Muqtada as-Sadr

irakischer Schiiten-Führer
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Muqtada as-Sadr, arabisch: مقتدي الصدر, (geboren um 1973 im Irak), ist ein radikaler irakischer imamitischer Schiiten-Führer im Range eines Hodschatul-Islam.

Der arabische Name Muqtada wird auch Moqtada, Muktada oder (französisch) Mouktada geschrieben, as-Sadr meist al-Sadr oder Al-Sadr, oder auch al Sadr bzw. Al Sadr. In der aktuellen deutschsprachigen Berichterstattung wird er Muktada al-Sadr geschrieben.

Muqtada ist der jüngste Sohn des 1999 ermordeten Ajatollah Muhammad Sadiq as-Sadr und Kopf der geheimen Al-Mahdi-Armee, die im Juni 2003 formiert wurde. Die Al-Mahdi-Armee ist der bewaffnete Arm der sogenannten Sadr-Front (auch: Sadr-Gruppe), as-Sadrs radikale Bewegung. Die Angaben über die Zahl der Mitglieder schwanken erheblich zwischen 1.500 (harter Kern) und über 10.000. Besonders unter den Jugendlichen in den Armutsvierteln von Bagdad, wo er auch sein Hauptquartier hat, kann er seine Anhänger rekrutieren. Er kann auch auf das von seinem Vater geschaffene Netzwerk der schiitischen Wohltätigkeitsorganisationen zurückgreifen. Inzwischen nennen die Einwohner den schiitischen Stadtteil Saddam-City nach seinem Vater Sadr-City.

Er gilt als die dubioseste Person im Irak der Post-Saddam-Ära. Er wird als größter Rivale von Ayatollah Ali al Sistani beschrieben, der als vergleichsweise moderat gilt.

Im Jahr 2003 bereist as-Sadr den Iran. Ajatollah Khamenei und Hashemi Rafsandschani bereiten ihm einen warmen Empfang. Nach arabischen Quellen wird berichtet, dass die iranische Führung auf as-Sadr als "neuen Sayid Hassan Nasrallah" setzt. Nasrallah ist Chef der Hisbollah im Libanon.

Im April 2004 belagerten as-Sadrs Anhänger das Haus des Ayatollahs al Sistani. As-Sadr wird ebenfalls mit dem Mord an Abdul-Madschid al-Khuwai (عبد الماجد الخوي) zur selben Zeit in Verbindung gebracht, obwohl er einen Zusammenhang stets dementierte.

Am 19. Februar 2004 droht er im Irak mit einer Intifada gegen die Besatzungstruppen unter Führung der USA, nachdem der amerikanische Zivilverwalter Paul Bremer am 15. Februar in der den Schiiten heiligen Stadt Kerbala davon sprach, dass der Islam auf keinen Fall als Hauptquelle der Gesetzgebung der künftigen Verfassung des Irak dienen könne, wie dies einige Mitglieder des Provisorischen Regierungsrates (PGC) des Irak gefordert hätten.

Aber auch aus der Umgebung von Ayatollah Ali al-Sistani kommen scharfe Proteste. Auch dort wird der Islam als natürliche Quelle der Gesetzgebung in dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Land angesehen. Im Unterschied zu as-Sadr nimmt al-Sistani aber das Wort Demokratie überhaupt in den Mund, wie die italienische AsiaNews berichtet.

Am 28. März wird seine Wochenzeitung al-Hawza [1] von den US-Behörden für 60 Tage verboten, weil sie zu Gewalt gegen die USA aufgerufen habe.

Seit dem 3. April toben im Irak Unruhen, die inzwischen als Schiiten-Aufstand bezeichnet werden. Auslöser war die Verhaftung von Mustafa Yakubi, eines Vertrauten as-Sadrs, im Zusammenhang mit dem Mord an al-Khoei. As-Sadr gilt als der Anführer der Unruhen. Paul Bremer bezeichnet ihn am 5. April als Gesetzlosen. An diesem Tag erklärte as-Sadr den "gewaltlosen Widerstand" für "nutzlos" und rief seine Anhänger dazu auf, die "Feinde" zu "terrorisieren".