Birmingham

Stadt in West Midlands, England
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City of Birmingham
Lage von Birmingham innerhalb Englands
Geographie
Status: Metropolitan Borough
Region: West Midlands
Zeremonielle Grafschaft: West Midlands
Fläche: 267,77 km²
Demographie
Bevölkerung (2003):
Dichte:
992 100
3 697 / km²
Website der Stadt
http://www.birmingham.gov.uk/

Birmingham [ˈbɜːmɪŋəm] ist nach London die zweitgrößte Stadt im Vereinigten Königreich und liegt in der Region West Midlands. Die Stadt zählt fast 1 Million Einwohner, im Ballungsraum leben ca. 2,6 Millionen Menschen.

Einführung

Datei:Birmingham canals.jpg
Kanäle im Stadtteil Brindleyplace
 
Die zentrale Einkaufsstraße New Street

Die Stadt ist Zentrum der britischen Metallverarbeitung und liegt östlich des "Black Country" - benannt nach den rauchenden Schloten, welche die Industrielle Revolution hier konzentrierte. Sie hat sich aber längst - wie andere Städte der Region (Wolverhampton, Dudley oder Coventry) - zu einem modernen Dienstleistungszentrum mit futuristischen Hochhäusern gewandelt. Das Black Country Freilichtmuseum mit Original-Häusern und Handwerksbetrieben vermittelt aber einen Eindruck vom früheren Alltag.

Birmingham wird oft Brum genannt (abgeleitet vom alten Namen Brummagem), dessen Einwohner Brummies. Birmingham ist eine der ethnisch vielfältigsten Städte in Großbritannien. Ein großer Teil der Bevölkerung stammt aus der Karibik, vom indischen Subkontinent und aus Irland. Laut der Volkszählung von 2001 gehören 29.7 % der Einwohner ethnischen Minderheiten an. In der Stadt leben die meisten Rastafaris außerhalb von Jamaika und hier findet die drittgrößte Parade zum St. Patrick's Day statt (nach Dublin und New York).

Millionen von Touristen besuchen Birmingham jedes Jahr und die Stadt bietet nach dem West End in London die besten Einkaufsmöglichkeiten des Landes. Das einst von riesigen grauen Industrieanlagen geprägte Erscheinungsbild der Stadt wurde in den letzten Jahren merklich aufgefrischt und verschönert.

Birmingham gehört zur Stadtgrafschaft West Midlands. Nachbarstädte sind Solihull und Coventry im Osten sowie die zur Black Country gehörenden Metropolitan Counties Sandwell, Dudley, Walsall und Wolverhampton im Westen und Nordwesten.

Geschichte

Antike und frühes Mittelalter

Kleine Bauerndörfer existierten bereits während der Bronzezeit in der Region um Birmingham. Zur Zeit der Römer führte eine wichtige Straße durch Birmingham und es existierte ein römisches Lager in den heutigen südlichen Vororten. Es wurde auch eine kleine römische Siedlung (vicus) ausgegraben.

Nach dem Rückzug der Römer war die Gegend um Birmingham nur sehr dünn besiedelt, da die schlechte Qualität des Bodens keine produktive Landwirtschaft zuließ. Das heutige Stadtgebiet war zum größten Teil bewaldet.

Der Name Birmingham stammt vom angelsächsischen Beormaham (Dorf der Sippe von Beorma). Beorma war vermutlich ein lokaler Stammesführer. Später wurde daraus Brummagem und schließlich Birmingham.

Mittelalter

Nach der Eroberung Englands durch die Normannen wurde die Gegend ein Lehen der Familie de Birmingham, die dort eine kleine Bauernsiedlung errichten ließen. Im Domesday Book wird Birmingham als relativ unwichtiges Dorf mit einem Wert von nur gerade 20 Shilling erwähnt.

Im Jahre 1154 erhielt der Lehnsherr Peter de Birmingham das Recht, Märkte durchzuführen. Der Markt, der Bull Ring genannt wurde, ermöglichte den Aufstieg von einem winzigen, unbedeutenden Bauerndorf zu einem wohlhabenden Handelszentrum. Um 1300 war Birmingham bereits die drittgrößte Siedlung in der Grafschaft Warwickshire, hinter Coventry und Warwick. Die Familie de Birmingham kontrollierte die Gegend bis 1527, als der Herzog von Northumberland das Lehen übernahm.

Beginn der Industrialisierung

Vom 15. Jahrhundert an wurde Birmingham das Zentrum zahlreicher metallverarbeitender Industrien sowie der Waffenherstellung (Schwerter und Gewehre). Die Lage Birminghams im Landesinnern fern der Seehandelswege bedeutete, dass Waren von hoher Qualität produziert werden mussten, um auf dem Exportmarkt überhaupt eine Chance zu haben. Der Name Birmingham war deshalb bald gleichbedeutend mit Qualität.

Der Waffenhandel wurde vor allem durch den englischen Bürgerkrieg angekurbelt. 1642 wurde Birmingham von königlichen Truppen verwüstet. Aus diesem Grund schloss sich die Stadt der Sache der Parlamentarier an und lieferte Waffen an deren Armee. Nicht weniger als 15 000 Schwerter sollen für die Truppen von Oliver Cromwell produziert worden sein.

Die industrielle Revolution

Die gutausgebildeten Arbeitskräfte und die Tatsache, dass Birmingham nahe den Kohlefeldern von Warwickshire und Staffordshire lag, hatten zur Folge, dass die Stadt rasch wuchs. Am Ende des 18. Jahrhunderts war Birmingham bereits die größte Stadt von Warwickshire.

Um 1800 herum wurde ein weitverzweigtes Netz von Kanälen gebaut, welche das Wachstum noch weiter vorantrieben. In den 1830ern wurden Eisenbahnlinien nach Liverpool, Manchester und London gebaut. Birmingham New Street wurde einer der wichtigsten Bahnhöfe des Landes.

Um 1850 war Birmingham bereits die zweitgrößte Stadt des Landes. Birmingham erhielt den Übernamen "city of a thousand trades" wegen der riesigen Bandbreite von Gütern, die hier produziert wurden. Allerdings machten die vielen Industrieanlagen Birmingham zu einer grauen, ungesunden und unfreundlichen Stadt. 1896 erhielt Birmingham das Stadtrecht. Zwischen 1889 und 1911 wurden die Vorstädte Aston, Edgbaston, Erdington, Handsworth, King’s Norton, Northfield und Yardley eingemeindet.

20. Jahrhundert

Datei:Birmingham-Skyline.jpg
Skyline Birminghams

Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde in Birmingham alles nur Erdenkliche hergestellt: Munition, Panzerfederungen, Stahlhelme und Minen. Auch Jagd- und Bomberflugzeuge wurden gebaut (Hawker Hurricane, Avro Lancaster, Supermarine Spitfire).

Die Stadt erlitt während des Zweiten Weltkriegs große Zerstörungen durch Bombardierungen der deutschen Luftwaffe. Über 5 000 Menschen wurden getötet und über 6 000 Häuser zerstört, doch die Moral blieb ungebrochen. Man sagt, dass Großbritannien ohne die industrielle Kapazität von Birmingham den Krieg wohl verloren hätte.

Nach Kriegsende wurden viele der heruntergekommenen Arbeiterviertel abgerissen, da sie sich teilweise zu Slums entwickelt hatten. Große Teile der Stadt mitsamt dem Stadtzentrum wurden neu gebaut. Nach einer Kommunalreform im Jahre 1974 wurde die Vorstadt Sutton Coldfield eingemeindet und Birmingham wurde eine kreisfreie Stadt.

Ab 1950 setzte eine große Einwanderungswelle ein. Viele Menschen aus den Commonwealth-Staaten zogen nach Birmingham und in die nähere Umgebung. Im Jahre 2001 gehörten 29.7 % der Bevölkerung ethnischen Minderheiten an, davon 10.6 % aus Pakistan, 5.7 % aus Indien und 6.1 % aus der Karibik. Ab 1980 kam ein zweiter Einwanderungsschub, diesmal von Menschen aus dem Kosovo und aus Somalia. Auseinandersetzungen zwischen Minderheiten und der Polizei führten 1985 zu heftigen Rassenunruhen.

Seit den 1970er Jahren wandelt sich Birmingham von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsstadt. Neben dem Flughafen wurde das National Exhibition Centre gebaut, das größte Messegelände des Landes. Interessant hierbei ist, dass sowohl Flughafen als auch Messe eigentlich gar nicht zu Birmingham gehören, sondern zur Nachbarstadt Solihull. 1998 fand in Birmingham ein G8-Gipfel statt. US-Präsident Bill Clinton trank damals ein Bier in einem Pub am Kanal, hat aber die Rechnung bis heute nicht bezahlt! 1999 fand hier der außerdem weltweite IUGG-Kongress statt. Birmingham kandidierte erfolglos als europäische Kulturhauptstadt 2008.

Entwicklung der Einwohnerzahl

Datei:Rathaus-Birmingham.jpg
Rathaus von Birmingham
1550: 1.500
1650: 5.000
1750: 24.000
1800: 75.000
1900: 650.000
1981: 1.013.431
2002: 990.000

Wirtschaft

Zur Zeit der Industriellen Revolution blühten Birmingham und die umliegenden Gebiete auf. In den Fabriken wurden Schwerter, Kanonen, Pistolen, Uhren, Schmuck, Eisenbahnwaggons und Dampfmaschinen hergestellt. Obwohl Birmingham über 100 km vom Meer entfernt liegt, wurden hier sogar Schiffe hergestellt; die vorfabrizierten Einzelteile wurden dann an der Küste zusammengesetzt.

1836 wurde die erste Filiale der Midland Bank eröffnet. Sie war eine der größten Banken des Landes und gehört heute zum HSBC-Konzern. Bis 2003 wurden in der Birmingham Mint, der ältesten unabhängigen Münzprägestätte der Welt, Münzen hergestellt. Birmingham ist ein Zentrum der Bier- und Schokolodenindustrie, hier werden auch Autos der MG Rover Group hergestellt.

Obwohl die Industrie noch immer eine wichtige Rolle einnimmt, wird seine einstige Bedeutung vom Dienstleistungssektor langsam aber sicher übertroffen, der Finanzsektor und der Tourismus werden immer wichtiger.

Sport

In Birmingham spielen zwei der ältesten und renommiertesten Fußballclubs der Premier League, Aston Villa (gegründet 1874) und Birmingham City (gegründet 1875). Der Club West Bromwich Albion stammt aus einem Vorort. Die erste professionelle Fußballliga Englands wurde am 22. März 1885 in Vorort Aston gegründet.

Birmingham ist auch Zentrum der britischen Leichtathletik. 2003 wurden hier die Hallen-Weltmeisterschaften durchgeführt. Birmingham wird 2007 die Hallen-Europameisterschaften ausrichten. Weitere beliebte Sportarten sind Golf, Rugby, Basketball, Boxen, Cricket, Landhockey und Badminton.

Kultur

Rock- und Popmusik

In den späten 1960er Jahren entwickelte sich in Birmingham der Heavy Metal, mit Bands wie Black Sabbath, Judas Priest, The Fortunes, The Move sowie Robert Plant, dem Sänger von Led Zeppelin.

Die Firma Bradmatic aus Birmingham entwickelte und stellte das Mellotron her, eine der ersten brauchbaren Synthesizer, die einen bedeutenden Einfluss auf die Rockmusik jener Zeit ausübte.

In Birmingham begannen zahlreiche Blues- und Progressive Rock-Bands ihre Karriere, unter anderem The Spencer Davis Group, The Moody Blues, Judas Priest, Traffic und Electric Light Orchestra.

Auch diverse bekannte Sänger und Songwriter stammen aus Birmingham oder begannen dort ihre Karriere, darunter Steve Winwood, Carl Palmer (von Emerson, Lake and Palmer), Phil Lynott (von Thin Lizzy), Jeff Lynne oder Joan Armatrading.

Nach der Einwanderungswelle aus den Karibikstaaten in den 1970ern wurde die Reggae-Musik immer bedeutender; die bekanntesten Vertreter sind sicherlich UB40. In den 1980ern wurden weitere Bands aus Birmingham weltbekannt, wie Duran Duran oder Dexy’s Midnight Runners. In den 1990ern wurde Birmingham Zentrum des britischen Hip Hop, des House und des von indischen Elementen beeinflussten Bhangra Rap.

Klassische Musik

Birmingham besitzt zwei herausragende Institutionen, das City of Birmingham Symphony Orchestra und das Birmingham Royal Ballet. Von 1784 bis 1912 fand das Birmingham Triennal Music Festival statt, welches damals als das beste Musikfestival Großbritanniens galt. Berühmte Komponisten wie Mendelssohn und Dvořák schrieben eigens für dieses Festival neue Kompositionen.

Literatur

Einige berühmte Schriftsteller lebten in Birmingham und schrieben dort manch berühmte Werke:

Kultur allgemein

Birmingham besitzt zahlreiche Theater und Kunstgalerien. Die Stadt übernahm auch eine Pionierrolle in der Graffiti- und Hip-Hop-Kultur. Hier finden auch zahlreiche kulturelle Großveranstaltungen statt, z.B. die drittgrößte Parade der Welt zum St. Patrick’s Day (nach Dublin und New York), die Militärshow Birmingham Tattoo oder das Birmingham Film Festival.

Sehenswürdigkeiten

  • Birmingham Museum & Art Gallery
  • Birmingham Botanical Gardens
  • The Barber Institute of Fine Arts – Kunstmuseum mit Werken von Van Gogh, Rodin, Picasso und Monet
  • New Street Station – einer der größten Bahnhöfe Großbritanniens
  • Rotunda – zylinderförmiges Bürohochhaus
  • Brindleyplace und Millennium Point – zwei Beispiele einer erfolgreichen Stadtteilsanierung
  • Chinese Quarter – im Chinesen-Viertel pulsiert heute das Nachtleben
  • National Sealife Centre – riesiges Süß- und Meerwasseraquarium
  • Birmingham Thinktank – Technik-Museum, darin wird z.B. die älteste noch funktionierende Dampfmaschine gezeigt (Jahrgang 1779, gebaut von James Watt)
  • Jewellery Quarter - die größte Häufung von Juweliergeschäften und Schmuckherstellern in Europa
  • Bullring - neues Einkaufszentrum in der Innenstadt von Birmingham; erbaut, nachdem der alte Bullring 1993 abgerissen worden war
     
    Bullring
  • Selfridge Kaufhaus - modernes Kaufhaus in geschwungener Form, welches vollständig mit 60 cm großen Aluminiumscheiben verkleidet ist.

Bildung

Birmingham besitzt drei Universitäten, die University of Birmingham, die Aston University und die University of Central England (früher unter dem Namen Birmingham Polytechnic bekannt). Die beiden letztgenannten planten eine Fusion, Aston stimmte jedoch letzten Endes dagegen. Das vor 100 Jahren gegründete Konservatorium von Birmingham ist eines der renommiertesten des Landes.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Berühmte Einwohner

Verkehr

Der Hauptbahnhof von Birmingham, New Street Station, gilt als größter Eisenbahnknotenpunkt Großbritanniens. Züge verkehren in alle wichtigen Städte des Landes. New Street Station wird von den Bahngesellschaften Arriva Trains Wales (Regionalverkehr Richtung Wales), Central Trains (Regionalverkehr, überregionaler Verkehr Richtung Osten) und Virgin Trains (Fernverkehr Richtung Norden, Westen und Süden, insbesondere London) bedient. Chiltern Railways (Regionalverkehr von London) fährt den Bahnhof "New Street Station" nicht an, bedient aber u.a. den nahegelegenen Bahnhof "Snow Hill".

Die Midland Metro ist eine Straßenbahn, welche Birmingham mit den Nachbarstädten Wednesbury, West Bromwich und Wolverhampton verbindet. Erweiterungen ins Stadtzentrum und nach Dudley sind geplant. Der städtische Busverkehr ist weitgehend dereguliert.

Birmingham ist der Knotenpunkt verschiedener Autobahnen. Das Autobahnkreuz Gravelly Hill nordöstlich der Stadt wird wegen seiner Kompliziertheit scherzhaft "Spaghetti Junction" genannt.

Im Osten der Stadt liegt der Flughafen Birmingham International, mit Flügen nach ganz Europa sowie nach New York. Der Flughafen ist an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

Obwohl keine bedeutenden Flüsse durch Birmingham fließen, ist die Stadt der Knotenpunkt des mittelenglischen Kanalsystems. Innerhalb der Stadtgrenzen gibt es Kanäle mit einer Gesamtlänge von 60 Kilometern. Es wird oft behauptet, dass Birmingham mehr Kanäle als Venedig besitzt (allerdings ist die Stadtfläche auch um einiges größer). Viele Kanäle waren mit der Zeit unpassierbar geworden, werden jedoch seit den 1980er Jahren wieder instandgesetzt und sind heute beliebte Touristenattraktionen mit zahlreichen Bars und Restaurants.

Partnerstädte

Commons: Birmingham – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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