Schwerin (Storkow (Mark))

Ortsteil der Stadt Storkow/Mark
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Schwerin (niedersorbisch Zwěrin[1]) ist ein Ortsteil von Storkow (Mark) im Landkreis Oder-Spree (Land Brandenburg). Der kleine Ort wurde 2002 in die Stadt Storkow (Mark) eingemeindet.

Schwerin
Koordinaten: 52° 11′ N, 13° 53′ OKoordinaten: 52° 11′ 27″ N, 13° 52′ 37″ O
Einwohner: 130 (2009)
Eingemeindung: 31. März 2002
Postleitzahl: 15859
Vorwahl: 033678
Schwerin (Brandenburg)
Schwerin (Brandenburg)
Lage von Schwerin in Brandenburg

Geographie

Schwerin liegt am Ufer des gleichnamigen Sees im Naturpark Dahme-Heideseen. Im Süden der Gemarkung liegt der Dobrasee. Im Nordwesten umfasst die Schweriner Gemarkung einen Teil des Naturschutzgebiets Linowsee-Dutzendsee. Im Osten verläuft die Markungsgrenze nur wenig westlich des Bugker Sees. Erreichbar ist Schwerin von Selchow kommend über die Kreisstraße K6746. Die Kreisstraße endet im Ort; lediglich eine kleinere Straße führt noch zur abgelegenen Kurtmühle. Der Ort liegt auf einer Höhe von 39 m ü. NHN.

Die Gemarkung von Schwerin grenzt im Norden an Selchow , im Osten an Bugk (beide Orte sind Ortsteile der Stadt Storkow (Mark)), im Süden an die Gemeinde Münchehofe und im Westen an Streganz (Ortsteil der Gemeinde Heidesee) und wieder an Selchow.

Geschichte

Schwerin wurde 1321 als Swerin erstmals urkundlich erwähnt. Die Deutung des Namens ist schwierig. Die Herleitung von einer altpolabischen Grundform *Zvěrin- = Tiergebiet, zu urslaw. *zvěrь = (wildes) Tier ist problematisch[2]. Die gleiche Namensproblematik gilt übrigens auch für die Stadt Schwerin und den Ort Schwerin bei Teupitz im Landkreis Dahme-Spreewald. Möglich wäre auch eine Grundform *Sver-ьno, zu einer slawischen Wurzel *sver-/*svir-, in etwa bedeutend, wild, wild wachsend, wilde Feldpflanzen, auf eine Siedlung übertragen = Siedlung in der Wildnis. Schlimpert denkt jedoch auch an einen ursprünglichen Gewässernamen *Sver'n-, dessen Bedeutung nicht mehr festzustellen ist, da sowohl das hier behandelte Schwerin wie auch die beiden anderen bereits erwähnten Orte gleichen Namens an einem Gewässer liegen. Die ursprüngliche Dorfform war ein Platzeckdorf, das durch ein Gut deformiert wurde.

Die Größe wird 1600 mit 12 Bauernhufen angegeben, 1727 sind es 17 Hufen. 1503 wird erstmals eine Mühle genannt, die spätere Kurtmühle. 1576 wohnten 6 Bauern und fünf Kossäten in Schwerin. 1600 war noch ein Hirte hinzugekommen. Der Dreißigjährige Krieg hatte das Dorf wahrscheinlich schwer getroffen, den 1692 waren immer noch 5 Bauernhöfe nicht bewirtschaftet. Die fünf Kossätenhöfe waren aber wieder besetzt. Vermutlich wurde die Gemarkung großenteils als Schafweide genutzt, denn es wurde vermerkt, dass die Einwohner so viele Schafe halten dürfen, wie sie mit Trift und Futter ausfüttern können. Bis 1710 war im Dorf ein Rittersitz entstanden, der anscheinend die brachliegenden Äcker in Bewirtschaftung genommen hatte. 1745 wird ein Weinberg erwähnt, im südwestlichen Teil der Gemarkung war die Schäferei Lippe eingerichtet worden. Die Kurtmühle wird als Wassermühle mit einem Gang beschrieben. 1775 wohnten in Schwerin ein Bauer, fünf Kossäten und sechs Büdner. 1801 gab 10 Feuerstellen im Ort, sieben Kossäten, zwei Einlieger und ein Bauer eines Erbzinsgutes. 1837 wurden 18 Wohnhäuser gezählt. 1840 brannte die Kurtmühle, eine Wasser- und Schneidemühle ab, und wurde danach wieder aufgebaut[3]. 1854 gehörte das Rittergut der Witwe Friederike Louise Kersten, geb. Fleischer[4]. 1856 lebten im Dorf der Schulze, ein Müller, vier Kossäten und ein Büdner (ohne Vorwerk). 1858 gab es im Dorf 10 Wohngebäude und 23 Wirtschaftsgebäude (ohne Kurtmühle und Lippe). 1863 wird der Rittergutsbesitzer Kersten genannt[5]. 1871 gehörten zum Gemeindebezirk 9 Wohnhäuser (im Dorf), 2 Wohnhäuser in Kurtmühle, im Gutsbezirk waren es drei Häuser (2 Wohnhäuser in der Schäferei Lippe). 1879 hieß der Gutsbesitzer Rudolf Ferdinand Friedrich Heinrich Kersten[6]. Bis 1931 der Wohnhausbestand auf 17 gestiegen. In der Bodenreform von 1946 wurden 370 ha enteignet und davon 226 ha aufgeteilt. 10 Landarbeiter und landlose Bauern erhielten 105 ha, 3 landarme Bauern 21 ha, 2 Kleinpächter 7 ha und 12 Umsiedler 133 ha. 1953 gründete sich die erste LPG Typ I, 1953 eine zweite LPG Typ III. 1960 hatte die LPG Typ I 6 Mitglieder und bewirtschaftete 65 ha Nutzfläche, die LPG Typ III hatte 27 Mitglieder und 150 ha Nutzfläche. 1965 wurde beide LPG's zusammengeschlossen. 1974 erfolgte der Zusammenschluss mit der LPG Selchow zur LPG Selchow-Schwerin. 1977 gab es die Zwischenbetriebliche Einrichtung (ZBE) Vermehrung Cairina in Schwerin, eine Entenzuchtanlage. Außerdem hatte die Revierförsterei Groß Eichholz-Kehrigk ihren Sitz in Schwerin.

Bevölkerungs­entwicklung von 1774 bis 2001[7][8]
Jahr Einwohner
1774 62
1801 66
1817 92
1837 111
1858 84
1895 97
1925 98
1946 145
1964 130
1971 127
1981 111
1991 50
2001 78

Politische Geschichte

Die Besitzer von Schwerin waren Vasallen der jeweiligen Herren der ursprünglich niederlausitzischen Herrschaft Storkow. Erste urkundlich gesicherte Besitzer des Dorfes waren die Maxen zu Storkow. Ihnen folgten 1482 die Borgk zu Storkow. 1486 bis 1644 folgten die v. Langen. Im Jahr 1644 verkaufte Moritz Ernst v. Lange Neuendorf am See, Groß Eichholz und Schwerin an Hans XIV. von Rochow auf Plessow, seinen Schwiegersohn[9]. Bereits 1648 vertauschte dieser Neuendorf am See, Groß Eichholz und Schwerin an die v. Hake gegen Stülpe[9]. 1679 waren anscheinend die v. Langen wieder im Besitz von Schwerin[10]. 1707 hatte Heinrich Wilhelm von Görtz das Dorf erworben. Er starb aber noch im selben Jahr; der Besitz ging auf die Witwe, Johanna Augustine von Görtz, geb. von Kulwein über[10]. 1709 bis 1710 gehörte das Dorf auf Wiederkauf einem Handelmanns Böhme in Lübben. Dann folgten sehr rasche Besitzerwechsel: 1710 bis 1713 v. Wolfersdorf, 1713–1720 v. Tourney (wobei die Lehnrechte vor 1715 v. Walter und Croneck gehörten, 1715 bis 1718 v. Platen und dann erst an v. Tourney), 1720 bis 1721 v. Barfuß und 1721 bis 1730 v. Hohnstedt. 1730 erwarb schließlich der preußische König Friedrich Wilhelm I. („der Soldatenkönig“) den Ort für 10.000 Taler von Landrat Eberhard Wilhelm Freiherr v. Hohnstedt[11] und wies ihn dem Amt Blossin zu. 1820 kam der Ort unter die Verwaltung des Amtes Wusterhausen, das 1872/4 aufgelöst wurde. 1849 war der Gemeindebezirk (mit Kurtmühle) und der Gutsbezirk Schwerin gebildet worden. Erst 1928 wurden Gemeindebezirk und Gutsbezirk zur Gemeinde Schwerin vereinigt. 1931 gehörten zu Schwerin die Wohnplätze Kurtmühle und Lippe. 1939 wurde Schwerin nach Selchow eingemeindet, jedoch 1945 wieder ausgegliedert.

1992 gründete die Gemeinde Schwerin zusammen mit zwölf anderen Gemeinden und der Stadt Storkow die Verwaltungsgemeinschaft Amt Storkow (Mark). Zum 31. März 2002 schlossen sich die Gemeinden Alt Stahnsdorf, Limsdorf, Schwerin, Wochowsee und die Stadt Storkow zur neuen Stadt Storkow (Mark) zusammen[12]. Zum 26. Oktober 2003 wurden die restlichen Gemeinden des Amtes per Gesetz in die Stadt Storkow (Mark) eingegliedert und das Amt aufgelöst. Seither ist Schwerin ein Ortsteil der Stadt Storkow (Mark).

Schwerin gehörte seit dem Mittelalter zur Herrschaft Storkow, die meist mit der Herrschaft Beeskow zur Herrschaft Beeskow-Storkow verbunden. Daraus bildete sich in der frühen Neuzeit der Beeskow-Storkowische Kreis heraus, der bis 1816 Bestand hatte. Nach einer kurzen Episode von 1816 bis 1835, in der die ehemalige Herrschaft Storkow mit dem Teltowischen Kreis den Kreis Teltow-Storkow bildete, wurde der Kreis Beeskow-Storkow 1835 wiederhergestellt. Er wurde 1950 in Kreis Fürstenwalde umbenannt und neu zugeschnitten. Bei der umfassenden Kreisreform 1952 kam Schwerin an den Kreis Beeskow im Bezirk Frankfurt (Oder), der nach der Wende 1993 mit den Kreisen Eisenhüttenstadt-Land, Fürstenwalde und dem Stadtkreis Eisenhüttenstadt zum Landkreis Oder-Spree, nun im Land Brandenburg, vereinigt wurde.

Naturschutzgebiete

Das Naturschutzgebiet Groß Schauener Seen gehört teilweise der Heinz-Sielmann-Stiftung bzw. Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen liegt großenteils innerhalb des Schutzgebietes. Fast der gesamte östliche Teil der Gemarkung von Schwerin und ein mehr oder weniger breiter Uferstreifen entlang des Schweriner Sees liegen im Schutzgebiet. Das Naturschutzgebiet Linowsee-Dutzendsee liegt überwiegend auf der Gemarkung des Nachbarortes Selchow, reicht aber noch in den im westlichen Teil der Gemarkung von Schwerin hinein. Der Linowsee selber liegt auf der Gemarkung von Streganz, der Dutzendsee auf Selchower Gemarkung ist verlandet.

Freizeit, Tourismus und Sport

In Schwerin befindet sich ein Reiterhof, welcher verschiedene Aktivitäten anbietet. Vom Dorfzentrum aus starten verschiedene Wander- und Fahrradrouten zu den umliegenden Seen und Wäldern.

Die im Jahr 2001 von der Heinz-Sielmann-Stiftung erworbene Naturlandschaft Groß Schauener Seen liegt in Ortsnähe.

Denkmale

Die Denkmalliste des Landes Brandenburg für den Landkreis Oder-Spree verzeichnet folgende Bodendenkmale[13]:

  • Nr.90669 Bugk, Flur 4/Schwerin, Flur 2: Rast- und Werkplatz Mesolithikum, Siedlung Neolithikum, Siedlung römische Kaiserzeit, Siedlung slawisches Mittelalter
  • Nr.90674 Bugk, Flur 4/Schwerin, Flur 2: Siedlung römische Kaiserzeit, Dorfkern deutsches Mittelalter, Siedlung, Neolithikum, Dorfkern Neuzeit
  • Nr. 90670 Schwerin Flur 1, 2: Siedlung Urgeschichte, Einzelfund Neolithikum
  • Nr. 90672 Schwerin Flur 1: Rast- und Werkplatz Mesolithikum, Siedlung Urgeschichte
  • Nr.90673 Schwerin Flur 1: Siedlung Urgeschichte, Siedlung Steinzeit
  • Nr.90675 Schwerin Flur 1: Siedlung Steinzeit
  • Nr.90676 Schwerin Flur 1: Siedlung Steinzeit
  • Nr.90677 Schwerin Flur 1: Siedlung Urgeschichte
  • Nr.90689 Schwerin Flur 2: Mühle deutsches Mittelalter, Mühle Neuzeit
  • Nr.90671 Schwerin Flur 1/Selchow Flur 3: Rast- und Werkplatz Mesolithikum, Rast- und Werkplatz Paläolithikum, Siedlung Urgeschichte

Belege

Literatur

  • Joachim Schölzel: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil IX Beeskow-Storkow. 334 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1989 ISBN 3-7400-0104-6 (Im Folgenden Schölzel, Historisches Ortslexikon, Beeskow-Storkow, Seitenzahl).

Einzelnachweise

  1. Ortsnamen Niederlausitz: Blossin / Błožin
  2. Klaus Müller: Die Ortsnamen des Kreises Beeskow-Storkow. 269 S., Stuttgart, Steiner 2005. ISBN 3-515-08664-1
  3. Amtsblatt der Regierung in Potsdam, 1840, S.248 Online bei Google Books
  4. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts; oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg, auf Veranlassung des Staatsministers und Ober-Präsidenten Flottwell. Zweiter Band. 650 S., Druck und Verlag von Adolph Müller, Brandenburg 1855 (S.598).
  5. Amtsblatt der Königlichen Regierung in Potsdam, 1863, S.317 Online bei Google Books
  6. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. I. Königreich Preußen. I. Lieferung Provinz Brandenburg. Berlin, Nicalaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker 1879 PDF (S. 238/9)
  7. Schölzel, Historisches Ortslexikon, Beeskow-Storkow, S.245-247.
  8. Beitrag zur Statistik. Landesbetrieb für Datenverarbeitung Land Brandenburg Statistik. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005 19.9 Landkreis Oder-Spree PDF
  9. a b Adolf Friedrich August von Rochow: Das Schloß Stülpe. A. W. Schade's Buchdruckerei, Berlin 1868 (S.42/3)
  10. a b Wilhelm Wiesike: Münchehofe bei Wendisch-Buchholz: ein Streifzug in die meissensche und märkische Kirchengeschichte. 128 S., Berlin, Mittler, 1870 Online bei Google Books (S. 92)
  11. Francesko Rocca: Geschichte und Verwaltung der Königlichen Familiengüter: nach den Akten und Urkunden der Kgl. Hofkammer in Charlottenburg zusammengestellt. 522 S., Berlin, Rohde, 1913–1914
  12. Bildung einer neuen Stadt Storkow (Mark). Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 18. März 2002. Amtsblatt für Brandenburg - Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 13. Jahrgang, Nummer 13, 27. März 2002, S.402 PDF.
  13. Denkmalliste des Landes Brandenburg Landkreis Dahme-Spreewald, Stand: 31. Dezember 2012 PDF

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