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Bei mehreren Luftangriffen auf Engelskirchen im Februar und März 1945 zerstörten alliierte Kampfflugzeuge den Großteil von Engelskirchen sowie Teile von Loope.

Engelskirchen im Zweiten Weltkrieg
Bis Anfang 1945 war Engelskirchen kein Ziel alliierter Luftangriffe gewesen. In Engelskirchen und den umliegenden Gemeinden hielten sich zahlreiche Kriegsflüchtlinge auf, die das Oberbergische Land von Westen kommend erreichten.[1] Die durch Engelskirchen verlaufende Aggertalbahn wurde zum Transport von Munitionsnachschub genutzt.
Bedeutung Engelskirchens als Angriffsziel
Die möglichen Angriffsziele und Beweggründe für die Angriffe sind nur teilweise belegt. Der britische Angriffsbefehl gab als Ziele vor, dass rollende Material zu zerstören und den Verkehr durch den Verschiebebahnhof Engelskirchen zu unterbrechen. Engelskirchen war grundsätzlich in Karten amerikanischer Militärs hervorgehoben und als lohnendes Angriffsziel markiert. Joseph Hesse war später der Ansicht, dass die Luftaufklärung der Briten Engelskirchen als wichtigen Verkehrsknotenpunkt angesehen habe, da sich hier eine Kreuzung der Bundesstraße 55 mit der Leppestraße befand sowie die Aggertalbahn und die Leppetalbahn verliefen.[2] Weitere potentielle Angriffsziele waren möglicherweise eine Bildprüfstelle der Gestapo mit mehreren hundert Mitarbeitern oder eine Funkstation von Walter Model im nahe gelegenen Ründeroth. Zudem hielten sich mehrere aus dem Rheinland geflohene ranghohe Mitglieder der NSDAP in Engelskirchen auf.[3] Vermutungen, die Angriffe könnten mit dem Transport oder der Stationierung von V 1 und V 2 Raketen in Verbindung stehen, konnten bislang nicht final geklärt werden.[4]
Luftangriffe im Februar und März 1945
Die Luftangriffe auf Loope und Engelskirchen ereigneten sich im Zeitraum zwischen dem 2. Februar und 28. März 1945. Zum Zeitpunkt der Luftangriffe auf Engelskirchen stand im dortigen Bahnhof ein Zug mit 50 Waggons, der Munition geladen hatte.[4]
Luftangriffe auf Loope
Bei einem ersten Angriff auf Ehreshoven am 2. Februar 1945 wurden 22 Menschen getötet. Bei dem mit ca. zehn Flugzeugen in zwei Angriffswellen durchgeführten Angriff wurden der Bahnhof und Brücken leicht beschädigt sowie mehrere Wohnhäuser zerstört. An den Gebäuden von Schloss Ehreshoven entstand beträchtlicher Schaden.[5] Ein Großteil der Bomben fiel auf unbebautes Gebiet. Bei zwei Angriff auf die Ortsmitte am 19. Februar und 1. März wurden mehrere Gebäude zerstört.[6]
Luftangriff auf Engelskirchen am 19. März 1945
Bombardiert wurden bei diesem Angriff der Ortskern sowie der Ortsteil Blumenau. Aus britischen und amerikanischen Archiven geht hervor, dass das alliierte Hauptquartier für diesen Tag einen Großeinsatz seiner Luftstreitkräfte befohlen hatte. Hierbei sollten Verkehrsknotenpunkte im Rücken der deutschen Front zerstört werden, darunter auch Bahnhof und Bahnhofsvorplatz in Engelskirchen. Am Morgen des 19. März starteten zunächst Jagdbomber des IX. taktischen Luftkommandos zu Aufklärungsflügen. Die Piloten flogen in niedriger Höhe in weit auseinandergezogenen Schwärmen und schossen auf alles, was sich auf den Straßen bewegte. Bei Blumenau bombardierten sie einen Zug der Leppetalbahn. Außerdem warfen sie Flugblätter ab.
Am späten Vormittag starteten von Flugplätzen in Lothringen und Nordfrankreich mittlere Bomber, von Jägern eskortiert, gen Engelskirchen. Es gab präzise Vorgaben: Die Obergrenze der Angriffshöhe war auf 12.000 Fuß (3.810 Meter) angesetzt. Die Besatzung hatte den Auftrag, die Bombenteppiche so zu werfen, dass eine Streuung von höchstens 300 Metern auftrat. Die Bomben sollten in einem Abstand von 50 Fuß (15 Metern) aufschlagen und waren mit Aufschlagzündern versehen. Der Zeitplan sah vor, dass zunächst die 410. Bomber-Gruppe angreifen sollte, die halbe 397. Bomber-Gruppe 20 Minuten später. Zur 410. Bomber-Gruppe gehörten 34 mittlere Bomber des Typs A-20 Havoc, die insgesamt 204 500-Pfund-Bomben an Bord hatten. Sie wurden von drei Maschinen des Typs B-26 Marauder begleitet, die während des Flugs Stanniolstreifen abwerfen sollten, um deutsche Flugmelde- und -Radargeräte zu stören. Um 12:04 Uhr hatten die ersten Flugzeuge Engelskirchen erreicht und begannen mit dem Bombardement. Die später eintreffende 397. Bomber-Gruppe bestand aus 29 A-20-Bombern mit 116 1000-Pfund-Bomben Munition, die von drei Störflugzeugen begleitet wurden.
Die deutsche Militärführung hatte nach Meinung von Fachleuten die strategische Bedeutung Engelskirchens falsch eingeschätzt und kaum Schutzmaßnahmen getroffen. Eine deutsche Flugabwehr soll bei diesem nicht stattgefunden haben.
Nach jedem Bombenabwurf wurden Serienbildkameras eingeschaltet, um die Ergebnisse nach der Rückkehr vom Einsatz analysieren zu können. Die alliierten Militärs bezeichneten die Treffer als Superior (= vortrefflich), einige auch als Excellent (= ausgezeichnet).[7]
Luftangriff auf Engelskirchen am 28. März 1945
Ein zweiter Angriff durch die Second Tactical Air Force der RAF folgte am 28. März auf Befehl von Arthur Coningham. Er erteilte seinem Geschwaderkommodore den Befehl zum Angriff, nachdem er von Elwood Richard Quesada, dem amerikanischen Befehlshaber des IX Tactical Air Command, darum gebeten worden war. Dem Angriffsbefehl vorausgegangen war eine Lagebeurteilung mittels Luftbildaufnahmen.
Bei diesem Angriff kamen drei Staffeln des 139. Geschwaders der 2. Gruppe der 2. Taktischen Luftflotte der RAF zum Einsatz. Die insgesamt 36 B-25-Mitchell-Bomber wurden von Jägern begleitet. Der Start erfolgte um 14.45 Uhr, vermutlich von Zaventem, Vitry-en-Perthois oder Melsbroek. Nach dem Anflug über Aachen und Siegburg erreichten die Flugzeuge zwischen 15:57 Uhr und 16:20 Uhr Engelskirchen. Die Angriffshöhe lag zwischen 9.000 und 14.000 Fuß. Angriffsziel war das Unterdorf, über der Ortschaft wurden 240 Bomben mit je 250 kg Gewicht abgeworfen. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse verfehlten zahlreiche Bomben das vorgesehene Ziel und detonierten außerhalb des bebauten Ortsgebiets. Da das bombardierte Ortsgebiet nahtlos an die bereits am 19. März getroffenen Gebiete anschloss, ist davon auszugehen, dass den Piloten Luftaufnahmen in guter Qualität vorlagen.
Alle 36 eingesetzten Maschinen kehrten zu den Ausgangsflughäfen zurück. Im Raum Siegburg hatten vier Maschinen Flaktreffer erhalten, durch die zwei Soldaten getötet wurden. Für die zurückgekehrten Besatzungsmitglieder ist die deutsche Flakabwehr nahezu wirkungslos gewesen.[8]
Folgen
Als Folge der Luftangriffe starben mehr als 300 Menschen. Aufgrund der Bombardements war Engelskirchen Ende des Zweiten Weltkriegs der am stärksten zerstörte Ort im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis.
Getötete Personen
Die Zahl der Personen, die direkt oder infolge der Luftangriffe starben, beträgt mehr als 300. Die Angaben hierzu variieren je nach Quellenangabe.[Anmerkung 1]
Datum | Ortsteil | Todesopfer |
---|---|---|
2. Februar | Ehreshoven | 17[9] bzw. 22[10] |
10. Februar | Loope | 3[9] bzw. 7[11] |
19. März | Blumenau | 30[9] |
19. März | Ortskern | 223[9] |
28. März | Engelskirchen-West | 25[9] |
An den erlittenen Verletzungen starben zu späteren Zeitpunkten weitere 22 Personen. Unter den Toten waren sieben Kriegsgefangene aus dem Gefangenenlager Eibach sowie 14 Ostarbeiter und 46 Evakuierte aus Köln und Köln-Wahn. Die Anzahl der vermissten Personen, nicht identifizierten Toten und unkenntlichen Leichen ist nicht exakt bestimmt worden.[9]
Infrastruktur
Weite Teile von Engelskirchen waren weitestgehend oder teilweise zerstört. Hierzu gehörten:
- 94 Wohn- und Geschäftsgebäude
- circa 731 Wohneinheiten
- Bahnhof mit Stellwerk, Gleisanlagen und rollendem Material
- das Postamt mit Fernsprechanlage
- die katholische Pfarrkirche und die Volksschule
- 10 Straßen- und Flussbrücken
- mehrere Fabrikbetriebe
- ca. 50 % der Kanalisation und des Wasserleitungsnetzes
Darüber hinaus waren 52 Wohnungen stark beschädigt und nahezu alle Versorgungsbetriebe zerstört.[9][12] Die Ortsteile Miebach und Steeg waren vom Ortskern abgeschnitten.[13]
Wiederaufbau nach Kriegsende
Bis Dezember 1945 waren die leicht beschädigten Wohnungen sowie zwei Brücken über die Agger wiederhergestellt und Wasserleitungen wieder instand gesetzt. Die Pläne für den Wiederaufbau Engelskirchens erstellte Wilhelm Riphahn, der sich als Kriegsflüchtling in Engelskirchen aufhielt. Das heutige Ortsbild geht im wesentlichen auf diese Pläne zurück.[14] Aufgrund des Wohnraummangels wurde Engelskirchen Anfang Dezember 1948 als „Brennpunkt des Wohnraumbedarfs“ eingestuft. Bis Anfang 1949 zogen 1.500 Flüchtlinge und Vertriebene in die Gemeinde, was die Wohnungsnot verstärkte. 1949 fehlten feste Wohnungen für rund 2.000 Personen, die in Notunterkünften leben mussten.[15]
In Loope entstand eine Siedlergemeinschaft, die, basierend auf einem Nikolaus Ehlen zuvor in Velbert umgesetzten Modell für sozialen Wohnungsbau, eine Siedlung errichten wollte. Der Engelskirchener Amtsdirektor Paul Lücke unterstützt das Vorhaben. Nach dem Baubeginn am 3. Mai 1949 erstand in der Folgezeit eine Siedlung mit 92 Wohnungen für ungefähr 500 Personen.[16]
Literatur
- Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985
- Karl-Heinz Lüdenbach: Die Zeit des Zweiten Weltkrieges. In: Heinrich Lüdenbach: Loope. Ein Heimatbuch. Hrsg.: Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. Joh. Heider Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 2012, ISBN 978-3-87314-473-6. , Seite 332-337
- Gebhard Anders: Überschrift des Textes? In: Gemeinde Engelskirchen (Hrsg.): Das Inferno - Engelskirchen vor 60 Jahren nach den Luftangriffen vom 19. und 28. März 1945. Schiefeling Verlag, Engelskirchen 2005, S. 18–29.
Einzelnachweise
- ↑ Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 149
- ↑ Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 151
- ↑ Annelies Giebler: Ein Dorf sank in Trümmer. Kölner Stadtanzeiger vom 19. März 1975
- ↑ a b Viele Bombenangriffe galten V-Waffen Rundschau Online vom 29. Januar 2005. Abgerufen am 17. November 2014
- ↑ Engelskirchen vor 60 Jahren Hrsg.: Gemeinde Engelskirchen, S. 15.
- ↑ Karl-Heinz Lüdenbach: Die Zeit des Zweiten Weltkrieges. In: Heinrich Lüdenbach: Loope. Ein Heimatbuch. Hrsg.: Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. Joh. Heider Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 2012, ISBN 978-3-87314-473-6. , S. 332-335
- ↑ Gebhard Anders: Titel des Textes? In: Gemeinde Engelskirchen (Hrsg.): Das Inferno - Engelskirchen vor 60 Jahren nach den Luftangriffen vom 19. und 28. März 1945. Schiefeling Verlag, Engelskirchen 2005, S. 18–29.
- ↑ Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 150-153
- ↑ a b c d e f g Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 156
- ↑ Karl-Heinz Lüdenbach: Die Zeit des Zweiten Weltkrieges. In: Heinrich Lüdenbach: Loope. Ein Heimatbuch. Hrsg.: Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. Joh. Heider Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 2012, ISBN 978-3-87314-473-6. , S. 333
- ↑ Karl-Heinz Lüdenbach: Die Zeit des Zweiten Weltkrieges. In: Heinrich Lüdenbach: Loope. Ein Heimatbuch. Hrsg.: Bürger- und Verschönerungsverein Loope e. V. Joh. Heider Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 2012, ISBN 978-3-87314-473-6. , S. 334
- ↑ bzgl. der Wohneinheiten: Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 165
- ↑ Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 161
- ↑ Josef Hesse: Engelskirchen im 19. und 20. Jahrhundert. Engelskirchen 1985, S. 163
- ↑ Klaus Becker, Benedikt Lücke, Stefan Paul: Die Entstehung der Kleinsiedlung Loope: sozialer Wohnungsbau der Nachkriegszeit. Geschichte des Helfens. In: Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Rhein-Berg (Hrsg.): Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Rhein-Berg. 1. Auflage. Band 23. Bergisch Gladbach 2000, ISBN 3-932326-23-7. , S. 24-26
- ↑ Klaus Becker, Benedikt Lücke, Stefan Paul: Die Entstehung der Kleinsiedlung Loope: sozialer Wohnungsbau der Nachkriegszeit. Geschichte des Helfens. In: Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Rhein-Berg (Hrsg.): Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Rhein-Berg. 1. Auflage. Band 23. Bergisch Gladbach 2000, ISBN 3-932326-23-7. , S. 27 und 54
Anmerkungen
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