Fahr (Volkach)

Ortsteil von Volkach
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Fahr ist ein Ortsteil der Stadt Volkach im bayerischen Landkreis Kitzingen.

Fahr
Stadt Volkach
Ehemaliges Gemeindewappen von Fahr
Koordinaten: 49° 53′ N, 10° 10′ OKoordinaten: 49° 52′ 37″ N, 10° 10′ 2″ O
Höhe: 202 m
Fläche: 2,5 km²
Einwohner: 636 (Format invalid)
Bevölkerungsdichte: 254 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 97332
Vorwahl: 09381
Fahr an der Mainschleife, gesehen vom Vogelsberg
Fahr an der Mainschleife, gesehen vom Vogelsberg

Geografische Lage

Fahr liegt direkt am Beginn der Volkacher Mainschleife.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die Geschichte des Ortes ist eng mit der der nahegelegenen Vogelsburg verbunden. Das geistliche und verwalterische Zentrum der Region war bereits, wie auch Fahr in der späten Steinzeit besiedelt. Fahr entwickelte sich daraufhin zum Furtort, der die frühgeschichtlichen Siedlungen Prosselsheim und die Vogelsburg verband.[1] Im ersten vorchristlichen Jahrhundert eroberten elbgermanische Siedler das Gebiet und etablierten den sachbezogenen Orstnamen „Fahr“, eine Fähre über den Main war der Grund.

Als im 6. und 7. nachchristlichen Jahrhundert die fränkische-merowingische Besiedlung Ostfrankens begann, rückte die Furt und Fähre Kaltenhausen-Fahr in eine Abseitsposition, da die neuen Herren sich an den kleineren Flüssen Volkach und Weidach orientierten. Das Dorf wurde im 9. Jahrhundert Teil des weitverzweigten königlichen Besitzes in der Region und bildete eine Nahtstelle in diesem geschlossenen Königsland.

In den folgenden Jahrhunderten löste sich dieses Land langsam auf. Im Jahr 906 wurden mehrere Orte der Umgebung genannt, die an das Kloster Fulda gegeben wurden, Fahr war nicht darunter. Dieses Fehlen in der Urkunde lies einige Schlüsse über den Verbleib des Dorfes zu: Entweder erhielten königliche Ministeriale den Ort erst nach 906 oder eine, ungenannte, Schenkung fand bereits zu früherer Zeit statt. Als Herren des Dorfes können wohl im 11. Jahrhundert die Grafen von Castell gelten.[2]

Wechselnde Dorfherren

Erst im Jahr 1188 wurde Fahr erstmals in den Quellen erwähnt. Mehrere Weingärten des Stiftes Heidenfeld wurden einem Dienstmann der Grafen von Castell, Lenthero de Fahr, übergeben. Das Geschlecht der von Fahr war in der nahen Stadt Volkach bis ins 16. Jahrhundert überliefert. Im Jahr 1205 kam es zu mehreren Güterwechseln zwischen den Grafen von Castell und dem noch jungen Kloster Ebrach, die Grafen zogen sich mehr und mehr aus diesem Gebiet zurück.

Weitere Erwähnung fand das Dorf im Jahr 1222. Otto von Kaltenhausen und Elgersheim, dem nahen Gutshof des Steigerwaldklosters, erhielt die Dorfvogtei als Lehen aufgetragen. Einige Jahre später, 1265/1267, tauchte die „villa Vare“ (lat. Dorf Fahr) im Teilungsvertrag der Brüder von Castell auf. Die Grafen, die ihren Besitz schon weitgehend eingebüßt hatten, verschwanden bis zum Ende des 13. Jahrhundert vollständig von der Fahrer Gemarkung.

Am 20. August 1347 verkauften die Brüder Wolflin und Rüdiger Teufel aus Würzburg mehrere ihrer Fahrer Güter an das Stift Haug. Damit begann der Aufstieg des Stiftes im Ort. War das Kloster Ebrach im Jahr 1340 noch in Fahr begütert und übte es wohl auch noch die Dorfherrschaft aus, so änderte dies sich bis etwa 1400. Das Hauger Stift übernahm das Vogteilehen und das Fährrecht vom Würzburger Bischof.[3]

Das Stift Haug

Etwa zeitgleich mit der Etablierung des neuen Dorfherren erhielt Fahr eine eigene Pfarrei. Im Jahr 1403 wurde ein Pfarrer im Ort erstmals genannt, Fahr hatte sich von der Kirchbergpfarrei mit der Kirche Maria im Weingarten abgespalten. Auf Beginn des 16. Jahrhunderts fiel dagegen die erste Erwähnung der Dorfschule, die fortan die Bewohner unterrichten sollte. Gleichzeitig begann ein Streit mit der nahegelegenen Kartause Astheim, wem die Fischrechte im Main gehören sollten.

Ihren Höhepunkt erlebte diese Auseinandersetzung im Deutschen Bauernkrieg des Jahres 1525. Zusammen mit den Bauern aus dem Volkacher Fähnlein plünderten die Fahrer das Kartäuserkloster und zogen dann zur Vogelsburg weiter, um dieses Kloster ebenfalls zu zerstören. Auch die Reformation kam ins Dorf: 1576 wird der Ungehorsam der Fahrer erwähnt. Trotz dieser Vorfälle setzte sich der lutherische Glauben im Ort nicht durch. Der Dreißigjährige Krieg brachte dann ein knappes Jahrhundert später Verwüstungen, als schwedische und kaiserliche Truppen durch Fahr zogen.

Im 18. Jahrhundert wurde das Fährrecht, das sogenannte „gemeine Fahr“ vom Stift Haug an einige Fahrer Einwohner verliehen, hierfür erhielt das Kloster Abgaben. In den Jahren 1711 bis 1726 errichtete man die Dorfkirche St. Johannes Baptist neu, barocke Prachtentfaltung kamen mit der Ausstattung an den Mainort. Als Napoleon Europa neu ordnen ließ, wurden die meisten geistlichen Herrschaften, darunter auch das Stift Haug, im Zuge der Säkularisation aufgelöst und Fahr kam 1802 an Kurpfalzbayern.[4]

Weitere Geschichte

Mit der Gemeindegebietsreform, die am 1. Mai 1978 in Kraft trat, wurde die Gemeinde Fahr nach Volkach eingemeindet.[5] In Fahr wird seit langem Obst- und Weinbau betrieben und viele Einwohner leben auch heute noch von der Landwirtschaft.

Sehenswürdigkeiten

 
Die Mainfähre von Fahr nach Kaltenhausen
 
Der Elgersheimer Klosterhof in der Dämmerung

Eine der ältesten steinernen Kreuzigungsgruppen Unterfrankens (Mitte des 15. Jahrhunderts) sowie eine barocke Kapelle (vor 1706) beherbergt der Friedhof. Östlich vor dem Ort – Richtung Volkach – steht eine barocke Rundkapelle (um 1727) mit Altar und Kreuzigungsgruppe.

Ganz in der Nähe Richtung Volkach liegt der malerische Elgersheimer Klosterhof, der bis 1803 zum Zisterzienserkloster Ebrach gehörte.

Neben einigen markanten Zehnt- und Bürgerhäusern stellt die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer das dominierende Gebäude im Ort dar. Außen relativ schlicht gehalten überrascht sie den Besucher mit einer prächtigen Innenausstattung, u. a. einem Bild am Hochaltar des Künstlers Anton Clemens Lünenschloß, das die Taufe Jesus im Jordan darstellt. Die reich verzierte Kanzel ist eine der schönsten an der Mainschleife. Mutter Anna mit Kind stammt aus der Riemenschneiderschule.

In der Flur findet man etliche Bildstöcke als stumme Zeitzeugen. Insbesondere der sogenannte Ölbergbildstock aus dem 17. Jahrhundert ist ein gutes Beispiel für die Volksfrömmigkeit der Renaissance.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die gesamten Fahrer Flächen eignen sich bestens zum Anbau von Obst, Spargel und natürlich Wein. Die bekanntesten Lagen sind Volkacher Ratsherr, Volkacher Kirchberg und Fahrer Ratsherr. Etliche Winzer und landwirtschaftliche Betriebe, einige Gasthäuser und Übernachtungsbetriebe sorgen für Arbeitsplätze und pflegen die Landschaft der Weinbaugemeinde.

Zwischen Fahr und Kaltenhausen auf der anderen Mainseite pendelt eine der typischen fränkischen Mainfähren.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Gerhard Egert: Fahr am Main 800-1500. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1978-1992. Volkach 2008.
  • Ute Feuerbach: Der steinige Weg zum Staatsbürger. Der Konflikt der Gemeinde Fahr mit dem Fiskus 1813-1823. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Volkach 906-2006. Volkach 2006.
  • Stefan Meusert: Das Fährwesen in Fahr. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1993-2007. Volkach 2008.
  • Herbert Meyer: Die Turmknopfurkunden zu Fahr. In: Ute Feuerbach (Hrsg.): Unsere Mainschleife. 1993-2007. Volkach 2008.
  • Karl Treutwein: Von Abtswind bis Zeilitzheim. Geschichtliches, Sehenswertes, Überlieferungen. Volkach 1987.

Einzelnachweise

  1. Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S. 72.
  2. Egert, Gerhard: Fahr am Main 800-1500. S. 248 f.
  3. Egert, Gerhard: Fahr am Main 800-1500. S. 250.
  4. Feuerbach, Ute: Der steinige Weg zum Staatsbürger. S. 71.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 748.
Commons: Fahr am Main – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien