Heaven & Earth
| Heaven & Earth | ||||
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| Studioalbum von Yes | ||||
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Veröffent- |
2014 | |||
| Label(s) | Frontiers Records | |||
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Format(e) |
CD | |||
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Titel (Anzahl) |
8 | |||
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51:27 | ||||
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Besetzung |
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Studio(s) |
Neptune Studios, Los Angeles, CA | |||
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Heaven & Earth ist das zweiundzwanzigste Studioalbum der Progressive-Rock-Band Yes, veröffentlicht im Jahre 2014.
Entstehung
Yes' einundzwanzigstes Studioalbum "Fly from Here" war trotz der teuren und hochgelobten Produktion von Trevor Horn nicht mehr auf die ungeteilte Begeisterung einer großen Fangemeinschaft gestoßen. Zu viele Stücke des Albums waren alte Songs, die bei verschiedenen Sessions übriggeblieben waren, und die man auf dem Album wiederverwendet hatte. Bereits zum wiederholten Male fuhr ein Studioalbum Yes' rote Zahlen ein. [1]
Um die Verluste auszugleichen, schickte Yes' Plattenfirma, das italienische Oldielabel Frontiers Records, die Band auf lange Tourneen, auf denen sie ausschließlich ihre alten Klassiker spielte - etwas, dass sie bereits seit der "Keys to Ascension"-Ära Mitte der 1990er Jahre getan hatte. Seit dieser Zeit ähnelten sich die Setlisten der Yes-Konzerte auffällig, und rekrutierten sich vor allem aus den Alben "The Yes Album", "Fragile", "Close to the Edge" und "Going for the One". Nur sporadisch, anlässlich von Neuveröffentlichungen, wurden neue Stücke eingestreut.
Benoît David, Sänger auf "Fly from Here", der bereits seit einiger Zeit von den anderen Bandmitgliedern kritisiert worden war, weil er kein Songwriter war[2], wurde nun durch Jon Davison, vorher bei der Band Glass Hammer, ersetzt. Abgesehen von seiner Stimme, die der des langjährigen Yes-Sängers Jon Anderson ähnelte, schrieb dieser im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger selbst Songs. So wurde, auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass schon "Fly from Here" zu großen Teilen aus alten Ideen aus den 1980er Jahren bestanden hatte, deutlich, dass Yes dringend neues Songmaterial benötigten, das die anderen Mitglieder nicht selbst schreiben konnten oder wollten. Da man angesichts der Kritik an "Fly from Here" nicht wieder auf altes Material zurückgreifen wollte, wurde Neumitglied Jon Davison auch zum Hauptsongwriter der Band.
Angesichts der finanziellen Katastrophe von "Fly from here" wurden Yes von Frontiers zu drastischen Einsparungen gezwungen. Während die Songs geschrieben wurden, war die Band kaum je komplett versammelt. Die Mitglieder wohnten bereits seit Jahren weit verstreut in verschiedenen Ländern, so dass es aufwändig und teuer gewesen wäre, die ganze Band über Wochen und Monate an einem Ort zu versammeln. Daher reiste Davison mit seinen Demos von einem Mitglied zum nächsten: Ende 2012 besuchte er Bassist Chris Squire in Phoenix, Arizona, danach flog er nach Seattle um sich mit Schlagzeuger Alan White zu treffen. Er flog dann im Dezember 2013 nach England, um zunächst mit Gitarrist Steve Howe zu arbeiten, und fuhr am Ende zu Keyboarder Geoffrey Downes nach Wales.[3] [4]
Die ersten Songs, an denen Davison und Squire arbeiteten, waren "The Game" und "In a World of Our Own"[5]. "The Game" stammte aus früheren Sessions für ein nie verwirklichtes Solo-Album Squires, die Hauptarbeit leistete aber Davison. Dies ging schließlich so weit, dass er sogar die Basslinien für Chris Squire schrieb.[6]
Erst Anfang 2014, nur Tage vor Beginn der Aufnahmen, kam die Band in Los Angeles zusammen, um gemeinsam noch letzte Hand an die Stücke zu legen.[7]
Um die Kosten während der nun folgenden Studioaufnahmen niedrig zu halten, gestand Frontiers Yes nicht einmal die Hälfte der Zeit zu, die sie normalerweise im Studio benötigen. Anstelle von vier oder fünf Monaten musste "Heaven & Earth" in zwei Monaten fertiggestellt werden[8]: Die Band war vom 6. Januar bis zu. 14. März 2014 in den Neptune Studios in Los Angeles. Die bei der Progressive-Rock-Band Yes üblichen, ausgefeilten Arrangements konnten daher aus Zeit- und Kostengründen nicht realisiert werden.[9]
Diese Zeit- und Kosteneinsparungen konnten an der Musik nicht spurlos vorübergehen: Die Songs und ihre Arrangements mussten für die Verhältnisse der Band ungewohnt schlicht bleiben, Klang und Produktion ebenfalls. Notgedrungen entschied man sich, den Songs durch den Einsatz einer Rhythmusgitarre mehr Volumen zu verleihen, was im Vergleich zu den bei Yes üblichen künstlerischen Mitteln weitaus weniger Zeit in Anspruch nahm. Da Steve Howe kaum Rhythmusgitarre spielt, übernahm Jon Davison diese Aufgabe.[10]
Gegen Ende der Aufnahmen geriet die Band in Schwierigkeiten. Zeitweise spielten die Musiker getrennt voneinander in drei verschiedenen Studios ihre Parts ein, um die Deadline noch zu schaffen. Dann wurde ein große Umbesetzung notwendig: Kurz nachdem Squire in einem Interview erklärt hatte, dass Produzent Baker sich "nächsten Montag" an den Mix machen würde[11], wurde bekannt, dass plötzlich Billy Sherwood damit betraut worden war. Zunächst wurden technische Probleme als Grund genannt[12], Steve Howe gestand später jedoch ein, dass Baker es nicht verstanden habe, das skizzenhafte "Heaven & Earth" wenigstens wie ein Yes-Album klingen zu lassen. Band und Plattenfirma waren mit der Produktion unzufrieden. So wurde kurzerhand das ehemalige Yes-Mitglied Billy Sherwood engagiert, um Mix und Mastering in nur ein paar Tagen fertigzustellen und dabei zu retten, was noch zu retten war.[13] In nur zehn Tagen mischte Sherwood das Album nun neu.
Das Album wurde schließlich am 16. Juli 2014 in Japan, am 18. und 21. Juli in Europa, und am 22. Juli in Nordamerika veröffentlicht.[14]
Leak
"Heaven & Earth" wurde einige Wochen vor seiner offiziellen Veröffentlichung geleakt.[15] Vermutungen, ein Mitarbeiter von Frontiers sei dafür verantwortlich und wollte der Band bzw. der Plattenfirma absichtlich schaden, waren weit verbreitet (auch Bandmitglieder beteiligten sich an entsprechenden Spekulationen) wurden aber nie offiziell bestätigt.
Titelliste
- "Believe Again" (Davison/Howe) (8:02)
- "The Game" (Squire/Davison/Johnson) (6:51)
- "Step Beyond" (Howe/Davison) (5:34)
- "To Ascend" (Davison/White) (4:43)
- "In a World of Our Own" (Davison/Squire) (5:20)
- "Light of the Ages" (Davison) (7:41)
- "It was All We Knew" (Howe) (4:13)
- "Subway Walls" (Davison/Downes) (9:03)
Bonustrack auf der japanischen Ausgabe:
- "To Ascend" acoustic version (4:33)
Anmerkungen
Mehrere Stücke wurden von der Band unterschiedlich weit entwickelt, dann aber aus Zeitgründen nicht mit auf das Album genommen[16]:
- "Horizons", ein Longtrack, der verschiedene Stile zu einem Stück kombiniert, das an "Close to the Edge" erinnern soll. Der Song wurde aus Zeitmangel nicht fertiggestellt und soll zentrales Stück auf einem nächsten Album werden.
- "Breaking Down on Easy Street" (Squire/Davison oder Squire/Davison/White)
- "From the Moment" oder "To the Moment"
- "Midnight" (möglicherweise von Squire/White)
- "Don't Take No for an Answer"
- Ein Stück, das Howe und Davison zusammen schrieben, das vermutlich "Zenith" heißt und an "Tempus Fugit" vom Album "Drama" erinnern soll.
- Ein Songs den Squire, Downes und Davison geschrieben haben.
Besetzung
- Jon Davison – Gesang, Gitarre
- Steve Howe – Gitarre, Gesang
- Chris Squire – E-Bass, Gesang
- Alan White – Schlagzeug
- Geoff Downes – Keyboards
Cover
Um an das Design der klassischen Yes-Alben anzuknüpfen, wurde erneut der Fantasy-Künstler Roger Dean engagiert, der schon seit den 70er Jahren für viele Yes-Albumcover verantwortlich zeichnet. Er steuerte mit dem Bild "Heaven & Earth" auch den Albumtitel bei.
Charterfolge
Heaven & Earth erreichte Platz 23 in den deutschen, Platz 20 in den englischen und Platz 26 in den amerikanischen Charts.
Rückschau
Die Veröffentlichung von Heaven & Earth stieß auf viel Kritik. Eine erste Rezension, von Anil Prasad auf dessen Facebook-Seite, war ein Verriss, den Prasad aus unbekannten Gründen bald zurückzog. Er hatte Heaven & Earth als das bis dato schlechteste Yes-Album bezeichnet. In den folgenden Wochen sprangen ihm jedoch zahlreiche Kritiker bei. Bemängelt wurden unter anderem das Songwriting Davisons, das für Yes einfach zu schlicht und anspruchslos sei (mehrfach wurde der Vergleich mit Kinderliedern gezogen), der leichtgewichtig-folkige Gesamtklang (den einige Fans dagegen explizit lobten), das Ausbleiben aufwändiger progressive-rock-üblicher Arrangements (in diesem Zusammenhang wurde meist "Subway Walls" als einzige Ausnahme hervorgehoben), sowie die Produktion, der deutlich anzuhören, dass sie nicht sehr teuer war. Auch Roy Thomas Baker und Billy Sherwood wurden für ihre Arbeit kritisiert, ersterer gar aus der Band selbst, letzterer vor allem wegen des flachen Klangs der Singstimmen.
Obwohl einige Fans das Album gut aufnahmen, gilt Heaven & Earth weithin als eines der schwächsten Alben der Band.[17]
Einzelnachweise
- ↑ Chris Squire: "Fly from Here (...) ended up costing us." in der Juli-Ausgabe des britischen Magazins "Prog", 2014
- ↑ Veteran rockers Yes bring classic albums in entirety to Borgata. pressofatlanticcity.com, 2. April 2014, abgerufen am 11. April 2014.
- ↑ Juli-Ausgabe des britischen Magazins "Prog", 2014.
- ↑ [1]
- ↑ "Chris Squire and I got together and worked on ‘The Game’ and ‘In a World of Our Own’ back in 2012."
- ↑ In einem Interview gab Howe an, dass Davison "wrote massive bass lines for this album".
- ↑ Davison im Juni 2014: "then we came together as a group. And, as a whole band, we then constructed the songs; the demos, we brought to life. You know, everyone learned the parts, or reinvented the parts."
- ↑ Squire in einem interview mit Jon Kirkman (Juni 2014): "we're used to a Yes album usually taking about four or five months from the beginning to the end of the mixing, but we really only had about two."
- ↑ Howe im August 2014: "“It Was All We Knew” was a song that stayed like it was originally, more or less."
- ↑ Howe im September 2014: "Jon plays rhythm guitar. I like his rhythm work. It's really good to have a great rhythm guitarist in the group."
- ↑ [2]
- ↑ Chris Squire im Juni 2014 in einem Interview mit Jon Kirkman
- ↑ Howe: "we just didn't feel that it was quite Yes" (seemingly referring to an initial mix by Baker). He continued: "Billy has a history with the band (...) we trusted him (...) That's how the swinging roundabout came; we might have been going around with this with Roy Thomas Baker, but that's not how we finished it."
- ↑ [3]
- ↑ [4]
- ↑ [5]
- ↑ Rezensionen auf den Babyblauen Seiten