Interpassivität

reziproker sozialer Prozess
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Interpassivität bezeichnet eine delegierte Form des Genießens, um sich vor seinem eigenen Begehren zu schützen. Lacan folgend, scheint diese Theorie zu belegen, dass auch scheinbar intimste Gefühle radikal externalisiert werden können. Die jouissance wird abgewehrt, und sucht sich gewissermaßen ein "Subjekt, dem Genießen unterstellt werden kann".

Slavoj Zizek bemerkt hier, wirkliches Konsumieren, seine Lust an einem Objekt ("Objekt klein a") auszulassen, ist heute schwerer denn je.

Beispiele:

  • Kuratoren nehmen uns die Kunstbetrachtung ab.
  • Videorecorder schauen sich unsere Lieblingsfilme an, die wir uns aus "Zeitgründen" nie ansehen werden. Eine Ausnahme bildet hier die Sport-Live-Fernsehübertragung: Hier muss man am Fernseher wirklich live dabei sein, um seiner Mannschaft die Daumen zu halten - sonst "gilt" es nicht! Es gibt also, nach Pfaller, keine Interpassivität der Interpassivität.
  • Der Kopierer "liest" beim Kopieren die wissenschaftlichen Artikel, die wir nie zu Gesicht kriegen werden.
  • Die Klageweiber ersetzen das Trauern.
  • Das Dosengelächter der Sitcoms, das dem "Chor" der griechischen Komödie vergleichbar ist.
  • Tibetanische Gebetsmühlen, oder das Anzünden einer Kerze, ersetzen das Beten.
  • die sog. Claims auf dem Produkt, etwa Cokes "Ooh!Ooh! What taste!".
  • Der Glaube an das Christkind lebt in den Kindern wieder auf.
  • Nostalgie - man genießt das Genießen der früheren Zeit.
  • Der "beifahrende Saugfüßler" [1]
  • "Slavoj Zizek illustriert die Thematik sehr anschaulich und spannend: Nach dem Tod des Sowjet-Helden Berija gab es in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie des Jahres 1954 einen zweiseitigen Artikel zu Berija. Der besagte Held fiel jedoch bald als Verräter und Spion in Ungnade - weshalb die Verleger der Enzyklopädie alle Subskribienten anschrieben und baten, die beiden Seiten über Berija auszuschneiden und zurückzuschicken. Im Austausch für die fehlenden Seiten bekamen sie einen Artikel über die Bering-Straße zugeschickt. Wenn alle von der Fälschung wussten, wozu oder für wen wurde sie verschleiert? Für ein nichtexistentes Subjekt, dem Glauben unterstellt wird, antwortet Zizek." [2]
  • ich schäme mich für dich
  • Katharsis (Literatur): Die Katharsis (griechisch κάθαρσις, „die Reinigung“) meint nach der aristotelischen Definition der Tragödie in der Poetik die emotionale, körperliche, geistige und auch religiöse Reinigung. Durch das Durchleben von Mitleid und Furcht (von griechisch eleos und phobos, auch "Jammern" und "Schaudern" übersetzt) erfährt der Zuschauer der Tragödie als dessen Folge eine Läuterung seiner Seele von diesen Leidenschaften.
  • Trompe-l’œil
  • Prügelknabe

Siehe auch

Literatur