Als Biermischgetränke, häufig auch Biermixgetränke, werden in Deutschland Getränke bezeichnet, die teilweise aus Bier bestehen und mit Cola, Limonade, Fruchtsäften oder anderen Zusätzen gemischt werden. Frisch zubereitete Getränkemischungen sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Gastronomie und in Haushalten verbreitet. Daraus ergibt sich die Breite der Varianten und die unterschiedlichen regionalen Bezeichnungen (z.B. Bier mit Zitronenlimonade als Radler, Alsterwasser oder Stange). Durch neu entwickelte und erreichbare alkoholfreie Getränke erweiterte sich die Anzahl der Mixmöglichkeiten, waren anfangs nur Limonade oder Wasser im Angebot, kam beispielsweise Cola hinzu. Seit 1993 können fertige Mischungen durch eine Änderung des deutschen Biersteuergesetzes als fertige Flaschen- oder Dosengetränke von Getränkeherstellern angeboten und kommerziell vertrieben werden.[1] Dem § 1 Absatz 2 des Gesetzes nach sind es Mischungen von Bier mit nichtalkoholischen Getränken, die der Position 2206 der Kombinierten Nomenklatur zuzuordnen sind.[2][3]
Biermischungen
Name | Bieranteil | Mischanteil | Region |
---|---|---|---|
Almradler | Bier | Kräuterlimonade Almdudler |
|
Alster, Alsterwasser | Bier | Zitronenlimonade (klar) | Norddeutschland |
Pils | Orangenlimonade (trüb) | Ruhrgebiet, Rheinland, teilweise Berlin | |
Pils | Apfelsinchen | Bielefeld, Kreise Minden-Lübbecke und Herford | |
Bier | Himbeerbrause | Lübeck, Teile von Nordniedersachsen | |
Alt-Schuss | Altbier | Malzbier, als Schuss | Rheinland |
Altbier | Hefeweizen | unterschiedliche Altbier-Regionen | |
Altbier | Himbeersirup / Fruchtlikör | teilweise Münster | |
Altbier | Cola | Ostwestfalen | |
Amer Biere | helles Bier | Amer Picon (ein Orangenlikör), wenig | Frankreich, Luxemburg |
Berliner Weiße mit Schuss | Weiße | Himbeer- / Waldmeistersirup | |
Biercola | Bier | Cola | |
BMW (= Bier-mit-Wasser) | Pils | Mineralwasser (1 : 1) | Münsterland |
Colabier | Bier | Cola | |
Diesel | Bier | Cola | außerhalb Region Köln/Bonn und Teilen der Eifel |
Drecksack, Dreckiges Bier | Bier | Cola | Rheinland |
Flieger | Pils | Apfelsinchen | |
Fruchtweizen | Weizenbier | Obstsaft / Fruchtnektar | |
Gespritztes | Bier | Cola | Saarland |
Bier | Fassbrause | Berlin, Brandenburg | |
Gestreiftes | Bier | Cola | Wetterau (Hessen) |
Goaß, Bumber | dunkles Bier / Weißbier | Cola + Kirschlikör / Cognac (Ei) | Bayern |
Schwarze, Hirschmaß | helles Bier | Cola + Kirschlikör / Cognac | Bayern |
Kalter Kaffee | Bier | Cola | |
Kowalsky | Bier | Whisky / Schnaps | |
Krefelder | Altbier | Cola | Niederrhein, Krefeld, Düsseldorf |
Pils | Cola | ||
Laternmaß | Helles | Zitronenlimonade + Kirschlikör | |
Mazout | Bier | Cola | frankophone Schweiz |
Monaco | helles Bier (Pils) | Grenadine, ein Schuss | |
Moorwasser | Bier | Cola | Niederrhein, Krefeld, Düsseldorf |
Panaché, Panasch | helles Bier | Zitronenlimonade | Luxemburg, Deutschschweiz |
Potsdamer | helles Bier | rote Fassbrause | Ostdeutschland (Potsi), Nordwestdeutschland (Pots) |
Bier | Zitronenlimonade | Bremerhaven | |
Radler | (dunkles) Bier | Zitronenlimonade | |
Radler sauer, Radler trocken | Bier | Mineralwasser | Sächsische Schweiz |
Red Eye, Red beer | Bier | Tomatensaft[4] | |
Schmutz, Schmutziges | Bier | Cola | Ostwestfalen |
Schneewittchen | Pils | Mineralwasser (1 : 1) | |
Schuss, Pilsschuss, Schussbier | Pils | Malzbier | |
Bier | Cola | Saarland, Teile von Rheinland-Pfalz | |
Schweinebier | Bier | Cola | |
Schwuchtel | Kölsch / Pils | Apfelsaft / Apfelschorle | |
Stange (ursprünglich nach der zylindrischen Glasform) | Bier | Zitronenlimonade (klar) | Berlin, Brandenburg, nördliches Sachsen-Anhalt |
Tango | Bier | Limonade (rot) | Westfalen (nördliche Region), Teile Niedersachsens[5] |
Wurstwasser | Bier | Limonade |
- In Teilen Ostwestfalens versteht man unter Alster neben der Mischung von Bier und Zitronenlimonade auch die Mischung von Pils und Apfelsinchen, einer roten Brause des Bielefelder Getränkeherstellers Carolinen.
- Amer Biere besteht aus einem geringen Teil Amer Picon, einem Orangenlikör, und hellem Bier. Es wird als Aperitif in Frankreich und Luxemburg getrunken[6] und schon von Erich Maria Remarque in Arc de Triomphe aus den 1940er Jahren erwähnt.
- Das Mischungsverhältnis von Bier mit Cola schwankt regional und von Kneipe zu Kneipe. Es reicht von einem relativ kleinen Anteil Cola bis zu einer Mischung 50:50. Die Namensgebung Diesel soll von der Farbe herrühren, die Dieselkraftstoff ähnelt. In den französischsprechenden Teilen der Schweiz ist aus demselben Grund der Begriff Mazout (Heizöl) üblich.
- In der Region Köln/Bonn und in Teilen der Eifel wird mit Diesel eine Mischung aus Cola und Limonade (Spezi) bezeichnet.
- Die Bezeichnung „dreckig“ beruht auf der Verfärbung der Schaumkrone durch die Cola.
- Im Kowalsky liegt der Bieranteil meist wesentlich höher als der des Schnaps. Der Name geht auf die ursprünglich verengte Bedeutung für eine Mischung aus Bier und Whisky zurück. Trotzdem findet sich auch die Schreibung mit "i" (Kowalski).
- Ein Laternmaß kann regional auch mit Weiß- oder Apfelwein statt Hellem gemischt werden, enthält aber stets Zitronenlimonade und Kirschlikör.
- Beim (Pils-)Schuss ist ein Mischverhältnis von halb Pils mit halb Malzbier nicht ungewöhnlich. Bei tatsächlich nur einem kleinen Schuss Malzbier (der ursprünglichen Bezeichnung also), das auf die Schaumkrone des Pilsners geschüttet wird, spricht man häufig von einem Wölkchen.
- Tango wird mit einer speziellen roten und sehr süßen Limonade hergestellt. Diese Limonade wird häufig Regina oder Emslandbrause genannt[7].
Weizenbiermischungen
- Bananenweizen
- sowie Kirsch-, Johannisbeer- oder Pfirsichweizen besteht aus Hefeweizen und dem jeweiligen Fruchtsaft bzw. -nektar, bei der Mischung mit Bananennektar oft auch einfach Weiba genannt.
- Colaweizen
- auch Colahefe, Colaweiße, Hefecola, Neger, Cab (Cola and Beer) oder Mohren besteht zu gleichen Teilen aus Weizenbier und Cola. Richtige Reihenfolge (in Norddeutschland) beim Einschenken: Erst Cola und dann Weißbier, sonst fängt das Getränk an zu schäumen. Sowohl in Süddeutschland als auch im Salzburger Flachgau sowie angrenzenden Innviertel ist die Reihenfolge umgekehrt, da eine Schaumkrone bevorzugt wird und sich die Cola so besser verteilt, anstatt im unteren dünneren Teil des Weißbierglases zu verbleiben; außerdem wird in der Regel viel weniger Cola verwendet (etwa drei Viertel Weizen zu einem Viertel Cola, teilweise sogar noch weniger Cola). Zudem entsteht hierbei eine vielfach beliebte süße Schaumkrone auf dem Weißbier.
- Heller Moritz
- besteht aus Weizenbier, Sekt und einer Zitronenscheibe, die gleichzeitig auch übermäßige Schaumentwicklung vermeidet.
- Neger
- unter anderem in München ein gebräuchlicher Name für Colaweizen. In nördlichen Regionen Deutschlands (wie Niedersachsen) entspricht „Neger“ allerdings auch einem Tablett mit zwölf Gläsern, in die wahlweise Cola mit Scotch oder Cola mit Rum gemischt wird.
- Russ
- auch Russe, Russ’n oder Russ'n-Maß ist ein Zitronenweizen bzw. Weizenradler. Üblicherweise ein Gemisch aus Weizenbier und Limonade (süßer Russ). Es wird vorwiegend in Süddeutschland ausgeschenkt. Eine Variante ist der saure Russ mit Mineralwasser. Mancherorts wird von Heferuss gesprochen, wenn Hefeweizen benutzt wird. Da Weizenbier zumeist aus 0,5-l-Flaschen ausgeschenkt wird, gibt es den Russ(’n) oft nur literweise als Russenmaß. Es ist strittig, woher der Name ursprünglich herrührt; verschiedene Etymologien werden diskutiert. Durch den anhaltenden Rohstoffmangel nach dem Ersten Weltkrieg sollen sich die Brauer entschieden haben, weniger gehaltvolle Biere zu brauen oder auszuschenken. Also mischte man das Bier mit Limonade, wodurch es durch die angenehme Süße bei den russischen Zwangsarbeitern beliebt wurde. Daher der Name „Russ“. Die gebräuchlichste Erklärung ist die Folgende: Zur revolutionären Zeit nach dem Ersten Weltkrieg begab es sich im Münchner Mathäser-Keller, in dem die Revolutionäre tagten, dass aus Mangel an Bier oder wegen der Verfügung weniger Alkohol auszuschenken, um die (im Volksmund als Russ’n bezeichneten) Kommunisten nicht zu ermüden, das Weizenbier mit Limonade oder Wasser gestreckt wurde.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kurzbeschreibung bei brauer-bund.de
- ↑ §1 des Biersteuergesetzes (PDF-Datei; 81 kB)
- ↑ Position 2206 der Kombinierten Nomenklatur
- ↑ http://www.cocktailmusings.com/2010/10/red-eye.html The Red Eye
- ↑ http://www.biertest-online.de/cgi-bin/show/ebs.pl?Data=tango Testbericht eines Tangobiers
- ↑ http://mixology.eu/spirituosen/likoere/picon-erstmal-entspannen-erstmal-picon/
- ↑ http://www.biertest-online.de/cgi-bin/show/ebs.pl?Data=tango Testbericht eines Tangobieres