William Dieterle

deutsch-US-amerikanischer Filmregisseur und Schauspieler
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Wilhelm Dieterle (ab 1930 anglisiert zu William Dieterle; * 15. Juli 1893 in Ludwigshafen; † 8. Dezember 1972 in Ottobrunn) war ein deutscher Filmregisseur und Schauspieler. Nachdem er bis 1928 in über 60 deutschen Filmen als Schauspieler zu sehen war, konnte er ab den 1930er-Jahren größere Erfolge als Regisseur in Hollywood verzeichnen. Insbesondere seine Biopics wie Louis Pasteur und Das Leben des Emile Zola wurden mehrfach ausgezeichnet. Bis einschließlich 1968 inszenierte Dieterle 87 Filme.

Wilhelm Dieterle um 1928 auf einer Fotografie von Alexander Binder

Kurzbiografie

Dieterle begann seine Karriere zunächst als Schauspieler und trat seit 1913 neben der Bühne auch in Filmen auf. Ab 1920 begann er ausschließlich für den Film zu arbeiten und realisierte 1923 seinen ersten Film als Regisseur. Seine Arbeiten in Deutschland waren so erfolgreich, dass er 1930 mit einem Vertrag von Warner Bros. nach Hollywood ging. Neben Michael Curtiz wurde Dieterle rasch zu einem der Hausregisseure des Studios, der in jedem Genre solide Arbeiten zu liefern wusste. Besonders einige Filme mit Kay Francis waren sehr erfolgreich, darunter die Komödien Man Wanted und Jewel Robbery von 1932. Im selben Jahr drehte er auch mit Ruth Chatterton The Crash, in dem Chatterton als manipulative und geldgierige Frau ihren Ehemann verlässt, nachdem dieser beim titelgebenden Börsenkrach alle Ersparnisse verliert. Gemeinsam mit Max Reinhardt adaptierte Dieterle 1935 die ambitionierte Verfilmung von Ein Sommernachtstraum, doch genügte das fertige Ergebnis nach Meinung vieler Kritiker nicht den hohen Erwartungen.

Seit 1936 wurde Dieterle praktisch abonniert auf Filmbiografien bekannt, die einem breiten Publikum Leben und Wirken von so bedeutsamen Persönlichkeiten wie Louis Pasteur, Émile Zola, Florence Nightingale, Paul Ehrlich und Paul Julius Reuter nahebrachten. Nach 1945 konzentrierte sich Dieterle auf Melodramen wie I’ll be Seeing You, in dem Ginger Rogers als verurteilte Kriminelle auf Freigang romantische Stunden mit Joseph Cotten erlebt. Sein größter kommerzieller Erfolg wurde Liebesbriefe in dem wiederum Joseph Cotten die Hauptrolle hatte, der unter einer falschen Identität Liebesbriefe an Jennifer Jones schickt. Erst nach vielen Komplikationen werden beide glücklich. Jennifer Jones wurde für ihre Darstellung für den Oscar als beste Darstellerin nominiert. Seinen letzten durchschlagenden finanziellen Erfolg hatte er 1950 mit Liebesrausch auf Capri, der Joseph Cotten als verheirateten Diplomaten und Joan Fontaine als erfolgreiche Konzertpianistin präsentierte, die beide nach ihrem vermeintlichen Tod bei einem Flugzeugabsturz ein neues Leben mit neuen Identitäten auf Capri versuchen, sich jedoch am Ende zu ihrer Verantwortung gegenüber ihren Angehörigen bekennen.

Ende der 1950er Jahre kehrte er nach Europa zurück und drehte in Italien noch einige wenig erfolgreiche Streifen. Dieterle inszenierte einige Fernsehspiele für das deutsche Fernsehen und zog sich Anfang der 1960er Jahre nach Bayern ins Privatleben zurück. Er war seit 1921 mit der Schauspielerin und Drehbuchautorin Charlotte Hagenbruch verheiratet.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Gemeindefriedhof von Hohenbrunn bei München.[1] Von seiner Geburtsstadt Ludwigshafen wird seit 1993 in Würdigung der Verdienste Dieterles der William-Dieterle-Filmpreis vergeben.

Werke

Als Schauspieler (Auswahl)

 
Wilhelm Dieterle (links) in einer Drehpause zum Film Das Wachsfigurenkabinett, 1924

Regiearbeiten

Autobiografien

  • Willi Breunig (Hrsg.): Der Sprung auf die Bühne. Die Jugend- und Theatererinnerungen des Schauspielers und Regisseurs William Dieterle (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein. Band 24). Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein, Ludwigshafen am Rhein 1998, ISBN 3-924667-28-4.
  • Willi Breunig (Hrsg.): Der Kampf um die Story. Die Hollywood- und Lebenserinnerungen des Schauspielers und Regisseurs William Dieterle (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein. Band 29). Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein, Ludwigshafen am Rhein 2001, ISBN 3-924667-33-0.

Auszeichnungen

Literatur

  • Hervé Dumont: William Dieterle. Un humaniste au pays du cinéma. CNRS Éditions – Cinémathèque Française – Musée du Cinéma, Paris 2002, ISBN 2-271-06001-X.
  • Marta Mierendorff: William Dieterle. Der Plutarch von Hollywood. Henschel, Berlin 1993, ISBN 3-89487-177-6.
  • Horst O. Hermanni: William Dieterle. Vom Arbeiterbauernsohn zum Hollywoodregisseur. Mit einer Filmographie von Hervé Dumont. The World of Books, Worms 1992, ISBN 3-88325-498-3.
  • Marta Mierendorff: William Dieterle: vergessene Schlüsselfigur der Emigration. Seine Beziehungen zu exilierten Autoren. In: Donald G. Daviau, Ludwig M. Fischer (Hrsg.): Das Exilerlebnis. Verhandlungen des 4. Symposium über Deutsche und Österreichische Exilliteratur. Camden House, Columbia SC 1982, ISBN 0-938100-17-3, S. 81–100.
Commons: William Dieterle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. knerger.de: Das Grab von William Dieterle