Robert M. Pirsig

US-amerikanischer Autor
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Robert Maynard Pirsig (* 6. September 1928 in Minneapolis, Minnesota, USA) ist ein US-amerikanischer Autor. Sein erstes Werk Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten (1974) wurde zum internationalen Bestseller, nachdem es zuvor von 121 Verlagen abgelehnt worden war.

Robert Maynard Pirsig

Leben

Pirsigs Eltern sind Maynard und Harriet Marie Pirsig, geborene Sjobeck. Seine Mutter war Schwedin, sein Vater unterrichtete von 1934 bis zur Emeritierung 1970 an der University of Minnesota Law school. Dort war er von 1948 bis 1955 Dekan.

Pirsig fiel in seiner Kindheit früh als außergewöhnlich intelligent auf. Mit 9 Jahren wurde bei ihm ein IQ von 170 festgestellt, mit 14 Jahren studierte R. M. Pirsig Biochemie an der University of Minnesota. Trotz seiner Intelligenz und Lernbereitschaft bereiteten der Universitätsbetrieb und das dort vorherrschende Lehrsystem dem jungen Pirsig erhebliche Probleme. Die Ein- und Unterordnung in die akademische Rangordnung fiel ihm schwer, und indem das Studium seine inhaltlichen Erwartungen nicht erfüllte, zog er sich zunehmend in eine kritische Haltung gegenüber seinen Dozenten und Mitstudenten zurück. Nach drei Jahren wurde Pirsig schließlich der Universität verwiesen, da seine regulären Noten und seine fehlende Anteilnahme am Studium seinen Aufenthalt an der Uni nicht mehr zuließen.

Nach dem Abbruch des Studiums reiste Pirsig einige Zeit (bis 1946) mit dem Rucksack durch Montana, trat in die Armee ein und wurde nach Korea versetzt. 1949 wurde er aus der Armee entlassen und begann in Minnesota, Philosophie zu studieren. Pirsig erlangte den Titel eines Bachelor. 1951 reiste er nach Benares (Indien) und studierte dort orientalische Philosophie.

1953 bis 1956 lebte Robert M. Pirsig von verschiedenen Tätigkeiten, darunter überwiegend vom Verfassen technischer Handbücher und Bedienungsanleitungen. Er war zusammen mit seiner späteren Ehefrau Nancy Ann James Mitautor des wissenschaftlichen Literaturmagazins „The Ivory Tower“. 1957 und 1958 studierte er Journalismus bis zum Master-Abschluss. Er erhielt eine Anstellung als Lehrer für Rhetorik und Schriftstellerei an der Montana State University – Bozeman in Montana und verärgerte dort seine Kollegen am Institut mit seinen Exposés, in denen er den erkenntnistheoretischen Status von 'Qualität' am Beispiel seines Fachs Rhetorik kritisierte und die Abschaffung der akademischen Ränge und Abschlusszertifikate verlangte, damit die Wissenschaft wieder eine „Kirche der Vernunft“ werden könne.

1960 zog Pirsig nach Chicago, um dort weiter über Erkenntnistheorie zu studieren. 1961 besuchte er ein Seminar über die Erkenntnisphilosophie und dialektische Methodik des antiken Griechenlands. Auch dort kam es zu aggressiven Konfrontationen zwischen Pirsig und den Dozenten: Pirsig vertrat die Ansicht, dass scholastisches „Vernunftdenken“ die Erkenntnisfähigkeit des Menschen wie ein Wahrnehmungsfilter behindere. Dagegen vertraten die Dozenten die Auffassung, dass allein die wissenschaftliche Dialektik absolute „Wahrheiten“ hervorbringen könne. Pirsig hat diesen Streit später in Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten nacherzählt. Der Konflikt eskalierte schließlich, sodass Pirsig die Universität endgültig verließ.

Im Anschluss an diesen Bruch zog sich Pirsig weiter zurück und erlitt einen Nervenzusammenbruch. Aufgrund seiner seelischen Verfassung kam es Anfang der 1960er Jahre zu einer Reihe von Krankenhausaufenthalten, im Verlauf derer eine Schizophrenie diagnostiziert wurde. Auch Erfahrungen dieser Zeit verarbeitete er schließlich in Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten. Pirsigs Zustand stabilisierte sich erst gegen Ende des Jahrzehnts.

Vom 8. Juli 1968 bis zum 24. Juli 1968 unternahm Pirsig zusammen mit seinem Sohn Chris und zwei Freunden, John und Silvia Sutherland, eine Motorradreise. Die Erinnerungen an diese Reise verarbeitete Pirsig später zur Rahmenhandlung seines Werks Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten. Es wurde 1974 veröffentlicht und machte ihn über die Grenzen seines Landes hinaus berühmt.

Robert M. Pirsig war von 1954 bis 1978 mit Nancy Ann James verheiratet. 1956 wurde sein Sohn Chris, 1958 sein zweiter Sohn Theodore geboren. 1978 heiratete er seine zweite Frau und zog nach England. Chris wurde 1979 auf offener Straße bei einem Überfall erstochen. 1981 wurde Robert M. Pirsigs Tochter Nell geboren.

Bis 1991 arbeitete Robert M. Pirsig an seinem zweiten Werk Lila.

Philosophisches Werk

Kern von Pirsigs Werk ist die Metaphysik der Qualität. In dieser nichtdualistischen Metatheorie verwirft Pirsig die Subjekt-Objekt-Theorie und führt stattdessen die Eigenschaftswörter statisch und dynamisch ein. Der Hauptnutzen der Metatheorie der Qualität liegt in seiner Eigenschaft, moralische Fragen wissenschaftlich untersuchen und bewerten zu können. Sie funktioniert daher unabhängig vom Determinismus oder Positivismus und steht hierarchisch über der klassischen dualistischen Metaphysik. Als Folge daraus kann die Metatheorie nicht dualistisch untersucht werden, während die Metatheorie der Qualität durchaus in der Lage ist, dualistische Theorien zu erklären.

Statik und Dynamik

Statische Strukturen sind festgeschriebene Wertestrukturen, die zum Beispiel im Sozialen eine Übereinkunft über Verhaltensweisen darstellen. Sinn und Zweck dieser statischen Festschreibungen ist die Definition von Gut und Böse: Hierbei wird all das als zum „Guten“ erklärt, was den Erhalt der sozialen Strukturen fördert, während das „Böse“ die bestehenden sozialen Strukturen gefährdet. Statik und Dynamik sind folglich in sich zwar gegeneinander gerichtet, dienen aber dem Zweck der Fortentwicklung und Evolution dadurch, dass die Statik erreichte Evolutionsstufen gegen Degenerierung absichert, und von diesen Absicherungspositionen aus dynamische Versuche unternimmt, vorhandenen Gegebenheiten und Sachzwängen kreativ auszuweichen und „dem Leben mehr Raum und Möglichkeiten zu verschaffen“. Es ist also das Grundprinzip des Dynamischen, bestehende Strukturen zu modifizieren und zu variieren, wobei sich die Brauchbarkeit dieser Variationen immer erst später herausstellen kann (Variation und Selektion). Anhand dieser Gegebenheiten definiert Pirsig den Moralbegriff, den zu beschreiben „die Philosophie und Geisteswissen bislang vergeblich versuchten“: Moral ist demnach das Prinzip, „dem Leben Entfaltungsmöglichkeiten zu verschaffen“. Damit ist erklärt, wann soziale Strukturen als unmoralisch empfunden werden – nämlich immer dann, wenn sie Entfaltungsmöglichkeiten restringieren statt eröffnen.

Evolutionsstufen

Pirsig beschreibt vier Sprünge in der Evolution statischer Wertstrukturen, die sich als Evolutionsstufen erhalten haben. Diese werden bezeichnet als anorganische, biologische, soziale und intellektuelle Wertstrukturen. Eine fünfte, mystische Ebene wird von Pirsig als auf die intellektuelle folgend beschrieben, wobei diese nicht mehr den statischen Strukturen zuzurechnen ist, (obgleich sie alle statischen Wertebenen durchzieht und beeinflusst) sondern sich als dynamische, undefinierbare, der Subjekt/Objekt-Trennung vorausgehende Qualität zeigt. Ein Erwartungsbruch in der Metaphysik der Qualität besteht darin, dass diese Stufen nach Pirsig nicht harmonisch kooperieren, sondern sich eher feindlich gegenüber stehen, sodass eine höhere Evolutionsstufe sich darum bemüht, die ihr untergeordnete Stufe für ihre eigenen Ziele zu benutzen. Diese Evolutionsstufen sind folglich statische Strukturen, die aber fortlaufend von dynamischen Einflüssen (organisch: Mutationen; sozial: Antagonisten; geistig: Ideen) korrumpiert werden. Das Resultat ist ein Spannungsfeld zwischen Bewahrern und Revolutionisten. Die dynamische Qualität fand so im Kohlenstoffatom einen solchen Revolutionisten, durch welchen eine neue, dynamischere Wertebene entstehen konnte: irdisches, biologisches Leben. Die zweite Eigenschaft der Evolutionsstufen besteht in ihrer Unabhängigkeit voneinander im Hinblick auf ihre Struktur – die Unabhängigkeit bestehe demnach wie in einer Analogie zur Hard- und Software eines Computers, bei der ein Programmierer nicht wissen müsse, wie hardwareseitig z. B. eine Mono-Flop-Schaltung aufgebaut sei, wie Ankling- und Refräktärzeiten, Gatterspannungen etc. eingestellt seien. Der Programmierer verwende die Hardware über die logischen Beziehungen in seinem Programm, ohne von diesen physikalischen Dingen Kenntnis haben zu müssen. Der Anwender wiederum verwendet die Software ohne Kenntnis von den logischen Beziehungen des Programms. Auch sei keine Aussage über einen Operanden oder eine logische Beziehung mehr auf der Hardwareebene nachweisbar.

Schriften