Oberflächenexpositionsdatierung

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Die Oberflächenexpositionsdatierung, auch bekannt unter ihrer englischen Bezeichnung Surface Exposure Dating, ist eine geochronologische Methode zur Erforschung von Landschaftsentwicklungen und Prozessen an der Erdoberfläche. Sie wird beispielsweise genutzt zur Alterbestimmmung von Lavaströme, Meteoriteneinschlägen, Rutschungen, Erosionsprozessen und Gletscherbewegungen.

Im Fall der Untersuchung von prähistorischen Gletscherbewegungen kann, nachdem ein Gletscher die Gesteinsoberfläche freigegeben hat, bestimmt werden wie lange die neue Oberfläche der kosmischen Strahlung ausgesetzt war, also seit wann der Gletscher sich zurückgezogen hat.

Grundlage

Durch die Bestimmung der Konzentrationen von kosmogenen Radionukliden (z.B. 10Be, 26Al, 36Cl) in Oberflächengesteinen wird ermittelt wie lange die untersuchte Oberfläche der kosmischen Strahlung ausgesetzt war. Damit kann im einfachsten Fall ein Mindestexpositionsalter oder bei geeigneten Messkombinationen das Expositionsalter und die Erosionsrate bestimmt werden.

Anwendbarkeit findet die Methode für Zeiträume, die ein Gestein der kosmischen Strahlung ausgesetzt war, bis 5.000.000 Jahre[1].

Aluminium-Beryllium-Methode

 
Mit der Aluminium-Beryllium-Methode datierter Schädel von „Mrs. Ples“ (Australopithecus africanus) aus Sterkfontein/Südafrika

Die Altersbestimmung über das Aluminiumisotop 26Al und das Berylliumisotop 10Be im Mineral Quarz basiert auf dem (bekannten) Verhältnis von 26Al und 10Be, die beide durch kosmische Strahlung (Neutronen-Spallation, Myonen-Einfang) an der Oberfläche von Steinen/Mineralen entstehen. Das Verhältnis ist abhängig u. a. von der Höhenlage, der geomagnetischen Breite, der Strahlungsgeometrie und einer möglichen Schwächung der Strahlung durch Abschirmungen (Verbringung, Bedeckung). Die spezifischen Strahlungsbedingungen und damit das Verhältnis von 26Al zu 10Be müssen vor der Altersbestimmung festgelegt bzw. abgeschätzt werden können[2].

Ab dem Zeitpunkt, zu dem das in Frage kommende Material vor der kosmischen Strahlung abgeschirmt wurde (z. B. durch Einlagern in eine Höhle), nimmt der Anteil der beiden Radionuklide durch radioaktiven Zerfall unterschiedlich schnell ab, sodass sich aus dem Verhältnis dieser Radionuklide zum Zeitpunkt der Untersuchung und dem angenommenen (bekannten) Gleichgewichtsverhältnis unter Bestrahlung und Kenntnis der jeweiligen Halbwertszeiten (siehe auch Nuklidkarte) das Alter abschätzen lässt.

Diese Methode wurde auch zur Bestimmung des Alters von fossilen Hominiden-Knochen aus Sterkfontein genutzt[3]. Allerdings können die Knochen nicht direkt untersucht werden, sondern es werden die sie umgebenden Quarz enthaltenden Sedimente herangezogen.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Akcar, N., Ivy-Ochs, S., Schlüchter, C.: Application of in-situ produced terrestrial cosmogenic nuclides to archaeology: A schematic review. in: Eiszeitalter und gegenwart/Quaternary Science Journal, Vol. 57/1-2, 2008, S. 226-238
  2. Heuel-Fabianek, B. in: Strahlenschutz Praxis, 3/2003, S. 69
  3. Partridge, T. C., Granger, D. E., Caffee, M. W., Clarke, R. J. "Lower Pliocene Hominid Remains from Sterkfontein." Science 25 April 2003, Vol. 300 no. 5619, S. 607-612

Literatur

  • Kurz, Mark D., and Edward J. Brook. "Surface exposure dating with cosmogenic nuclides." Dating in exposed and surface contexts (1994): 139-159.
  • Lal, D., and J. R. Arnold. "Tracing quartz through the environment." Proceedings of the Indian Academy of Sciences-Earth and Planetary Sciences 94.1 (1985): 1-5.
  • Cerling, T.E. and Craig, H. "Geomorphology and in situ cosmogenic isotopes." Annual Review of Earth and Planetary Sciences, 22, 273-317, 1994.