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Ethnomethodologie

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Ethnomethodologie ist eine Disziplin der Soziologie, bei der es nicht darauf ankommt, abstrakte Theorien über eine soziale Realität zu entwickeln, sondern wo untersucht wird, mit welchen alltagspraktischen Handlungen diese Realität in vivo konstituiert wird. Ergebnisse ethnomethodologischer Forschung sind also Beschreibungen derjenigen Methoden, die die Mitglieder verwenden, um zu tun was auch immer sie tun. Es sind immer die formalen Strukturen praktischer Handlungen, die interessieren, und nicht psychologistische, psychologisierende oder spekulative Aspekte.

Dabei gibt es nach Maßgabe der ethnomethodologischen Indifferenz keinerlei Präferenz für Forschungsgebiete oder bestimmte Themen. Wie eine Party abgesagt wird oder wie jemand Jazz spielen gelernt hat ist demnach genauso legitimes Untersuchungsobjekt wie das Fahren von 18-Tonnern auf Fernstraßen: man kann lernen und darstellen, wie es gemacht wird, indem man beobachtet, wie es gemacht wird. Generell gibt allerdings es eine Tendenz hin zu ethnomethodologische Arbeitsplatzstudien, weil die Erkenntnisse konkrete Anwendungen versprechen. Eine Reihe von Studien sind in Harold Grafinkel, Hrsg., "Ethnomethodological Studies of Work". Routledge and Kegan Paul, London (1986) zusammengefasst.

Der 'Vater' dieser soziologischen Disziplin, Harold Garfinkel, erfand den Begriff in den 1950ern. Der Begriff Ethnomethodologie ist vage an die thematische Gliederung der Anthropologie angelehnt (und damit nur bedingt aus dem Griechischen abgeleitet): ethnos sind die Mitglieder einer Gruppe und ihr Wissen, methodologie meint dessen systematische Anwendung in lokal-situativen Praktiken durch die Mitglieder selbst. Garfinkels 1967 erschienenes Buch "Studies in Ethnomethodology" (2. Auflage 1984), ein Sammelsurium aus empirischen Studien und theoretischen Überlegungen, gilt als Ursprung der Disziplin.

siehe auch: qualitative Methoden