Das Archäologische Spessartprojekt e.V. (ASP) mit Sitz in Aschaffenburg ist ein eingetragener Verein mit anerkannter Gemeinnützigkeit. Das ASP ist als Nichtregierungs-Organisation (NGO) auch an der Umsetzung der Europäischen Landschaftskonvention des Europarats beteiligt.
Archäologische Spessartprojekt e.V. (ASP) | |
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Zweck: | Darstellung und Erforschung der Kulturlandschaft Spessart in all ihren Aspekten |
Vorsitz: | Gerhard Ermischer |
Gründungsdatum: | 1998 |
Mitarbeiterzahl: | vier festangestellte Mitarbeiter |
Sitz: | Aschaffenburg |
Website: | http://www.spessartprojekt.de/ |
Aufgaben und Ziele
Der ASP befasst sich mit der Kulturlandschaft des Spessarts in all ihren Aspekten: Geschichte, Sprache, Kultur, Landschaftsentwicklung, natürliche Voraussetzungen wie Geographie, Topographie, Geologie oder Biologie. Der Spessart ist eine Region von etwa 2.400 Quadratkilometern Fläche an der Grenze zweier deutscher Bundesländer, Bayern und Hessen.
Die ermittelten Daten werden in einem Geographischen Informationssystem (GIS) zusammengeführt.
Das ASP arbeitet eng mit verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten in einer Vielzahl wissenschaftlicher Projekte zusammen:
- mit dem Senckenberg-Institut in Frankfurt am Main bei der Erstellung des Spessart-GIS und von naturwissenschaftlichen Studien zum Spessart
- mit dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt bei der Entwicklung neuer Anwendungen für das GIS
- mit der Universität Würzburg, Institute für Geschichte, Geographie und Vor- und Frühgeschichte in den Bereichen Landeskunde, Siedlungsgeschichte, Vorgeschichte und Quartärgeologie
- mit der Universität Frankfurt am Main, Institut für Vor- und Frühgeschichte, bei der Erarbeitung dendrochronologischer Standardkurven für alle wichtigen Baumarten des Spessarts
- mit der Universität Mainz, Institut für Vor- und Frühgeschichte und Institut für geschichtliche Landeskunde, in den Bereichen Landeskunde und Vorgeschichte (besonders der Eisenzeit)
- mit der Universität Gießen, Institut für Vor- und Frühgeschichte, im Bereich Mittelalterarchäologie;
- mit der Universität Kiel, Institut für Geologie, bei Sedimentanalysen zur Klima- und Landschaftsentwicklung
- mit der Technischen Universität Berlin, Institut für Umwelttechnologie, im Bereich Pollenanalysen, Klima- und Landschaftsentwicklung;
- mit der Universität Southampton (UK), Institut für Ingenieurwissenschaften, zu Wasserbau im Spessart (besonders für Mühlen und Bewässerungssysteme)
- mit der Universität von Südböhmen (CZ), Institut für Archäometrie, im Bereich Paläozoologie.
Neben der wissenschaftlichen Arbeit steht für das ASP die Vermittlung der Kulturlandschaft des Spessarts im Vordergrund seiner Tätigkeit. Herzstück der Vermittlungsarbeit sind die Kulturwege, die zusammen mit örtlichen Gemeinden und Vereinen erstellt werden.
Geschichte
Das Archäologische Spessartprojekt ist im Jahre 1995 nach dem Spessartkongress in Bad Orb entstanden und wird getragen von den Landkreisen Aschaffenburg, Miltenberg, Main-Spessart, Main-Kinzig und der Stadt Aschaffenburg. Der Verein selbst wurde 1998 gegründet. Gerhard Ermischer ist Vorsitzender. Es werden feste Mitarbeiter – Historiker, Kunsthistoriker, Archäologen und Geografen – beschäftigt. Seit 1999 ist der Historiker und Archäologe Gerrit Himmelsbach Projektleiter, der auch 1. Hauptvorsitzender des Spessartbundes ist, dem das ASP als Ortsgruppe angehört.[1] Seinen Sitz hat das Projekt im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. Das ASP wird durch das EU-Projekt Pathways to Cultural Landscapes gefördert. Der Vorsitzende des ASP ist beratendes Mitglied im Europarat in Straßburg und das Projekt seit 2011 "Institut an der Universität Würzburg".[2] Der Verein finanziert sich vor allem über Fördermittel aus der Region, den Ländern, der Bundesregierung sowie der EU.
Aktivitäten
Kulturwege
Das Projekt bemüht sich um die Vermittlung der Kulturlandschaft an Bewohner und Touristen durch die Einrichtung von Kulturwegen.[3]
Bis heute wurden über 50 Kulturwege geschaffen. Die Wege haben eine Länge von 4 km bis 25 km und sind mit Schautafeln und Markierungen versehen und werden über ausführliche Faltblätter erläutert. Jeder Weg ist einer besonderen Thematik gewidmet, wobei die Landschaft sowohl unter ökologischen als auch kulturellen Gesichtspunkten beleuchtet wird. Zur Erhaltung der Wege ist das ASP eine enge Partnerschaft mit den regionalen und lokalen Wandervereinen eingegangen. Der Löwenanteil dieser Arbeiten wird von Freiwilligen geleistet, für die regelmäßige Treffen organisiert werden. Derzeit arbeiten jährlich über 500 ehrenamtliche Helfer mit dem ASP zusammen, im Laufe der letzten Jahre haben sich etwa 3.000 Freiwillige an den verschiedensten Projekten beteiligt, darunter archäologische Ausgrabungen, Prospektionen, Forschungs- und Kunstprojekte.
Archäologische und historische Arbeit
Mehr als 20 Burgen, Schlösser und Wehrkirchen im südwestlichen Mainviereck sollen mit Hilfe der Europäischen Union untersucht, zum Teil restauriert und wieder verstärkt touristisch zugänglich gemacht werden.[4] Über die Ausgrabungen und weiterführende Arbeiten wurde seit 2004 in mehreren Symposien berichtet und wissenschaftlicher Austausch geführt.[5] An folgenden Projekten wurde, teils in mehrjährigen Grabungsphasen, geforscht:
- Gotthardsberg zwischen Amorbach und Weilbach - einst Standort der Burg Frankenberg, heute Klosterruine Gotthardsruine
- Baubegleitende archäologische Untersuchungen während des Beginns der Restaurierung des ehemaligen Jagdschlosses der Mainzer Erzbischöfe in Wiesen[6]
- am Palas der Burg Wildenstein bei Eschau
- Ausgrabungen am Burgstall Ketzelburg bei Haibach und Anlage eines Kulturweges
- Ausgrabungen am Burgstall der ehemaligen Wasserburg Mole südlich von Heimbuchenthal
- Ausgrabungen am Burgstall Gräfenberg (der vermuteten Burg Landesehre) in Hösbach-Rottenberg auf dem Gräfenberg[7]
- Untersuchungen am Burgstall Klosterberg (der vermuteten Burg Waldenberg), Gegenburg der Burg Landesehre auf dem gegenüberliegenden Klosterberg
- Freilegung des kompletten Burgstalles des kurzlebigen Alten Schlosses (ehemals Waleburg genannt) östlich von Kleinwallstadt nahe am Main liegend; Sicherung und Wiederherstellung der Burgreste
- Untersuchungen der Altenburg, einer Ringwallanlage zwischen den Ortschaften Soden und Ebersbach, die von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter immer wieder genutzt wurde
- Wiederholte Ausgrabungen an der Burg Bartenstein bei Partenstein von 2003 bis 2009[8]
- Ausgrabungen am Kloster Elisabeth-Zell, auch Kloster „Einsiedel“ genannt[9]
- Ausgrabungen an der ehemaligen Zehntscheune des ehemaligen Schlosses in Rothenbuch, späteres Forsthaus
- Untersuchungen am Ringwall von Wirtheim
- Umfassende Redigierung des Frammersbacher Sechserbuches als wichtige historische Quelle durch Rainer Leng[10]
Auszeichnungen
- Für die Wiedererschließung des „Kurfürstenweges“ erhielt das Projekt den Tourismuspreis 2006 der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee,[11]
- 2008 folgte der "Carl-Gottfried-Scharold-Preis"[12] und
- 2014 erhielt das Projekt in Aachen die "Silberne Halbkugel", den Deutschen Preis für Denkmalschutz "für seinen ganzheitlichen, fachlich herausragenden und über 16 Jahre anhaltenden ehrenamtlichen Einsatz zur Bewusstseinsbildung und Identifikation der Region Spessart als historische Kulturlandschaft".[13]
Publikationen (Auswahl)[14]
- Gerrit Himmelsbach, Gerhard Ermischer: Europäische Kulturwege im Spessart, Wanderwege 1-15, CoCon-Verlag, 2008, ISBN 978-3937774-23-7, 175 Seiten
- (Hrsg.) Tourismusverband Spessart-Mainland, Archäologischen Spessartprojekt: Spessart-Main-Odenwald, Wandern auf Europäischen Kulturwegen, Aschaffenburg 2007, 109 Seiten
- Gerhard Ermischer, Rüdiger Kelm, Dirk Meier, Harald Rosmanitz: Wege in europäische Kulturlandschaften, Verlag Albersdorf, 2003, ISBN 3-8042-1143-7, 114 Seiten
- (Hrsg.) Helmut Flachenecker, Gerrit Himmelsbach, Peter Steppuhn: Glashüttenlandschaft Europa, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3937774-23-7, 212 Seiten
- Catrin Ackermann, Harald Rosmanitz: Die Ketzelburg in Haibach, Band 6 von Veröffentlichungen des Heimat- und Geschichtsvereins Haibach-Grünmorsbach-Dörrmorsbach e.V 2006, ISBN 3-87707-676-9, 221 Seiten
- Harald Rosmanitz, Christine Reichert: Das „Alte Schloss“ bei Kleinwallstadt am Untermain. In: Georg Ulrich Großmann (Hrsg.): Die Burg zur Zeit der Renaissance. Forschungen zu Burgen und Schlösser. (= Forschungen zu Burgen und Schlössern. Band 13). Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München 2010, ISBN 978-3-422-07023-3, S. 213-225.
- Harald Rosmanitz: Die Niederungsburg "Mole" bei Heimbuchenthal im Spessart. In: Georg Ulrich Großmann (Hrsg.): Die Burg zur Zeit der Renaissance. Forschungen zu Burgen und Schlösser. (= Forschungen zu Burgen und Schlössern. Band 13). Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München 2010, ISBN 978-3-422-07023-3, S. 227-228.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ortsgruppen in Aschaffenburg des Spessartbundes
- ↑ Institut an der Universität Würzburg
- ↑ Übersicht über die Kulturwege
- ↑ vergleiche dazu die Burgen und Schlösser im hessischen Spessart und in Unterfranken
- ↑ Burgentagungen des ASP
- ↑ http://www.spessartprojekt.de/forschung/haibach/buch/burgenforschung.php
- ↑ Bericht über die Grabungen auf dem Gräfenberg
- ↑ Ausgrabungen auf Burg Bartenstein
- ↑ Ausgrabungen beim Kloster Einsiedel
- ↑ Sechserbuch
- ↑ Tourismuspreis der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee; Preisträger 2006 - Platz 1 für den Kurfürstenweg
- ↑ Carl-Gottfried-Scharold-Preis
- ↑ Meldung des Bayerischen Rundfunks über den Deutschen Preis für Denkmalschutz
- ↑ Das ASP hat bereits eine Vielzahl von Arbeiten in Veröffentlichungen publiziert.Eine Auswahl ist hier referenziert: http://www.spessartprojekt.de/spessartprojekt/publikationen/index.php. In den einzelnen Untersuchungen von 2004 bis heute sind weitere Publikationen entstanden.