Ideenbewertung

Entscheidungsvorlage
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Bei der Ideenbewertung wird eine Idee um Einschätzungen ergänzt, die mit ihr zusammen eine Entscheidungsvorlage bilden. Diese dient dazu, eine Entscheidung zu ermöglichen, was anschließend mit der Idee passieren soll. Typische Alternativen für die Idee sind: verwerfen, verwirklichen, speichern bis zu einem späteren Zeitpunkt oder weiterleiten, zum Beispiel an eine andere Abteilung.

Zur Bewertung von Ideen werden sowohl allgemeine Kriterien, die für die meisten Aufgaben gelten, als auch aufgabenspezifische Kriterien eingesetzt. Entsprechend der Art des verwendeten Entscheidungsverfahrens werden quantitative oder qualitative Kriterien (oder beide) verwendet.

Bewertungskriterien für Ideen

Allgemeine Kriterien

Es gibt drei Kategorien von allgemeinen Kriterien:

  • Attraktivität: Welche Argumente sprechen für die Idee und wie stark sind sie?
  • Realisierbarkeit: Was ist zur Verwirklichung notwendig und können bzw. wollen wir diesen Aufwand betreiben?
  • Disruptionspotential: Welche Organisationsänderungen erfordert die Idee und sind wir dazu bereit bzw. imstande?

Zur Attraktivität gehören zum Beispiel Fragen wie Wie viele Besucher können wir dadurch gewinnen? oder Wie groß ist der Markt dafür? Die Realisierbarkeit enthält Fragen wie Wie viel wird das kosten? oder Haben wir dafür die notwendigen Ressourcen? Zum Bereich Disruption gehören Fragen wie Wie müssen wir Verantwortung neu verteilen, um diese Idee zu realisieren? oder Sind wir bereit, für diese Idee eine Ausnahme (zu einer bestimmten Hausregel) zu machen?

Aufgabenspezifische Kriterien

Die aufgabenspezifischen Kriterien erfordern tiefe Kenntnisse der Aufgabenstellung. Beispielsweise gehören zur Bewertung von Erfindungsideen für Patentanmeldungen Einschätzungen der Erfindungshöhe und des Neuheitsgrads. Für die Bewertung von Produktideen müssen Kundennutzen des Produktes und das Kundenbedürfnis, das dadurch befriedigt werden soll, bekannt sein. Oft erfordern solche Bewertungen aufwendige Recherchen - sie können dann nicht mehr im Rahmen eines Innovationsworkshops durchgeführt werden.

Zu den aufgabenspezifischen Kriterien gehören auch Informationen, die den Kontext für die Idee bilden. Bei Produktideen können diese beispielsweise Markttrends sein, bei Ideen für neue Geschäftsbereiche wird die Unternehmensstrategie ein wichtiger Faktor in der Bewertung sein.

Anwendung im Unternehmen

Ideenbewertung ist immer dann notwendig, wenn Unternehmen Innovationen planen. Sie ist damit ein Werkzeug des Innovationsmanagements und findet Anwendung beispielsweise im

Ideenbewertung im Rahmen des Produktinnovationsprozesses

Der unternehmensinterne Prozess der Ideenbewertung umfasst mehrere Filterstufen und wird in der Regel zunächst grob z. B. von Entwicklungsverantwortlichen, dann gemeinsam in interdisziplinären Teams durchgeführt. Diese Teams setzen sich überwiegend aus Mitarbeitern der Produktentwicklung und des Vertriebes zusammen. Je nach Idee kann es sinnvoll sein, noch Mitarbeiter aus der Produktion, dem Marketing, dem Einkauf oder aus anderen Bereichen in das Bewertungs-Team zu integrieren.

Maßstäbe für die Ideenbewertung

Um eine Referenz für eine Bewertung zu schaffen, werden, sofern noch nicht vorhanden, aus Unternehmenszielen allgemeine Ziele strategischer und operativer Natur abgeleitet. Diese sind in der Regel von der Geschäftsleitung zu definieren und dienen unter anderem zur Generierung von allgemeinen Bewertungskriterien für eine grobe Vorauswahl der Ideen. Neben den allgemeinen Zielen gibt es auch ideenspezifische Ziele, die für eine weitere Detailbewertung herangezogen werden.

Der Bewertungsprozess

Der Bewertungsprozess erfolgt maßnahmenorientiert. Somit wird eine ganzheitliche und nachhaltige Sicht auf eine mögliche Ideenrealisierung gewährleistet und die Idee aktiv vorangetrieben. Die Systematik der Ideenbewertung nach Knut Drachsler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung enthält bewusst auch intuitive Elemente, welche methodisch durch objektive Einflussgrößen unterfüttert werden. Die Ideenbewertung dient als Vorbereitung für eine ganzheitliche Projektplanung. Im Fokus einer Ideenbewertung stehen meist Neuprodukte. Unter einer Neuprodukt-Idee versteht man einen Gedanken, eine Vorstellung, eine Absicht oder einen Plan zur Realisierung eines Produktes mit einem bestimmten Neuheitsgrad. Unter Neuheitsgrad versteht man in diesem Zusammenhang den Einsatz neuer Technologien oder die Implementierung neuer Funktionen in einem Produkt sowie den Entwurf eines völlig neuen Produktkonzeptes. Der Neuheitsgrad kann sich neben gegebenem Neuheitsgrad im physischen Produkt auch auf neue Märkte oder Zielgruppen, Vertriebswege oder Herstellungsverfahren des Produktes beziehen.

Charakterisierung von Produktideen

Produktideen lassen sich in diesem Rahmen wie folgt charakterisieren: Ideenorientiert:

  • jede Idee hat einen Konkretisierungsgrad. Eine Idee kann auf sehr abstrakte Weise in Funktionalitäten oder Realisierungsprinzipien beschrieben sein. Eine Idee kann in Form von Skizzen oder Konstruktionszeichnungen vorliegen. Je konkreter eine Idee vorliegt, umso besser und sicherer lässt sie sich bewerten.
  • jede Idee hat einen Werdegang und eine Quelle ihrer Entstehung. Diese kann externer oder unternehmensinterner Natur sein. Die Idee kann gezielt generiert worden sein oder Zufälligkeitscharakter aufweisen. Sie kann von einer Person stammen oder in Teamarbeit entstanden sein. Diese Aspekte haben Einfluss auf die Motivation, eine Idee voranzutreiben und auf mögliche politische Barrieren im oftmals bereichsorientierten Unternehmensgeschehen.
  • In der Regel hat jede Idee einen Kriterienkatalog mit allgemeinen und ideenspezifischen Bewertungskriterien, welche gewichtet nach Unternehmenszielen vorliegen.

Literatur

Quellenangaben