Ein Patronym oder Vatersname ist ein Name, der angibt, wie der Vater des Namensträgers mit Vornamen heißt. Nimmt der Name auf die Mutter Bezug, so nennt man es Matronym. Deutsche Familiennamen wie Janssen, Willemsen, Theissen u.ä. sind ursprünglich Patronyme.
Patronymische Namensbildung
Die Bildung des Patronyms erfolgte im (nord)deutschen Sprachraum oft durch Anhängen der Endung -sen (Sohn) an den Vornamen. Beispiele: Peter Jans-sen = Peter, Jans Sohn (Jan = Johannes). Echte Patronyme sind keine Familiennamen im heutigen Sinn, die ja grundsätzlich unveränderlich sind, sondern beziehen sich jeweils nur auf die Kinder eines bestimmten Vaters. Sie verändern sich mit jeder Generation.
Zum Familiennamen wandelte sich ein Patronym, wenn es nicht mehr mit dem Vornamen des Vaters übereinstimmte. Es handelt sich dann um einen patronymisch gebildeten Familiennamen.
Das Patronym konnte allein oder in Verbindung mit einem Familiennamen gebraucht werden. Beispiel: Peter Aretz Hauser = Peter Hauser, Arnolds Sohn. In alten Urkunden ist er dann als Peter Aretz, Peter Hauser oder Peter Aretz Hauser zu finden.
Neben der Endung "-sen" sind im deutschen Sprachraum weitere Vorsilben und Endungen bekannt. So wurden insbesondere in Westfalen Patronyme mit der Endung "-ing" (Alberding zu Albert, Humperding zu Humbert) gebildet. Auch waren Patronyme auf Genitiv-Endungen verbreitet, z. B. auf "-s".
Ob es sich bei einem aus einem Vornamen gebildeten Familiennamen um eine patronymische Ableitung auf "-sen" mit verschliffener Endung (z.B. Hendricks, Hermanns, Mertens) oder um ein Genitiv-s handelt, lässt sich nur ermitteln, wenn der Name auf seinen Ursprung zurückgeführt wird.
Sehr oft waren Patronyme mit einer Erbnamensitte verbunden.
Patronyme in anderen Sprachen
Besonders häufig treten patronymisch abgeleitete Familiennamen in Skandinavischen Ländern auf. In Dänemark und Norwegen erfolgt die Bildung wie im Deutschen durch die Endung -sen. In Schweden durch die Endung -son (früher auch in Dänemark). Dort findet man für Töchter die Endung -dotter.
In Island sind die Patronyme offizieller Name. Auch hier erfolgt die Bildung durch die Endung -son ( wbl. -dottir ). Beispiel: Freydis Eriksdottir
In den Niederlanden erfolgte die Bildung wie im Deutschen und zusätzlich mit der Endung-zoon. Jedoch waren im Norden des Landes auch die Endungen -ma und -sma (Reemtsma) in Gebrauch. In Friesland sind sie noch heute offiziell in Gebrauch. Gebildet werden sie mit der Endung -s. Als weibliche Endung findet man -dochter.
In Russland sind Patronyme als Beiname (Отчество, nach deutscher Transkription Otschestwo, was Vatername bedeutet) offizieller Bestandteil des Namens. Sie stehen zwischen dem Vornamen und dem Familiennamen und werden amtlich in allen Dokumenten, außer in Reisepässen, geführt. Die Bildung erfolgt durch Anhängen der Endung-owitsch, jewitsch und manchmal -itsch (männlich) bzw. -owna und -ewna (weiblich). Beispiel: Boris Nikolajewitsch Jelzin – Boris Jelzin, Nikolajs Sohn, oder Wladimir Iljitsch Uljanow (bekannt als Lenin) – Wladimir Uljanow, Iljas Sohn. In der Sowjetunion hatten alle Menschen einen Vatersnamen. So hieß beispielsweise der armenische Schachweltmeister Tigran Petrosjan offiziell Tigran Wartani Petrosjan (Wartani ist der Genitiv von Wartan). Inzwischen wurden die Vatersnamen im in Ländern wie Estland oder Armenien wieder abgeschafft. In den anderen slawischen Sprachen lauten die Endungen:
- Ukrainisch: -ytsch oder -wytsch (männlich) -iwna (weiblich)
- Polnisch: -ski; -icz
- Tschechisch: -ský (männlich); -ová (weiblich)
- Serbokroatisch: -ić
Bis zu den Teilungen Polens hatten die osteuropäischen Juden keine Familiennamen, nur das Patronym in der hebräischen Form mit Ben oder der polnischen Form mit icz.
Weitere patronymische Endungen:
- Griechenland: -poulos
- Rumänien: -escu; -eanu
- Spanien: -ez
Metronymische Namensbildung
Ableitungen, welche sich auf die Mutter beziehen, trifft man im deutschen Sprachraum seltener. So führt beispielsweise der Name „Tilgner“ auf „Ottilie“, „Trienes“ auf „Trina“ oder „Triene“ zurück.