Färöisch (Eigenbezeichnung føroyskt, sprich: [föroiskt]) ist eine westskandinavische Sprache, die von ca. 48.000 Menschen auf den außenpolitisch zu Dänemark gehörenden, weitreichende Autonomierechte besitzenden Färöern, und weiteren über 40.000 Färingern im Ausland gesprochen wird.
Es ist damit die kleinste der lebenden skandinavischen Sprachen. Gleichwohl gilt das Färöische als diejenige Sprache auf der Welt, welche die meisten Bücher pro Muttersprachler produziert.
- SIL code: FAE
- ISO 639-1: fo
- ISO 639-2: fao
Geschichte
Färöisch ist mit Isländisch gegenseitig verständlich. Beide modernen Sprachformen gehen besonders eng auf das Altndordische zurück, welches heute in Form des Altisländischen noch nahezu unverändert verwendet wird und in der Älteren Skandinavistik gelehrt wird.
Aus dem Altwestnordischen (Altnorwegisch) entwickelte sich mit der nordischen Besiedlung der Färöer im 9. Jahrhundert das Altfäröische. Diese Sprachform existierte als Schriftsprache bis 1380, als dänisch alleinige Schriftsprache wurde. Das Färöische konnte aber in Balladen, Liedern und der gesprochenen Alltagssprache überleben.
Mit dem Aufkommen der Romantik besannen sich viele europäische Schriftsteller der alten Sagen und Traditionen ihrer Völker, so zum Beispiel der dänische Romantiker Adam Oehlenschläger und der später bedeutende dänische Philologe N.F.S. Grundtvig. Gerade jener war es, der, neben allen seinen anderen Leistungen für die Nachwelt, als einer der Geburtshelfer der Renaissance des Färöischen gilt. Denn er reiste persönlich zu den Färöern, wo er den einheimischen Philologen V.U. Hammershaimb (1819-1909) kennen lernte und mit ihm eine lebenslange Freundschaft schloss. Hammershaimb stellte, so ermutigt, 1846 seine Färöische Orthographie vor, die bis heute nichts an Gültigkeit verloren hat. Dies ist die Geburtsstunde des Neufäröischen. Grundtvigs Sohn Svend Grundtvig reiste dann auf die Färöer, um bei der Übersetzung vieler alter Sprachdenkmäler zu helfen. Es bildete sich eine zeitgenössische Literatur.
Erst 1937 wurde die färöische Sprache offiziell anerkannt, und seit dem Autonomie-Statut von 1948 ist sie Hauptsprache auf der Inselgruppe. Dänisch ist heute offizielle Zweitsprache und Sprache der dänischen Minderheit auf den Färöern.
1961 schließlich, kam die erste offizielle färöische Bibel heraus (vorher gab es schon eine baptistische Ausgabe), und das Färöische konnte dadurch wieder von der Kanzel gepredigt werden.
Das färöische Alphabet
Das färöische Alphabet hat 28 Buchstaben:
Großbuchstabe, Kleinbuchstabe: färöischer Name [verdeutschte Lautschrift] ("wörtl. Übersetzung")
- A, a: fyrra a [firra äa] ("vorderes a")
- Á, á: á [oa]
- B, b: be [bee]
- D, d: de [dee]
- Ð, ð: edd [ädd]
- E, e: e [ee]
- F, f: eff [äff]
- G, g: ge [gee]
- H, h: há [hoa]
- I, i: fyrra i [firra ii] ("vorderes i")
- Í, í: fyrra í [firra ui] ("vorderes í")
- J, j: jodd [jodd]
- K, k: ká [koa]
- L, l: ell [äll]
- M, m: emm [ämm]
- N, n: enn [änn]
- O, o: o [oo]
- Ó, ó: ó [ou]
- P, p: pe [pee]
- R, r: err [ärr]
- S, s: ess [äss]
- T, t: te [tee]
- U, u: u [uu]
- Ú, ú: ú [üu]
- V, v: ve [vee]
- Y, y: seinna i [saidna ii] ("hinteres i")
- Ý, ý: seinna í [saidna ui] ("hinteres í")
- Æ, æ: seinna a [saidna äa] ("hinteres a")
- Ø, ø: ø [öö]
Anmerkungen:
- "Vorderes und hinteres a, i und í" bezeichnen nur die alphabetische Reihenfolge, keineswegs einen Artikulationsort im Gaumen.
- Ø, ø wird manchmal auch Ö, ö geschrieben.
- Ð wird nur verwendet, wenn ein Eigenname ganz in Großbuchstaben gesetzt wird, so zum Beispiel auf Landkarten oder bei Firmenlogos, denn ð kommt immer nur innerhalb oder am Ende eines Wortes vor. Im Gegensatz zum Isländischen ist es immer ein stummer Gleitlaut (wenige Ausnahmen), und nie der stimmhafte Dentallaut, welcher im Isländischen und Englischen erhalten ist: wie in mother oder Seyðisfjörður. Etymologisch ist es auch verwandt mit dem weichen dänischen d. Dort, wo der dänische Sprecher in verwandten Wörtern der eigenen Sprache ein weiches d sprechen würde, kommt meist im färöischen Pendant das ð vor. Das liegt an der etymologisch ausgerichteten Standardschreibung, die 1846 von Hammershaimb eingeführt wurde, und sich durchsetzen konnte.
Färöische Textproben
- Mítt alfagra land (Nationalhymne mit deutscher Übersetzung)
- Stóra Dímun (aus der Färingersaga: altisländisch, neufäröisch, dänisch und deutsch)
im Internet
- Thor und die Midgardschlange (färöisch, englisch, deutsch, interskandinavisch)
Färöische Begriffe
In den folgenden Artikeln werden einzelne färöische Begriffe erklärt:
- Glossar der färöischen geografischen Namen
- Grindabóð (Grindwal-Alarm)
- Løgting (Parlament der Färöer)
- Markatal (landwirtschaftliches Ertragsmaß)
- Ólavsøka (Nationalfeiertag der Färöer)
Literatur
Lehrbücher
- W.B. Lockwood: An Introduction to Modern Faroese, Føroya Skúlabókagrunnur 4. Aufl., Tórshavn 2002 [1]
- William Nketia: Färöisch Wort für Wort, Reise Know-How Verlag Rump, April 2004, ISBN 389416350X
Wörterbücher
Färöisch-dänisch-färöisch
Die beiden hier aufgeführten Titel sind färöisch-dänische bzw. dänisch-färöische Wörterbücher. Das Føroysk-Donsk Orðabók erschließt einen sehr großen Teil des färöischen Wortschatzes, während das Donsk-Føroysk Orðabók wichtige Rückschlüsse auf den färöischen Umgang mit Internationalismen, Anglizismen und niederdeutschen Lehnwörtern gestattet, die im Dänischen häufig sind und in der färöischen Standardsprache meist vermieden werden.
- M.A. Jacobsen und Christian Matras: Føroysk-Donsk Orðabók, Føroya Fróðskaparfelag, Tórshavn 1961
- Jóhannes av Skarði: Donsk-Føroysk Orðabók, Føroya Fróðskaparfelag 2. Aufl., Tórshavn 1977
Englisch-färöisch
- Jóhannes av Skarði: Ensk-Føroysk Orðabók, Føroya Fróðskaparfelag, Tórshavn 1984
Sprachgeschichte
- Christian Gebel: Die Färöer - Geschichte und Sprachgeschichte, Schriftenreihe des Deutsch-Färöischen Freundeskreises - Heft 1, Düsseldorf 1988