Gebundene Rede

explizit, insbes. metrisch geregelte Sprache
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Gebundene Rede bezeichnet die expliziten Regeln unterworfene Sprache. Insbesondere versteht man darunter metrisch geregelte Sprache, also beispielsweise nach Strophen und Versen gegliederte Sprache, wobei für Rhythmus (Versmaß) und Klang (Reim) spezifische Regeln gelten. Die Sprach-Regeln können aber im Prinzip beliebiger Art sein, zum Beispiel bei literarischen Spielformen wie Leipogrammen.

Der Begriff wurde von Quintilian erstmals verwendet (lat. oratio vincta)[1]). Er bezog sich dabei auf die teilweise, vor allem bei Klauseln am Satzschluß geregelte Sprache der Rhetorik, zunächst also auf (Kunst-)Prosa. Cicero bezeichnete dann in seinem Orator den Dichter als durch das Versmaß stärker gebunden als den Redner (versu sit astrictior[2]) und die durch das Versmaß geregelte Sprache als durch dieses gebunden (numeris astricta[3], daher in der Folge die Bezeichnung oratio astricta für die gebundene Rede, die ab der Renaissance auf die Poesie als höchste Form der Rhetorik übertragen und schließlich auf diese beschränkt wurde. Ab dem Barock ist die seit 1630 als oratio ligata (Johann Heinrich Alsted bezeichnete „gebundene Rede“ synonym mit metrisch geregelter, insbesondere gereimter Sprache. In dieser Bedeutung wird der Begriff bis heute als gehobene Ersatzbezeichnung für Verstexte verwendet.

Der Gegensatz von „gebundener Rede“ ist „ungebundene Rede“ (oratio soluta).

Literatur

  • B. Asmuth: Gebundene/ungebundene Rede. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. v. Gert Ueding. Tübingen 1992 ff., s.v.
  • Ludwig Fischer: Gebundene Rede. Dichtung und Rhetorik in der literarischen Theorie des Barock in Deutschland. Niemeyer, Tübingen 1968.
  • Günther Schweikle, Dieter Burdorf (Hg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-01612-6, S. 265.

Einzelnachweise

  1. Quintilian Institutio oratoria IX, 4, 19
  2. Cicero Orator 67
  3. Cicero Orator 187