Stichnote

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Stichnoten (englisch: cue notes) in der Musiknotation sind Noten, die in einem Stimmenheft eines Instruments erscheinen, aber nicht von diesem ausgeführt werden sollen, sondern ihm unmittelbar vor seinen Einsätzen anhand möglichst prominenter Motive eines anderen Orchesterinstruments als ein 'Stichwort' dienen (daher die Bezeichnung), vergleichbar mit der Funktion eines Souffleurs im Bühnentheater. Stichnoten sind also erst dann erforderlich, wenn ein Instrument, z. B. ein Blechbläser, viele Takte lang nichts zu spielen hat: Er ließt zuvor das Stichnotenmotiv, und wartet in etwa die Zeit ab, zu welcher das Motiv zu erwarten ist (Mehrtaktpausen in seinem Stimmenheft geben ihm eine gewisse Vorstellung von der Wartezeit). Nimmt er das Stichwortmotiv um den Erwarteten Zeitpunkt wahr, macht er sich bereit für seinen Einsatz. Zudem erwartet er aber auch vom Dirigenten einen direkten Wink (ebenfalls als 'Einsatz' bezeichnet). - Bei manchen Instrumenten mit eher spärlich gesähtem Text ist es keine Seltenheit, dass manche Seite im Stimmenheft ausschließlich Stichnoten enthält, durchsetzt mit Mehrtaktpausen.
Die Stichnoten sind kleiner gedruckt als der zu spielemde Text der Stimme und es wird auch kenntlich gemacht, welches Instrument die jeweilige Stichwort-Passage gibt, so dass eine gewisse Klangfarbe und Örtlichkeit im Raum erwartet wird. Die Stichnoten werden wie eine polyphone Stimme der eigentlichen Instrumentenstimme im deren eigenem System gegenübergestellt, also wahlweise ausschließlich nach oben oder nach unten gehalst. Die jeweils andere Seite des Systems wird mit Ganztaktpausen der eigentlichen Instrumentenstimme im Großsstich versehen (s. Abb.). Anahand dieser Kombination (einseitige Halsung und Ganztaktpausen, s. Abb.) kann der Instrumentalist seinen eigenen Text vom Stichtext stets gut unterscheiden.
Stichmotive werden einerseits so gewählt dass sie möglichst herausragend sind (Motive mit Signalcharakter). Außerdem werden Stichnoten möglichst so gewählt, dass sie von Instrumenten gebracht werden, die dem Ausführenden in der Sitzordnung möglichst nahe bei sitzen. So erhalten z. B. Paukisten möglichst Stichnoten von Blechbläsern, da diese näher bei sind, also direkter zu hören, als z. B. die Holz- oder Streichergruppe, die weiter vorne sitzt.

Stichnoten in einer Orchesterstimme


Bei variablen Arrangements sollen die Stichnoten gespielt werden, wenn die betreffenden Instrumente fehlen. So können in einer ersten Bläserstimme wichtige Stellen der zweiten Bläserstimme in Stichnoten angegeben sein, um sie in diesem Fall ausführen zu können.

Bei älteren Musikdrucken wird eine Note am Ende der Zeile als Stichnote bezeichnet, die der ersten Note in der neuen Zeile entspricht und damit den Anschluss beim Lesen erleichtern soll. Bei gedruckten Neumen wird die letzte Note einer Liqueszenz als Stichnote gesetzt.