Herzog von Rausenbach

Adelsgeschlecht
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Haus Rausenbach ist der Name eines Zweiges des schwäbischen Geschlechts der Raus von Rausenbach. Das Haus besteht bis heute. Die Nachkommen leben heute in Mexiko, Spanien, Österreich und Deutschland.

Wappen der Duques de Rausenbach


Herkunft

Ahnherr der noch heute bestehenden Familie ist Albrecht Raus (~1655–1700). Mit ihm beginnt die sichere Stammreihe. 1735 erhielt Johann Ferdinand Raus von Kaiser Karl VI. den Zusatz “von Rausenbach” und das Incolat im böhmischen Herrenstand[1]. Der Beiname “de Baviera” wird wohl schon von Albrecht Raus geführt worden sein, aber zu einem festen Bestandteil des Familiennamens wurde er erst durch Johannes Raus (spanisch: Juan Raus de Baviera).

Entwicklung

 
Schloss Zrutsch (Böhmen)

Die Familie teilte sich in eine schwäbische und eine höhmische Linie. Johann Ferdinand Raus, der Begründer der höhmischen Linie, war Wirtschaftsdirektor der Güter des Fürsten Lobkowizc mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Er konnte grössere Besitzungen in der Gegend um Prag erwerben, die nach seinem Tod über seine Tochter an die Familie ihres Mannes, Freiherr Wilhelm Hugo Macneven O´Kelly von Agrim übergingen. Zu den Besitzungen gehörte u.a. das 1730 erworbene Gut Zrutsch an der Sasau, dessen Schloss von Johann Ferdinand umgebaut wurde.

Die schwäbische Linie, die hauptsächlich in der Gegend des heutigen Schwarzwalds begütert war, musste gegen Ende des 18.Jhdts. einen Grossteil Ihrer Besitzungen veräussern. Aufgrund von Missernten und wirtschaftlicher Fehlplanung sah sich der damalige Chef des Hauses, Johannes Raus (1778-1833), zu Beginn des 19. Jhdts. dazu gezwungen, einen Grossteil seiner Besitzungen zu veräussern. Aufgrund seiner Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten konnte er an verschiedenen deutsch-mexikanischen Unternehmungen teilnehmen, wodurch er es zu einem bedeutenden überseeischen Vermögen brachte, das zum Teil heute noch im Familienbesitz ist. Im Jahre 1822 wurde er von Kaiser Agustin von Mexiko zum erblichen Duque (span. = Herzog) erhoben. Gemäss kaiserlichen Diploms wurden ihm und seiner ehelichen Nachkommenschaft die Titel und Namen Duque de Mérida (Herzog von Mérida), Príncipe Raus (Prinz bzw. Fürst Raus) verliehen. Das neugeschaffene Herzogtum Mérida bezog sich auf die gleichnamige Stadt auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko.

Seit 1823 führt der jeweilige Chef des Hauses den Titel und Namen Duque de Rausenbach, der bis heute in der Primogenitur vererbt wird.

Nachdem der erste Herzog von Rausenbach im Jahre 1833 Mexiko verlassen musste, um nicht Opfer der Verfolgungen zu werden, die durch das Dekret, genannt “Ley del Caso”, ausgelöst wurden, kehrte er wieder in seine schwäbische Heimat zurück, wo er noch im selben Jahr verstarb. Sein Sohn Jacob Raus, 2. Duque de Rausenbach, versuchte Zeit seines Lebens die hierbei verlorenen mexikanischen Güter wiederzubekommen und reiste, animiert durch Kaiser Maximilian I., nach Mexiko. Seine Spur verliert sich im Jahre 1867 mit der Hinrichtung des Kaisers.

Johannes Raus verfasste 1822 ein Hausgesetz, in dem die Rechte und Pflichten der Mitglieder der herzoglichen Linie des Hauses festgelegt wurden, unter anderem die ausschließliche Primogenitur in der männlichen Linie. Des weiteren stiftete er den noch heute existierenden Haus- und Familienorden, den sogenannten Michaelsorden mit dem Ziel, den Familienverband zu stärken und für die Nachgeborenen zu sorgen[2].


Standeserhebungen

Im Jahre 1735 wurde Johann Ferdinand Raus der Zusatz “von Rausenbach” von Kaiser Karl VI. verliehen[3] und 1755 von Kaiserin Maria Theresia der erbländisch-österreichische Ritterstand[4].

Der mexikanische Kaiser Agustín I. erhob Johannes Raus am 21. Juli 1822 in den erblichen Fürstenstand mit den Titeln und Namen Duque (span.= Herzog) de Mérida, Príncipe (span.= Fürst) Ráus, Señor de Waldach. Im Jahre 1823 wurde Johannes Raus dann zum Duque de Rausenbach erhoben durch Übertragung des herzoglichen Titels von Mérida. Ausserdem wurden ihm und seinen Nachkommen die Zuständigkeit des Prädikats “Alteza” (span.= Hoheit) bestätigt[5].

Da Mexiko alle erblichen Titel für abgeschafft erklärt hat, führen die Nachkommen des zweiten Herzogs von Rausenbach ihre Titel und Namen heute nur noch im familienrechtlichen Sinne.


Wappen

Das ursprüngliche Wappen der Raus von Rausenbach wurde im Jahre 1735 von Kaiser Karl VI. verliehen. 1755 wurde es von Kaiserin Maria Theresia gebessert und Kaiser Augustin I. von Mexiko versah es 1822 mit herzoglichen Attributen, so wie es heute noch geführt wird: Geviert, im ersten und im vierten Feld in gold ein rot bewehrter schwarzer Adler. Im zweiten und im dritten Feld in schwarz ein rot bewehrter und gekrönter goldener Löwe. Umrahmt von der Bordüre des Wappens der Stadt Mérida. Auf dem blauen Herzschild ein silberner Wellenbalken. Das ganze umrahmt vom herzoglichen Mantel und Krone. Die Divise lautet: Origin Conscius.

Chefs des Hauses Rausenbach

Name Zeitraum
I Albrecht Raus, genannt de Baviera (1655-1700) 1655-1700
II Christian Raus , genannt de Baviera (1673-1733) 1700-1733
III Johannes Raus, genannt de Baviera (1709-1771) 1733-1771
IV Johann Christian Raus, genannt de Baviera (1746-1820) 1771-1820
V Johannes Raus, genannt de Baviera, I Duque de Rausenbach, I Duque de Mérida, I Príncipe Ráus (1778-1833) 1820-1833
VI Jacob Raus, genannt de Baviera, II Duque de Rausenbach (1808-1867) 1833-1867
VII Friedrich Raus, III Duque de Rausenbach (1851-1877) 1867-1877
VIII Wilhelm Ernst Raus, genannt de Baviera, IV Duque de Rausenbach (1876)-1922) 1877-1922
IX Albert Raus, genannt de Baviera, V Duque de Rausenbach (1912-1989) 1922-1989
X Helmut Artur Raus, genannt de Baviera, VI Duque de Rausenbach (1938) 1989-

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv Wien, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Hofkanzleiakten
  2. Fundación Casa ducal de Rausenbach (Stiftung des herzogl. Hauses Rausenbach): Gesamtarchiv des Hauses Raus
  3. Tschechisches Nationalarchiv Prag, Saalbücher: Eintrag 163, Seite 482-487; Eintrag 204, Seite 244-253 und Eintrag 12a, Seite 561-565
  4. Österreichisches Staatsarchiv Wien, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Hofkanzleiakten
  5. Fundación Casa ducal de Rausenbach (Stiftung des herzogl. Hauses Rausenbach): Gesamtarchiv des Hauses Raus


Literatur

  • Megerle von Mühlfeld: Österreichisches Adelslexikon. Wien 1822, Seite 139 und Ergänzungsband, Seite 417
  • Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexikon der Preussischen Monarchie. Berlin, Seite 261
  • Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. Regensburg 1865 Verlag Georg Joseph Manz.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adelslexikon. Leipzig 1867, Seite 367
  • Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen statistisch-topographisch dargestellt. Prag 1843, Seite 79
  • Ladd, Doris M.: The Mexican Nobility at Independence. Austin Institute of Latin American Studies, 1976 (ISBN=0-292-75027-7)