Der Begriff I-Effekt ("induktiver Effekt") dient in der Chemie zur Charakterisierung von Elektronenpaarbindungen. Er wurde vom amerikanischen Chemiker Linus Carl Pauling eingeführt.
Man unterscheidet zwei Arten von I-Effekten: den +I-Effekt (sprich: positiver-induktiver-Effekt) und den -I-Effekt (sprich: negativer-induktiver-Effekt).
Diese Effekte beziehen sich jeweils auf die Position der Elektronen in einer Elektronenpaarbindung. Zwei Atome, die durch eine Elektronenpaarbindung verbunden sind, teilen sich zwei Elektronen. Diesen Elektronen ist kein fester Platz zugewiesen, sondern sie sind, innerhalb dieser Verbindung, frei beweglich. Somit werden die Elektronen zu dem Atom hingezogen, das elektronegativer ist. Dieses Atom übt einen -I-Effekt aus, so dass sich die Elektronendichte bei dem anderen Atom verringert. Bei einem +I-Effekt werden die Elektronen von dem Atom weggeschoben und somit die Elektronendichte an dem anderen Atom erhöht.
In der Regel betrachtet man I-Effekte jedoch bei komplexeren Verbindungen. Dadurch ist es möglich das Verhalten der Verbindungen zu analysieren.
Beispielsweise hat der -I-Effekt bei Trichloressigsäure weitergehende Auswirkungen. In dieser Verbindung üben drei Cl-Atome am C-Atom einen -I-Effekt aus, dadurch zieht das C-Atom die Elektronen des ihm benachbarten C-Atoms zu sich, wodurch dieses C-Atom Eltektronen vom ihm benachbarten und einfach gebundenen Sauerstoff zu sich zieht, wodurch wiederum das O-Atom die Elektronen des mit ihm verbundenen H-Atoms wegzieht und dadurch kann das H-Atom sehr leicht abgespalten werden. In diesem Beispiel löst der -I-Effekt eine Kettenreaktion aus, die sich entscheidend auf das Verhalten des Moleküls auswirkt.