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Hermodactylus nennt Alexander von Tralleis in seiner Therapeutika eine Droge gegen Podagra. Es ist neben colchicon und ephemeron einer der Namen, die in antiken medizinischen und botanischen Texten der Pflanzenfamilie Colchicum (z.B. Colchicum autumnale = Herbstzeitlose) gegeben wurde. Die Bezeichnung hat sich in der deutschen botanischen und medizinischen Literatur bis ins 17te Jahrhundert erhalten.
Botanische Bestimmung in der Antike
Die Pflanze, die schon von Theophrastos von Eresos ephemeron genannt wurde[1] , ist nicht eindeutig bestimmbar. Erst bei Pedanios Dioskurides wird ephemeron und colchicon durch die Merkmale Blüte ähnlich dem Safran, blüht im Herbst, hochgiftig als eine Art der Gattung Colchicum gekennzeichnet[2]. Möglicherweise handelt es sich um das Colchicum variegatum L. (beheimatet in Griechenland, Kreta), das Colchicum sibthorpii Bak. (Süd-Balkan, Kreta) oder das Colchicum pannonicum (Südost-Europa)[3] .
Medizinische Bedeutung in der Antike
In den zahlreichen antiken Schriften, in denen das ephemeron erwähnt wird, z.B. bei Plinius der Ältere und Galenos wird die Giftigkeit der Pflanze hervorgehoben. Eine medizinische Verwendung wird kaum beschrieben.
Erst im 6ten Jahrhundert berichtet Alexander von Tralleis von der medizinischen Verwendung des Colchicum gegen Podagra und Gicht. Dabei wird die Bezeichnung hermodactylus (= Hermesfinger) das erste mal verwendet. Er listet die Droge in 9 Rezepten gemeinsam mit wenig wirkmächtigen Stoffen, wie Anis, Pfeffer, Ingwer u.ä auf, so dass man hermondactylus für den Hauptwirkstoff halten kann. Diese Rezepte werden gegen den Schmerz des akuten Gichtanfalls eingesetzt, manchmal auch als abführendes Mittel[4]. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine Colchicum - Art[5]. Alexander von Trallais bezeichnet die Hermodaktylen-Medizin als "von den Alten erfunden". Er gibt keinerlei Hinweis, woraus diese Medizin gewonnen wird. Die Menge gibt er in einer Gewichtseinheit an. Auch im 7ten Jahrhundert wird Hermodactylus als Mittel gegen Podagra von Paulos von Aigina genannt.
Medizinische und botanische Bedeutung im Mittelalter und beginnender Neuzeit
Serapion Junior bringt im 11ten Jahrhundert in seiner Schrift de temperamentis simplicium die Hermodactyli durch die Angaben "Ähnlichkeit mit Safran" und "blüht Ende Herbst" eindeutig mit einer Colchium-Art, wahrscheinlich der in Mittel- und Südeuropa heimischen Colchicum autumnale, in Verbindung. Allerdings sieht er nur die Giftwirkung, die Anwendung als Heilmittel gegen Podagra ist verloren gegangen[6]. Viele Autoren des 15ten und 16ten Jahrhunderts nehmen in ihre Kräuterbücher die Pflanze auf und beziehen sich dabei auf die spätantiken Schriften. So heißt es bei Otto Brunfels.
Colchicum, έφήμερον, Bulbus agrestis, Officinis Hermodactylus, deutsch Zeitlößlin[7]
Dabei steht aber die Giftigkeit der Pflanze im Vordergrund und eine medizinische Anwendung wird nur äußerlich empfohlen.
Erst im 18ten Jahrh. führt Anton Störck eine pharmakodynamische Prüfung des Colchicum autumale durch und setzte sie als wirksames Mittel gegen die Wassersucht ein. Wegen der Giftigkeit der Pflanze verwendete er kleinste Mengen nach längerer Lagerung. Auch wurde durch Experimente mit Freiwilligen festgestellt, dass die Giftigkeit der Knolle mit der Jahreszeit schwankt und zu manchen Zeiten relativ gering ist. In England wird bald eine Wurzeltinktur gegen Gicht verordnet[8].
Literatur
- Auguste Koch: Über die Medicamenta heroica des Professors Anton von Stoerck , Würzburg 1931
- Theodor Puschmann: Alexander von Tralles, Original-Text, Übersetzung, einleitende Abhandlung, Amsterdam 1963
- Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte, Hamburg 1994
- Kurt Ruegg: Beiträge zur Geschichte der offizinellen Drogen Crocus, Acorus Calamus und Colchicum, Stetten/Basel 1936
Einzelnachweise
- ↑ Theophrast: Naturgeschichte der Gewächse, Neuntes Buch, 6
- ↑ Dioskurides: De materia medica, IV, 83
- ↑ Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte, S. 255
- ↑ Alexander von Tralleis: Therapeutika, Podagra
- ↑ Theodor Puschmann: Alexander von Tralles, Anmerkung S. 562
- ↑ Kurt Ruegg: Beiträge zur Geschichte der offizinellen Drogen Crocus, Acorus Calamus und Colchicum, S. 241
- ↑ Kurt Ruegg: Beiträge zur Geschichte der offizinellen Drogen Crocus, Acorus Calamus und Colchicum, S. 249
- ↑ Auguste Koch: Über die Medicamenta heroica des Professors Anton von Stoerck, S. 14-16