Marie Luise von Hammerstein
Marie Luise von Münchhausen, geborene von Hammerstein, (* 27. September 1908; † 6. November 1999) war eine deutsche Rechtsanwältin, Anhängerin der KPD und Mitarbeiterin von deren Nachrichtendienst.
Leben
Marie Luise von Hammerstein-Equord trat mit 16 Jahren aus der Kirche aus und mit 19 Jahren in die KPD ein. Während ihres Jurastudiums war sie um 1927 befreundet mit Werner Scholem, der zunächst KPD-Reichstagsabgeordneter, Organisationsleiter der KPD und Redakteur war, sich dann von der KPD abwandte, seit 1933 fast durchgehend inhaftiert war und 1940 im KZ Buchenwald erschossen wurde.[1]
1933 heiratete sie den Juristen Mogens von Harbou und von der Hellen, der kurz zuvor in die NSDAP eingetreten war und sich später, während der deutschen Besatzung Polens, an der Judenverfolgung beteiligte. Die Ehe hielt nur drei Jahre. In dieser Zeit wurde die Wohnung des Paars von der Gestapo durchsucht und Marie Luise mehrere Tage lang verhört. Grund war ihre frühere Verbindung zu Werner Scholem sowie der Vorwurf, sie habe Scholem Dienstgeheimnisse ihres Vaters Kurt von Hammerstein-Equord übermittelt. Marie Luise schwieg dazu, erst in einem internen Lebenslauf von 1973 gab sie zu, für den KPD-Nachrichtendienst tätig gewesen zu sein; der Kontaktmann sei Leo Roth gewesen. Da durch ihre Tätigkeit Pläne für einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion schon 1933 in Moskau bekannt waren (jedoch von Stalin ignoriert wurden), erhielt sie seitens der DDR die Auszeichnung „Kämpferin gegen den Faschismus“.
Von 1937 bis 1951 war sie in zweiter Ehe verheiratet mit Ernst-Friedemann Freiherr von Münchhausen, der ein Gut bei Weimar besaß. Nach dem Krieg trennte sich das Paar, Marie Luise zog 1949 von West-Berlin nach Ost-Berlin, trat der SED bei, vollendete ihr in der Weimarer Republik begonnenes Jura-Studium und arbeitete als Rechtsanwältin in einer Pankower Gemeinschaftskanzlei.
Nach Unterlagen der Staatssicherheit war sie von 1950 bis 1960 „inoffiziell für die sowjetischen Sicherheitsorgane tätig“. Sie sei aber „nicht frei von Vorurteilen und kleinbürgerlichen Denkweisen“, auch habe sie „Verbindung zu Personenkreisen um Havemann und Biermann“ unterhalten, und einer ihrer Söhne sei „republikflüchtig“. Beruflich und menschlich engagierte Marie Luise sich damals besonders für jüdische Mandanten. Lange Zeit distanzierte sie sich aus politischen Gründen von ihren Geschwistern, auch von ihren Brüdern Ludwig und Kunrat.
Literatur
- Ralf Hoffrogge: Werner Scholem – eine politische Biographie (1895–1940). UVK Verlag, Konstanz 2014, ISBN 978-3-86764-505-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Ralf Hoffrogge, Werner Scholem – eine Politische Biographie, Konstanz 2014, S. 383–408.
Personendaten | |
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NAME | Hammerstein, Marie Luise von |
ALTERNATIVNAMEN | Münchhausen, Marie Luise von |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Rechtsanwältin, Anhängerin der KPD und Mitarbeiterin von deren Nachrichtendienst |
GEBURTSDATUM | 27. September 1908 |
STERBEDATUM | 6. November 1999 |