Beirut (arabisch بيروت Bairūt) ist die Hauptstadt des Libanon. Sie liegt an der Mittelmeerküste, ungefähr in der Mitte des Landes in Nord-Süd-Richtung.

Beirut ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region mit vielen Verlagen und Universitäten, unter anderem der Amerikanischen Universität Beirut.
Bevölkerung
Die genaue Einwohnerzahl der Stadt ist unbekannt, da die letzte Volkszählung lange zurückliegt. 1991 betrug die Zahl schätzungsweise 1,5 Millionen, 2001: 2,1 Millionen Einwohner.
Beirut ist die konfessionell vielfältigste Stadt des Nahen Ostens. In ihr leben Christen (Maroniten, Griechisch-Orthodoxe, Armenisch-Orthodoxe, Armenisch-Katholische, Römisch-Katholische und Protestanten) Muslime (Sunniten und Schiiten) sowie Drusen. Die meisten Juden haben Beirut seit 1975 verlassen. Etwa 52 % sind Christen, 30 % davon Maroniten, gefolgt von griechisch Ortodoxen mit 16 %. 48 % Muslime, 27 % davon Schiiten.
Geschichte
Die älteste Erwähnung der Stadt datiert auf die Mitte des 2. Jahrtausends vor unserer Zeit. Die Stadt war bereits unter den Phöniziern ein bedeutender Stadtstaat, ihr antiker Name lautet Be'erot(dt. "Brunnen").
Die römische Herrschaft begann im Jahre 64 v. Chr.. Während dieser Zeit war die Stadt, welche nun als Kolonie den Namen Berytus trug, sehr bedeutend und brachte bekannte Juristen hervor, unter anderem Aemilius Papinianus und Domitius Ulpianus.
Als im Jahre 551 ein Erdbeben und eine nachfolgende Flutwelle die Stadt zerstörten, war der Glanz und Wohlstand der Stadt verloren gegangen.
Im Jahre 635 wurde die Stadt von den Arabern erobert. Die Araber nannten die immer noch zerstörte Stadt Bayrut. Die Stadt wurde wieder aufgebaut und der Handel begann erneut zu florieren. Von 1110 bis 1291 war sie dann in der Hand von Kreuzfahrer-Fürsten. Nach der Rückeroberung durch die Muslime war die Stadt meist von den Drusen beherrscht, auch wenn sie ab 1516 zum Osmanischen Reich gehörte. 1888 wurde Beirut eine Vilayet Syriens, das die Sandschaks Latakia, Tripolis, Beirut, Acre und Bekaa umfasste.
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches nach dem 1. Weltkrieg kam die Stadt als Teil eines Völkerbundmandats an Frankreich. Nachdem der Libanon nach dem 2. Weltkrieg seine Unabhängigkeit erlangte, wurde Beirut die Hauptstadt vom Libanon. Internationale Investitoren und Finanziers wurden durch die "libanesische Freihandelspolitik" angezogen. Beirut entwickelte sich zu einem Finanzzentrum.
Während des libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990) war die Stadt in einen muslimischem Westen und einen christlichen Osten geteilt. Im Juli 1982 drang Israel in den Libanon ein. Der Westen Beiruts wurde 10 Wochen lang belagert und bombardiert. Im Oktober 1990 endete der Bürgerkrieg. Beirut wurde über weite Strecken wieder neu aufgebaut.
Stadtentwicklung
Während die Stadtentwicklung bis ca. 1840 auf ein relativ kleines Areal beschränkt war, fand unter spätosmanischer Herrschaft eine Ausdehnung auf die Bereiche außerhalb der Stadtmauern statt. Die zunächst sehr lose Bebauung verdichtete sich im Laufe der Zeit, vor allem entlang der wichtigen Ausfallstraßen nach Tripoli im Norden, Damaskus im Osten und Sidon im Süden. Innerhalb der Stadtmauern wurden unter osmanischer Herrschaft zwei Durchgangsstraßen geschaffen.
Während der Mandatszeit baute man diese Schneisen mit der Implementierung eines sternenförmigen Hausmannschen Straßenschemas aus, so dass das mittelalterliche Beirut fast vollständig überformt wurde. Die Stadt wuchs aufgrund von Zuwanderungsbewegungen schnell an und es kam neben der Ausdehnung nach Süden zu einer Verdichtung in den zentrumsnahen Quartieren.
Der Bürgerkrieg (1975-1990) führte neben der Zerstörung der Bausubstanz zu umfangreichen Vertreibungsprozessen, die eine verstärkte religiöse Segregation der Stadt entlang der "Green Line" zur Folge hatte.
Für den Wiederaufbau des Stadtzentrums wurde in den 1990er Jahren die private, als Aktiengesellschaft organisierte Wiederaufbaugesellschaft Solidere geschaffen.
Universitäten, Institute und kulturelle Einrichtungen
Beirut besitzt die angesehene American University of Beirut (kurz AUB), die im Jahre 1866 von protestantischen Missionaren gegründet wurde. Beirut ist zudem Sitz weiterer Universitäten, z.B. Lebanese University of Beirut und Université Saint-Joseph.
Söhne und Töchter der Stadt
- Rabih Abou-Khalil, libanesischer Oud-Spieler und Jazzmusiker
- John Dolmayan, US-amerikanischer Schlagzeuger armenischer Herkunft
- Bachir Gemayel, Libanesischer Präsident
- Naji Hakim, Organist und Komponist
- Mona Hatoum, britische Künstlerin
- Nicolas Hayek, Unternehmer (Swatch), Physiker und Mathematiker
- Samir Kassir, libanesischer Journalist
- Elias Khoury, libanesischer Schriftsteller
- Prosper L'Orange, deutscher Ingenieur und Erfinder
- Tigran Manssurjan, armenischer Komponist
- Gazebo, italienischer Musiker
- Sayid Hassan Nasrallah, Anführer der libanesischen Befreiungsbewegung Hisbollah
- Keanu Reeves, kanadischer Schauspieler
- Christoph Rihs, Schweizer Künstler
- Serj Tankian, armenisch-amerikanischer Sänger
- Suleman Taufiq, syrischer Schriftsteller
- Ernst von Wildenbruch, deutscher Schriftsteller und Diplomat
- Gabriel Yared, Libanesischer Komponist
Siehe auch: Liste der Städte im Libanon
Bilder
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hoch über Beirut
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Grottes aux Pignons
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Grottes aux Pignons
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Fischer an der Küste
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Wohngebäude in Ra's Beirut (zwischen der Amerikanischen Universität und dem Leuchturm)
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Märtyrerplatz und Grande Mosque
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Place de l'Ètoile
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abgesperrte Straße vor der HSBC-Filiale
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Grünanlage in Downtown
Weblinks
- Beirut Blog: Foto, Audio, Text und Video
- Stadtkarten von Beirut (1964 - 1968)
- Fabian Würtz: Zerstörung und Wiederaufbau von Beirut. Eine Maturarbeit.
- facing-reality beirut : lebanese daily life stories. Dokumentation über die Situation in Libanon
- Beirut-Reporter.de - Nachrichten und Reportagen aus Libanons Hauptstadt Beirut - Audio, Foto, Text und Video