch einen runden Boxwing automatisch auf den Geschwindigkeitsvektor der Waffe ein. Das vom Ziel reflektierte Laserlicht wird durch den Sucher erfasst. Die empfangene Laserenergie wird auf einen Sensor fokussiert und verarbeitet. Die Steuerlogik ermittelt die nötigen Lenkimpulse für die vier Steuerflächen am Bombenheck. Die Bombe wird auf ihrer ballistischen Flugbahn mittels Proportionalnavigation zum Ziel geführt. Die KAB-500L kann aus einem Höhenbereich von 1.000–8.000 m sowie einem Geschwindigkeitsbereich von 550–1.100 km/h abgeworfen werden. Die maximale Einsatzdistanz liegt bei 9 km. Die minimale Einsatzdistanz beträgt 3 km. Die mittlere Treffgenauigkeit (CEP) liegt bei 3–7 m.[6] Die KAB-500L ist 3,05 m lang und wiegt je nach Ausführung 370–560 kg. Der Rumpfdurchmesser misst 400 mm und die Spannweite liegt bei 750 mm.
Bezeichnung | Gewicht | Gefechtskopf |
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KAB-500L-Pr | ~500 kg | Penetrationsgefechtskopf der BetAP-500-Bombe[2] |
KAB-500L-G | 534 kg | 460 kg Splittergefechtskopf |
KAB-500L-F | ~500 kg | 380 kg Splittergefechtskopf |
KAB-500L-OD | 370 kg | 250 kg Aerosolbombe |
KAB-500L-K | ~500 kg | 266 × PTAB-1 HEAT-Bomblets |
KAB-500Kr
Die erste Ausführung der KAB-500Kr verwendete den elektro-optischen Suchkopf vom Typ Krym. Dieser Suchkopf konnte nur bei Tageslicht eingesetzt werden und die Kamera ermöglicht nur die Bekämpfung von kontrastreichen Zielen. Der verbesserte Suchkopf Krym-M kann unter optimalen Bedingungen erfasste Ziele selbst verfolgen und treffen (Fire-and-Forget).[3] Nach dem Abwurf der Bombe wird das Datenlink aktiviert und das TV-Bild des Suchkopfes in der Bombenspitze wird in das Flugzeug übertragen. Somit kann das Ziel genau anvisiert werden und das TV-Bild wird nun bis zum Einschlag der Lenkwaffe ins Flugzeug übertragen (man-in-the-loop). Für die Übertragung der Bilddaten aus dem Bombensuchkopf muss das Trägerflugzeug mit einem APK-8- oder APK-9-Datenlink-Pod ausgerüstet sein.[6] Neuere Modelle der KAB-500Kr sind mit einem DSMAC-Suchkopf (Gelände-Kontur-Abgleich) vom Typ Tubus-2 ausgerüstet. Dieser kann auch bei Nacht und gegen kontrastarme Ziele eingesetzt werden. Ebenso kann die Bombe ein vor dem Abwurf ausgewähltes Ziel von selbst finden und treffen.[7] Der Suchkopf wird von OAO Impuls produziert. Die KAB-500Kr kann aus einem Höhenbereich von 1.000–11.000 m sowie einem Geschwindigkeitsbereich von 550–1.100 km/h abgeworfen werden. Die maximale Einsatzdistanz liegt bei 17 km. Die minimale Einsatzdistanz beträgt 3 km. Die mittlere Treffgenauigkeit (CEP) liegt bei 3–7 m.[6] Die KAB-500Kr ist 3,05 m lang und wiegt je nach Ausführung 385–560 kg. Der Rumpfdurchmesser misst 350 mm und die Spannweite liegt bei 750 mm.
Bezeichnung | Gewicht | Gefechtskopf |
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KAB-500Kr-Pr | 560 kg | Penetrationsgefechtskopf der BetAP-500-Bombe |
KAB-500Kr-F | 525 kg | 380 kg Splittergefechtskopf |
KAB-500Kr-OD | 385 kg | 250 kg Aerosolbombe |
KAB-500Kr-K | ~500 kg | 266 × PTAB-1 HEAT-Bomblets |
KAB-500S
Die Ausführung KAB-500S verwendet ein kombiniertes INS/GPS-Lenksystem. Das SPE-2001-Lenksystem arbeitet mit einem 24-Kanal-Empfänger für die Satelliten-Navigationssysteme GLONASS und GPS. Je nach Verfügbarkeit wählt das Lenksystem automatisch eines der beiden Satelliten-Signale aus.[8] Das SPE-2001-Lenksystem wird von IBC Compass produziert. Die KAB-500S kann unabhängig vom Wetter und der Tageszeit eingesetzt werden. Die KAB-500S kann aus einem Höhenbereich von 1.000–11.000 m sowie einem Geschwindigkeitsbereich von 550–1.100 km/h abgeworfen werden. Die Bombe wiegt 560 kg und ist 3,00 m lang. Der Rumpfdurchmesser misst 400 mm und die Spannweite liegt bei 750 mm. Der Splittergefechtskopf wiegt 380 kg, wovon 195 kg auf den Sprengstoff entfallen. Der Zünder hat drei unterschiedliche Modi und kann in Abhängigkeit zur Zielbeschaffenheit entsprechend eingestellt werden (Aufschlag, Verzögerung oder Zeitzünder). Die mittlere Treffgenauigkeit (CEP) liegt bei 5–10 m.[6][7]
Bezeichnung | Gewicht | Gefechtskopf |
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KAB-500S | 560 kg | 380 kg Splittergefechtskopf |
Einsatz
Die KAB-500 kam erstmals testweise 1988–1989, während der sowjetischen Intervention in Afghanistan zum Einsatz. Danach kam die KAB-500 bei Operationen in Dagestan, im Tschetschenienkrieg und im Kaukasus-Konflikt 2008 zum Einsatz.[7][3]
Trägerflugzeuge
Verbreitung[9]
Weblinks
- Tactical Missiles Corporation(JSC) (englisch)
- Ausairpower.net (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Yefim Gordon: Soviet/Russian Aircraft Weapons since World War Two. Midland Publishing, 2004.
- ↑ a b c Die Präzisionsbomben KAB-500 und KAB-1500. DTIG – Defense Threat Informations Group, Oktober 2004.
- ↑ a b c d e f Ducan Lennox: Jane’s Air-Launched Weapon Systems. Edition 2002, Jane’s Information Group 2002.
- ↑ KAB-500S-E - deagel.com, Zugriff: 18. Dezember 2014.
- ↑ Минобороны отказалось от ГЛОНАСС-бомб - izvestia.ru, Zugriff: 18. Dezember 2014.
- ↑ a b c d e Soviet/Russian Guided Bombs - ausairpower.net, Zugriff: 18. Dezember 2014.
- ↑ a b c Michael Fiszer: Russia Testing New Guided Bombs. Journal of Electronic Defense, Nov. 22. 2005.
- ↑ KAB-500C - airwar.ru, Zugriff: 18. Dezember 2014.
- ↑ Trade Register auf sipri.org, Abgerufen am 18. Dezember 2014