Frankfurter Lokalbahn

Eisenbahnunternehmen in Frankfurt am Main
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Die Frankfurter Lokalbahn AG (FLAG) war die Betreiberin mehrerer Straßenbahn- und Kleinbahnlinien im Gebiet der heutigen Städte Frankfurt am Main, Bad Homburg vor der Höhe und Oberursel (Taunus).

Hagans-Dampflokomotive Nr. 2 der FLAG

Die FLAG wurde am 5. April 1888 in Frankfurt gegründet, zunächst als Beteiligungsgesellschaft für Nahverkehrsbetriebe im Frankfurter Raum. Alleinige Aktionärin war ab 1912 die Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co.

Die Eschersheimer Lokalbahn

 
Pferdebahn der FLAG, 1888
 
Zustand der Wagenhalle in Eschersheim im Dezember 2008
 
Niederflur-Beiwagen der FLAG, gebaut 1923 von der Waggonfabrik Uerdingen

Am 12. Mai 1888 eröffnete man die erste Linie der FLAG für den Personenverkehr. Sie begann in der Frankfurter Innenstadt am Eschenheimer Tor und führte 5 km nordwärts entlang der Eschersheimer Landstraße bis in das 1910 eingemeindete Eschersheim. Die eingleisige Strecke endete am damaligen Bahnübergang der Main-Weser-Bahn.

Die Strecke wurde zunächst als Pferdebahn betrieben, bereits am 1. September desselben Jahres stellte man als erste Frankfurter Trambahn auf Dampfstraßenbahnbetrieb um. Wenige Monate später eröffneten in Frankfurt noch weitere Dampfstraßenbahnlinien eines anderen Betreibers, der Frankfurter Waldbahn. Das Depot der Eschersheimer Linie befindet sich in der Eschersheimer Landstraße 552 nahe der damaligen nördlichen Endstation. Es wurde bis 1967 für die elektrischen Straßenbahnen der Linie 26 genutzt.

1901 verkaufte die FLAG die Anlagen der Eschersheimer Strecke an die Stadt Frankfurt, die sie in ihren eigenen Straßenbahnbetrieb übernahm, zweigleisig ausbaute und bis 1908 elektrifizierte (Linie 26).

Die Gebirgsbahn Oberursel–Hohemark

Inzwischen waren als weitere Teilstücke der geplanten Verbindung von Frankfurt in den Taunus im Juli 1899 die elektrische Straßenbahn in Homburg v. d. Höhe und im Oktober 1899 eine dampfbetriebene Kleinbahn innerhalb von Oberursel eröffnet worden. Diese begann am Bahnhof der Homburger Bahn, dem heutigen S-Bahnhof Oberursel, wo Gleisverbindungen für den Güterverkehr bestanden, und verlief über 4,5 km bis zur Endstation Hohemark im Taunus. Für den Oberurseler Betrieb kaufte man zwei Dampflokomotiven, die nach der Elektrifizierung für den Güterverkehr bis 1960 bzw. 1962 weiterverwendet wurden und von denen eine bis heute im Verkehrsmuseum in Frankfurt-Schwanheim erhalten ist. Später kam noch ein elektrischer Gütertriebwagen hinzu.

Die Strecken nach Bad Homburg und Oberursel

Der von Beginn an geplante Lückenschluss zwischen der Frankfurter Straßenbahn, die über Eschersheim hinaus nun bis Heddernheim fuhr, und der Gebirgsbahn in Oberursel, ließ über zehn Jahre lang auf sich warten. Auch die 1899 eröffnete Homburger Straßenbahn erhielt dann Anschluss an das Frankfurter Netz. Die beiden Überlandstraßenbahnen wurden von Heddernheim ausgehend am 4. Mai 1910 nach Bad Homburg (Linie 25) und am 31. Mai 1910 nach Oberursel (Linie 24) eröffnet. Sie waren nicht als Straßenbahn, sondern als nebenbahnähnliche Kleinbahn konzessioniert. Sie wurden aber mit elektrischen Straßenbahnfahrzeugen betrieben.

Die FLAG fuhr von den beiden Taunusstädten aus auf eigenem Gleis bis Heddernheim und ab dort auf der nun städtischen Strecke der ehemaligen Eschersheimer Lokalbahn bis in die Innenstadt. Nach einem weiteren Kilometer städtischem Straßenbahngleis erreichten die Züge die Endstation am Schauspielhaus am heutigen Willy-Brandt-Platz. Auch in Bad Homburg nutzte die FLAG die Gleise der dortigen Straßenbahn bis zur Endhaltestelle am Marktplatz. Die Straßenbahn der Stadt Frankfurt setzte auf beiden Linien auch eigene Züge ein, die in Heddernheim stationiert waren.

In Bommersheim bei Oberursel errichtete die FLAG 1910 ein Depot, das noch heute von der VGF als Wagenhalle für Stadtbahnfahrzeuge genutzt wird. In Bad Homburg erweiterte man das Depot der Homburger Straßenbahn in der Höhestraße zur gemeinsamen Nutzung.

 
Wartehäuschen "Motorenfabrik"

Die Strecken dienten dem Pendler- und Ausflugsverkehr für Fahrgäste sowie (bis 1983) dem Güterverkehr. Hauptkunden waren die Motorenfabrik Oberursel und die Heddernheimer Kupferwerke, die vor allem während des Zweiten Weltkriegs als Kupfer- und Aluminiumwerk mit einer angegliederten Produktion von Flugzeugmotoren bedeutende Frachtmengen erbrachten. Außerdem wurden Rüben von Nieder- und Ober-Eschbach über den Staatsbahnhof in Oberursel abgefahren.

Ein 1923 erbauter Niederflur-Beiwagen wurde 1924 von der Waggonfabrik Uerdingen an die FLAG geliefert. Dieses für die damalige Zeit einzigartige Fahrzeug sollte aus Sicht des Herstellers neue Aufträge generieren, blieb jedoch ein Einzelstück. Es war bis zum 31. Dezember 1954 in Betrieb. Es wurde außer Dienst gestellt, da die BOStrab die damals neuen Schienenbremsen vorschrieb, die dafür erforderlichen neuen Drehgestelle jedoch zu teuer gewesen wären. Das Fahrzeug befindet sich heute im Frankfurter Verkehrsmuseum.

Das Ende der Frankfurter Lokalbahn

Am 31. Juli 1935 wurde die Bad Homburger Straßenbahn stillgelegt. Die am Marktplatz an die FLAG anschließende Linie zur Saalburg wurde durch einen Bus ersetzt. Die FLAG benutzte in der Homburger Louisenstraße auch weiterhin die zweigleisige Strecke Rondell – Markt (1,43 km) (– Depot) der Homburger Straßenbahn. Bereits seit 1925 betrieb die FLAG eine Buslinie im Hochtaunus von der Hohemark nach Schmitten. Von 1950 bis 1954 betrieb die FLAG auch eine Schnellbus-Linie (mit roten Bussen) Frankfurt – Bad Homburg über die Autobahn neben der "blauen" Linie der Schnellbus-Braun KG.

Am 1. Januar 1955 übernahm die Straßenbahn Frankfurt am Main den Betrieb der FLAG. Die Aktiengesellschaft wurde 1956 aufgelöst. Die dann Taunusbahnen der Stadt Frankfurt genannten Linien von Heddernheim nach Oberursel-Hohemark und Bad Homburg (seit 1971 nur noch bis in den Stadtteil Gonzenheim) wurden zu rein kommunalen Straßenbahnlinien und sind heute als Linien U2 und U3 Teil des Frankfurter Stadtbahnsystems (A-Strecke).

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Höltge, Günter H. Köhler: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. 2. Auflage. Band 1: Hessen. EK-Verlag, Freiburg 1992, ISBN 3-88255-335-9.
  • Horst Michelke, Claude Jeanmaire: 100 Jahre Frankfurter Straßenbahnen: 1872 – 1899 – 1972., 1. Auflage, Villigen AG, Brugg/Schweiz 1972, ISBN 3-85649-018-3
  • Walter Söhnlein, Jürgen Leindecker: Die Frankfurter Lokalbahn und ihre Elektrischen Taunus-Bahnen., GeraMond, München 2000, ISBN 3-932785-04-5
  • Walter Söhnlein, Gerta Walsh: Bahn frei! - Schienenwege in den Taunus 1860 - 1910 - 2010, Societäts Verlag, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-7973-1223-5