Olympische Winterspiele 2006
XX. Olympische Winterspiele | |
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Teilnehmende Nationen | 82 |
Teilnehmende Athleten | 2633 (1627 Männer, 1006 Frauen) |
Wettbewerbe | 84 in 7 Sportarten und 15 Disziplinen |
Eröffnung | 10. Februar 2006 |
Schlussfeier | 26. Februar 2006 |
Eröffnet durch | Carlo Azeglio Ciampi |
Olympischer Eid | Giorgio Rocca (Athleten) Fabio Bianchetti (Kampfrichter) |
Olympische Fackel | Stefania Belmondo |
Die XX. Olympischen Winterspiele werden vom 10. bis 26. Februar 2006 in Turin ausgetragen, der Hauptstadt der italienischen Region Piemont. Nach den Winterspielen von 1956 in Cortina d'Ampezzo finden damit zum zweiten Mal Olympische Winterspiele in Italien statt. Mit 82 teilnehmenden Nationen stellen die Spiele von Turin zudem einen neuen Teilnehmerrekord auf.
Da nur vier Sportarten unmittelbar in Turin und die restlichen in der näheren Umgebung ausgetragen werden, wird von einer „Olympiade der weiten Wege” gesprochen. Diesem Umstand ist es außerdem zuzurechnen, dass es dieses Mal drei olympische Dörfer gibt. Eines liegt direkt in Turin, die beiden anderen in Sestriere und Bardonecchia in der Provinz Turin.
Da das italienische Innenministerium Terroranschläge während der Olympischen Spiele befürchtet, wird es in Turin ein großes Aufgebot an Sicherheitskräften geben, das mit dem bei den Olympischen Spielen von Salt Lake City im Jahre 2002 vergleichbar ist.
Medaillenspiegel (nach 12 von 84 Entscheidungen) | |||||
Platz | Land | G | S | B | Total |
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1 | ![]() |
2 | 1 | - | 3 |
2 | ![]() |
2 | - | - | 2 |
3 | ![]() |
1 | 3 | 3 | 7 |
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1 | 2 | - | 3 |
5 | ![]() |
1 | 1 | 1 | 3 |
6 | ![]() |
1 | 1 | - | 2 |
7 | ![]() |
1 | - | 2 | 3 |
8 | ![]() |
1 | - | 1 | 2 |
- | ![]() |
1 | - | 1 | 2 |
10 | ![]() |
1 | - | - | 1 |
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- | 2 | - | 2 |
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- | - | 1 | 1 |
Vollständiger Medaillenspiegel |
Wahl des Austragungsortes
Turin setzte sich an der 109. IOC-Session am 19. Juni 1999 in Seoul (Südkorea) mit 53 zu 36 Stimmen gegen Sion (Schweiz) durch. Folgende Städte schafften es nicht, vom IOC zur Wahl zugelassen zu werden: Helsinki (Finnland), Klagenfurt (Österreich), Poprad (Slowakei) und Zakopane (Polen).
Logo, Maskottchen und Motto
Das offizielle Logo zeigt über den olympischen Ringen und dem Schriftzug „Torino 2006” das Profil des Mole Antonelliana. Dieses Wahrzeichen der Stadt ist dargestellt mit weißen und blauen Eiskristallen, welche den Schnee und den Himmel symbolisieren. Das Kristallnetz steht auch für das Netz neuer Technologien und den olympischen Gemeinschaftssinn.
Offizielle olympische Maskottchen sind „Neve” (ein weiblicher Schneeball) und „Gliz” (ein männlicher Eiswürfel).
Das Motto der Olympischen Winterspiele von Turin lautet: Passion lives here, was übersetzt ins Deutsche Hier lebt die Leidenschaft bedeutet. Dieses Motto wurde in der Eröffnungsfeier mehrmals aufgegriffen in Form der durch die Farbe Rot symbolisierten Leidenschaft.
Fackellauf
Im November 2005 wurde die olympische Fackel im antiken Olympia entzündet. Am 8. Dezember 2005 erreichte der Fackellauf Italien. Papst Benedikt XVI. segnete das olympische Feuer bei einer Messe auf dem Petersplatz.
Der Fackellauf führte nicht nur durch Griechenland und Italien, sondern auch durch San Marino, Österreich, die Schweiz, Slowenien und Frankreich. Bis zur Entzündung des olympischen Feuers hatte die Flamme 11.300 Kilometer zurückgelegt.
Disziplinen
Wettkampfstätten
Turin
- Oval Lingotto: Eisschnelllauf
- Torino Esposizioni: Eishockey
- Torino Palasport Olimpico: Eishockey
- Stadio Olimpico (ehem. Stadio Communale): Eröffnungs- und Schlussfeier
- Torino Palavela: Eiskunstlauf, Short Track
Wettkampfstätten in der Provinz Turin
- Bardonecchia: Snowboard
- Cesana Torinese: Biathlon, Ski Alpin, Bobsport, Rodeln und Skeleton
- Pinerolo: Curling
- Pragelato: Skispringen, Skilanglauf, Nordische Kombination
- Sauze d'Oulx: Freestyle
- Sestriere: Ski Alpin
Teilnehmer
Mit 82 gemeldeten Nationen wird in Turin ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt. Die afrikanischen Staaten Äthiopien und Madagaskar werden ihre Premiere bei Olympischen Winterspielen feiern.
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- Grün: < 10 Teilnehmer; - Blau: 10-50 Teilnehmer; - Orange: 50-100 Teilnehmer; - Rot: > 100 Teilnehmer. | |
Eröffnungsfeier
An der Eröffnungsfeier im Turnier Olympiastadion waren 6500 Darsteller, die seit September 2005 probten, beteiligt. Sie wurde von Marco Balich gestaltet, der schon Konzerte von Weltstars wie U2, Pink Floyd und Whitney Houston plante. Die knapp dreistündige Eröffnungsfeier begann am 10. Februar 2006 um 20.00 Uhr.
Ein Amboss, der von Turnolympiasieger Juri Chechi mit einem Hammer geschlagen wurde, symbolisierte die Industriestadt Turin. Dieser Auftakt der Eröffnungsfeier wurde von Rot als Farbe der Leidenschaft, die auch im weiteren Verlauf immer wieder erschien, dominiert. Rollschuhfahrer, Skateboarder und Breakdancer stellten Blut und Blutzellen dar und bildeten zum Abschluss dieses ersten Teiles der Zeremonie ein Herz, welches durch ihre Bewegung den Eindruck erweckte, es würde schlagen. Dieses Symbol sollte auch ein Herzliches Willkommen gegenüber den Zuschauern bedeuten.
Im zweiten Teil der Show wurde ein Themenwechsel hin zur alpenländischen Folklore vollzogen. Sieben Alphörner sollten die sieben Alpenländer symbolisieren. Die Darstellung war überspitzt, so als ob es das Motiv einer Postkarte wäre. Auch Klischees über die Tradition dieser Region wurden mit dem Auftritt von Folkloregruppen aufgegriffen.
Den beiden ersten Showelementen folgte der erste offizielle Teil der Eröffnungsveranstaltung. Carla Bruni, ein ehemaliges Topmodel und Sängerin, brachte die italienische Flagge ins Olympiastadion, wo sie von Carabinieri gehisst wurde. Das neunjährige Mädchen Eleonora Benetti sang Fratelli d'Italia, die italienische Nationalhymne.
Es folgte eine erneute Showeinlage: Mehrere hundert Beteiligte bildeten erst zwei X, um die zwanzigsten Olympischen Winterspiele zu symbolisieren, und stellten dann den Bewegungsablauf eines Skispringers dar.
Über eine Gerüstkonstruktion wurden die Olympischen Ringe, begleitet von Akrobaten, im Stadion installiert. Es waren die größten Olympischen Ringe aller Zeiten, was dem Motto citius, altius, fortius (höher, schneller, weiter) entsprach.
Unter den Ringen hindurch marschierten die Athleten ins Stadion ein. Die bekanntesten Fahnenträger waren Renate Götschl für Österreich, Janica Kostelić für Kroatien, Kati Wilhelm für Deutschland, Chris Witty für die USA und Anja Pärson für Schweden. Der Einmarsch der Sportler war im Vergleich zu früheren Olympischen Spielen vorgezogen worden, damit die Athleten nicht so lange in der Kälte warten mussten und mehr von der Veranstaltung mitbekamen.
An dieser Stelle wurden Zitate von Dante Alighieri (Göttliche Komödie) aus einem übergroßen Buch rezitiert, die die Sportler noch einmal zu einem guten Verhalten ermahnen sollten.
Nun ging die Eröffnungsfeier auf die italienische Geschichte und Kunstgeschichte ein. Fahnenschwenker und höfische Szenen aus dem 17. Jahrhundert, sowie die Nachstellung des Gemäldes „Die Geburt der Venus” mit Eva Herzigová symbolisierten die Renaissance; Stelzenläufer mit riesigen Reifröcken den Barock.
Dann vollzog sich die Wende zur Moderne mit dem Tänzer Roberto Bolle und einer Nachbildung der Skulptur Einzigartige Formen der Kontinuität im Raum von Umberto Boccioni und einem Techno-Ballett. Danach der Zusammenbau eines Formel-1-Rennwagens von Ferrari, das danach eine Runde im Stadion drehte.
Die Reden des OK-Präsidenten Valentino Castellani, der auf den Olympischen Frieden verwies, und des IOC-Präsidenten Jacques Rogge, der dem Organisationskomitee dankte und an die Sportler appellierte, sauberen Sport zu betreiben, leiteten die offizielle Eröffnung der Spiele durch den italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi ein. Zu den Klängen von Giuseppe Verdis Oper Aida folgte der Einzug der Olympischen Flagge. Erstmals in der olympischen Geschichte wurde diese von bekannten und engagierten Frauen getragen. Sie sollen alle Frauen der Welt symbolisieren und stehen für Frieden, Verständigung und Kommunikation zwischen den Kulturen. Die acht Frauen waren im einzelnen: Die Schauspielerinnen Sophia Loren und Susan Sarandon, die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Muta Maathai, die Schriftstellerin Isabel Allende, die Olympiasiegerinnen Nawal El Moutawakel, Maria Mutola und Manuela di Centa und die Aktivistin Somaly Mam. Giorgio Rocca sprach den Olympischen Eid der Sportler, Fabio Bianchetti tat dies ebenfalls für die Kampfrichter.
Als Symbol für den Frieden stellten Akrobaten eine fliegende Friedenstaube dar und Yoko Ono verlas eine Friedensbotschaft. Der bis dahin erste wirkliche musikalische Beitrag war Imagine, gesungen von Peter Gabriel.
Der Höhepunkt der Eröffnungsfeier war die Entzündung des Olympischen Feuers durch Stefania Belmondo. Es war das erste Mal, dass das Feuer mit einem Feuerwerk entzündet wurde. Zum Abschluss sang Luciano Pavarotti die Arie Nessun Dorma aus Giacomo Puccinis Oper Turandot.
Medaillen
Bei den Olympischen Spielen werden insgesamt 1026 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen vergeben. Sie sind jeweils 450 Gramm schwer und haben ein Loch in der Mitte. Sie wurden in Handarbeit hergestellt.
Die Medaillen sollen durch ihre Form einen Platz darstellen, auf dem sich Menschen treffen und Kontakt zueinander haben. Das Loch soll außerdem den Sportler zu einem Teil der Medaille machen, weil man ein Stück von ihm durch dieses Loch sieht, wenn er die Medaille trägt.
Ereignisse an den Wettkampftagen
Samstag, 11. Februar 2006
Die erste Entscheidung dieser Olympischen Winterspiele war der 20 Kilometer-Einzelwettkampf der Herren im Biathlon. Diesen Wettbewerb gewann der deutsche Sportler Michael Greis vor den beiden Norwegern Ole Einar Bjørndalen und Halvard Hanevold. Damit ging die erste Goldmedaille der Spiele an die deutsche Mannschaft. Außerdem ist es nun für Ole Einar Bjørndalen schon nicht mehr möglich gewesen seine Leistung aus Salt Lake City zu wiederholen, wo er in jeder Disziplin Gold gewann.
Auch in der zweiten Entscheidung des Tages konnte überraschend ein Deutscher triumphieren. Georg Hettich gewann die Goldmedaille in der Nordischen Kombination vor dem Österreicher Felix Gottwald und dem Norweger Magnus Moan, der ein Fotofinish mit Petter Tande (4.) für sich entschied. Der Favorit Hannu Manninen, der sich in dieser Saison vorzeitig den Gesamtweltcupsieg sicherte, enttäuschte mit seinem neunten Platz.
In der Disziplin Eisschnelllauf über 5000 Meter der Herren, der dritten Entscheidung des Tages, gewann der US-Amerikaner Chad Hedrick Gold vor Sven Kramer aus den Niederlanden und dem Italiener Enrico Fabris. Somit sicherten sich die USA ihre erste Goldmedaille dieser Spiele, aber auch die Italiener gewannen bei ihrer Heimolympiade ihre erste Medaille.
Auf der Buckelpiste im Freestyle-Skiing der Damen konnte sich die große Favoritin Jennifer Heil aus Kanada in der vierten Entscheidung des Tages gegen Kari Traa aus Norwegen und Sandra Laoura aus Frankreich durchsetzen. Kari Traa gewann mit ihren 32 Jahren bei ihrer wahrscheinlich letzten Olympiateilnahme die Silbermedaille, die in ihrem Medaillensatz (Bronze in Nagano, Gold in Salt Lake City) noch fehlte. Es war der erste Olympiawettkampf in dieser Disziplin, in dem die Sprünge der so genannten Neuen Schule (New School) zugelassen waren.
Neben den aufgeführten Entscheidungen wurden die ersten Spiele im Eishockey der Damen und die Qualifikation zum Skispringen auf der Normalschanze ausgetragen. Außerdem wurden die ersten beiden Läufe des Einsitzer-Rennrodelns der Herren durchgeführt, in denen auch Georg Hackel bei seinen letzten Olympischen Spielen mitfuhr.
Sonntag, 12. Februar 2006
Im Verfolgungsrennen über zweimal 7,5 Kilometer der Damen, dem ersten Wettbewerb im Skilanglauf, gewann die Estin Kristina Šmigun vor der Tschechin Kateřina Neumannová und der Russin Jewgenija Medwedewa-Arbusowa. Die favorisierte Norwegerin Marit Bjørgen gab im Verlaufe des Rennens auf.
Die Ski-Abfahrt der Herren, von vielen als Königsdisziplin des alpinen Skilaufs und auch der Olympischen Winterspiele gesehen, gewann überraschend Antoine Dénériaz aus Frankreich vor Michael Walchhofer aus Österreich und Bruno Kernen aus der Schweiz. Favouriten wie der US-Amerikaner Bode Miller und Hermann Maier enttäuschten.
Den Halfpipe-Wettbewerb der Herren im Snowboarden gewann der favorisierte US-Amerikaner Shaun White vor seinem Landsmann Daniel Kass und dem Finnen Markku Koski.
Im Verfolgungsrennen über zweimal 15 Kilometer der Herren siegte der Russe Jewgeni Dementjew im Spurt vor dem Norweger Frode Estil und dem Italiener Pietro Piller Cottrer. Der aus deutscher Sicht Sieganwärter Tobias Angerer konnte nur den zwölften Platz erreichen.
Beim Eisschnelllaufen der Damen über 3000 Meter gab es einen niederländischen Doppelsieg: Ireen Wüst gewann vor ihrer Landsfrau Renate Groenewold und der Kanadierin Cindy Klassen. Die Deutschen Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Daniela Anschütz belegten die Plätze 4 bis 6.
Das Skispringen von der Normalschanze gewann der Norweger Lars Bystøl vor dem Finnen Matti Hautamäki und dem Norweger Roar Ljøkelsøy. Nach dem ersten Durchgang lag Bystøl lediglich auf dem siebten Platz. Der Deutsche Michael Uhrmann kam mit einem Abstand von nur 0,5 Punkten zur Bronzemedaille auf Platz 4.
Im Einsitzer-Rennrodeln der Herren gewann Italiener Armin Zöggeler die erste Goldmedaille für das Gastgeberland, vor dem Russen Albert Demtschenko und dem Letten Martins Rubenis. Die Deutschen David Möller, Jan Eichhorn und Georg Hackl belegten die Plätze 5 bis 7. Damit verfehlte Hackl sein Ziel, bei der sechsten und letzten Olympiateilnahme zum sechsten Mal eine Medaille zu gewinnen.
Die Asiaten dominierten das Finale im Shorttrack der Herren über 1500 Meter: Es gewann der Südkoreaner Ahn-Hyun Soo vor seinem Landsmann Lee Ho-Suk und dem Chinesen Li Jiajun.
Montag, 13. Februar 2006
Abschlussfeier
Am 26. Februar 2006 wird im Turiner Olympiastadion die Abschlussfeier stattfinden.
Berichterstattung in den Medien
Über 10.000 Vertreter der Medien aus aller Welt berichten von den Olympischen Winterspielen in Turin. Über 3 Milliarden Menschen in 200 Ländern werden Fernsehberichte über die Spiele sehen können.
Fernsehen
Die Fernsehrechte für Deutschland liegen, wie bereits bei den anderen Olympischen Spielen, bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD (Das Erste) und dem ZDF. Diese übertragen zusätzlich, wie schon bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen, auf ihren Digitalsendern (EinsFestival und ZDFinfokanal) weitere Wettkämpfe. In Österreich überträgt ORF1 die Olympischen Spiele, für den deutschsprachigen Teil der Schweiz laufen die Übertragungen auf SF zwei. Europaweit werden die Spiele von Eurosport 24 Stunden am Tag übertragen.
Siehe auch: Olympia mit Waldi & Harry
Weblinks
- Website des Organisationskomitees Turin 2006 (engl., franz., ital.)