Brockhaus Enzyklopädie

mehrbändiges lexikalisches Nachschlagewerk in deutscher Sprache
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Die Brockhaus Enzyklopädie ist ein mehrbändiges deutschsprachiges Nachschlagewerk des Bibliographischen Institut & F. A. Brockhaus AG. Die ersten sechs von 30 Bänden der 21. Auflage sind im September 2005 erschienen und wurden am 19. Oktober 2005 auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Diese Titelbezeichnung wurde mit der 17. Auflage eingeführt; welche Titel frühere Vorgänger-Auflagen führten, zeigt die untenstehende Auflagenübersicht.

Brockhaus Enzyklopädie

Chronik

Vorgänger-Lexikon von Löbel und Franke

Das Conversations-Lexikon - Conversations-Lexicon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände mit beständiger Rücksicht auf die Ereignisse der älteren und neueren Zeit in 6 Bänden von Renatus Gotthelf Löbel und Christian Wilhelm Franke wurde von Brockhaus aufgekauft und fortgeführt.

Es erschienen noch zwei Nachtragsbände in verschiedenen Verlagen: Leipzig: F. A. Leupold 17961800 und Leipzig: J. C. Werther 1806 bevor F. A. Brockhaus: Amsterdam 1810 und Leipzig 1811 weitere Bände herausbrachte.

Brockhaus 1805–1984

 
Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon, Titelblatt der 9. Auflage 1843

Friedrich Arnold Brockhaus (17721823) begann 1805 mit seinem Verlag in Amsterdam. 1808 erwarb er auf der Leipziger Buchmesse das unvollständige „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“ von Löbel und Franke, und übernahm das Projekt. Die 2. Auflage in 10 Bänden erschien 18121820, wurde ein Erfolg und legte den Grundstock für die heute in 20. Auflage erscheinende „Brockhaus Enzyklopädie“. 1811 verlegte Brockhaus seinen Verlag nach Altenburg in Thüringen, Deutschland.

In der Vorrede der Redaktion und Verlagshandlung zum 15. Band der 11. Auflage des Brockhaus von 1868 wird die Zielsetzung des Werkes beschrieben:

„Das Conversations-Lexikon [hat] die Flüssigmachung und Popularisierung der wissenschaftlichen, künstlerischen und technischen Ergebnisse, nicht für die die geschäftliche Praxis, sondern für die Befriedigung und Förderung der allgemeinen Bildung zur Aufgabe. [...] Denn jene allgemeine Bildung ist nichts Geringeres als die humane Bildung, welche das Individuum innerhalb des Culturlebens seiner Zeit erlangt, die für ihren Ausgangspunkt die Berufsbildung voraussetzt und, wie den intellectuellen so den moralischen Menschen umfassend, als der Quellpunkt socialer und nationaler Kraft und Entwicklung betrachtet werden muß.[...] Den Kreis der Ideen und Thatsachen, wie er sich für den einzelnen unabsehbar in Geist, Geschichte und Natur auseinanderlegt, in begrenztem Rahmen, gleichsam als Mikrokosmos, zur Anschauung zu bringen, nicht zur Lösung eines wissenschaftlichen Problems oder zur Uebung einer Kunstfertigkeit, sondern um den Menschen als solchen mit der Welt, die über seinen alltäglichen Horizont hinausliegt, bekannt zu machen, indem ihm die Einsicht in den Begriff und den organischen Zusammenhang der Dinge, sowie die Uebersicht über das Ganze, wenn nicht erschlossen, so doch erleichtert wird.“

18171818 zog der Verlag nach Leipzig um, wo Brockhaus später dann auch eine eigene Druckerei betrieb. In der Buchstadt Leipzig erschienen dann auch die weiteren Auflagen des Lexikons, ferner Werke aus den Gebieten Geschichte, Literatur (F. Rückert, die Memoiren Casanovas u. a.), Philosophie (A. Schopenhauer), die „Leipziger Allgemeine Zeitung“, J. P. Eckermanns „Gespräche mit Goethe“. Das Programm wurde später durch populärwissenschaftliche Schriften und Reisewerke (F. Nansen, S. Hedin) erweitert. Das eigentliche Hauptarbeitsgebiet des Verlags sind jedoch immer die Nachschlagewerke gewesen.

Die Brockhaus Enzyklopädie war als Universalenzyklopädie Vorbild für viele weitere Werke, z. B. das niederländische Großlexikon Winkler Prins Geïllustreerde Encyclopaedie, das 43 bändige Entsiklopedicheskii Slovar, das 4-bändige schwedische Svenskt Konversations-Lexicon und die 13-bändige amerikanische Encyclopedia Americana. Die bereits ab 1768 von Adam und Charles Black in Edinburgh, Schottland verlegte Encyclopædia Britannica war dagegen ein Produkt der schottischen Aufklärung.

Auflagenübersicht

 
„Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Auflage, Neue revidierte Jubiläums-Ausgabe“, etwa 1910
 
Audioinstallation zur Vorstellung der 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie im Innenhof der Frankfurter Buchmesse 2005
  • 1. Auflage 1796–1808 „Conversationslexicon“ 6 Bände + 2 Zusatzbände
  • 2. Auflage 1812–1819 „Conversations-Lexikon“ 10 Bände
  • 3. Auflage 1814–1819 „Conversations-Lexicon“ 10 Bände
  • 4. Auflage 1817–1819 „Hand-Enzyclopädie“ 10 Bände
  • 5. Auflage 1819–1820 „Real-Encyclopädie“ 10 Bände
  • 6. Auflage 1824 „Real-Encyclopädie“ 10 Bände
  • 7. Auflage 1827 „Real-Encyklopädie“ 12 Bände
  • 8. Auflage 1833–1837 „Real-Encyklopädie“ 12 Bände
  • 9. Auflage 1843–1848 „Real-Encyklopädie“ 15 Bände
  • 10. Auflage 1851–1855 „Real-Encyklopädie“ 15 Bände
  • 11. Auflage 1864–1868 „Real-Encyklopädie“ 15 Bände
  • 12. Auflage 1875–1879 „Conversations-Lexikon“ 15 Bände
  • 13. Auflage 1882–1887 „Conversations-Lexikon“ 16 Bände
  • 14. Auflage 1892–1895 „Konversations-Lexikon“ 16 Bände
  • 15. Auflage 1928–1935 „Der Große Brockhaus“ 20 Bände + 1 Ergänzungsband + 1 Atlasband (vielleicht) + 1 Band in der 2. Ausgabe der 15. Auflage
  • 16. Auflage 1952–1957 „Der Große Brockhaus“ 12 Bände
  • 17. Auflage 1966–1974 „Brockhaus Enzyklopädie“ 20 Bände
  • 18. Auflage 1977–1981 „Der Große Brockhaus“ 12 Bände
  • 19. Auflage 1986–1994 „Brockhaus Enzyklopädie“ 24 Bände
  • 20. Auflage 1996–1999 „Brockhaus Enzyklopädie“ 24 Bände (aktuelle Ausgabe)
  • 21. Auflage 2005–2006 „Brockhaus Enzyklopädie“ 30 Bände und DVD (ab Herbst 2005 im Handel) und erstmals auch in eigenständiger digitaler Form (auf USB-Stick).

Siehe etwas ausführlicher: Liste der Ausgaben des Brockhaus-Konversationslexikons

Reihe „Brockhaus – Die Enzyklopädie“

Die 20. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie umfasst rund 260 000 Stichwörter auf 17 000 Seiten, die durch circa 35 000 Abbildungen, Karten und Tabellen ergänzt werden.

Auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2005 erschienen die ersten sechs Bände der 21. Auflage. Diese Auflage wird 30 Bände mit rund 300.000 Stichwörtern umfassen. Bis Ende 2006 sollen alle 30 Bände vorliegen.

Brockhaus Enzyklopädie digital

Am 4. November 2002 erschien die Enzyklopädie erstmalig digital. Sie umfasste zwei CDs und eine DVD als Multimedia-Ergänzung. Sie enthielt 260.000 Artikel mit 330.000 Stichwörtern, etwa 26 Millionen Wörtern und 14.500 Abbildungen. Die Ausgabe kostete weit über 1.000 EUR (ASIN 3765393770).

Brockhaus in Text und Bild 2006

Diese Ausgabe des "Brockhaus in Text und Bild 2006" erschien am 16. Januar 2006 auf DVD-ROM mit 110.000 Artikeln, 160.000 Stichwörtern, etwa 10 Mio. Wörtern, 14.000 Abbildungen und 25.000 Weblinks. Der Preis liegt bei etwa 79,95 EUR.

Brockhaus multimedial premium 2006

Die Ausgabe "Brockhaus multimedial premium 2006" vom 2. September 2005 umfasst auf auf 1 DVD-Rom 255.000 Artikel, 330.000 Stichwörter und 19 Millionen Wörter (die Fassung "multimedial" 10,5 Mio), ferner einen 3D-Weltatlas mit 2 Millionen Einträgen und ein deutsch-englisches Wörterbuch. Der Preis im Buchhandel beträgt etwa 79,95 EUR (ASIN 3411065281, ISBN 3-411-06528-1).

Brockhaus Enzyklopädie Digital

Die "Brockhaus Enzyklopädie Digital" auf Basis der 21. Auflage mit 30 Bänden erschien am 15. November 2005 auf 2 DVD-ROMs und einem USB-Stick. Zum Umfang zählen 25.000 Bilder, 280 Videos, 140 Animationen und 3.000 Audiodateien. Zusätzliche Angebote sind ein Atlas der 3D-Anatomie, der Brockhaus von 1906, Schülerlexika und ein 3D-Atlas. Durch den USB-Stick ist das Lexikon portabel und kann auf mehreren Rechnern eingesetzt werden. Gleichzeitig dient er als Kopierschutz. Der Preis im Buchhandel beträgt etwa 1.499,00 EUR (ASIN 3765341312, ISBN 3-7653-4131-2).

Vertrieb

Die Enzyklopädien von Brockhaus werden sowohl vom Sortimentsbuchhandel als auch vom Reisebuchhandel per Haustürgeschäft vertrieben. Der direkte Kontakt zum Endabnehmer liegt seit 2002 bei der InmediaOne, einer Tochtergesellschaft der arvato AG, die der Bertelsmann AG gehört. Mit der ALLDIREKT Telemarketing GmbH, im Jahr 2002 von InmediaOne gekauft, werden die Enzyklopädien von Brockhaus zusätzlich per Telefonverkauf von Salzburg aus vertrieben.

Literatur

  • Anja Zum Hingst: Die Geschichte des Großen Brockhaus. Vom Conversationslexikon zur Enzyklopädie (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München; 53; Zugl.: Erlangen, Univ., Magisterarbeit, 1991). Wiesbaden: Harassowitz, 1995. ISBN 3-447-03740-7
  • Heinz Sarkowski: Das Bibliographische Institut: Verlagsgeschichte und Bibliographie 1826–1976. Mannheim: Bibliographisches Institut, 1976. ISBN 3-411-01368-0