Zellweger-Syndrom

Krankheit
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Das Zellweger-Syndrom, auch bekannt unter dem Synonym Zerebral-hepatisches-renales Syndrom bzw. Cerebro-hepato-renales Syndrom, ist eine sehr seltene genetisch bedingte, autosomal-rezessiv vererbbare peroxisomale Stoffwechselstörung auf der Grundlage einer angeborenen Genmutation.

Vorkommenshäufigkeit

Das Zellweger-Syndrom zählt zu den seltenen Erbkrankheiten und kann bei schätzungsweise 1 von 100.000 Neugeborenen diagnostiziert werden. Mädchen und Jungen sind gleich häufig betroffen.

Die Besonderheit wurde im Jahr 1964 erstmals unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten beschrieben. Seit dem sind über 100 Fälle dokumentiert, die sowohl sporadisch als auch in einer Geschwisterschaft aufgetreten waren.

Ursache

In erster Linie ist das Syndrom ursächlich gekennzeichnet durch das Fehlen von Peroxisomen bzw. durch eine Störung der peroxisomalen Biogenese, die mit einem Verlust entsprechender Leber-, Nieren- und weiterer Organfunktionen einhergeht. Des weiteren kommt es zu einem Aktivitätsverlust mehrerer peroxisomaler Enzyme, was sich auf verschiedene Stoffwechselfunktionen auswirkt.

Vom echten Zellweger-Syndrom wird das Pseudo-Zellweger-Syndrom unterscheiden. Bei diesem liegt ein Aktivitätsverlust der Acyl-CoA-Oxidase, einem peroxisomalen Enzym, vor.

Symptome

Kinder mit Zellweger-Syndrom kommen häufig vor dem errechneten Geburtstermin als Frühgeburt zur Welt. Neugeborene Babys weisen eine Kombination von Besonderheiten auf, wobei nicht alle Merkmale bei allen Kindern bzw. bei allen Kindern in gleich starker Ausprägung vorliegen. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Besonderheiten des Gehirns
    • cerebrale Zysten (Zysten im Gehirn, subependymale Pseudozysten)
    • verminderte Ausprägung von Hirnwindungen (Mikrogyrie) oder Windungslosigkeit (Agyrie)
    • Vergrößerung der Seitenventrikel im Gehirn

Diagnose

Auf ein Zellweger-Syndroms bei einem Baby können insbesondere die Besonderheiten des Gesichts, die Muskelhypotonie und die Zysten im Gehirn und den Nieren hinweisen.

Eine sichere Diagnose kann über den Nachweis von Veränderungen der Fettsäuren im Serum (Konzentration von Pipecolinsäure im Urin, im Blut sowie im Hirnwasser / Liquor, der Plasmalogengehalt der Zellen / Nachweis einer Verminderung) und letztlich über eine Fibroblasten- und Hepatozytenkultur gestellt werden, bei der das Fehlen von Peroxisomen nachgewiesen wird.

Im Rahmen der Pränataldiagnostik, also der vorgeburtlichen Diagnostik, kann das Zellweger-Syndrom in der sich einer Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese anschließenden Untersuchung der Zellen des ungeborenen Kindes anhand eines überdurchschnittlich hohen Gehaltes langkettiger Fettsäuren, verminderter Plasmalogenkonzentration und geringer Aktivität der Acyk-CoA:DHAP-Transferase diagnostiziert werden. Bei entsprechenden mikroskopischen Untersuchungen sind keine Peroxisomen erkennbar.

Die Differentialdiagnosen Pseudo-Zellweger-Syndrom, 3-Oxoacyl-CoA-Thiolase-Mangel, Hyperpipecolazidämie, Chondrodystrophia punctata, Refsum-Syndrom, Smith-Lemi-Opitz-Syndrom und anderen Peroxisomopathien sollten in Betracht gezogen werden, bevor das Zellweger-Syndrom endgültig diagnostiziert wird.

Es ist prinzipiell möglich, dass das Syndrom nicht als solches erkannt, sondern einer der möglichen Differentialdiagnosen, insbesondere dem Pseudo-Zellweger-Syndrom oder der Hyperpipecolazidämie, zugeordnet wird, da eine eindeutige Trennung nicht immer gelingt.

Therapie

Bislang sind keine wirkungsvollen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten bekannt. Das Zellweger-Syndrom verläuft letal, d.h. dass Kinder mit dieser Besonderheit langfristig nicht lebensfähig sind. Sie sterben in der Regel im Verlauf der ersten Monate nach ihrer Geburt.

Literatur

  • Nancy Guthrie: An der Hoffnung festhalten (Erfahrungsbericht einer Mutter, deren eine Tochter und einer ihrer Söhne mit Zellweger-Syndrom geboren wurden und daran starben)
  • Witkowski, Prokop, Ullrich, Thiel: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen (7. Auflage, 2003, Seite 225 - 226)